Während der Holstein-Warmzeit

 tauchten erstmals Menschen in dieser Region auf: Funde von Werkzeug in Clacton-Technik bei Wallendorf östlich Merseburgs. Auch jüngere altsteinzeitliche Gruppierungen dürften durch das Gebiet um Merseburg gestreift sein.

 

Vor etwa 10500 Jahren

 Mittelsteinzeitliche Jäger und Sammler: Grabfund "Schamanin" in Bad Dürrenberg (ca. 9000 Jahre alt) südlich Merseburgs.

 

Vor etwa 7500 Jahren

 setzt die jungsteinzeitliche Besiedlung, beginnend mit der donauländischen Kulturgruppe der Linienbandkeramiker ein: Funde am Stecknersberg. Kennzeichnend für die Merseburger Gegend ist, dass hier Ansiedlungen aller großen prähistorischen Kulturen nachgewiesen werden konnten. Schon während der frühen Jungsteinzeit dürfte in den Bereichen Domplatz, Stadtfriedhof und Haackestraße sowie am Stecknersberg gesiedelt worden sein. Auch zahlreiche stichbandkeramische Funde.

 

Vor etwa 6500 Jahren

 lebt im heutigen Leuna-Rössen eine jungsteinzeitliche Gruppe, nach der infolge Grabungsfunden Ende des 19. Jahrhunderts eine eigenständige Kultur benannt wurde: die Rössener Kultur, die in weiten Teilen Deutschlands, der Schweiz, Ost-Frankreichs und Ost-Belgiens verbreitet war.

 

 

Vor etwa 6000 Jahren

 schließen Trichterbecherkulturen an; offenbar Anlage verschiedener Grabhügel in der Gegend (die inzwischen wie der Brannthügel meist abgetragen sind, von denen aber schon der mittelalterliche Chronist Ernst Brotuff zu berichten weiß). Funde der Baalberger Kultur (vor ca. 6000 Jahren) und Kugelamphorenkultur (vor ca. 5100 Jahren).

 

 

Vor etwa 4800 Jahren

 Schnurkeramiker: Funde u.a. in der Merseburger Altenburg, westlich des Bahnhofgeländes, am Saalehochufer sowie in Leuna-Göhlitzsch (Beigaben des Steinkistengrabes). Der Kreis Merseburg ist für diese Kultur der fundreichste der Region.

 

 

Vor etwa 4500 Jahren

 Glockenbecherkultur: Funde u.a. am Stecknersberg und bei Richters Baumschulen.

 

 

Vor etwa 3900 Jahren

 Bronzezeitliche Besiedlung, zahlreiche Funde älterer und jüngerer bronzezeitlicher Gruppen im heutigen Merseburger Stadtgebiet.

 

 

Vor etwa 2700 Jahren

Früheisenzeitliche Besiedlung: Funde der Jastorfkultur (vor ca. 2500 Jahren) im Bereich Hallesche Straße, Funde der Thüringer Kultur (vor ca. 2700 Jahren) am südlichen Saalehochufer.

 

 

Vor etwa 2500 Jahren

 Funde der vorrömischen Eisenzeit u.a. nördlich Richters Baumschulen, am Bahnhof und im Bereich Hallesche Straße.

 

 

Um die Zeitenwende

 Elbgermanische Besiedlung; römische Einflüsse (Ableitungen des Stadtnamens vom römischen Kriegsgott Mars gehören jedoch ins Reich der Spekulation).

 

 

Um 300

 ausgehend von sprachlichen Überlegungen könnte Merseburg der ersten hermundurischen Besiedlungsepoche entstammen: mers von mari, meri [germ.] Marsch, Sumpf, Moor, d.h. Merseburg - Sumpfburg? (Der sich in Nord-Süd-Richtung gut einen Kilometer ausdehnende, nach Osten steil zur Saale abfallende und im Westen wie Süden von Sümpfen der Klia und Geisel geschützte Domberg dürfte eine ideale Verteidigungsstellung gewesen sein.)

Aus dieser Zeit (der Römischen Kaiserzeit) stammt ein ausgedehntes Feld germanischer Adelsgräber bei Leuna sowie ein Gräberfeld offenbar einer anderen Siedlungsgemeinschaft (keine provinzialrömischen Grabbeigaben) südlich des städtischen Gaswerkes.

 

 

Um 450

 Merowingische Ansiedlung? In der Sage wird Merseburg auch als Gründung König Meerwigs beschrieben. Funde in der Altenburg und im Stadtpark.

 

 

Um 600

 Nach Besiedlungslücken in der Völkerwanderungszeit? slawische Einflüsse, (weitere Deutungen des Stadtnamens von medziborije [slaw.]: mitten im Wald). Verteidigungsbauten im Bereich des späteren Petri-Klosters laut Grabungsbefunden wahrscheinlich durch Brand zerstört.

 

 

743/44

 könnte der Ort in den Feldzügen des fränkischen Hausmeiers Karlmann und dessen Bruders Pippin gegen die Sachsen eine Rolle gespielt haben.

 

Um 750

 gehört das Stadtgebiet zum Missionsfeld des Klosters Fulda,

 

 

 

um 780

 zum Missionsfeld des 769 gegründeten Klosters Hersfeld. Das Patrizinium der (erst 1255 urkundlich erwähnten) Martinskapelle deutet auf eine Gründung dieser karolingischen Zeit. Möglicherweise gehörte der Ort auch zu einem fränkischen Burgensystem, verschiedentlich werden Alberich und Markward als Burggrafen vermutet.

 

 

805

 könnte Merseburg zu den 11 Orten entlang des limes sorabicus in Beziehung gestanden haben, die Karl der Große zu Plätzen des Handels mit den Slawen bestimmte (wird im Diedenhofer Kapitular aber noch nicht namentlich erwähnt).

 

 

 

Zwischen 830 und 850

 erste urkundliche Erwähnung Merseburgs als Mersiburc civitas im Hersfelder Zehntverzeichnis. Da Zehnt nur von Christen erhoben wurde, somit erstmals auch eine ansässige Christengemeinde sowie eine befestigte, größere Ansiedlung (civitas) bezeugt.

 

 

Zwischen 880 und 899

 Erwähnung als urbs Merseburg im Hersfelder Zehntverzeichnis.

 

 

Um 906

 heiratet Heinrich, der spätere erste deutsche König, in Merseburg Hatheburg, die Tochter Erwins, Graf des Hassegaus und der Thuringia australis, der seinen Sitz in der Altenburg gehabt haben dürfte. Möglicherweise von der Grenzstadt Merseburg aus unternimmt Heinrich einen Kriegszug gegen die slawischen Daleminzer, daraufhin erster Einfall der Ungarn in Sachsen. Ersterwähnung der Altenburg als antiqua civitas Merseburch.

 

908

Die Ehe Heinrichs mit Hatheburg wird annuliert.

 

909

 Heinrich leiratet Mathilde, eine Nachfahrin des Westfalen Widukind und spätere Heilige, behält aber seine durch die Ehe mit Hatheburg in Merseburg erworbenen Besitzungen, müht sich in der Folgezeit offenbar erfolgreich Merseburger Eigentumsverhältnisse und Privilegien zu ordnen und in seiner Hand zu konzentrieren.

 

 

912

 wird Heinrich, der nach dem Tode Erwins schon über die Merseburger Grafschaft verfügt haben dürfte, Herzog von Sachsen.

 

 

915

 fällt Eberhard von Franken, Bruder des letzten ostfränkischen Königs Konrad I., mit einem Heer in Sachsen ein, um den wachsenden Einfluss Heinrichs zu brechen. Dabei soll es auch zur Belagerung Merseburgs gekommen sein.

 

 

Nach 919

 dürfte unter Heinrich, nunmehr als Heinrich I. deutscher König, Merseburg zum Pfalzort geworden sein.

 

 

Nach 926

 wird Merseburg während eines neunjährigen Waffenstillstandes mit den Ungarn massiv befestigt. Mauer um südlichen Burgberg.

 

 

931

 am Himmelfahrtstag (19.5.) Einweihung der ersten steinerner Kirche als St. Johannis baptistae, wahrscheinlich im Beisein Heinrich I. Damit neben Martinskapelle und Petrikirche möglicherweise 3 Gotteshäuser in Merseburg. Ursprünge der späteren Domstiftsbibliothek könnten hier zu suchen sein, denn 21 noch vorhandene Dokumente (so z.B. eine wahrscheinlich Fuldaer Handschrift, die u.a. das Fränkische Taufgelöbnis aus dem 9. Jahrhundert enthält) sind älter als der Dom.

 

 

932

 erwirbt Heinrich I. vom Kloster Fulda Besitz in Merseburg (Merseburc geschrieben) die Urkunde darüber dürfte das älteste bekannte, datierte Dokument für Merseburg sein. Merseburger Grafschaft als sich links der Saale zwischen Salza, Wilderbach und Wipper erstreckend beschrieben; Siegfried I. als Merseburger Graf genannt, ein "comitas" (Hof) in Merseburg erwähnt..

 

 

933

 schlägt das Heer Heinrich I. (wohl am 15.3.) die Ungarn bei Riade, möglicherweise eine Flur nahe Merseburgs. Die Siegesfeier findet offenbar in der hiesigen Pfalz (palatinum) statt, die Festhalle im zweigeschossigen Palast der Königspfalz soll mit Szenen dieser Schlacht reich bebildert gewesen sein.

 

 

936

 wird die berüchtigte Merseburger Legion (von Heinrich I. für Grenzkrieg mit Slawen angesiedelte begnadigte Diebe und Räuber) in Böhmen vollständig aufgerieben; ihr Anführer hieß Asic.

 

 

937

 stirbt Graf Siegfried I.

 

 

938

 verschwört sich Thankmar (Sohn Heinrichs I. mit Hatheburg) gegen seinen Halbbruder Otto I. (seit 936 Nachfolger Heinrich I. auf dem deutschen Königsthron), wird in der Eresburg bei Obermarsberg ermordet.

 

 

939

 im April und Mai belagert Otto I. seinen Bruder Heinrich (der nun versucht ihm die Herrschaft streitig zu machen) in Merseburg.

 

 

949

 Merseburg Mersapurac geschrieben.

 

Um 950

 Merseburg Hauptort eines Burgwardbezirkes zu beiden Seiten der Saale.

 

952

 Otto I. am 26.6. in Merseburg. Älteste bekannte, in Merseburg ausgestellte Urkunde: Otto I. belehnt den sächsischen Markgrafen Hermann Billung mit den Marken Ozmina und Turata samt der Burg Grodesti. Schreibweise für Merseburg dabei: Merseburg.

 

 

955

 am 10.8. gelobt Otto I. vor der Schlacht auf dem Lechfeld, im Falle eines Sieges gegen die Ungarn, dem Tagesheiligen Laurentius in Merseburg ein Bistum zu stiften.

 

957

 stirbt der Merseburger Graf Dedi.

 

962

 am 12.2. erhebt Papst Johannes XII. in Rom, im Umfeld der Kaiserkrönung Otto I., das Kloster Magdeburg zum Erzbistum und das Kloster Merseburg zu einem Magdeburg untergeordneten Bistum.

  

965

 feiert Otto I. am 10.8. den 10. Jahrestag seines Sieges auf dem Lechfeld in Merseburg. Nach Tod des Markgrafen Gero Mark Merseburg durch Teilung der Mark Thüringen entstanden, ging später im Hochstift auf.

 

967

 Papst Johannes XII. verleiht dem künftigen Erzbischof von Magdeburg das Recht für Merseburg, Zeitz und Meißen Bischöfe zu weihen.

 

968

 Merseburg wird Bischofssitz. Erster Bischof: Boso (-970), wird auch Hofkapellan Otto I. Boso, vor die Wahl gestellt, welches Bistum er übernimmt, entscheidet sich statt der vorgelagerten Bistümer Meißen und Zeitz, für das inzwischen friedlichere Merseburg. Grenzen des Bistums: im Westen: Hassegau einschließlich Friesenfeld, begrenzt durch Sachsgraben bei Wallhausen, im Süden: Helme, Unstrut Norden: Saale bei Salzmünde, Salza, Salziger See, Süßer See und Wilderbach, Osten: Gaue Siusili und Chutizi, ungefähr von der Elbe bei Oranienbaum bis zur Chemnitz, begrenzt von nicht näher lokalisiertem, dichten Wald. Otto I. soll seinen Merseburger Palast dem Bistum überlassen haben. Die Stiftskirche St. Johannis baptistae dürfte zur Bischofskirche mit dem Ko-Patron Laurentius erhoben worden sein. Das Johannes-Stift wurde möglicherweise mit dem Petri-Stift vereint.

 Kötzschen (cozini) durch Otto I. dem Bistum geschenkt.

 

971

 Bischof Giselher (-981), war Hofkapellan.

 

973

 Otto I. in Merseburg; der Sage nach soll ihm hier im Traum sein baldiger Tod prophezeit worden sein (stirbt am 7.5. in Memleben). Schreibweise: Mersiburg.

 

974

 Otto II. am 24.5. in Merseburg (mit Theophanu). Ausbau der Johannes- und Laurentiuskirche (-977?) zur Kathedrale. In Urkunde erstmals für Merseburg Juden, Kaufleute und Münze erwähnt. Schreibweise: Mersaburg,

 

975

 Merseburch. Um diese Zeit soll Kaiser Otto II. dem Bistum Reliquien der Heiligen Romanus und Maximus geschenkt haben, die in der Bischofskirche in einem Reliquienbegräbnis beigesetzt wurden.

 

980

 Schreibweise: Merseburg.

 

981

 Bischof Giselher erreicht seine Berufung zum Erzbischof von Magdeburg. Da laut Kirchengesetz nicht von einem zum andern Bistum übergegangen werden darf, hebt Papst Benedict VII. das Bistum Merseburg am 10.9. auf. Merseburg gehört wieder zum Sprengel Halberstadt, das Stift besteht weiter. Zur „Entschädigung“ wird der Stadt ein dem Hl. Laurentius geweihtes Mönchskloster zugestanden. Die Johannes- und Laurentiuskirche könnte zur Klosterkirche umfunktioniert worden sein. Deswegen Gründung von St. Maximi für die Stadtgemeinde? Das seltene Patrizinium der Stadtkirche lässt eine Gründung dieser Zeit durchaus vermuten.

 

982

 am 13.7. fällt Graf Günther von Merseburg in Italien im Kampf gegen die Sarazenen.

 

983

der nunmehrige Magdeburger Erzbischof Giselher erhält am 26.4. auf Anraten Otto II. vom Papst das Recht, Abt und Klosterbrüder in das Kloster zu Merseburg einzusetzen. In diesem Jahr könnte auch der Merseburger Graf Bio auf einem Kriegszug verstorben sein.

 

986

 Otto III. mit Theophanu am 7.5. in Merseburg. Kriegszug gegen Böhmen?

 

988

 Otto III. am 27.8. in Merseburg.

 

991

 Theophanu am 18.4. und 1.5. in Merseburg, Otto III. im Mai und September (18.9.).

 

992

 Otto III. am 24.6. in Merseburg. Der Merseburger Abt Ochtrad bei der Weihe des Halberstädter Doms anwesend.

 

993

 Otto III. im Juli in Merseburg, möglicherweise zum Hoftag.

 

997

 Otto III. am 18.5. in Merseburg, sammelt ein Heer gegen die Liutizen.

 

998

Konzil unter Vorsitz des Papstes Gregor V. und Kaisers Otto III. beschließt die Wiederherstellung des Bistums Merseburg.

 

1000

 Otto III. versucht am 25.3. in Magdeburg Erzbischof Giselher zu bewegen, sich mit seinem ursprünglichen Bistum Merseburg zu bescheiden. Giselher erreicht jedoch einen Aufschub und schließlich die Erledigung dieses Themas.

 

1002

 Heinrich II. vom 24.-28.6. zum ersten Hoftag in Merseburg; wird von den Sachsen als neuer König bestätigt, Umritt. Zum Friedensschluss ist der Polenherzog Boleslav Chrobry zugegen. Empfangen wird Heinrich II. vom Merseburger Abt Heimo und vom Merseburger Grafen Esiko.

 

1003

 Heinrich II. (mit Kunigunde) czu Himmelfahrt in Merseburg.

 

1004

 am 25.1. stirbt Erzbischof Giselher, am 2.2. wird Tagino von einem päpstlichen Legaten in Merseburg zum neuen Magdeburger Erzbischof ernannt. Am 4.2. schließlich kommt es zur Wiederbelebung des Bistums Merseburg unter Heinrich II. Bischof wird Wigbert (-1009), ein Hofkapellan. Das wiederhergestellte Bistum ist kleiner als das ursprüngliche, da Giselher das Gebiet aufgeteilt hatte und nicht mehr alles zurück gewonnen werden konnte. Alle alten Rechte des Bistums werden jedoch bestätigt. Hoftag (mit Heinrich und Kunigunde?). Noch Anfang Februar bricht Heinrich II. von Merseburg aus zu einem Kriegszug gegen Polen auf, kehrt Ende Februar nach Merseburg zurück. Am 4.3. schenkt Heinrich II. dem Bischof offenbar kaiserliche Pfalzgebäude auf dem Gebiet der heutigen Martinikurie. Im August (15.8.) sammelt Heinrich II. in Merseburg erneut ein Heer gegen Polen, kehrt im November vom Kriegszug hierher zurück. Am 22.11. stirbt Esiko, letzter Merseburger Graf. Die Rechte über die Grafschaft überträgt Heinrich II. dem sächsischen Pfalzgrafen Burchard, die Grafschaft Merseburg geht somit in die sächsische Pfalzgrafschaft ein. Bischof Wigbert wird als Gründer der Dombibliothek angenommen; unter seinem Einfluss könnten auch die später als Merseburger Zaubersprüche berühmt gewordenen (wohl vor 750 entstandenen und im 10.Jahrhundert in Fulda aufgezeichneten, in germanische Vorzeit zurückweisenden stabreimenden Beschwörungsformeln) hierher gelangt sein.

 

1005

 Heinrich II. im Dezember in Merseburg.

 

1006

 Heinrich II. am 25.1, 2.3. und 7.12. in Merseburg. Möglicherweise slawische Stammesfürsten in Merseburg hingerichtet.

 

1008

 Heinrich II. zu Ostern in Merseburg.

 

1009

 am 24.3. stirbt Bischof Wigbert. Am 24.4. wird Thietmar von Walbeck in Neuburg (Bayern) von Heinrich II. und Erzbischof Tagino zum neuen Bischof Merseburgs gesalbt. In Merseburg wird Thietmar vom Havelberger Bischof Erich inthronisiert. Thietmar (-1018) wird durch die von ihm verfasste erste Merseburger Chronik sowie den begonnenen Dombau einer der bedeutendsten Merseburger Bischöfe. Heinrich II. vom 1.-9.6. in Merseburg, Hoftag.

 

1010

 am 28.7. zieht Heinrich II. von Merseburg aus erneut gegen Polen, und im September kuriert er sich in Merseburg.

 

1012

 Heinrich II. im Januar in Merseburg, möglicherweise zum Hoftag; Erlass eines fünfjährigen Landfriedens für Sachsen. Zu Pfingsten hält sich Heinrich II. erneut in Merseburg auf und ab September für längere Zeit, Hoftag? Seine Gemahlin Kunigunde schien sich den ganzen Sommer über in Merseburg aufgehalten zu haben. Am 17.10. schenkt Heinrich II. der St. Petri-Kirche einen Weinberg und bestätigt die Schenkung Kötzschens vom Jahre 968. Ersterwähnung von Meuschau.

 

1013

 hält sich Heinrich II., der Merseburg allen anderen Pfalzen vorzieht, im Januar und September (21.9.) in der Saalestadt auf. Pfingsten kommt er zum Hoftag, dabei Festkrönung und Friedensschluss mit Polen. Im Merseburger Frieden werden Boleslav Chrobry die Niederlausitz und das Milzener Land als Lehen überlassen. Offenbar auch Herrscher aus Böhmen anwesend. Heinrich II. und der Polenherzog verlassen Merseburg mit dem Schiff saaleabwärts nachdem zuvor noch Richeza, die Tochter des lothringischen Pfalzgrafen Ezzo und Enkelin Heinrich II., mit dem künftigen polnischen König Mieczko vermählt wurde. Thietmar beginnt seine Chronik.

 

1014

 Heinrich II., nunmehr auch Kaiser, am 1.11. in Merseburg.

 

1015

 Ostern, Hoftag mit Heinrich II., möglicherweise mit böhmischer Beteiligung. Auch im Oktober (4.10.) ist Heinrich II. wieder in Merseburg, da wohl wieder mit Kunigunde. Heerzug gegen Polen. Am 18.5. erfolgt die Grundsteinlegung des Domes.

 

1016

 weiht der Magdeburger Erzbischof Gero am 18.3. seinen Meißner Suffragan Eilward in Merseburg.

 

1017

 zu Lichtmess hält der Kaiser wiederum Hoftag in Merseburg. Heinrich II. schenkt dem Bistum die Röglitzer Weinberge und die Geusaer Kirche. Im September geht von Merseburg offenbar wieder ein Heerzug gegen die Slawen aus. Am 1.10. der Kaiser erneut in Merseburg?

 Am 4.11. weiht der Mainzer Erzbischof Erkanbald seinen Prager Suffragan Ekkehard in Merseburg.

 

1018

 am 1.12. stirbt Bischof Thietmar.

 

1019

 Bischof Bruno (-1036). Aus seiner Amtszeit stammt das älteste bekannte Merseburger Geldstück, ein Obol oder Halbdenar. Bischof Bruno lässt im Laufe seiner Regierung die Gräber seiner Vorgänger Boso, Wigbert und Thietmar in den unter ihm fertiggestellten Dom überführen. Danach Abriss der alten Johannes- und Laurentiuskirche? Zu Ostern weilt wieder Heinrich II. in Merseburg.

 

1021

 Ostern: Heinrich II. hält Hoftag in Merseburg, offenbar unter Beteiligung zahlreicher Fürsten Europas. Am 1.10. erfolgt die Domweihe im Beisein Heinrich II. Am 5.10. schenkt Heinrich II. dem Bistum den Ort Leipzig (Urkunde möglicherweise gefälscht, da sich Schenkung an Bischof Thietmar richtet, der bei der Beurkundung schon 3 Jahre tot war).

 

1023

 wiederum zu Ostern kommt Heinrich II. zum Hoftag nach Merseburg; erneut große Beteiligung.

 

1025

 am 8.2. weilt erstmals Konrad II. in Merseburg; Umritt.

 

1030

 Pfingsten: Konrad II. hält Hoftag in Merseburg. Schreibweise: Mersiburg.

 

1031

 geht im September offenbar ein Kriegszug gegen die Slawen von Merseburg aus.

 

1032

 Konrad II. wieder zu Pfingsten in Merseburg.

 

 1033

 weilt Konrad II. am 10.7. in Merseburg. Während eines Hoftages kommt es zum Friedensschluss mit Polen; König Mieczyslaw II. anwesend.

 

 1036

 Bischof Hunold (-1050), auch Hofkapellan. Er ließ bauliche Veränderungen am Dom vornehmen, wahrscheinlich einen neuen Chor und die Osttürme errichten; Krypta einbauen? Unter Hunold soll auch ein steinerner Bischofspalast erbaut worden sein.

 

1042

 am 29.6. wird der Dom nach zweimaligem Einsturz (des Sanktuariums wahrscheinlich) zum dritten Mal und im Beisein Heinrich III. eingeweiht. Die zweite Einweihung könnte nach dem Amtsantritt Bischof Hunolds erfolgt sein, bezieht sich doch die diese Ereignisse reflektierende Merseburger Schildkrötensage namentlich auf ihn.

 

1043

 am 27.6. weilt Heinrich III. in Merseburg.

 

 1044

zu Johanni Heinrich III. zum Hoftag in Merseburg, anwesend sind u.a. Bratislav I., Herzog von Böhmen und Kasmir der Eroberer, König II. von Polen. Heinrichs siebenjährige Tochter Beatrix wird zur Äbtissin von Quedlinburg geweiht.

24.8.: Heinrich III. erneut in Merseburg.

 

 1045

 Sixti-Kirche errichtet.

 

1046

  Im Juli Kriegszug gegen Slawen - von Merseburg aus? Graf Thimo, ein Vorfahre der Wettiner, kommt in den Besitz der Marken Merseburg, Lausitz und Zeitz.

 

1049

 Heinrich III. zu Ostern in Merseburg.

 

1050

 am 5.2. stirbt Bischof Hunold. Neuer Bischof: Alberich (-1051). Im Juli/August Heinrich III. in Merseburg. Kriegszug gegen Slawen? Altar sanctae crucis und Laurentius-Altar Dom ersterwähnt.

 

1051

 Bischof Ekkelin I. (-1055), war auch Hofkapellan.

 

1053

 zu Ostern Heinrich III. zum Hoftag in Merseburg, anwesend ist Sven Magnus Estritson III. von Dänemark. Der Herzog von Bayern wird wegen Ungerechtigkeit abgesetzt. (Manche Quellen setzen die Herrschaft Bischof Ekkelins [Ezelin] erst in diesem Jahr an.)

 

1054

 Heinrich III. weilt wiederum zu Ostern in Merseburg.

 

1055

 Bischof Offo [Woffo] (-1058), war ebenfalls Hofkapellan, unter ihm soll der Dom erweitert und verschönt, das Sanktuarium kunstvoll ausgemalt worden sein.

 

1057

 zu Peter und Paul hält der siebenjährige Heinrich IV. in Merseburg Hoftag für Sachsen.

 

1058

 zu Ostern (Weihnachten?) Heinrich IV. angeblich gemeinsam mit Hildibrant, seinem späteren Widersacher Papst Gregor VII. (bekannt durch Heinrichs Gang nach Canossa) in Merseburg. Krypta des Domes anlässlich der Beisetzung Offos erstmals erwähnt.

 

1059

 Bischof Wynither [Günther], vormals Kanzler Heinrich III. Noch im selben Jahr: Bischof Werner (-1093), in seiner Amtszeit sind erstmals Klausurgebäude zu Wohnzwecken urkundlich bezeugt. Werner lässt einen Vierungsturm auf den Dom setzen (noch auf Brakteaten von etwa 1170 und auf Merseburger Stiftssiegel von 1215 zu sehen).

 

1066

 am 3.12. schenkt Heinrich IV. dem Stift zum Andenken an die verstorbene vornehme Frau Judith (wohl die Theodica der Sage) das Dorf Spergau.

 

1069

 Heinrich IV. am 26./27.10. in Merseburg. Hoftag?

 

1070

 weilt Heinrich IV. zu Pfingsten in Merseburg.

 

1071

 Heinrich IV. am 4.10. in Merseburg.

 

 1075

 gerät Bischof Werner, der Partei für die Gegner des Königs genommen hatte, nach der Schlacht bei Hohenburg in Gefangenschaft Heinrich IV.

 

1076

 wird Bischof Werner aus der Gefangenschaft entlassen.

 

1077

 hält der Gegenkönig Rudolf von Schwaben zu Peter und Paul Hoftag in Merseburg, Huldigung der Sachsen.

 

1080

 Rudolf von Schwaben, am 15.10. in der Schlacht bei Hohenmölsen verwundet, stirbt am 16.10. in Merseburg und wird im Dom beigesetzt. Der Mönch Bruno, Sekretär Bischof Werners, verfasst einen Bericht über den Sächsischen Aufstand, insbesondere über die Schlacht bei Hohenmölsen.

 

1085

 wird vom nunmehrigen Kaiser Heinrich IV. (da Bischof Werner Stellung für den neuen Gegenkönig Herrman von Salm bezogen hatte) zeitweilig ein Bischof Eppo eingeschoben.

 

1087

 soll Heinrich IV. angesichts der kostbaren Grabplatte Rudolfs von Schwaben geäußert haben, er wünschte, dass alle seine Feinde solch ein königliches Begräbnis hätten... Dies ist aber der Legende zuzuschreiben. Zu jener Zeit dürfte die ursprünglich vergoldete und mit Edelsteinen ausgelegte, bronzene Grabplatte (die älteste mit figürlicher Darstellung des frühmittelalterlichen Deutschlands) aber schon vorhanden gewesen sein; möglicherweise ist sogar der Vierungsturm Bischof Werners mit diesem Grabmal im Zusammenhang zu sehen.

 

um 1088

 Bischof Werner unterwirft sich Heinrich IV. und darf sein Amt wieder ausüben.

 

1091

 am 1.8. wird das von Bischof Werner neugegründete Benediktinerkloster St. Peter (mit Hirsamer Mönchen aus Schwarzach besetzt?) vom Magdeburger Erzbischof Hartwig geweiht. Erster Abt wird Altmann. Möglicherweise wurde mit der Neugründung auch eine gelehrte Schule verbunden.

 

1093

 12.1.: Bischof Werner stirbt, Bischofsstelle bleibt 4 Jahre vakant.

 

1097

 Bischof Albuin (-1112). Unter ihm sollen die Wände des Sanktuariums sowie die Decke des Domes ausgemalt worden sein.

 

Um 1100

soll die Heilige Pauline im Kloster St. Peter eine Kapelle gestiftet haben.

 

1105

 zu Pfingsten weilt Heinrich V. in Merseburg. Ein magister scholarum erwähnt - erster Hinweis auf Domschule?

 

1107

 im August kommt Heinrich V. wieder nach Merseburg; Herrscher aus Böhmen anwesend, Hoftag? Im Petri-Kloster folgt auf Abt Ekbert Abt Burckhardt.

 

1108

 zu Pfingsten hält Heinrich V. Hoftag in Merseburg.

 

1112

 Heinrich V., nunmehr auch Kaiser, am 21.1. in Merseburg. Hoftag? Anwesend ist auch sein baldiger Kontrahent, der Sachsenherzog Lothar von Supplinburg, der spätere Kaiser Lothar III. Nach dem Tod Bischofs Albuins (23.10.) bleibt das Bistum fast ein Jahr lang ohne Bischof.

 

1113

 Bischof Gerhard (-1116), wird (offenbar infolge des Investiturstreits) bald wieder vertrieben, erreicht in Rom zwar seine Wiedereinsetzung, diese kann aber nicht mehr durchgesetzt werden. Heinrich V. am 25.5. in Merseburg.

 

1118

 Bischof Arnold (-1126), eingesetzt vom Magdeburger Bischof Adelgot und vom Halberstädter Bischof Reinhard nach Kämpfen, die das Bistum verheerten.

 

1126

 am 12.6. wird Bischof Arnold ermordet. Nach der ersten freien Bischofswahl in Merseburg gemäß des Wormser Konkordats wird Meyngot (am 14.7.?) einstimmig zum Bischof gewählt. Anwesend ist auch Markgraf Heinrich - erstes Anzeichen für die Schutzhoheit des Hauses Meißen über Merseburg?

 

1127

 am 20.3. wird Bischof Meyngot in Magdeburg geweiht. Zu Pfingsten weilt Lothar III. in Merseburg. Hoftag? Sobeslav von Böhmen anwesend; Lothar III. verlobt (?) seine 12-jährige Tochter Gertraut mit Heinrich von Bayern; Sammlung eines Heeres zum Kriegszug gegen die Stauferhochburg Nürnberg. Bücher des Domschatzes erwähnt: 8 Plenarien mit Gold und Silber geschmückt. Um diese Zeit im Petri-Kloster: Abt Reginhard.

 

1128

 im Mai Lothar III. in Merseburg, Festkrönung, wiederum Sobeslav von Böhmen anwesend, dessen Sohn Wladislav im Dom getauft wird.

 

1134

 zu Pfingsten Hoftag: Kaiser Lothar III. belehnt Albrecht den Bär mit der Nordmark (aus dieser Belehnung entwickelte sich Brandenburg-Preußen). Leipzig wird von Merseburg an Meißen abgetreten.

 

1135

 10.-15.8. Hoftag Lothar III. mit großer europäischer Beteiligung: Gesandte aus Griechenland, Venedig (und Ungarn?) anwesend sowie Boleslav von Polen und Herrscher aus Böhmen. Festkrönung.

 

1136

 10.-15.5. erneut Hoftag Lothar III. in Merseburg. Erster Teil der Merseburger Bischofschronik durch einen Anonymus abgeschlossen. Wallanlage des Königshofes erwähnt.

 

1137

 am 20.12. stirbt Bischof Meyngot.

 

1138

 Bischof Ekkelin II. (-1143).

 

Um 1140

 Abt Volkmar im Petri-Kloster.

 

1142

 am 2.5. stirbt der Magdeburger Erzbischof Conrad in Merseburg.

 

1143

 im Februar weilt König Konrad III. in Merseburg. Am 8.11. stirbt Bischof Ekkelin II.

 

1144

 Bischof Reinhard (-1152). Abt Volkmar kauft das Vorwerk zu Kötzschen. Im November kommt Konrad III. wieder nach Merseburg.

 

1146

 Heinrich II. (auch Nebenpatron des Domes) von Papst Eugen III. heiliggesprochen. Bald darauf dürfte der Altar Heinrici des Domes gegründet sein.

 

1147

 Bischof Reinhard beteiligt sich unter dem Magdeburger Erzbischof Friedrich von Wettin an einem Kriegszug gegen die Wenden.

 

1150

 im Mai kommt Lothar III. nach Merseburg. Hoftag? Um dieses Jahr Abt Ludiger im Petri-Kloster.

 

1152

 zu Pfingsten hält Friedrich I. (Barbarossa) seinen ersten Hoftag in Merseburg, Umritt, Krönung König Svens von Dänemark. Am 6.5. stirbt Bischof Reinhard. Neuer Bischof: Johannes I. (bis 1170), wird durch Münzprägung bekannt (Brakteaten mit Darstellung der Laurentius-Legende).

 

1160

 Christian I., der spätere Erzbischof von Mainz und Vertraute Barbarossas wird Dompropst in Merseburg.

 

1166

 schließen sächsische Fürsten in Merseburg ein Geheimbündnis gegen den in Sachsen herrschenden Welfenherzog Heinrich den Stolzen. Um diese Zeit Abt Ludevik im Petri-Kloster.

 

1169

 Die spätere Rischmühle ersterwähnt.

 

1170

 am 9.10. stirbt Bischof Johannes I.; neuer Bischof wird Eberhard (-1201), unter ihm zahlreiche Münzprägungen und Bau der Burg Horburg. Um diese Zeit möglicherweise bauliche Veränderungen am Dom (achteckige Obergeschosse auf die Westtürme aufgesetzt?). Am 18.12. Kaiser Barbarossa in Merseburg?

 

1172

 könnte Barbarossa nach einem Kriegszug gegen Polen in Merseburg Hoftag gehalten haben.

 

1174

 weilt Barbarossa am 21.2. in Merseburg.

 

1176

 wird das Petri-Kloster vom Magdeburger Erzbischof von Zöllen befreit.

 

1177

 Zollbefreiung insbesondere für den Salzhandel auch für das Bistum (lässt auf umfänglichen Handel schließen). Abt Heidenreich folgt Abt Suiger [Swiker].

 Curia episcopi in civitate Merseburgensi beurkundet; (Domherren könnten erstmals eigene, vom Bischofsbesitz unabhängige Häuser, die Kurien, zugewiesen worden sein).

 

Um 1180

 Taufstein (für Petri-Kloster?) gefertigt (später in St. Thomae, nun im Dom), soll ursprünglich bemalt und vergoldet gewesen sein.

 Abt Reinboth.

 

1181

 weilt Barbarossa zu Weihnachten in Merseburg.

 

1182

 hält Barbarossa am 4.12. Hoftag in Merseburg.

 

1188

 beurkundet Barbarossa am 25.11. in Gernrode einen neuen Markt für Merseburg, den Neumarkt. Dabei St. Thomae, die Neumarktkirche, Neumarktbrücke und die Brücke über die Kleine Saale ersterwähnt. Bis dahin könnte die Burgstraße als Haupthandelsplatz fungiert haben (das Gebiet um den heutigen Markt dürfte noch unerschlossener Mündungssumpf der Geisel gewesen sein). Neben einer eigenen Münze wird Merseburg in jener Zeit auch Wechselstuben für fremde Kaufleute gehabt haben.

 

1189

 am 16.10. hält Heinrich VI. Hoftag in Merseburg, beschließt dabei den Feldzug gegen den sächsischen Herzog Heinrich der Löwe. Der Merseburger Königshof soll der leistungsfähigste Sachsens sein.

 

1191

 am 7.12. bestätigt Papst Cölestin III. dem Bistum den Besitz der von Bischof Eberhard erbauten Burg Horburg. Erstmals ein Priester zu St. Thomae urkundlich erwähnt.

 Um diese Zeit Abt Heinrich I. im Petri-Kloster.

 

1192

 weilt Heinrich VI. im Dezember, nunmehr als Kaiser, in Merseburg.

 

Um 1194

 Abt Konrad.

 

1195

 bestätigt Heinrich VI. am 27.10. das Marktprivileg und erlaubt den Markt zu erweitern.

 

1196

 erstmals Hopfenanbau im Merseburger Gebiet erwähnt.

 

1198

 St. Thomae wird Kirche eines Nonnenklosters. Kapelle St. Maria im Petri-Kloster erbaut.

 

Um 1200

könnte die Gotthardtkapelle errichtet worden sein (laut Patrizinium eventuell auch früher: Godehard wurde 1131 heiliggesprochen; Vermutungen der Gründung im Jahre 1038 bzw. 1048 sind wohl irrig). Guss der Domglocke Clinsa (vermutet wurde, dass Markierungen an den Buchstaben M.C.L.I. der Inschrift sogar auf das Jahr 1151 deuten). Erwähnung des Hamsterendorf-Weinberges.

Die Vulgata, eine Merseburger Bibel, wohl aus dieser Zeit.

 

1201

 am 2.1. stirbt Bischof Eberhard

 

1202

 wird Bischof Dietrich (-1215) in einer Urkunde vom 22.1. als electus genannt, Papst Innocenz III. kassierte jedoch diese Wahl. Dietrich begibt sich nach Rom, der Papst bewilligt die Wahl, bannt dann aber Dietrich (wohl da er die Staufer unterstützte).

 

1203

 krönt König Otto IV. (ein Welfe), nachdem er Merseburg belagert hatte, anlässlich eines Hoftages am 24.8., im Beisein eines päpstlichen Legaten, Ottokar I. zum König von Böhmen.

 

1204

 am 1.7. erlaubt der Papst Bischof Dietrich zu weihen. Die Weihe erfolgt am 19.12. in Hildesheim, dabei kommt es zur Verbrüderung des Hildesheimer mit dem Merseburger Kapitel.

 

1207

 wird die Kapelle St. Viti als mit dem Kloster verbunden genannt; in der Kapelle offenbar Ausmalung der Decke.

 

1209

 weilt Otto IV. zu Himmelfahrt in Merseburg.

 

1212

 wird eine königliche Verfügung erneuert, wonach Merseburg eine der Pfalzen ist, wo vorzugsweise die Verhältnisse zu den östlichen und nördlichen Nachbarn Deutschlands geregelt werden.

 

1213

 Mitte August kommt Otto IV. nach Merseburg, mit ihm möglicherweise Friedrich II. Im September hält der spätere Kaiser Friedrich II. Hoftag in Merseburg.

 

1215

 am 12.10. stirbt Bischof Dietrich

 

1216

 am 5.6. wird Bischof Ekkehard (-1240) geweiht. Er versuchte wohl als erster Merseburger Bischof landeshoheitliche Ansprüche durchzusetzen. Feierliche Synode in Merseburg.

 

1217

 erneut feierliche Synode. Otto IV. kommt zu Weihnachten nach Merseburg.

 

1218

 nachdem vorher ausreichend Material zusammengetragen wurde, lässt Bischof Ekkehard in einem Jahr (wohl bis 1219) einen Mauerring um die Siedlungskerne sowie die äußere Domfreiheit ziehen. Damit dürfte sicherlich der Ausdehnung der Stadt Rechnung getragen worden sein. Zum Mauersystem sollen 7 Türme und 3 Stadttore gehört haben. Markgraf Dietrich von Meißen ficht den Mauerbau an. Feierliche Synode.

 

Um 1220

 nennt Eike von Repgow im Sachsenspiegel Merseburg neben Grona, Goslar, Wallhausen und Allstedt eine der fünf Städte in Sachsen, wo der König Hof halten soll.

Abt Theodor I. im Petri-Kloster.

 

1225

Domerneuerung unter Bischof Ekkehard begonnen (nach Einsturz des Vierungsturmes?).

Um diese Zeit könnte auch das Dormitorium des Petri-Klosters entstanden sein. Synode.

 

1226

soll in Merseburg ein Turnier stattgefunden haben und eine große Teuerung erfolgt sein.

 

1227

 erteilt der Papst Ablass für die Domerneuerung, der Ablass dürfte von Bischof Ekkehard, der in Italien weilte, selbst erwirkt worden sein.

 

1230

 wird der Kathedralstreit zwischen Naumburg und Zeitz in Merseburg für Naumburg entschieden. Um diese Zeit: Lettner des Domes?

 

1234

 In einer Schuldurkunde des Domkapitels werden die Merseburger Juden Dauid, Joseph und Szek erwähnt.

 

1235

 verbietet Bischof Ekkehard am 31.7. geistliche Spiele und Reigen im Dom.

 

1236

 wird erstmals der Name eines Merseburger Bürgers erwähnt: Tickricus.

 

1237

 in einer Urkunde Bischof Ekkehards taucht erstmals der Name „Cölln“ auf (oder 1238?), was später als Ersterwähnung Berlins für Stadtjubläen genutzt wurde (1937, 1987).

 

 1238

 Auf Abt Friedrich folgt Abt Bernward, der im Petri-Kloster die Bibliothek aufgebaut haben soll. In dieser Bibliothek war nachweislich die Handschrift von Thietmars Chronik vorhanden (die dem Kloster möglicherweise bei der Gründung von Bischof Werner geschenkt wurde). In der Amtszeit Abt Bernwards entstand auch der erhaltene Sommerrempter im Südflügel der Klosterklausur.

 

1240

 wechselt das Kloster bei St. Thomae die Besatzung: die Benediktinernonnen ziehen nach Hohenlohe, Kanoniker aus Zwenkau ein. Im Petri-Kloster 28 Mönche gezählt. Am 13.3. wird das Kirchweihfest des Domes erwähnt. Am 1.5. stirbt Bischof Ekkehard. Sein Nachfolger wird im September Rudolf von Webau (-1244).

 Der bis ins 16.Jahrhundert bestehende Elisabeth- sowie der Heinrichaltar des Domes ersterwähnt. Aus dieser Zeit könnten auch das Monumentalkruzifix des Domes und ein Portaltympanon (der Sixti-Kirche?) stammen, das später in die Stadtgottesackerkapelle eingemauert wurde. Ebenfalls dürfte um diese Zeit die Umgestaltung der Ost- und Westteile des Domes abgeschlossen sein.

 

1242

 Synode in Merseburg. Hermann von Hagen sichert sich durch großzügige Spenden einen Grabplatz im Bereich des Domes (sein frühgotischer Rittergrabstein heute in der Vorhalle).

 

1243

 Feierliche Synode. Am 12.4. kommt es zur Verbrüderung des Domkapitels mit dem Halberstädter Kapitel.

 

1245

 Bischof Heinrich I. von Warin (-1265); unter ihm wird mit dem Schlossbau begonnen. Während seiner Amtszeit wird Bischof Heinrich I. von Stiftsvasallen, den Knutonen, gefangen und nur gegen Lösegeld freigegeben.

 Urkunde vom 9.8.: Ablass wird all denen gewährt, die den Dom im Laufe des Jahres an den Festen der Patrone und Nebenpatrone (Johannes, Laurentius, Romanus, Maximus und Heinrich II.) sowie zu Gründonnerstag besuchen und Almosen geben.

 

1247

 am 11.10. Ersterwähnung der Stadtkirche St. Maximi sowie eines Pfarrers an dieser Kirche: Pleban Heinrich. Erwähnt auch: Curia Heinrici dicti Woluoldi.

 

1248

 verzichtet Markgraf Heinrich von Meißen formell auf alle Rechte an der Merseburger Stadtbefestigung.

 

1252

 April: König Wilhelm von Holland in der Stadt. Letzter sicher bezeugter Aufenthalt eines deutschen Königs bzw. Kaisers des Mittelalters in Merseburg.

 

1254

 Wilhelm von Holland nochmals in Merseburg? Um diese Zeit dürfte die so genannte Zarenglocke nach St. Thomae gelangt sein (war ursprünglich als Geschenk für Daniel Halitsch, der sich von einem päpstlichen Legaten zum König von Russland weihen ließ, gedacht, doch blieb auf dem Transport in Merseburg, nachdem sich Halitsch vom Papsttum abwandte).

 

1255

 der Kreuzgang des Domes wird am 20.2. erstmals erwähnt, dürfte aber etwa 100 Jahre älter sein. Erwähnt auch: die Michaeliskapelle am Kreuzgang sowie Kapellen in der Martinikurie und der Kurie Nicolai et Margarethae, ferner der Altar beatme Maria virginis des Domes. Am 8.9. verpachtet Bischof Heinrich I. die Merseburger Münze für ein Jahr an einen Peter von Naumburg. Eine Klausnerin wird genannt.

 

1256

 während des nun beginnenden Großen Interregnums (-1273) usurpieren Merseburger Bischöfe wahrscheinlich Königsgut.

 

1258

 am 7.3. gewährt Papst Alexander IV. zu Gunsten des Domes Ablass, dabei wird wiederum das Kirchweihfest erwähnt.

 

1259

 wird in einer Urkunde des Klosters Pforta erstmals die Saaleflößerei erwähnt.

 

1261

 gewährt der Meißner Bischof Ablass zugunsten des Domes.

 

1263

 am 27.10. kommt es im Thüringischen Erbfolgekrieg zur Schlacht bei Beesenstedt. Truppen des Herzogs von Braunschweig und des Grafen von Anhalt, die zuvor im Stift Merseburg gewüstet hatten, werden von den Wettinern vernichtend geschlagen, der Herzog von Braunschweig, der Graf von Anhalt sowie der Graf von Schwerin als Gefangene nach Merseburg gebracht.

 Abt Werner (-1288), er wird auch als zweiter Gründer des Petri-Klosters bezeichnet, unter ihm sollen Kapitelsgewölbe, der Kreuzgang und eine Abtei mit Bibliothek im Kloster erbaut worden sein.

 

1265

 am 14.5. stirbt Bischof Heinrich I., ihm folgt Bischof Albert von Borna, der aber schon im Herbst stirbt, neuer Bischof wird daraufhin Friedrich I. von Torgau (-1282). Er schwört den ältesten erhaltenen Merseburger Bischofseid und erwirbt in seiner Amtszeit die Gerichtsbarkeit über den Merseburger Königshof; ferner wird unter ihm die Marienkapelle über dem Heidentor (dem 3. inneren Tor der Domfreiheit) errichtet.

 Ersterwähnung des Gotthartteiches (als piscina Mersburg) und der Mühle uffm Gotthardtsdamme (später auch Grünes Bändchen genannt.

 

1266

 im Februar wird Bischof Friedrich I. geweiht. Nach Ostern findet in Merseburg ein Turnier statt, dabei wird Markgraf Johannes von Brandenburg verwundet und stirbt nach dem 3.6.

 

1267

 Hauptaltar des Domes beati Iohannis et sancti Laurentii erwähnt.

 

1269

in einer Urkunde des Domkapiels wird erwähnt, dass das Kloster Pegau bei Merseburger Juden Schulden habe: "apod Judeos in Merseburg debita".

 

1270

 am 18.11. kauft Bischof Friedrich I. das Schloss Bündorf. Petri-Kloster erstmals Kloster Petri et Pauli genannt, St. Viti Kirche erwähnt. Ersterwähnung eines Dombarbiers (Henricus rasor).

 

 1271

 soll große Hungersnot und Teuerung gewesen sein. Dietrich von Landsberg verkauft Schkeuditz mit Burg, Gerichten, Münze, Mühle und etlichen Dörfern am 21.5. an das Stift Merseburg.

 

1272

 beschädigt am 16.8. ein Unwetter Türme und Dächer des Domes schwer, das Sacrarium (möglicherweise im vorletzten Geschoss des Laurentiusturmes, wo angeblich in einem großen Holzschrein Kleinode aufbewahrt wurden) soll in die Saale gestürzt sein. Beschädigt werden auch 2 Türme des Petri-Klosters, der Turm von St. Viti und von St. Sixti sowie zahllose Häuser in der Stadt, der Altenburg und auf dem Neumarkt. Wahrscheinlich daraufhin wird das Kirchweihfest des Domes bis ins 15. Jahrhundert hinein nicht mehr begangen.

 

1273

 Bischof Friedrich I. verpachtet die Merseburger Münze an einen Heinrich Thüring auf ein Jahr; Münzordnung des Bischofs. Der bis ins 16. Jahrhundert nachweisbare Katharinenaltar des Domes ersterwähnt.

  

1274

 die Bischöfe von Hildesheim, Eichstädt, Köln, Halberstadt, Magdeburg, Mainz, Minden, Bremen, Brixen, Trier, Olmütz, Schwerin und Salzburg gewähren Ablass zugunsten des (unwettergeschädigten) Merseburger Domes.

 

1277

 in einer Urkunde vom 22.6. werden als Ritter des Bischofs genannt: Theodor und Konrad von Nebra, Conrad von Luppa, Bartholomäus von Leuna, Heinrich von Schönberg, Conrad Knuth, Heinrich Rups, Heimo von Zporna, Ghozwin von Holleben und Heiso von Merseburg. Am 22.11. übereignet der Bischof dem Thomaskloster zu Leipzig das Dorf Connewitz.

 

 Um 1280

 Ersterwähnung des Krummen Tores sowie einer Domorgel.

 

1281

 am 8.1. befiehlt der päpstliche Nuntius Paulus von Tripolis die Exkommunikation des Merseburger Bischofs verkünden zu lassen.

 

1282

 am 14.5. übereignete König Rudolf von Habsburg dem Merseburger Bistum im Tausch gegen das niedersächsische Dettum das Dorf Kirchdorf und Lützen. Am 11.8. stirbt Bischof Friedrich I.

 

1283

 Bischof Heinrich II. von Ammendorf (-1301); unter ihm wird die größte Glocke des Domes, die Benedicta gegossen. Am 22.2. Ersterwähnung der Meuschauer Mühle und einer Hohen Brücke (der Neumarktsbrücke?).

 

1285

 im Januar bestätigt König Rudolf von Habsburg das Merseburger Marktrecht. Weiterhin kommt es zu einer Bestätigung des den Markgrafen von Meißen als Lehen gegebenen Besitzes, insbesondere eines Forstes zwischen Saale und Mulde mit der Stadt Leipzig und dem Schloss Naunhof.

 

1287

 am 15.3. erneute Ablasserteilung zugunsten des Merseburger Domes durch die Bischöfe von: Regensburg, Bamberg, Straßburg, Prag, Olmütz, Bremen, Metz, Trient, Augsburg, Pomesanien, Basel, Konstanz, Würzburg, Brandenburg, Chur, Paderborn, Passau, und Brixen.

 

1288

 Ablass des Halberstädter Bischofs zugunsten des Merseburger Domes; erstmals Dombauhütte (fabrica) erwähnt. Am 30.10. schließen der Meißner Markgraf Friedrich Tutta von Landsberg und Bischof Heinrich II. einen Landfrieden.

 

1289

 erstmals eine bürgerliche Selbstverwaltung in Merseburg erwähnt, Ratsmeister und Ratsleute (consules), auf dem Siegel zur Urkunde vom 22.8. ist auch erstmals das Stadtwappen zu erkennen. Ersterwähnung des Gutshofes Werder sowie der unteren, der Neumarktmühle. Am 16.1. überträgt das Kapitel Dietrich Poderuz die spätere Rischmühle gegen 12 Talente Silbers und 6 fette Schweine in Erbpacht.

 Im Petri-Kloster folgt auf Abt Ludwig II., Abt Ulrich I. (bis 1299); 33 Mönche im Kloster.

 

1290

 gewährt Papst Nicolaus IV. Ablass zugunsten des Domes sowie die Bischöfe von Minden, Lavant, Meißen, Magdeburg, Konstanz, Straßburg, Naumburg, Havelberg, Hildesheim, Salzburg und Mainz.

 

1291

 erneuert Bischof Heinrich II. seine Ansprüche auf Leipzig.

 

1292

 erste deutschsprachige Urkunde des Domstiftsarchivs vom 26.8. datiert. Verpfändung der Neuenburg samt Freyburg durch die Wettiner an den Merseburger Bischof, der diese allerdings bald an den Magdeburger Erzbischof weiterreicht.

 

1297

 wird die Kapelle corporis christi (am Kreuzgang des Domes) erwähnt.

 

1300

 Ersterwähnung des Grünen Marktes (als Kirchhof). Anfang dieses Jahrhunderts führt eine strata publica oder strata regia genannte Straße von Frankfurt a.M. nach Merseburg. Um diese Zeit dürfte im Grundstück Fischerstraße 3 die erste Merseburger Baderei ihren Betrieb aufgenommen haben.

 

1301

 am 16.8. stirbt Bischof Heinrich II., neuer Bischof wird Heinrich III. von Pach, genannt Kindt (-1319).

 

1302

 für den 20.1. wird von König Albrecht I. nochmals ein Hoftag nach Merseburg einberufen, doch findet dieser wahrscheinlich nicht mehr statt. Im Juni wird Bischof Heinrich III. geweiht.

 

1305

 Bischof Heinrich Kindt kauft das Gut Werder. Am 8.9. erwirbt Abt Ulrich durch Tausch den Steinbruch vor dem Gotthardttor (der wohl beim späteren Ausbau des Gotthardtteiches zum Fischgewässer in den Teich einbezogen wurde). Nachfolger Abt Ulrichs wird Abt Theodor II.

 

1309

 Kapelle in der Kurie Simonis et Judae erwähnt.

 

1310

 soll es durch anhaltenden Regen eine Missernte gegeben haben.

 

Um 1311

 Abt Johannes II. im Petri-Kloster (-1318).

 

1312

 Bartholomäuskapelle des Domes (im 17. Jahrhundert in Fürstengruft einbezogen) erwähnt.

 

1315

 t. Viti als Pfarrkirche der Altenburger Gemeinde genannt; Prozess zwischen Petri-Kloster und Kapitel wegen Mühlanger (der Königsmühle?). Ersterwähnung des Gotthardttores, erwähnt auch Häuser am späteren Grünen Markt.

 

1316

 am 25.6. übereignet Bischof Heinrich Kindt der Kirche St. Thomae Einkünfte aus Zwenkau und regelt die Einkommensverhältnisse und Verpflichtungen des Propstes und der Kanoniker des an dieser Kirche (gegründeten oder geplanten?) Stifts.

 

1317

 soll wieder Hungersnot und Teuerung gewesen sein. Der Magdeburger Erzbischof lässt Bischof Heinrich Kindt wegen Misswirtschaft gefangen nehmen. Heinrich Kindt soll den Kirchenschatz verschleudert, Burgen verhökert, zuletzt den Klausengarten verschenkt haben.

 

1318

 Abt Johannes (III.?) im Petri-Kloster (-1321).

 

1319

 am 21.12. stirbt Bischof Heinrich Kindt als Gefangener in Magdeburg.

 

1320

 Gebhard von Schraplau zum Bischof gewählt, aber nach Streit mit den Domherren erst drei Jahre später geweiht. Erwähnung des bis ins 16. Jahrhundert nachweisbaren Altars Stephani des Domes.

 An St. Maximi ein Pfarrer Johannes erwähnt.

 

1321

 Knuthonenfehde: Bischof Gebhard vertreibt die Knuths, ständig fehdende Stiftsvasallen von ihren Gütern Teuditz, Knauthain und Bedra. Am 24.11. Königsmühle und Mühlanger an Petri-Kloster; Abt Heinrich III. (-1327). Freiburger Groschen in Merseburg im Umlauf.

 

1322

 wird der bischöfliche Marstall erwähnt und der bis ins 15. Jahrhundert bestehende Altar Jacobi majoris des Domes gestiftet. Am 25.6. Kapelle Simonis et Judae in der Kurie des Dekans beurkundet.

 

1323

 äschert der erste schwere Stadtbrand große Teile der Stadt und der Domfreiheit ein. Bischof Gebhard von Schraplau (-1341) geweiht; verkauft dem Kapitel die Damm-Mühle. Pfarre St. Maximi mit dem Domkapitel verbunden.

 

1324

 am 24.7. bestätigt Bischof Gebhard die Errichtung und Dotierung von vier neuen Präbenden in der Kirche St. Thomae durch den Decan Dietrich von Freckleben und regelt das Verhältnis der neuen Kanoniker zum Domkapitel; dabei wird indirekt auch eine Domschule erwähnt: dem Domscholasticus soll durch eine eventuelle neue Schule auf dem Neumarkt kein Nachteil entstehen. Umbauten an St. Thomae.

 

1325

 erschlagen Magdeburger Bürger am 20.9. Erzbischof Burkhard III., den Bruder Bischof Gebhards; der führt daraufhin Krieg gegen Magdeburg.

 

1326

 auf Weisung des Bischofs vom 20.7. sollen die Kanoniker von St. Thomae als Kollegiatsstift nach St. Sixti übersiedeln (weitere Urkunde darüber vom 6.9.1327). Am 22.9. ermächtigt Papst Johannes XXII. den Merseburger Bischof die Pfarre St. Sixti neu zu besetzen.

 

1327

 am 31.7. verbündet sich der Rat zu Halle mit dem Meißner Markgrafen Friedrich II. gegen den Merseburger Bischof. Am 6.9. wird St. Sixti Stiftskirche; Propst Volrad von Tannenberg. Im Petri-Kloster: Abt Theodor III. (-1333). Mit Zustimmung des Domkapitels übereignet Bischof Gebhard dem Kapitel von St. Sixti teilweise Einkünfte aus der Merseburger Münze. Johanneskapelle am Kreuzgang erwähnt, hier werden (wurden?) die Sitzungen des Domkapitels abgehalten.

 

1329

 am 8.9. verbündet sich Bischof Gebhard mit Markgraf Friedrich II. auf 3 Jahre. Wegen Mangels an Merseburger Münze gestattet das Domkapitel den Umlauf von Prager Groschen.

 Der bis ins 16. Jahrhundert bestehende Andreasaltar des Domes erwähnt.

 

1330

 in Urkunde vom 18.6. Domorgel erwähnt.

 

1332

 erteilt Kaiser Ludwig der Bayer am 16.8. Bischof Gebhard in Nürnberg die Reichslehen. Grenzregulierung zwischen dem Bistum Merseburg und Meißen. Am 22.9. bilden Vikare eine gemeinsame Pfründe (Panis-Gemeinschaft). Folgende (bis ins 16. Jahrhundert bestehende) Altäre des Domes ersterwähnt: Trium regum, Barbarae oder S. virginum, Blasii (in der Krypta), omnium sanctorum.

 

1333

 am 2.2. gründet Bischof Gebhard ein der Hl. Barbara geweihtes Hospital und Asyl auf dem Neumarkt. Abt Ulrich II. im Petri-Kloster.

 

1334

 verkauft Bischof Gebhard den Hamsterendorf-Weinberg an das Sixtus-Stift.

 

1335

 erhält der Dompropst vom Bischof die Einnahmen von St. Maximi zugewiesen, muss dafür den Unterhalt des Stadtpfarrers sichern. Capella Mariae Magdalenae des Domes erwähnt (letztmals 1514); für den neu zu gündenden Altar beatae Maria virginis 2 Vikare angestellt.

 

1336

 am 8.3. verbündet sich Bischof Gebhard mit Markgraf Friedrich II. gegen Erfurt. Der bis ins 16. Jahrhundert bestehende Altar Donati des Domes ersterwähnt.

 

1338

 erteilt Kaiser Ludwig durch Kurfürst Rudolf von Schwaben Bischof Gebhard erneut die Reichslehen. Heuschreckenplage?

 

1341

 am 26.5. stirbt Bischof Gebhard. Neuer Bischof wird Heinrich IV. von Stolberg (-1357).

 Kapelle in curia episcopi (dem Schlossvorgängerbau?) erwähnt.

 

1342

 soll Hochwasser in und um Merseburg gewesen sein.

 

1344

 erwirbt das Domkapitel am 23.6. einen Teil des Merseburger Steinbruches, um die für die Domreparatur notwendigen Steinmengen beschaffen zu können.

 

1345

 bestätigt Bischof Heinrich am 18.6. die von seinem Vorgänger Gebhard vollzogene Verbindung von St. Thomae mit dem Hospital auf dem Neumarkt. Am 9.10. erteilt Magnus, Herzog von Braunschweig, im Auftrage Kaiser Ludwigs Bischof Heinrich die Reichslehen. Am 18.11. weist der Bischof an, dass die Siegelgelder künftig nicht mehr dem Kapitel, sondern der fabrica zur Domreparatur zufließen sollen. Die (bis ins 16. Jahrhundert bestehenden) Altäre Matthiae und Annae gestiftet.

 

1346

 Kapelle in der Kurie Philippi et Jacobi erwähnt (stand neben den späteren Domstufen).

 

1347

 wird am 9.6. ein Teil der Einnahmen aus der Merseburger Münze an den Decan übereignet.

 

1348

 belehnt Kaiser Karl IV. Bischof Heinrich mit den Reichshöfen Vesta und Kirchdorf.

 

1349

 bestätigt Bischof Heinrich am 8.9. mit Zustimmung des Domkapitels die von seinem Vorgänger vollzogene Inkorporation der Marktkirche St. Maximi an die Dompropstei. Pest.

 

1350

 übereignet Bischof Heinrich am 17.9. den Kanonikern von St. Sixti einen großen Hof am Kirchhofe von St. Sixti nebst dem von Johannes Andrae erworbenen Hofes des verstorbenen Peter Palatz. Pest.

 

1351

 am 17.5. werden die Einkünfte der fabrica erhöht.

 

1353

 wird ein Heyneke Scriber erwähnt (der Stadtschreiber?).

 

1356

 wird am 3.5. die Marienkapelle des späteren Kapitelshauses wiedereingeweiht. Altar Kiliani des Domes gestiftet (besteht bis ins 16. Jahrhundert).

 

1357

 am 29.1. stirbt Bischof Heinrich IV. von Stolberg, als Nachfolger wird Albrecht von Mansfeld gewählt, der stirbt jedoch schon in der folgenden Nacht. Nunmehr wird Friedrich II. von Hoym Bischof von Merseburg (-1382), der als Unterdrücker der nach Selbständigkeit strebenden  Stadt sowie als Finanzgenie, das dem Bistum zahlreiche verpfändete Güter wiedergewinnt, in die Geschichte eingeht. Lesebühne im Dom errichtet.

 

1360

 Johannes- und Paulskapelle am Kreuzgang (neu?)gegründet.

 

1362

 am 12.6. schießt Johannes Prusse, Vertrauter des Bischofs, seine Armbrust auf einen Merseburger Bürger ab, trifft zwar nicht, doch wird gelyncht. Infolgedessen bricht ein lang anhaltender Streit zwischen Stadt und Bischof aus; die Stadt muss unter dem Druck des Bischofs beispielsweise alle Schlagbäume entfernen und 300 Schock Groschen zahlen, Strafen über eine Mark gehen künftig an den Bischof. Ferner verliert die Stadt das  Recht des Blutbannes. Niemand darf mehr in den Rat gewählt werden, der nicht zuvor dem Bischof präsentiert wurde, bei Amtsübernahme muss der Rat nun dem Bischof Treue schwören, und viermal jährlich, nachdem das weltliche Gericht, das fording, tagte, müssen die Schlüssel für Stadtbefestigung und Rathaus im Domhof abgeliefert werden, damit der Bischof darüber verfüge. Auch die neu gewählten Innungsmeister bedürfen fortan der bischöflichen Bestätigung. Juden müssen der Stadt nun jährlich 8 Groschen Schutzgeld zahlen. Am 21.10. könnte die Michaeliskapelle zur Pfarrkirche erhoben worden sein.

Schutzprivileg vom 21.12. des Merseburger Rates auf Geheiß des Bischofs für 11 Juden und deren Familien, namentlich werden dabei aufgeführt: Gaszam, Samson, Lesan, Gordike, Mussel, Josep, Aron, Symon, Kosman, Marquard und Mayer..

 

1366

weilt Bischof Friedrich als Gesandter der Meißner Markgrafen am Hofe Kaiser Karls IV. in Prag, lässt sich am 27.10. durch eine goldene Bulle die Rechtmäßigkeit sechs alter (und zum Teil gefälschter) Besitzurkunden bestätigen.

 

 1367

die bis ins 16. Jahrhundert bestehenden Altäre Georgii et Marthae und Christopheri des Domes gestiftet bzw. ersterwähnt.

 

1368

 Theoderich von Dasle als Propst in St. Sixti erwähnt.

 

1372

 Bischof Friedrich kauft am 3.12. Güter in Markranstädt, nachdem er zuvor schon andere Güter und Orte der Umgebung erworben hatte.

 

1375

 Bischof Friedrich zieht mit den Markgrafen von Meißen gegen Erfurt. Aus dieser Zeit könnten die nördlichen Joche im Westflügel des Kreuzganges stammen.

 

1378

 darf in Merseburg kein fremdes Bier mehr ausgeschenkt werden.

 

1380

 wird der (bis ins 16. Jahrhundert bestehende) Altar Gregorii des Domes ersterwähnt. Etwa aus dieser Zeit könnte die Ritterfigur im Dom, der Esiko, stammen. Im Petri-Kloster wahrscheinlich Abt Johannes (IV.?).

 

1382

 am 2.6. stiftet Bischof Friedrich neben dem Elisabethaltar den (wie viele Altäre dieser Zeit bis ins 16. Jahrhundert bestehenden) Peter- und Paulsaltar. Im August wird Friedrich II. von Hoym zum Erzbischof von Magdeburg gewählt, versucht daraufhin offenbar Urkunden und Teile des Kirchenschatzes zu entführen; stirbt aber am 9.11., Grabmal im Dom. Sein Nachfolger wird im Dezember Burkhard von Querfurt (bis 1384).

 

1384

 am 6.8. stirbt Bischof Burkhard. Er war vom Papst nicht bestätigt, da dieser, wie Kaiser Wenzel, Andreas von Duba (einen böhmischen Grafen) begünstigte. Der am 5.8. gewählte Bischof Heinrich V. von Stolberg (-1394) findet aus demselben Grunde auch keine Bestätigung. Domkapitelshaus (domus capitularis) erstmals erwähnt.

 

1385

 teilt am 3.3. der Rat zu Braunschweig den Bürgermeistern und Rataherren in Merseburg mit, dass der Jude Avidor, der Sohn des Judenlehrers in Merseburg, auf das Haus, das seinem Vater gehörte und von ihm später vom Bischof und vom Rat in Merseburg verlihen wurde, zugunsten des Juden Jakob verzichte.

Altar Hieronymi des Domes (ebenfalls bis ins 16. Jahrhundert nachweisbar) ersterwähnt.

 

1386

 verwüsten Truppen des Bischofs Heinrich am 29.8. Eilenburg, wo Truppen seines Gegners Andreas von Duba zusammengezogen waren, die ständig das Stift verheerten.

 

1387

zum Johannismarkt (am 25.6.) ereignet sich der zweite, für die weitere Entwicklung der Stadt offenkundig verhängnisvolle, große Brand, nach seinem Verursacher auch Hoyken-Brand genannt: die Waren der Fernhändler werden mit zerstört. Einhergehend mit Veränderungen im mitteldeutschen Straßennetz und Einflüssen der Wettiner verlagert sich der Messehandel über Grimma und Taucha allmählich nach Leipzig. Merseburg wird zunehmend zu einer Ackerbürger-, Handwerker- und Bierbrauerstadt. Auch das Mühlengewerbe gewinnt an Bedeutung. In Zusammenhang mit dem Brand Ersterwähnung der Gotthardtstraße.

 

1390

 Curia communitatis vicariorum et panistarium (Grundstück der späteren Domapotheke) erwähnt.

 

1391

 soll wieder Missernte und Teuerung gewesen sein.

 

1392

 wird Bischof Heinrich vom Papst bestätigt.

 

1394

 stirbt Bischof Heinrich am 4.4. Sein Nachfolger wird Heinrich VI., Schutzmeister von Orlamünde (-1403).

 

1400

 wird am 28.3. eine Verfügung erneuert, wonach der Neumarkt für Almosen jährlich 11 Schock Groschen in die bischöfliche Kasse zu zahlen habe. Am 25.10. wütet der dritte, der Tantzewohl- oder auch Faulhanßen-Brand. Um diese Zeit hatte das Amt Merseburg des Hochstifts (auch Küchenamt genannt) abgesehen von der Ritterschaft 1068 beseßene Mann zu stellen (300 in der Stadt, 768 aus Amtsdörfern) und war auch 2 Heerwagen zu halten schuldig. Beseßene wurden von den Schultheißen, Bürger- und Bauernmeister der Orte gekoren und als Trabanten den Heerwagen zugeteilt.

 

1401

 erfolgt wohl eine erneute Teuerung.

 

1403

 zwingt Otto von Honstein, bis dahin Koadjutor des Stiftes, am 14.6. Bischof Heinrich VI. zum Abdanken und übernimmt selbst das Bischofsamt (-1406). Er soll sehr verschwenderisch gewesen sein (selbst der in dieser Zeit urkundlich bezeugte schlechte Bauzustand des Domes könnte möglicherweise nur vorgegeben sein, um Gelder für die eigene Lebensführung freizusetzen).

 

1404

 am 6.1. wird Otto von Honstein zum Bischof geweiht. Am 4.4. muss er dem Domkapitel versprechen, dass bischöfliche Silbergerät nicht zu veräußern. (Dieses Versprechen wird von nun an jedem Bischof abgenommen.)

 

1405

 erwirbt Abt Ulrich (III.?) vom Petri-Kloster den Gotthardtteich.

 

1406

 am 6.12. stirbt Bischof Otto, sein Nachfolger wird Walther von Kökeritz (-1411), der das Bistum von seinen Schulden befreit und dessen Besitz sogar gemehrt haben soll.

 

1408

 wird eine Treppenanlage in unsers hern von Merseburg hoff erwähnt.

 

1409

 Gründung der Universität Leipzig; der Papst bestimmt den jeweiligen Merseburger Bischof zum Kanzler dieser Universität.

 

1411

 am 4.8. stirbt Bischof Walther, ihm folgt Nikolaus Lubeck [Lubich] nach (-1431), der zuvor Kanzler der Meißner Markgrafen war. In seiner Amtszeit wird der Dom neu geweiht (dafür der Fünfsitz des Chores gefertigt?) und das Kirchweihfest wiedereingeführt (auf Sonntag nach Kreuzerhöhung). Bischof Nikolaus Lubeck erlässt den Leipzigern den in Lützen zu zahlenden Zoll.

 

1413

 am 7.4. bestimmt Papst Alexander V., dass zwei Merseburger Kanonikate mit zwei Professuren der Leipziger Universität verbunden sein sollen.

 

1414

 reist Bischof Nikolaus Lubeck zum Konstanzer Konzil, das zur Verbrennung Jan Hus’ führt.

 

1415

befiehlt Kaiser Sigismund u.a. den Merseburger Juden, ihm eine Steuer zu entrichten.

 

1417

 am 12.7. überlässt Kaiser Sigismund Bischof Nikolaus Lubeck (der durch seine Teilnahme am Konstanzer Konzil große Schulden gemacht hatte) den dritten Pfennig aller Habe der Juden in Merseburg, der Jude Kuschel soll ihn von Rechtswegen einzihen. Am 20.10. plündern Bernhard von Anhalt und Bernhard von Reinstein im Stift; Merseburger unter dem Kommando des Stifthauptmannes verfolgen sie und setzen Reinstein bei Zörbig gefangen (der erst nach 3 Jahren Haft und Zahlung von 6000 Gulden Lösegeld wieder freikommt). Fischer-Innung in Merseburg gegründet.

 

1418

 sollen erstmals Zigeuner in Merseburg gewesen sein. Der Bischof bekennt, vom Juden Kuschel 60 60 rh fl. geliegen zu haben, wofür das Domkapitel einsteht.

 

1420

 Kaiser Sigismund erklärt in einer Urkunde vom 31.3., dass der Jude Kuschel und seine Familie nicht den 33. Pfennig nicht an Konrad von Weiberg zu zahlen habe, da dessen Abgaben dem Bischog verschreiben sind.

 

1421

Ersterwähnung der Galkstraße (auch Galk- oder Galgengasse).

 

1422

Bischof Nikolaus verpflichtet sich in einer Urkunde vom 9.9. gegenüber dem Domkapitel, den für den Juden Kuschel ausgestellten Geleitsbrieg gantz unverruckigt zu halten.

 

1424

 soll die slawische Sprache für den Amtsgebrauch in Merseburg verboten worden sein.

  

1426

am 22.7. (21.4.?) tritt Merseburg mit 13 anderen Städten (Goslar, Magdeburg, Braunschweig, Halle, Hildesheim, Göttingen, Quedlinburg, Aschersleben, Einbeck, Hannover, Helmstedt, Northeim und Hameln) der Hanse bei. Erstmals ein Merseburger Bürgermeister genannt: Nickel Kellner.

 

1427

 bricht ein Streit zwischen der Stadt und dem Neumarkt wegen der Brau- und Schankrechte aus. Im Petri-Kloster wird Abt Caspar I. von Gröst durch Abt Rudolph abgelöst (der aussätzig wird).

 

1428

 leisten in der Sixti-Kirche 13 Kanoniker und 8 Vikare Dienst an 18 Altären.

 

1429

 bei der Amtseinführung neuer Ratsmitglieder kommt es zum Streit mit Bischof Nikolaus Lubeck (wegen der Hansemitgliedschaft?). Am 4.4. wird offenbar der 1426 geschlossene Bund mit den 13 Städten auf 3 Jahre erneuert. Der Dompropst Peter Sparnow lässt eine möglicherweise von Kaiser Heinrich II. gestiftete goldene Altartafel ausbessern.

 

1430

 kommt es zum weiteren Ausbau des Burg- und Stadtmauersystems insbesondere der Domfreiheit (da Bischof Nikolaus Lubeck wegen seiner Mitverurteilung des Jan Hus Einfälle der Hussiten fürchtete? Der äußere Mauerring um die Domfreiheit wird im Allgemeinen aber Johannes Bose zugeschrieben, der zu dieser Zeit noch Dompropst war). In Zusammenhang mit der neuen Mauer Gasse beim Neumarkttor sowie Königstor erwähnt. Zudem Breite Gasse ersterwähnt. Im Januar erhält der Meißner Markgraf Friedrich V., der Sanftmütige, vom Rat der Stadt nur unter der Bedingung, 2 Geiseln zu stellen, Durchzugserlaubnis für seine Truppen. Am 1.6. wird eine jahrzehntelange Bierfehde zwischen den Städten Merseburg und Naumburg durch Vermittlung des Magdeburger Erzbischofs in Naumburg beigelegt, daraufhin wird die vom Domkapitel betriebene Schenke Ecke Burgstraße/ Oberburgstraße vom Merseburger Rat, mit der Zusicherung hier auch Naumburger Bier auszuschenken, als Ratstaberne übernommen.

 Bürgermeister Thomas Czigbogk.

 

1431

 am 25.3. stirbt Bischof Nikolaus Lubeck und hinterlässt leere Kassen (da auch das Reinstein’sche Lösegeld für den Mauerausbau verbraucht wurde?). Am 4.4. wird Johannes II. Bose zum Bischof gewählt (-1463), reist am 13.4. zur Bestätigung nach Rom, kehrt am 29.6. nach Merseburg zurück und erfährt am 1.7. seine Weihe. Unter ihm wird der Stadtgraben zwischen Gotthardt- und Hältertor gebaut und die Klia hineingeleitet sowie die Wallanlage Damm begonnen. Im Petri-Kloster bringt Bischof Johannes Bose im Zusammenhang mit der Bursfeldeschen Reformation Abt Rudolf zum Abdanken und setzt Caspar Grump als neuen, der strengeren Richtung verschriebenen Abt ein (-1432).

 Oelgrube ersterwähnt.

 

1432

 Abt Heinrich IV. Hoberg (-1435). Beginn des Umbaus von St. Maximi zur Hallenkirche (-1501).

 

1433

 Hochwasser.

 

1435

 am 14.2. gibt der Bischof den Merseburger Juden Kuschel und Hasen freie Geleit in seinen Landen, am 8.5 wird der Streit um den Hansebeitritt zwischen Bischof und Rat beigelegt. Die Stadt muss 600 Gulden an den Bischof zahlen und das Neumarkttor abgeben, Torwächter und Hausleute werden auf den Bischof eingeschworen und auch das Bürgerrecht dementsprechend fixiert. Schlechter Bauzustand des Domes am 8.6. beurkundet; Einsturzgefahr? Nikolaus Risch wird Besitzer der alsbald als Rischmühle bezeichneten Mühle. Im Petri-Kloster Abt Johannes von Homborg (-1463).

 

1436

 am 30.5. und 8.6. werden Domherrenpfründe zugunsten der fabrica eingezogen. Der Dom soll sich in bedenklichem Bauzustand befunden haben.

 

1444

 in der Nacht vom 13. zum 14.9. fallen große Teile der Stadt mit dem Alten Rathaus einer Brandstiftung zum Opfer. In diesem vierten schweren Stadtbrand (nach seinem deswegen hingerichteten Verursacher auch Thyme-Brand genannt) werden auch alle Urkunden und Privilegien der Stadt vernichtet. Bischof Johannes Bose erneuert schon ab 4.10. Urkunden und erlässt allen Brandgeschädigten auf 4 Jahre sämtliche Abgaben.Er nennt freie Höfe in der Stadt, die aber Bürgerrecht erwerben sollen, wenn sie zu Markt gehen wollen. Die Juden sollen nicht zur Wache herangezogen werden. Zoll und Städtegeld haben sie dem Roden von Schladebach abgekauft. Bürger, die eine Straftat begangenhaben, dürfen nicht in den bischöflichen Hof gebracht werden, sondern sollen in der Stadt festgehalten werden. Den dem Neumarkt abgekauften Fischerpfennig darf die Stadt behalten.

Preußerstraße (-gasse) und Brühl ersterwähnt. Reformation im Petri-Kloster nach Bursfelder Vorbild abgeschlossen.

 

1445

 ältestes erhaltenes Merseburger Stadtbuch, das Rote Buch, angelegt.

 

1446

 Chorgestühl des Domes von Caspar Schokholcz. Bürgermeister Nickel Crodel (-1461).

 

1447

 wüsten im Thüringischen Bruderkrieg böhmische Söldner im Stift; Bischof Johannes Bose lässt jeden Morgen die Glocken pro pace läuten. Sixti-Altar des Domes gegründet.

 

Um 1450

 erfolgt wahrscheinlich ein Mauerausbau zum Königshof hin. In der Bischofschronik wird vermerkt, daß Juden, die Einwohner und Bewohner der Umgebung bedrückten, um nicht zu sagen arm machten, vom Bischof veramhnt wurden. Einen Juden taufte er mit seinem Töchterchen.

 

1451

 Tiefer Keller ersterwähnt.

 

1453

 gibt Bischof Johannes Bose der Stadt 8 Gewandkammern zum Erbe (standen anstelle des späteren Gewandhauses).

 

1454

 am 1.9. wird eine Hohe Spitze auf den Turm der Sixti-Kirche aufgesetzt.

 

1457

 Gasthof Zum Goldenen Arm ersterwähnt (später mit dem Goldenen Esel vereinigt und im 2. Weltkrieg zerstört).

 

1458

 Anfang November erteilt Bischof Johannes Bose 2 Zwickauer Bürgern das Privileg im Hochstift, bei Holleben, nach Kohlen zu graben. Quinte und None, zwei kleinere Domglocken, gegossen.

 

1461

 am 5.11. wird das Andreas-Hospital als Siechenheim gegründet. Erste bekannte Merseburger Polizei-Verordnung durch Bischof Johannes Bose erlassen.

 

1463

 Streit zwischen Bischof und Abt wegen der Wiese der Königsmühle. Am 3.10. stirbt Bischof Johannes Bose an der Pest und auch Abt Johannes erliegt der Seuche. Neuer Bischof wird Johannes III. von Werder (-1466), neuer Abt Heinrich von Homberg (-1482). Der bis ins 16. Jahrhundert bestehende Altar Mauritii des Domes ersterwähnt.

 

1465

 zweite Glocke St. Thomae gegossen.

 

1466

 am 21.7. wird Thilo von Trotha zum Bischof gewählt (-1514), der als Bauherr und Bezugsfigur der Merseburger Rabensage Stadtgeschichte prägt.

 

1467

 am 8.3. wird Bischof Thilo geweiht.

 

Um 1470

 beginnt Thilo von Trotha den Neubau des Schlosses, lässt den Vorgängerbau niederreißen.

 

1471

 am 13.8. belehnt Kaiser Friedrich III. Thilo von Trotha mit den Reichsregalien.

 

1473

 betreibt Lucas Brandis die älteste Druckerei des nördlichen Deutschland in Merseburg. In diesem Jahr werden von ihm hier gedruckt: Augustini liber de questionibus Orosii (bis 3.8.) und Aristotelis et aliosum lapidarius et liber de physiognomina regia (bis 20.10.) sowie möglicherweise noch ein lateinischer Psalter.

 

1474

 dürfte Lucas Brandis (der aus Delitzsch stammte) nach Lübeck weitergezogen sein.

 

1476

 wird die Merseburger Hansemitgliedschaft bestätigt. Am 6.6. werden unter Thilo von Trotha angefertigte Bischofsbilder in der Bischofskapelle des Domes erwähnt. Am 21.7. stiftet Thilo von Trotha anlässlich des 10. Jahrestages seiner Bischofswahl seine Memorie (Auftrag zur Anfertigung der Bronzegrabplatte an Hermann Vischer d.Ä. erteilt?).

 

1477

 verklagt das Petri-Kloster Thilo von Trotha beim Papst, da er einem Mönch zur Züchtigung hatte ein Ohr abschneiden lassen. Der Bischof belehnt seinen Bruder Claus mit Schkopau. Merseburger Truppen nehmen an einem Kriegszug gegen Quedlinburg teil.

 

1478

 wird laut eines Stiftwappens über dem nördlichen Portal der Neubau des Alten Rathauses begonnen (vollendet wohl erst 1568).

 

1479

 wird am 9.3. eine neue Glocke für St. Viti gegossen. Am 23.9. kommt es erneut durch Brandstiftung zum fünften großen Stadtbrand, nach den Verursachern auch Hoburgk-Brand genannt. (Der Sohn des Bürgermeisters Hoburgk hatte das Feuer gelegt worauf der Bürgermeister acht Tage später einen neuen Brand legte, um den Verdacht von seinem Sohne abzulenken; beide wurden hingerichtet.) Marcus Brandis druckt in Merseburg: Isidori hispalensis soliloquia seu synonyma de homine et ratione (bis 18.12.) sowie wahrscheinlich auch eine Schrift des Thomas von Aquino.

 Ritterstraße (-gasse) und Goldener Hahn ersterwähnt.

 

1481

 weilt Thilo von Trotha als Berater des sächsischen Kurfürsten Ernst und Herzogs Albrecht III. auf dem Reichstag in Nürnberg.

 

1482

 Abt Thomas im Petri-Kloster (-1502).

 

1483

 Ostflügel des neuen Schlosses fertig gestellt. Thilo von Trotha lässt den Gotthardtteich (nun auch erstmals als solcher genannt) vergrößern und in einen Fischteich umwandeln, offenbar  unter Einbeziehung von Teilen des alten Steinbruchs und des Klialaufes.

 

1484

 weiterer Ausbau des oberen Gotthardtteiches (unter Veränderung der Gotthardttoranlage?). Altar annunciationis Mariae (beatae virginis) des Domes ersterwähnt (bestand bis ins 16. Jahrhundert, ein noch vorhandener Flügelschrein mit Muttergottesfigur könnte dazu gehört haben).

 

1485

 wird der Turm von St. Thomae (nebst zwei Spitzen darauf) neu gedeckt.

 

1488

 Fehde zwischen Thilo von Trotha und den Herren von Mansfeld.

 

1489

 Nordflügel des neuen Schlosses (samt Saal) fertig. Kaiser Maximilian I. fordert Thilo von Trotha auf, ihn auf einem Kriegszug gegen die Schweiz zu begleiten, der Bischof lehnt jedoch mit Hinweis auf seine Gefolgstreue zum sächsischen Kurfürsten ab. Der spätere Ablasshändler Johannes Tetzel empfängt von Thilo von Trotha die Priesterweihe.

 

1490

 Brand, 30 Wohnhäuser zerstört. Um diese Zeit dürfte das Merseburger Brevier, ein Kölner Inkunabeldruck, entstanden sein.

 

1493

kommt Bischof Thilo der Forderung des Magdeburger Erzbischofs nicht nach, die Juden aus Merseburg zu vertreiben.

 

1494

 Andreas Bodenhoffer wird Weihbischof Thilo von Trothas.

 

1495

 Felix von Berg, ein Beauftragter Thilos von Trotha, erreicht auf dem Wormser Reichstag gegen Zahlung von 400 Gulden die erneute Belehnung des Merseburger Bischofs mit den Reichsregalien.

 

1496

 nimmt Thilo von Trotha am Landtag in Zeitz teil und beschließt eine neue Münzordnung mit. In Leipzig weiht er am 10.4. das neue Langhaus der Thomaskirche. Schafstädt fällt dem Hochstift als erledigtes Lehen zu. Der Bischof nimmt Juden aus anderen Teilen des Recihes in Schutz.

 

1497

 erwirbt die Stadt den Tiefen Keller. Erweiterungsarbeiten am Oberen Gotthardtteich abgeschlossen. Thilo von Trotha fehdet wiederum mit den Herren von Mansfeld. Die Stadt lässt im April Einladungen für einen erstmals am Vortag von Johanni (23.6.) abzuhaltenden Viehmarkt drucken.

 

1499

 Graf Vollrath zu Mansfeld stirbt am 28.11. in Merseburg (wohin er sich möglicherweise zur Beilegung der Fehde begeben hatte).

 

1500

 Neue Merseburger Polizei-Verordnung durch Bischof Thilo erlassen. Um diese Zeit dürften folgende Merseburger Kunstwerke entstanden sein: die Bronzetumba Thilos von Trotha (aus der Werkstatt Peter Vischer d.Ä.), die Hl. Anna Selbdritt für St. Thomae und eine große bronzene Wappentafel für das ehemalige Hauptportal des Schlosses.

 

1501

 Umbau von St. Maximi abgeschlossen. Thilo von Trotha weiht in Leipzig die Barfüßer- und die Franziskanerkirche.

 

1502

 Möglicherweise erste Arbeiten zur Domerneuerung (-1517); am 2.1. und 30.12. erteilt der päpstliche Legat Raimund von Gurk Ablass zugunsten des Domes. Abt Gerhard im Petri-Kloster (-1513).

 

1503

 Gotthardtkloster durch den Orden der Brüder vom gemeinsamen Leben (unter Einbeziehung der Gotthardtkapelle?) entstanden, gestiftet von Thilo von Trotha. Am 18.9. schließen Merseburger und Weißenfelser Fischer einen Vertrag über die Fischereigerechtigkeit. Nördliches Querhausportal des Domes mit Portalrelief Schlafender Jakob von Claus Heffener.

 

1504

 am 6.3.: Dammbruch des Gotthardtteiches bei Eisgang; 9 Menschen und 300 Stück Vieh ertrinken; das Wasser soll auf dem Markt mannshoch gestanden haben. Bischofskapelle des Domes fertig ausgemalt. Am 14.5. kommt es nach langem Streit zum Vergleich zwischen Thilo von Trotha und dem Grafen von Barby.

 

1505

 wird Fürst Adolph von Anhalt zum Koadjutor des Stiftes gewählt. Thilo von Trotha schafft die Unterschiede zwischen den niederen und höheren Vikaren ab (im Dom gab es zu dieser Zeit etwa 12 Kapellen und 30 Altäre, also vermutlich ebenso viele Vikare), ferner legt Bischof Thilo Beschwerde ein, da der sächsische Herzog Georg der Bärtige Merseburger Güter innehatte, ohne diese vom Bischof als Lehen genommen zu haben. Umbau des Kapitelshauses (-1509). Viehseuche.

 

1506

 am 15.6. lässt Thilo von Trotha Gefolgsleute des Wilhelm Rider, Herr zu Neukirchen, gefangen nehmen (bis 4.12.), da dieser zuvor Gefolgsleute des Bischofs bei Collenbey überfallen hatte (bis zum Tode Riders am 23.8.1513 brechen immer wieder Fehden aus). Ansiedlung vor der bruegken zu Venenien und Bruderschaft St. Anna bei der Kirche St. Maximi zu Merseburg erwähnt.

 

1507

 wird ein Merseburger Flächenmaß festgelegt und das alte Malzhaus gebaut. Es soll eine wohlfeile Zeit gewesen sein.

 

1508

 erneut Fehde des Bischofs mit den Mansfeldern.

 

1509

 St. Viti erneuert; Umbau Kapitelshaus mit kostbaren Wandmalereien abgeschlossen.

 

1510

 Thilo von Trotha lässt das Langhaus des Domes (wohl als krönenden Abschluss seines Schlossbaues) erneuern (dabei wird das alte Langhaus vollständig sowie der Nordflügel des Kreuzganges abgerissen); an dieser Arbeit waren mindestens 125 Steinmetzen beteiligt. Am 28.2. wird ein Finanzierungsabkommen für den Domumbau zwischen Bischof Thilo und dem Domkapitel geschlossen. Der Tiefe Keller wird als Bierkeller ausgebaut. Die Stadt Merseburg führt ein: 102 Fass und 65 Kufen Naumburger, 3 Fass Einbecker und 2 Fass Freyburger Bier.

 

1511

 kommt es zu einem Aufruhr der Chorschüler des Gotthardtklosters. Anlässlich eines Flurstreits mit Atzendorf wird erstmals der Tiergarten erwähnt; den Leunaern werden Hüterechte auf der Gräfendorfer Marke eingeräumt (gehört seit der Verwüstung Gräfendorfs im 14.Jahrhundert zur Stadtflur). Der Ritter- oder auch Sattelhof geht als Lehen vom Ritter Otto von Werder an den Stadtrichter Marcus Crodel über. Marienaltar der Stadtkirche (ursprünglich wohl für die Sixti-Kirche geschaffen und dann lange Zeit in der Stadtgottesackerkapelle aufgestellt) und Wappentafel Thilo von Trothas an der Nordwand des Domlanghauses.

 

1512

 wird das Königstor erneuert.

 

1513

 Der Koadjutor Adolph von Anhalt soll auf der Rückreise von Rom aus Bamberg Reliquien Heinrich II. nach Merseburg gebracht haben. Abt Heinrich Rymann von Gotha im Petri-Kloster (-1539), unter ihm wurde der erhaltene Winterremter im Westflügel der Klosterklausur errichtet.

 

1514

 stirbt am 5.3. Thilo von Trotha. Bei seinem Tode dürfte das Langhaus des Domes bereits unter Dach gewesen sein. Zuvor hatte er Herzog Georg noch eine größere Geldsumme für dessen Kriegszug gegen die Friesen geliehen und dafür u.a. Leipzig als Pfand erhalten. Neuer Bischof wird Adolph von Anhalt (-1526); der offenbar als eine der ersten Amtshandlungen die Juden aus Merseburg vertreibt (die Judenschule in der Apothekergasse wird aufgelöst, Synagoge und Ghetto im Raum Mälzer-/ Apothekergasse zerstört? jüdischer Besitz usurpiert?). Der Stadtschreiber Johannes Mühlhausen kauft für 10 Schock das Haus in der Gotthardtgasse, in dem die Juden vor ihrem Wegziehen wohnten.

Weihe der Kirche St. Maximi. Bischofschronik abgeschlossen (Ergänzung erst im 18. Jahrhundert).

 

1515

 verbietet Bischof Adolph Geistlichen den Besuch von Wirtshäusern. Der Dombrunnen wird gegraben und das Hauptportal des Domes gesetzt. Um diese Zeit könnten für den Dom folgende Gemälde entstanden sein: Tryptichon mit Gregorsmesse, Tryptichon mit byzantinischer Madonna, Tryptichon mit Verlobung der Hl. Katharina (Lucas Cranach d.Ä. nahestehend), Hortus conclusus.

 

1516

 Bader der Saalstube erwähnt; ebenso Gasthof Zum Lewen. Einwölbung des Domlanghauses abgeschlossen. Bürgermeister: Kaspar Crodel (-1517), Stadtschreiber: Johann Mühlhausen.

 Predellenartige Gregorsmesse für den Dom.

 

1517

 wird der Dom neu geweiht (am 20.9.?), um diese Zeit dürfte auch die Kanzel geschaffen sein.

 

1518

 Günther von Bünau, Kanonikus in Merseburg, abgedankter Bischof von Samland, stirbt am 16.7. in Merseburg und wird im Dom beigesetzt (Grabstein in der Kunigundenkapelle bis 1844 vorhanden).

 

1519

 im Januar untersagt Bischof Adolph an heiligen Tagen und am Sonntag vor der Predigt zum Biere zu gehen. Im Juli lässt er in Leipzig ein Patent des Papstes anschlagen, verbietet bei Androhung des Bannes einen Disput mit Martin Luther. Südliches Gestühl des Domes.

 

1520

 am 25.9. verliest Dr. Johann Eck im Dom die Bannandrohungsbulle gegen Luther. Heuschkels Weinberg entsteht durch Zusammenlegung eines bischöflichen Weinberges mit dem in diesem Jahr vom Bischof gekauften Sixtus-Weinberg. Vorschloss erwähnt. Durch eine Wette Riesenbierfass in Merseburg hergestellt, wog 6 Zentner, 27 Pfund. Um diese Zeit: Schnitzaltar für den Dom (Figuren denen der Kanzel verwandt).

 

1521

 am 10.1. wird in und um Merseburg begonnen Luthers Schriften einzusammeln, die dann am 23.1. auf dem Domplatz verbrannt werden.

 

1522

 Wappen Bischof Adolphs am Alten Rathaus. Schwere Hagelschäden in der Stadt.

 

1523

 Orgel in St. Maximi.

 

1524

 erfolgt in den östlichen Sprengeln des Hochstifts eine Kirchenvisitation gegen Reformationsanhänger. Johann Möstel beginnt mit dem Bau eines Gewandhauses am Markt (wird 1720 Neues Rathaus und im 2. Weltkrieg zerstört). Pest.

 Bürgermeister: Nickel Titze.

 

1525

 am 5.5. fordert die Merseburger Bürgerschaft im Zuge des Bauernkrieges in 18 Artikeln mehr Rechte vom Bischof, u.a. die Einsetzung evangelischer Geistlicher, Verminderung von Abgaben, Zollbefreiungen, Aufhebung der Immunität des Sixtivorwerkes; Bischof lehnt alles ab. Am 8.5. versuchen Bürger und Bauern umliegender Dörfer die Domfreiheit zu stürmen, das Domkapitel flieht nach Leipzig. Am 9.6. kommt es auf dem Markt zur öffentlichen Gerichtsverhandlung gegen Aufständische. Am 10.6. lässt der Kommandeur Ernst von Schönburg 4 Bürger und 4 Bauern auf dem Merseburger Markt köpfen. Die Stadt muss an Herzog Georg von Sachsen 3000 Gulden Bußgeld zahlen. Hingerichtet werden: Claus Baltzsch und Eberhard Prast aus Niederwünsch, Valten Nayll, Müller aus Raßnitz, Hans Braun aus Tragarth und Franz Kreczschmar, Peter Kromer, Andreas Letter und Hans Scheffer aus Merseburg.

 In diesem Jahr soll Merseburg ca. 3500 Einwohner auf 350 Grundstücken gehabt haben. Um diese Zeit dürfte sich um Ulrich Kreuz, der u.a. den Kunigundenaltar des Domes schuf, die Merseburger Bildhauerschule gesammelt haben (zugehörig auch: Wolfgang Blechschmidt und Ludwig Binder). Auch könnte um diese Zeit Hans Sachs Merseburg besucht haben (widmet der Stadt ein Gedicht).

 

1526

 am 23.3. stirbt Bischof Adolph, neuer Bischof wird Vinzenz von Schleinitz (-1535). Der Wirt der Stockschenke auf dem Neumarkt wird angewiesen, nur noch Merseburger Stadtbier und gemeinen Wein auszuschenken. 2 Wappentafeln Hofseite des Schlosswestflügels (nördlicher Teil des Westflügels wahrscheinlich in diesem Jahr erbaut), Gemälde Türkenschlacht (Georg Lemberger zugeschrieben) für den Dom.

 

1527

 erwirbt Johann Möstel das Gasthaus Zum Lewen (später Zur Sonne). Stadtschreiber: Johann Mühlhausen.

 

1528

 wird das Gewandhaus am Markt fertiggestellt. Pest.

 

1529

 wird das innere Gotthardttor befestigt und das Wappen des Bischofs Vinzenz von Schleinitz am Alten Rathaus angebracht.

 

1530

 die Dombibliothek erstmals als am Kreuzgange lokalisiert,

 

1531

 die Kalandsbruderschaft (die ihr Grundstück am Grünen Markt hatte) aufgelöst,

 

1532

 das innere Gotthardttor erneut befestigt.

 

1533

 Sakramentsgehäuse für den Chor des Domes.

 

1534

 am 19.8. wird in Merseburg eine Scheiben-Schützen-Kompagnie gegründet.

 

1535

 am 20.3. stirbt Bischof Vinzenz von Schleinitz, ihm folgt Sigismund von Lindenau nach (-1544), unter dem der Domumbau seinen Abschluss findet; er soll auch ein Archiv geschaffen (das Kapitelshaus zum Archiv umgebaut?) haben. Abt Heinrich Rymann erwirbt die Fischerei und den Lachsfang am Meuschauer Wehr. Nach zehnjähriger Teuerung soll dieses Jahr endlich wieder ein fruchtbares gewesen sein.

 

1536

 vollendet Johann Möstel (der wohl auch das Mittelschiff eingewölbt haben dürfte) die Domvorhalle mit einem Schlaufengewölbe. Der Südwest- (vielleicht auch der Nordwest-)Turm des Domes wird durch Clemenz Behem mit dem spitzen Schieferhelm versehen. Pest

 Bürgermeister: Nicolaus Boehme.

 

1537

 wird der zum Dom zu gelegene Teil des Schlosswestflügels zur bischöflichen Kanzlei ausgebaut und das Portal dieses Flügels mit Reliefbüsten der Bischofspatrone (durch Wolfgang Blechschmidt?) versehen sowie der Altar Heinrici in die Domvorhalle versetzt. Das Gotthardtkloster geht (offenbar wegen Misswirtschaft) ein, letzter Pater war Jakobus Coci; die baufälligen(?) Gebäude werden vorläufig von der Stadt verwaltet, alsbald mit dieser Aufgabe betraut wird der spätere Chronist und Bürgermeister Ernst Brotuff. Am 10.8. tobt ein Hagelunwetter.

 

1538

 Bischof Sigismund von Lindenau bemüht sich bei Kaiser Karl V., anstelle des Herzogs von Sachsen, den Herzog von Braunschweig (einen Vertreter des Bundes zur Erhaltung des katholischen Glaubens) als Schutzherrn des Bistums zu gewinnen (trat diesem Bund sogar selbst bei?) Der Nürnberger Meister Hans Vischer gießt das bronzenen Epitaph des Bischofs Sigismund von Lindenau. Hora-Glocke des Domes gegossen.

 

1539

 Gegen das Versprechen die Interessen des Bistums auf Reichstagen künftig von Herzog Heinrich von Sachsen vertreten zu lassen, erlangt Sigismund von Lindenau Protektion als Reichsfürst. Abt Mauritius im Petri-Kloster (-1543).

 Bürgermeister: Johann Möstel.

 

1540

 werden Erweiterungsarbeiten am Gotthardtteich abgeschlossen.

 

1541

 Erster Stiftstag in Merseburg (Versammlungen der Stiftsvasallen soll es schon im 11. Jahrhundert gegeben haben). Abtei und Torhaus St. Petri erneuert, erste Mönche verlassen im Sog der Reformation das Kloster.

 Literatur: Ernst Brotuff „Erbbuch der Güter und Gerechtigkeit des Klosters St. Petri vor Merseburg“

 

1542

 Erneut Stiftstag. Vom Küchenamt werden 2 Heerwagen samt Mannschaft gegen Herzog Heinrich von Braunschweig aufgeboten. Sigismund von Lindenau lässt die Knapendorfer Fischteiche anlegen. Das Apothekenprivileg wird geteilt, es entstehen die Stadtapotheke Zum Goldenen Löwen in der Burgstraße und die Domapotheke (später Zum Rautenkranz) in der Domstraße. Am Haus Markt 7 „Zum Raben“ wird die entsprechende Hausmarke angebracht. Bruderschaft der Hl. Anna an St. Maximi aufgelöst. Heuschreckenplage.

 

1543

 Der Plan, das Petri-Kloster neben Meißen und Pforta als Landesschule, einzurichten scheitert am Widerstand von Domkapitel und Bischof. Am 11.6. stirbt Abt Mauritius an der Pest, neuer Abt wird Wolfgang Grefinger (-1545). Beginn der Reformation in Merseburg: Am 1.7. hält Lic. Laurentius Reynhard, erster evangelischer Pfarrer an St. Maximi (-1554), die erste evangelische Predigt. Letzter katholischer Geistlicher an St. Maximi war Pfarrer Westermeier. Es wird auch ein Diakonat an St. Maximi eingerichtet, erster Diakon: Nikolaus Schmidt.

Merseburger Bier als Strecke-Fiesel bezeichnet.

 

1544

 am 4.1. stirbt Bischof Sigismund von Lindenau; Beisetzung im Dom (einer der ersten Renaissance-Grabsteine Deutschlands). Bis Mitte Mai schwanken die Domherren, wie der Bischofsstuhl neu zu besetzen sei, am 14.5. wird August von Sachsen erstmals Administrator des Stifts (-1548) und am 25.7. Georg Fürst zu Anhalt Koadjutor. Erster Stiftssuperintendent wird (-1547) Lic. Andreas Musa (Epitaph im Dom), der Superintendent ist künftig zugleich Domprediger. Am 22.6. geht die Verwaltung der Ober- und Erbgerichte pachtweise auf den Rat der Stadt über, Stadtrichter werden fortan vom Rat gewählt. Der Rat der Stadt übernimmt auch das Patronat über St. Maximi (Stadtkirche). Im Petri-Kloster sind nur noch 4 Mönche. Erster evangelischer Pfarrer von St. Viti wird ein Johannes (N.N.).

 

1545

 Neues Stadtprivilegium, besagt u.a.: der Rat soll aus 18 Personen bestehen, darunter 3 Bürgermeistern (wovon einer jeweils für ein Jahr geschäftsführend ist), aus den 4 Stadtvierteln sind jeweils 2 Mitglieder für den Bürgerausschuss zu kiesen. Der im Weißenfels residierende Administrator August von Sachsen verfügt, dass das Marktrecht vom Bischof an die Stadt übergeht und bestätigt am 8.4. das neue, große Privilegium der Rechte der Stadt. Bürgermeister bis 1546: Johann Möstel. Am 11.2. wird das evangelische Konsistorium gegründet. Am 15.3. geht die Verwaltung des Petri-Klosters an den Administrator über, dem Abt wird eine Pension ausgesetzt. Zur Leipziger Ostermesse verkauft der Rat der Stadt den Kirchenschatz von St. Maximi für 447 Fl.,8 1/2 Groschen. Erster evangelischer Pfarrer von St. Thomae und zugleich von St. Viti wird Anton Schneider (-1551). Gotthardtkloster und -kapelle gehen am 1.5. nach einer Schenkung des Administrators Herzog August in Stadtbesitz über. Am 2., 4. und 6.8. predigt Luther im Dom, dabei ordiniert er am 2.8. den Koadjutor für geistliche Angelegenheiten Fürst Georg und traut am 4.8. Siegismund von Lindenau, den einzigen Domherren, der zum Protestantismus überwechselte. Am 6.8. kommt es in der Dompropstei auf Einladung Fürst Georgs zu einem theologischen Konvent, an dem neben Luther auch Melanchthon und Bugenhagen teilnehmen. Staupenbrunnen und Staupensäule errichtet. Gründung der Kürschnerinnung und der Schneiderinnung.

 

1546

 Herzog Moritz von Sachsen lässt im Stift Soldaten für den Schmalkaldischen Krieg werben, auch werden Kirchenschätze am 8.11. eingezogen, der Dom verliert Gegenstände im Wert von 1260 Fl., das Küchenamt 743 Fl. Im Juli hält August von Sachsen Stiftstag, am 11.11. verkauft er die Königsmühle aus dem Besitz des Petri-Klosters für 2500 Fl. an den Kanzler Kiesewetter. Barbara- mit Andreashospital vereinigt; Brauhaus Zum Birnbaum erbaut.

 Literatur: „Zwo Predigt D. Martini Luthers... Gepredigt zu Merseburg“, Wittenberg.

 

1547

 Die Stadt wird mit einer Kontribution von 4000 Fl. für den Schmalkaldischen Krieg belegt, neuerliche Rekrutierungen. Die kurfürstlichen Hauptleute Weil von Pappenheim und Friedrich von Thune plündern den Domschatz u.a. die goldene Altartafel Heinrich II. und Prunkeinbände der Domstiftsbibliothek. Neumarktbrücke zerstört (Wiederaufbau als Dachbrücke?). Der Administrator August von Sachsen gibt der Stadt das (1435 vom Bischof eingezogene) Neumarkttor zurück. Ältestes bekanntes Inventar-Verzeichnis des Schlosses.

 Superintendent: Georg Maior (-1548), Domdiakon: Jeremias Bissinger (-1549). Archidiakonat an St. Maximi eingerichtet.

 

1548

 nach dem Sieg der Katholischen Partei im Schmalkaldischen Krieg wird Merseburg wieder zum Bischofssitz bestimmt. Moritz von Sachsen wird zwar die Kurwürde zugesprochen, er muss jedoch u.a. auf das Hochstift Merseburg verzichten. Am 27.9. geben die Herzöge von Sachsen die Administration des Stiftes auf, am 7.11. hält Fürst Georg seine Abschiedspredigt im Dom. Superintendent wird in diesem Jahr Johann Förster, der sich aber alsbald unter die Verwaltung des Bischofs begibt.

 Johann Möstel zum dritten Mal regierender Bürgermeister (bis 1549).

 

1549

 wird Michael Heldingk, genannt Sidonius, von 3 Domherren zum neuen Merseburger Bischof gewählt; diese Wahl wird am 17.3. von Papst Julius III. bestätigt; am 28.5. wird Sidonius vom Mainzer Erzbischof geweiht, er ist der letzte Bischof Merseburgs (-1561). Beschreibungen, dass er in der Krypta des Domes einen Weinkeller habe anlegen lassen, dürften aber Diffamierungsversuche sein und ins Reich der Legende gehören.

 Caspar Tommendorff Pfarrer St. Maximi.

 

1550

 am 17.10. belehnt Kaiser Karl V. den neuen Merseburger Bischof in Augsburg mit den Reichsregalien und am 2.12. schließlich kommt Sidonius nach Merseburg. Der Treueeid auf den neuen Bischof wird hier nur unter der Bedingung geleistet, dass die Ergebnisse der Reformation nicht angetastet werden. In seiner Amtszeit holt Sidonius den Theologen und Schriftsteller Johannes Agricola als Prediger nach Merseburg. Die Superintendentur wird eingestellt (bis 1562).

 Am 19.10. wird durch Kaiser Karl V. ein vierter Jahrmarkt, der Laurentiusmarkt (zum 10.8.) privilegiert. Bis dahin gab es in Merseburg den Johannismarkt (um den 24.6.), den Markt am Tage Johannes des Evangelisten (27.12.) sowie den Markt coenae domini (zu Ostern).

 

1551

 am 2.3. bestätigt Sidonius das Neue Privilegium der Stadt. Am 15.6. nimmt der Abt Wolfgang Grefinger (-1554) das Petri-Kloster wieder in Besitz (neben ihm sind noch ein Laienbruder sowie Prior Andreas Monhaupt nachweisbar). Grefinger kauft die inzwischen baufällige Königsmühle vom Kanzler Kiesewetter für 2700 Fl. zurück. Ersterwähnung der Merseburger Fleischhauerinnung. Grenzregulierung zwischen Hochstift Merseburg und Magdeburg.

 Andreas Heise wird Domdiakon (-1560), Erhard Schütz Pfarrer von St. Thomae (-1558) und St. Viti (-1569) und Johann Möstel zum vierten Mal regierender Bürgermeister (-1552).

 

1552

 im Januar reist Bischof Sidonius zum Trienter Konzil, fällt jedoch protestantischen Truppen in die Hände und wird bis Juni in Eichstädt gefangen gehalten. Die Saale führt im Januar Hochwasser, schwere Schäden. Die Stadt kauft die Königsmühle für 3000 Fl. In einer Kapitelsurkunde werden genge zu denen Pfordten und Thüren zum neuen Markts Thore erwähnt (Gänge oder Treppen, ein Vorläuferbau der späteren Domstufen also?). Pest

 Pfarrer St. Viti: Simon Weidensis (-1554).

 

1553

 im Juni weilt Kurfürst Moritz von Sachsen in Merseburg, während seiner Anwesenheit bricht ein Brand aus. Der Jahresendmarkt wird nachweislich erstmals als Weihnachtsmarkt bezeichnet.

 Bürgermeister: Zwenkau.

 

1554

 wird zu Ostern und Pfingsten vor dem Gotthardttor (wo später das Schießhaus stand) eine vom Bischof Sidonius gestiftete Stange zum Vogelschießen aufgestellt. Am 12.3. beendet Ernst Brotuff seine Chronik. Am 6.5. stirbt der 36. und letzte Abt des Petri-Klosters, Wolfgang Grefinger, der Prior Andreas Monhaupt übernimmt die Verwaltung (bis 1560). Am 7.5. setzt ein Adam Müller Geld für ein Stipendium aus. Der Rat der Stadt weist dem Schulmeister im Thum 24 Groschen für eine Komödienaufführung an.

 

1555

 nimmt Bischof Sidonius am Reichstag zu Augsburg teil, auf dem der Religionsfrieden geschlossen wird. Der Rat verkauft dem Stadtrichter Andersen das Gotthardtkloster.

 Stephan Agricola Pfarrer St. Maximi (-1556); Bürgermeister: Ernst Brotuff.

 

1556

 werden von der Stadtverwaltung erstmals Ausgaben für Fürsorge verzeichnet. Bäckerinnung ersterwähnt. Der Laurentiusturm des Domes erhält eine neue Haube, das Königstor wird erneuert, und am 27.12. beschädigt ein Unwetter das Gotthardttor.

 Dr. Georgius Lüder Pfarrer St. Maximi (-1573).

 Literatur: „Chronica von den Antiquiteten des Keiserlichen Stiftes, der Römischen Burg und Stadt Marsburg, an der Salah bey Thüringen... von Ernst Brotuff gedruckt zu Budissin durch Nicolausen Wolrab“ (2. Auflage: Leipzig 1557).

 

1557

 nimmt Bischof Sidonius am Wormser Konvent teil. Kurie Simonis et Judae (neu?)erbaut.

 Bürgermeister: Ernst Brotuff?

 

1558

 folgt Bischof Sidonius seiner Berufung zum Präsidenten des Reichs-Kammergericht in Speyer durch Kaiser Ferdinand I. und verlässt Merseburg; am 6.4. erlässt er Instruktionen zur weiteren Verwaltung des bischöflichen Hofes durch einen Verwaltungsrat. In seiner Amtszeit soll der Pagen- (oder auch Trabanten)turm des Schlosses entstanden sein. Die Räte des Bischofs übernehmen (zeitweilig?) auch die Verwaltung des Petri-Klosters, machen Schulden.

 Caspar Fritzsche Pfarrer St. Thomae.

 

1559

 Südliches Portal des Alten Rathauses. Viehseuche.

 

1560

 am 27.8. regelt Bischof Sidonius die Verwaltung des Petri-Klosters, ohne jedoch nochmals nach Merseburg zu kommen.

 Bürgermeister: Martin Berndt.

 

1561

 am 5.7. überlässt Kaiser Ferdinand I. dem Bischof alle Rechte am Petri-Kloster. Am 30.9. stirbt Bischof Michael Heldingk, genannt Sidonius, als Präsident des Reichshofrates in Wien (wird im Stephansdom beigesetzt). Die Kursächsischen Fürsten werden endgültig Administratoren des Hochstifts Merseburg; neuer Administrator wird (unter Vormundschaft Herzog Augusts) Herzog Alexander von Sachsen (bis 1565). Das Hochstift hatte folgende Verwaltungsstruktur: 1.) das Küchenamt Merseburg mit der Stadt Merseburg, 55 Dörfern und 18 Rittergütern, 2.) das Amt Lauchstädt mit den Städten Lauchstädt und Schafstädt, 18 Dörfern und 14 Rittergütern, 3.) das Amt Lützen mit den Städten Lützen, Zwenkau und Markranstädt, dem Flecken Eisfeld, 90 Dörfern und 26 Rittergütern, 4.) das Amt Schkeuditz mit der Stadt Schkeuditz, 45 Dörfern und 20 Rittergütern. Das Sixti-Stift wird aufgehoben; der Propsttitel von St. Sixti dem Domkapitel übertragen. Domdiakon wird Jakob Steurer (bis 1566). Schumacherinnung bestätigt. Erker am Alten Rathaus von Nickel Hofmann.

 

1562

 am 26.1. wird das Petri-Kloster säkularisiert. Zuletzt waren neben dem Prior noch 2 Mönche sowie 20 Schüler im Kloster, auch lebte in der Klause noch ein Bruder Simon. Generalvisitation der Schulen und Kirchen. Gründung der Schumacherinnung.

 Superintendent: Bartholomäus Rumbaum (-1566).

 

1563

 am 17.4. wird die Handschrift Thietmars Chronik auf Befehl des Kurfürsten August von Sachsen an Georg Fabricius zur Vollendung des Geschichtswerkes Georg Agricolas ausgehändigt (kommt daraufhin wahrscheinlich nach Wittenberg zu Reinerus Reineccius, der dort bis 1574 eine erste Druckausgabe der Chronik vorbereitet, gelangt dann offenbar ins Geheime Archiv nach Dresden, und wird von da 1832 an die Kgl. öffentliche Bibliothek überwiesen). Innungsordnung der Merseburger Zimmerleute.

 

1564

 begründet der Superintendent eine Predigerwitwen-Kasse.

 

1565

 wird von Juni bis November die Neumarktbrücke mit einem (neuen?) Dach versehen, von September bis November die Neumarktkirche St. Thomae repariert, Valentin Kramer dort neuer Pfarrer (-1578). Am 8.10. stirbt im Alter von 11 Jahren der Administrator Alexander, August von Sachsen wird (nunmehr als Kurfürst) zum zweiten Mal Administrator des Hochstifts Merseburg (-1586). Die Orgel von St. Sixti kommt nach St. Maximi. Um diese Zeit dürften die Türme und die Kirche des Petri-Klosters eingerissen worden sein.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar sen.; Bürgermeister Neumarkt: Jacob Schumann.

 

1566

 Pest.

 Bürgermeister: Martin Berndt; Superintendent: Christoph Strymmelelius (-1567); Domdiakon: Nikolaus Roßbach (-1572).

 

1567

 werden vom Küchenamt 6 Heerwagen samt Mannschaft zur gothischen Achtvollstreckung aufgeboten. Merseburg erhält das Recht Freistellen der Schule Pforta zu besetzen (wahrscheinlich mit Gründung des Domgymnasiums aufgehoben).

 Bürgermeister: Krezschmar; Superintendent: Adam Rother (bis 1592).

Literatur: Georg Maior "Etliche hundert schöner, lustiger und gemainer Teutscher Sprichwörter"

 

1568

 Altes Rathaus vollendet; zweites Portal. Viehseuche (großes Schafsterben). Die aller 3 Jahre erfolgende Ausfischung des Gotthardtteiches ergibt einen Ertrag von 1 Zentner Hechte, 219 Zentner Karpfen und ca. 100 Zober anderer Speisefische. Ersterwähnung der Merseburger Schmiede- und der Tischerlerinnung.

 Bürgermeister: Martin Berndt.

 

1569

 am 1.5. bestätigt der Administrator August das Neue Privilegium der Stadt. Er verlegt auch den Markt vom 27.12. auf den 28.10. (Simonis et Judae) und den Ostermarkt auf Oculi. Ersterwähnung der Merseburger Seiler- und der Böttcherinnung.

 Bürgermeister: Benedict Köhlau.

Literatur: Georg Maior "Opera 3 Bd."

 

1570

 bewilligt der Administrator August der Armbrustschützengesellschaft einen Schießplatz uffem königshoffe. Ersterwähnung der Merseburger Lohgerberinnung.

 Bürgermeister: Martin Berndt; Caspar Müller Pfarrer St. Viti (bis 1578).

 Aus dieser Zeit dürften der älteste erhaltene Katalog der Domstiftsbibliothek sowie das nördliche Gestühl des Domes stammen.

 

1571

 werden noch vorhandene Güter des Petri-Klosters der Stadt für 12 Jahre verpachtet. Ersterwähnung der Merseburger Hutmacherinnung.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar sen.

 

1572

 erstmals Flöße für Merseburg ausgesetzt. Baubeginn Domgymnasium? Erstmals ein Apotheker in Merseburg namentlich erwähnt: Henricus Mittelstadt.

 Bürgermeister: Hans Bachmann; Domdiakon: Nikolaus Hauptleb (-1580).

 

1573

 am 30.6. verfügt der Administrator August, dass die Bibliothek des Petri-Klosters an die Landesschule Pforta zu übergeben ist (später sollen Teile dieser Bibliothek nach Dresden gelangt sein). Stiftstag beschließt eine Wasserkunst zu bauen.

 Bürgermeister: Martin Berndt; Pfarrer St. Maximi: Mathias Detschel (-1575).

 

1574

 muss die alte (Stadt?)apotheke geschlossen werden. Ein neues Apothekenprivileg wird an einen Dr. Storm erteilt (der sieben Jahre darauf an der Pest stirbt). Am 1.7. überweist der Kurfürst dem Küchenmeister Rudeln 500 Fl. für die Lehrerbesoldung der Merseburger Domschule.

In Mainz erscheint eine Postilla mit Reden von Michael Heldingk.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar sen.

 

1575

 kommt es zur Gründung des Domgymnasiums durch den Administrator Kurfürst August, das am 19.12. in den Räumen über dem Kreuzgang (wo es bis 1880 sein Domizil hat) eingeweiht wird. Durch Hinzufügen einer vierten, zu den drei schon in der alten Schule vorhandenen Lehrerstellen, wird ein Rektor gewonnen: Erhard Hertel (bis 1581). Generalvisitation im Stift. Die (4?) Nonnen, die noch den Altenburger Nonnengarten bewohnten, ziehen nach Erfurt. Ihr Haus wird vom Domherrn von Kommerstadt (der sich zuvor um die Errichtung des Domgymnasiums verdient gemacht hatte) für 200 Fl. gekauft.

 Kirchenbuch St. Maximi mit einem Eintrag vom 16.4. begonnen.

 Bürgermeister: Hans Böttcher; Pfarrer St. Maximi: Balthasar Klein (-1578).

 

1576

 werden im Gotthardtteich 6 Zentner Hechte und 206 Zentner Karpfen gefangen. Am 13.2. stirbt Bürgermeister Martin Berndt. Pest.

 Bürgermeister: M. Johannes Schadt.

 

1577

 Hohe Brücke gebaut (älteste erhaltene Brücke der Umgebung).

 Bürgermeister: Franz Krezschmar sen.

 

1578

 erfolgt am 13.1. eine erneute Kirchenvisitation. Am 27.4. wird in Merseburg ein Erdbeben verspürt.

 Bürgermeister: Hans Böttcher; Pfarrer St. Thomae: Jodocus Riegel (-1579); St. Viti: Petrus Walter (-1581) und zum zweiten Mal an St. Maximi: Dr. Georg Lüder (-1590).

 

1579

 Baubeginn Flößgraben wegen Holzmangels im Merseburger Land sowie für die Salinen Kötzschau und Teuditz. Weinberg im grünen Hofe erwähnt.

 Adam Fehrmann Pfarrer St. Thomae (-1595), Bürgermeister: M. Johannes Schadt.

 

1580

 Strenger Winter, Teuerung. Um diese Zeit wird die Sixti-Kirche infolge der Reformation aufgegeben.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar sen.; Domdiakon: Andreas Niethner (-1592).

 Literatur: Reineccius gibt Thietmars Chronik in folio zu Frankfurt am Main, in der Wechelischen Buchdruckerei heraus.

 

1581

 Pest (1100 Opfer); auch der Bürgermeister Hans Gutjahr stirbt durch die Seuche; die Merseburger Friedhöfe reichen nicht mehr aus, am 6.7. wird der neue Stadtfriedhof geweiht.

 Rektor Domgymnasium: Bernhard Herold (-1611).

 

1582

 reißt durch ein Unwetter das Flutgatter des Gotthardtteiches heraus; Fischverluste.

 Am 15.10. wird in den katholischen Ländern der Gregorianische Kalender eingeführt (im reformierten Merseburg jedoch erst per 1.3.1700! was bis dahin z. T. zu zwiedeutigen Datierungen führen dürfte).

 Sebastian Deubel Pfarrer St. Viti (-1592); Bürgermeister: M. Johannes Schadt.

 

1583

 war ein fruchtreich Jahr. Das Pflastergeleit innerhalb der Tore der Stadt wird vom Domkapitel an die Stadt verpachtet. Am 13.2. macht sich das Domkapitel anheischig, die Administratoren des Stiftes beständig aus dem Hause Sachsen zu postulieren.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar sen.

 

1584

 soll ein vortreffliches Weinjahr gewesen sein. Am 24.4. wird der Königshof pachtweise dem Stiftskanzler überlassen, am 25.8. der Epitahph für den 1576 verstorbenen Bürgermeister Martin Berndt in der Stadtkirche angebracht, am 3.11. die große Glocke von St. Maximi wieder aufgezogen, die gesprungen, nach mehreren vergeblichen Versuchen, vom Zwickauer Glockengießer Kaspar Serger im Königshof neu gegossen wurde.

 Bürgermeister Martin Derrbsch.

 Epitaph des Stifthauptmannes Heinrich von Bila im Dom; Epitaphgemälde Kreuzigung in Landschaft in St. Maximi, die Pestnonne, der Grabstein einer Merseburger Bürgersfrau, auf dem Stadtfriedhof.

 

1585

 Pest (940 Opfer). Im Juni Hochwasser. Albert Georg und Wolfgang Ernestus, Grafen von Stolberg, werden in Merseburg gefangen gehalten, nachdem sie sich Kurfürst August widersetzt hatten. Der alte Taufstein von St. Maximi wird beseitigt.

 Bürgermeister: M. Johannes Schadt.

 

1586

 nach dem Tod des Kurfürsten August von Sachsen übernimmt Kurfürst Christian I. am 29.4. die Administration des Stifts (-1591), am 30.4. huldigen ihm die Merseburger Stände. Der Ratskeller erhält die Berechtigung zum Ausschank fremden Weines und Bieres. Am 4.5. gibt es ein Hagelunwetter. am 18.6. Hochwasser. Im April wird die Merseburger Schuhmacherinnung gegründet.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar sen.

 

1587

 wird erstmals ein Schlacht- oder Kuttelhof erwähnt und der Floßgraben fertig gestellt,

Bürgermeister: Martin Derrbsch.

 

1588

 der Lettner des Domes um diese Zeit (durch protestantische Eiferer?) abgebrochen und wohl auch eine Vielzahl der ursprünglich 30 Altäre. Ersterwähnung der Merseburger Leineweberinnung.

 Bürgermeister: M. Johannes Schadt.

 

1589

 am 23.2. brennen in Merseburg etwa 40 Häuser ab. Leineweber-Innung gegründet.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar sen.

 

1590

 geht die Neumarktmühle in Stadtbesitz über und wird erneuert. Die Stiftsregierung wünscht einen Stadtpfeifer anzustellen.

 Bürgermeister: Martin Derrbsch; Pfarrer St. Maximi: Caspar Voccius (bis 1592).

 

1591

 Johann Georg I. von Sachsen wird Administrator (-1653); bis zu seiner Mündigkeitserklärung im Jahre 1603 führt Herzog Friedrich Wilhelm von Weimar die Verwaltung. Synode in Merseburg.

 Bürgermeister: M. Johannes Schadt.

 

1592

 Superintendent Rother und andere Pfarrer im Stift werden wegen angeblichem Calvinismus abgesetzt. Neuer Superintendent: Caspar Voccius (-1614), Pfarrer St. Viti: Christian Döbler (-1600), Pfarrer St. Maximi: Andreas Niethner (-1632).

 Bürgermeister: Georg Löser.

 

1593

 Wasserleitungsbau für das Schloss und anrainende Grundstücke begonnen. Ersterwähnung der Merseburger Schwarzfärberinnung.

Bürgermeister: Martin Derrbsch; Domdiakon: Johann Lindener (-1604).

 

1594

 Straße vom Neumarkttor bis zur Hohen Brücke mit Abbruchstein des Petri-Klosters gepflastert. Abgebrochen werden auch die letzten Gebäude des ehemaligen Königshofes (Vorwerk und alte Schäferei).

 Bürgermeister: M. Johannes Schadt.

 

1595

 Wasserleitung für Schloss und Dombereich fertig gestellt. Hochwasser.

 Bürgermeister: Georg Löser; Domorganist: Sigismund Eltist.

 Literatur: „F. Lehmanni Panegyricus urbis Martisburgae carmen heroicum“, Leipzig.

 

1596

 Christopherus Lüder Pfarrer St. Thomae (-1612), Bürgermeister: Martin Derrbsch.

 

1597

 Bürgermeister: M. Johannes Schadt.

 

1598

 wird die Stiftsregierung wegen der grassierenden Pest zeitweilig nach Lützen verlegt; auch Rote Ruhr in Merseburg. Am 16.12. wird wieder ein Erdbeben registriert.

 Artikelsbrief der Merseburger Fleischerinnung.

 Bürgermeister: Georg Löser.

 

1599

 werden 2 neue Lehrerstellen für das Domgymnasium bewilligt. Der Rektor klagt, es seien viele Zech- und Tanzhäuser in der Stadt, in denen die Jugend vorfuret werde. Neuerliche Kirchenvisitation. Viehseuche.

 Bürgermeister: Martin Derrbsch; Bürgermeister auf dem Neumarkt: Wilhelm Kaufmann.

 

1600

 am 21.4. erhält die Stadt das Recht ein Durchzugsgeld (für Hausgeräte und Bräute) zu erheben. Die Landmesser Matthias Oeder und Balthasar Zimmermann beginnen ihre Vermessung der Kursächsischen Länder (-1612), dabei entsteht auch eine Karte der Umgebung wie des Stadtgebietes Merseburgs.

 Clemens Kretzschmer Pfarrer St. Viti (-1613); Bürgermeister: M. Johannes Schadt.

 

1601

 Bürgermeister: M. Theodorius Schulz; Stadtschreiber: Caspar Ebert (-1617).

 

1602

 war große Teuerung an Häusern und Viktualien. Im Dezember ziehen 2000 Mann Infanterie und 1000 Reiter des Herzogs von Braunschweig durch Merseburg gegen die Türken.

Bürgermeister: Martin Derrbsch.

 

1603

 am 6.5. zieht der Administrator Johann Georg I. in Merseburg ein und übernimmt am 7.5. nach Beendigung des Vormundschaftsverhältnisses die Verwaltung über das Stift.

 Königsmühle neu erbaut. Festlegung: Wer zu Pfingsten den Vogel abschießt (von der Stange der Schützenkompagnie schießt), wird das Jahr über von Steuern befreit.

 Bürgermeister: M. Johannes Schadt; Domorganist: Elias Rudolph (fordert alsbald den Orgelbauer Heinrich Compenius zur Reparatur der Domorgel an).

 

1604

 Stiftstag; Plan für Umbau des Schlosses. Letztmalige Bestätigung der Merseburger Hansemitgliedschaft. Domdechant von Rothschütz verkauft den oberen Teil des Nonnengartens.

 Bürgermeister: M. Theodorius Schulz; Domdiakon: Adam Stockmann (-1610).

 

1605

 am 10.4. Grundsteinlegung für den Umbau des Schlosses; Baumeister Melchior Brenner wird u.a. den Ostflügel bis an den Dom ziehen, das Hauptportal des Nordflügels und den Neptun-Brunnen errichten. Als Steinmetz arbeitet hierbei Simon Hoffman. Am 27.5. Grundsteinlegung, am 19.9. Einweihung des Kammerturms. Erneute Teuerung in Merseburg.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar primo.

 

1606

 am 18.10. weiht der Administrator Johann Georg das erst z.T. fertige Schloss ein. Der Altenburger Klostergarten wird Tiergarten (mit 11 Stück Wild aus der Grafschaft Henneberg). Roßmarkt, Sand Schmale Gasse und Vorwerk ersterwähnt.

 Bürgermeister: M. Johannes Schadt.

 Literatur: Georg Hahn „Historia Martisburgica“, bei Henning Grosen, Leipzig (darin enthalten auch die erste teilweise Übersetzung von Thietmars Chronik ins Deutsche).

 

1607

 am 8.7. Feuer in der Rittergasse.

 Bürgermeister: M. Theodorius Schulz.

 

1608

 am 15.7. wird der Konditorturm des Schlosses eingeweiht. Am 25.8. Feuer auf dem Neumarkt.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar.

 

1609

 Beginn umfangreicher Baumaßnahmen an St. Thomae. Pest.

 Bürgermeister: M. Johannes Schadt.

 

1610

 wird der Stadtfriedhof erweitert. Pest. Überschwemmungen des Neumarkts. Am 22.9. passiert der Erzbischof von Mainz mit 70 Reitern Merseburg.

 Bürgermeister: M. Theodorius Schulz; Domdiakon: Veit Stephan (-1611).

 

1611

 weiterhin Pest (1648 Opfer, etwa ein Drittel der Stadtbevölkerung). Auch der Kreuzganggarten wird Friedhof (als Erster wird dort am 21.8. der Conrektor des Domgymnasiums Elias Opitz begraben). Am 23.6. wird der Administrator Johann Georg I. Kurfürst von Sachsen. Damit gelangt die in Merseburg regierende Nebenlinie der Albertiner zur Kurwürde, Kurfürst Johann Georg I. und seine Gattin Magdalena Sybilla werden zu Stammeltern des späteren sächsischen Königshauses. Gründung der Seifensiederinnung.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar; Rektor des Domgymnasiums: Sebastian Crell (-1617).

 Hängeepitaph des Johann von Kostitz im Dom.

 Literatur: Christian Voccius „Chronik der Kirche im Stifft Merseburg“ (lateinisches Manuskript).

 

1612

 am 3.2. bestätigt Kurfürst Johann Georg das Privilegium der Stadt. Am 14.5. brennt die Wasserkunst ab, am 21.7. werden 44 Stück Wild aus dem (offenbar zu klein gewordenen) Tiergarten in die Aue getrieben, auf dass sie sich in den Höltzern mehren sollten, am 12.12. kauft die Stadt die Güter des Petri-Klosters für 27200 Fl. Gerichtsrain ersterwähnt. Neue Innungsordnung der Zimmerer. Gründung der Glaserinnung. Gerichtsrain erstmals erwähnt.

 Bürgermeister: M. Johannes Schadt; Domdiakon: Salomo Flednitzer (-1616); Pfarrer St. Thomae: Johann Probst (-1630).

 

1613

 wird der Gotthardtteich entschlammt und am 23.3. der Grundstein für die Gottesackerkirche gelegt sowie am 3.7. eine Fischordnung erlassen. Gründung der Tuchmacherinnung

 Bürgermeister: M. Theodorius Schulz; Pfarrer St. Viti: Georgius Dilger (-1636).

 

1614

 am 1.9. Einweihung der Gottesackerkirche. Portal der Dompropstei errichtet, geschmückt mit einem Bildnis des Hl. Laurentius. Die Gesellschaft der Büchsenschützen bittet den Kurfürst um Unterstützung beim Bau eines Schützenhauses.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar; Superintendent: Ägidius Strauch (-1516).

 

1615

 am 2.6. lässt der Kurfürst Johann Georg I. in Merseburg eine Schutztruppe gegen die Päpstlichen mustern. Gründung der Kannengießerinnung. Neue Kanzel St. Maximi.

 Bürgermeister: Marcus Donath.

 

1616

 wird das Jägerhaus errichtet (Grundstück des späteren Ständehauses).

 Bürgermeister: Johann Kranz; Domdiakon: Martin Stockmann (-1624), Domorganist: Caspar Schwarz.

 

1617

 erfolgt nach Dürre eine neuerliche Teuerung.

 Bürgermeister: Franz Krezschmar; Rektor Domgymnasium: Valentin Heustreu (-1647); Superintendent: Simon Gedicke (-1631); Stadtschreiber: Vincenz Ließkau.

 

1618

 wird das äußere Gotthardttor erneuert und auf dem Neumarkt ein Pranger (genannt Kak) gesetzt. Zu Ostern lässt der Rektor des Domgymnasiums Theater spielen.

 Bürgermeister: Marcus Donath.

 

1619

 wird im Domgymnasium im September eine Komödie aufgeführt.

 Bürgermeister: Johann Köhlau.

 

1620

 scheint die Stadt erstmals mit dem Dreißigjährigen Krieg in Berührung gekommen zu sein: am 27.2. wird gegen das Kriegswesen ein Fähnlein Churfürstl. Völcker anhero geleget (bis 31.7.?). Fleischerordnung der Stadt; Innungsschlachthaus in der späteren Fischerstraße.

 Im Domgymnasium wird erneut Komödie gespielt (auch in den folgenden 4 Jahren).

 Bürgermeister: D. Michael Bergner.

 

1621

 soll eine sehr große Teuerung erfolgt sein. Es wird begonnen in Merseburg leichte Müntze (so genannte Kipper-Münzen) zu schlagen. Die Kipper-Münzstätte befand sich in der Breiten Gasse 15, als Münzmeister fungierte bis 1622 Georg Simmerding. Neue Orgel St. Thomae von Heinrich Compenius. Gasthaus Roter Hirsch ersterwähnt.

 Bürgermeister: George Enke.

 

1622

 am 2.9. brennen 12 Häuser ab. Das Domkapitel bestimmt den siebenjährigen Herzog Christian zum dereinstigen Nachfolger Johann Georgs. Anhaltende Teuerung; in Merseburg wird ein Kipper-Doppeltaler geprägt.

 Bürgermeister: Johann Köhlau.

 

1623

 vom 29.3. - 2.10. liegt ein Oberst Starschädel mit einem Fähnlein Kurfürstlicher Truppen in der Stadt. Der Kurfürst Johann Georg I. verkauft den Sixtus-Weinberg. Um diese Zeit wird gegenüber dem Andreashospital der Gasthof „Zum goldenen Apfel“ eröffnet, der aber schon im Dreißigjährigen Krieg wieder eingeht. Am 23.6. wird das Schlagen von Kipper-Münzen in Merseburg verboten. Johannes Olearius besucht bis 1629 das Domgymnasium.

 Bürgermeister: D. Michael Bergner; Bürgermeister Neumarkt: Wolf Christian Bothe.

 

1624

 am 30.9. brennen die Pfarre von St. Viti und ein Teil (der Ostflügel?) des Petri-Klosters ab. Dabei wird erstmals das dort eingerichtete Gestüt, die Stutterey, erwähnt. Das auf dem Königshof errichtete Schießhaus wird eingezogen.

 Bürgermeister: George Enke; Domdiakon: Albin Buxbaum (-1668).

 

1625

 bewilligt der Kurfürst Johann Georg I. 400 Fl. für die Errichtung eines neuen Schießhauses (vor dem Gotthardttor). Weiterhin erteilt er Wilhelm Dillich den Auftrag den Riesensaal im Dresdner Schloss zu gestalten, wozu Dillich im Laufe der folgenden Jahre durchs Land reist und u.a. auch Merseburg zeichnet (älteste topographisch und künstlerisch wertvolle Ansicht Merseburgs).

 Bürgermeister: Johann Köhlau.

 

1626

 Pest (431 Opfer). Arbeiten an der Orgel von St. Thomae.

 Bürgermeister: Vincenz Ließkau.

 Literatur: Jacob Vogel „Ungarische Schlacht d.i. poetische Beschreibung der gewaltigen großen ungarischen Schlacht, welche Kayser Heinrich der Erste anno 933 bey Märßeburg... gehalten“

 

1627

 wird das Petri-Kloster zum Gebrauch des Herzoglichen Hofes eingerichtet. Gründung der Messerschmiedeinnung. Hagelunwetter am 16. und 24.5.

 Bürgermeister: George Enke.

 

1628

 am 29.7. wird ein in Merseburg Hingerichteter in der Anatomie (des Andreashospitals?) seziert. Erwähnung einer Baderey auf dem Neumarkt (Nr.2).

 Bürgermeister: Andreas Rosa.

 

1629

 verlangt Kaiser Ferdinand II. im Restitutionsedikt die Herausgabe aller vormals geistlichen Güter, so auch von Merseburg. Orgelgehäuse des Domes erweitert.

 Bürgermeister: Vincenz Ließkau.

 

1630

 Pest (301 Opfer allein in der Maximi-Gemeinde). Gründung der Portenwirker/Posamentierer-Innung. Vom 25.-27.6. Jubelfest anlässlich 100 Jahre Augsburger Konfession; am 7.8. Komödienaufführung.

 Bürgermeister: Georg Enke.

 

1631

 werden auch Stadt und Stift Merseburg massiv von den Wirrnissen des Dreißigjährigen Krieges betroffen: im April und Juni kommt es zu diversen Einquartierungen, am 29.8. verhandelt Kurfürst Johann Georg I. mit einem kaiserlichen Gesandten in Merseburg, am 4.9. besetzt Tilly mit einem starken Kontingent die Stadt, Plünderungen in der Altenburg, Truppen Pappenheims plündern auf dem Neumarkt, die Domherren fliehen, am 13.9. ziehen die Truppen gen Leipzig weiter, am 17.9. wird Tillys Heer in der Schlacht bei Breitenfeld im Hochstift Merseburg von der Armee des mit Kursachsen verbündeten Schwedenkönigs Gustav II. Adolf geschlagen, am 18.9. kommt es zu Scharmützeln zwischen fliehenden kaiserlichen und schwedischen Truppen, am 19.9. kommt Gustav II. Adolf nach Merseburg, logiert im Gasthaus „Zur Goldenen Sonne“.

 Adam Paul Stockmann Pfarrer St. Thomae (-1632), Bürgermeister: Andreas Rosa.

 Holzepitaph des Superintendenten Simon Gedicke im Dom.

 Das Theaterstück „Joseph und seine Brüder“ dreimal (publice et privatim) im Schlosshof aufgeführt.

 

1632

 besetzt Wallensteins Garde am 28.10. mit 1500 Mann die Stadt, am 29.10. plündern erneut Truppen Pappenheims sowie Wallonen, Vertreter der Stiftsregierung und des Rates werden zum Kaiserlichen General Holcke nach Leipzig gebracht, der 6000 Fl. Kontribution erpresst, am 16.11. kommt es bei Lützen im Hochstift Merseburg zur Schlacht zwischen Kaiserlichen und Schweden, in deren Verlauf der Schwedenkönig Gustav II. Adolf fällt, danach lagern 3 Regimenter Schweden in Merseburg. Das Feldschlößchen geht als Kaffee- und Schankhaus in den Besitz der Stadt über (hieß später auch Der Frosch).

 Bürgermeister: Vincenz Ließkau; Superintendent: Lorenz Andreae (-1633), Pfarrer St. Maximi: Martin Hoffmann (-1657), St. Thomae: Eustachius Möller (-1664), Stadtschreiber: M. Georg Sieler.

 Von diesem Jahr an werden Kirchenbücher in St. Thomae geführt.

 

1633

 brandschatzen Truppen des Generals Holcke das Stift. Inspektoren des Domgymnasiums klagen, dass das Schulwesen sich zum Ruin und Untergang neige. Pest (293 Opfer allein in der Maximi-Gemeinde).

 Domorganist: David Faulicke (-1667).

 Bürgermeister: Christoph Vocke.

 

1634

 lagern vom 20.1. bis 8.4. zwei kurfürstliche Kompanien unter Oberst Vitzthum in Merseburg, im Herbst kommt es wiederholt zu starken Einquartierungen und Durchmärschen kurfürstlicher und schwedischer Truppen.

 Unter regem Zuschauerinteresse Merseburger Bürger wird im Domgymnasium „Der Weltspiegel“, eine Komödie von Bartholomäus Ringwaldt aufgeführt.

 Bürgermeister: Andreas Rosa; Superintendent: Balthasar Fuhrmann (-1636).

 

1635

 besetzt das Regiment Borgsdorf am 24.1. den Neumarkt, am 24.6. wird im Stift ein Friedensfest infolge des Prager Friedensschlusses gefeiert, ab 28.7. werden in Merseburg 4 Kompanien sächsischer (nunmehr mit den Kaiserlichen verbündeter) Truppen unter Oberst Unger einquartiert, am 10.11. lagert das Regiment Taube auf dem Neumarkt. Gründung der Siebmacherinnung.

 Bürgermeister: Vincenz Ließkau.

 

1636

 besetzen schwedische Truppen unter General Baner vom 23.1.-3.3. die Stadt, erpressen 5000 Fl. Kontribution, Brandschatzungen, die Domherren fliehen erneut, beim Abzug der Schweden wird der Bürgermeister Christoph Vocke verschleppt, erst gegen Zahlung von 1200 Fl. wieder freigelassen, sächsische Verbände eilen den Schweden am 4.3. durch Merseburg nach, kehren z.T. in die Stadt zurück, ab 20.11. nehmen Reiterkompanien unter Oberst Dehne Quartier. Die Schweden hatten die Neumarktbrücke abgebrannt, die der Kurfürst (doch vorerst ohne Dach) wiederherrichten lässt. Schanze vor dem Gotthardttor erwähnt. Pest (651 Opfer).

 Pfarrer St. Viti: Valentinus Niedtner (-1637).

 

1637

 muss die Stadt den Schweden (unter Oberst Schlange sowie dem halleschen Stadtkommandanten) wie Kaiserlichen (unter Oberst Druckmüller sowie dem Leipziger Stadtkommandanten) Kontribution zahlen und deren Truppen mit Proviant versorgen, die Neumarktbrücke wird erneut zerstört, Fährbetrieb zwischen Stadt und Neumarkt. Pest (291 Opfer allein in der Maximi-Gemeinde).

 Bürgermeister: Andreas Rosa; Superintendent: Gottfried Cundisius (-1643), Pfarrer St. Viti: Johannes Wolff (-1661).

 Des Großhändlers Herrmans Wittib kredenzt in Merseburg Kaffey, gekocht mit Fleischbrühe.

 

1638

 am 10.10. sinkt die Fähre zwischen Stadt und Neumarkt, 14 Tote. Neuerliche Kontributionen für Kurfürstliche Truppen. Das Domkapitel schickt das Kirchenornat nach Leipzig.

 Bürgermeister: M. Georg Sieler.

 

1639

erneut schwedische Besatzung, nach deren Abzug verbleibt eine Wachmannschaft in der Stadt, die sich vor aus Leipzig anrückenden Sachsen 5 Tage im Eulenturm verschanzen, am 20.6. muss die Stadt, obwohl kurfürstlich besetzt, dem schwedischen Kommandanten Halles Kontribution zahlen, am 25.8. plündern Schweden in Merseburg, am 2.8. ist die Neumarktbrücke wieder passierbar, Brückengeleit wird erhoben (wogegen der Rat der Stadt protestiert), am 25.8. plündern wieder Schweden in der Stadt. Pest (285 Opfer in der Maximi-, 42 in der Thomas-Gemeinde). Vor Hunger sollen Merseburger in diesem Kriegsjahr Gras und Kraut, Hunde und Katzen gegessen haben. 14 Unbekannte starben im Hospital, 26 las man tot von der Straße auf, 9 starben im Stockhaus, 3 im Waschhaus, 2 in der Pulverhütte.

 Bürgermeister: Christoph Vocke; Domdiakon (kommissarisch?): Wigander Praetorius.

 

1640

 fallen immer wieder kaiserliche wie schwedische (und finnische) Truppen ein und richten in Stadt und Stift schwere Schäden an, die Neumarktbrücke wird mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Verschleppt und nur gegen Lösegeldzahlungen wieder freigelassen werden im März der Domdechant von Metzsch, der Stiftsrat von Wolfframstorff und der Vizebürgermeister Martin Krönitz, im November das Ratsmitglied Sieler, den Ratskämmerer Schwope und den Stadtrichter Kern. Erneut Plünderungen und Kontributionszahlungen.

 Kirchenbuch St. Viti begonnen.

 Bürgermeister: Andreas Rosa.

 

1641

 im Protokoll des Stiftstages wird vermerkt: Brandt, Mordt, Raub, Plünderung, Schatzungen, Nothzucht, Unzucht, Üppigkeit gehet im vollen Schwang, himmelschreiende Sünden werden ohne Scheu getrieben... Wiederum verwüsten Kaiserliche wie Schweden (unter Torstenson) Stadt und Stift. So nimmt Baner am 9.4. im Schloss Quartier, General Pfuhl in der Dompropstei, bevor sie mit ihren Truppen am 7.5. wieder abziehen, wird am 4.5. das Gut Werder niedergebrannt, auch wird die Neumarktbrücke erneut zerstört und repariert (von Kaiserlichen). Am 14.11. schickt Piccolomini seine Garde in die Stadt. Vor anrückenden Kaiserlichen flüchten Ende November zahllose Einwohner umliegender Dörfer in die Stadt.

 Bürgermeister: M. Georg Sieler.

 

1642

 dürfte für Merseburg das schlimmste Jahr im Dreißigjährigen Krieg gewesen sein: Allein das Kirchenbuch der Maximi-Gemeinde verzeichnet 545 Tote, darunter 215 schwedische und 89 kaiserliche Soldaten. Zeitweise sollen pro Haus bis zu 20 Personen einquartiert gewesen sein. Truppen unter den kaiserlichen Kommandeuren Gonzaga (der am 11.3. im Goldenen Hahn logiert), Barry, de Four, Paschewa und Goldacker sowie den schwedischen Generälen Torstenson (der am 9.12. im Stock speist und dabei für Abgesandte der Stadt und des Domes gute Vertröstung gibt) und Königsmark (der ab August mehrmals ins Stift einfällt, am 14.10. im Goldenen Hahn und samt Gemahlin am 18.10. sowie am 22.12. beim Küchenmeister im Schloss einkehrt) verheeren Stadt und Stift. Dabei lässt Gonzaga, um Unterstützung zu erpressen, am 26.3. sogar das Rathaus besetzen, das am 28.3. aber schon wieder freigegeben wird, da die Besatzer erkennen, dass sie ohne den Rat nicht auskommen; am 30.3. findet vor dem Dom eine Musterung durch den Kaiserlichen Generalkommissar Heusener statt; am 4.4. wird ein Magazin geplündert; am 30.6. richtet der Rat eine Petition an den Kurfürsten, am 26.8. bittet der Rat den Stiftskanzler um Erlass der Tranksteuer; und es kommt zu einem Streit zwischen dem Rat und dem Küchenmeister wegen Einmischung in Amtsbefugnisse (Merseburger verwehren sich dagegen wie die Einwohner der nicht schriftfähigen Amtsdörfer als Amtssassen behandelt zu werden). Zahlreiche Häuser der Stadt, insbesondere in der Gotthardtstraße und am Entenplan sind wüst.

 Bürgermeister: Christoph Vocke.

 

1643

 erfolgen wiederum Truppendurchzüge und -einquartierungen unter großen Pressuren. Am 16.1. treiben Schweden erneut Kontributionen ein, am 24.4. nehmen sie alle öffentlichen Kassen in Besitz. Pest. Das Schlossgartengelände scheint als Obstgarten gedient zu haben.

 Bürgermeister: Michael Meißner; Superintendent: Georg Berlich (-1671).

 

1644

 wieder ständig wechselnde Besatzungen: die Schweden mehrmals unter Königsmark, dann unter den Obristen Büttner, Kintzly und Hundelshausen (der am 10.4. die Neumarktbrücke in die salah hinein werffen lässt), dann die Kaiserlichen, dann wieder die Schweden... Zum Jahreswechsel werden Ratsherren wegen rückständiger Kontributionszahlungen ins Rathaus gesperrt.

 Bürgermeister: M. Georg Sieler.

 

1645

 Neuerliche Kontributionen. Kursachsen verhält sich ab September neutral. Am 10.12. ziehen schwedische Truppen unter dem Obristen Wrangel durch Merseburg, am 13., 18. und 19.12. Truppen unter Königsmark. 20% der Toten von St. Maximi werden als unbekannt bezeichnet. Seit 1630 verzeichnet die Maximi.Gemeinde 1797 Geburten, aber 3380 Todesfälle (umgerechnet auf die Gesamtstadt dürfte bis dahin also etwa die Hälfte der Bevölkerung umgekommen sein).

 Bürgermeister: M. Georg Sieler.

 

1646

 zum Jahresanfang wird in Merseburg für 2 Jahre eine kursächsische Reiterkompanie einquartiert. Am 16.8. beschwert sich der Rat der Stadt beim Kurfürsten Johann Georg I. über zu hohe Steuern. Im Oktober begutachtet die Bürgerschaft den Zustand der Stadtmauern. Hagelunwetter am 23.6.

 Bürgermeister: Michael Meißner.

 

1647

 im Mai besichtigt die Bürgerschaft die Stadtfluren auf Kriegsschäden. Im Oktober ziehen nochmals Schweden durch. Am 15.8. wird das Abkommen über die Fischerei-Gerechtigkeit zwischen Merseburg und Weißenfels erneuert. In einem Bericht über eine Wirtshausschlägerei wird für Merseburg erstmals das Tabakrauchen erwähnt. Gründung der Nadler-Innung.

 Bürgermeister: M. Georg Sieler; Rektor des Domgymnasiums: Georg Möbius (-1668).

 

1648

 am 9.9. wüsten letztmals vor dem Osnabrücker Friedensschluss schwedische Truppen in Merseburg; zur Adventszeit wird der Frieden von den Merseburger Kanzeln verkündet. Privilegierung der Apotheke Zum Rautenkranz. Sturmschäden an Domtürmen und Sixtiturm (14.2.).

 Bürgermeister: Nicolaus Guthsmuts.

 

1649

 Bürgermeister: Michael Meißner.

 

1650

 am 22.7. wird in Merseburg ein Friedensdankfest gefeiert (nachdem die Schweden erst am 1.7. aus Leipzig abzogen). Merseburg dürfte nur noch ca. 2500 Einwohner gehabt haben. Verfügung des Rates, keinerlei Unrat mehr vor die Häuser zu legen und jeden Sonnabend die Straßen zu kehren (nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges sollen Haufen von toten Hunden, Katzen, Hühnern usw. sowie Kot überall in der Stadt gelegen haben).

 Kurfürst Johann Georg I. betraut seinen Sohn Christian zunehmend mit der Administration des Stifts.

 Bürgermeister: Christian Breuer.

 

1651

 Hochwasser. Tagelöhner- und Handwerkerordnung erlassen (am 24.5.).

 Bürgermeister: Nicolaus Guthsmuts.

 

1652

 soll ein reiches Wein- und Kornjahr gewesen sein. Domkapitel überträgt Andreas Wendt die Ausbesserung der Domorgel. Landkarte des Stifts Merseburg von Heinrich Julius Faber.

 Bürgermeister: Michael Meißner.

 

1653

 am 30.9. hält Christian I. (d. Ae.) Einzug in Merseburg (-1691), residiert fortan im Schloss, am 2.10. huldigen ihm die Stände im Schlosssaal. Erstmals wird ein Hofprediger genannt: Christoph Jäger (nur für dieses Jahr).Mit ihm kommt auch der Kapellmeister David Pohle aus Dresden und begründet die Merseburger Hofkapelle.

Bürger der Altenburg und des Neumarkts, denen bis dahin die Bewachung des Schlosses zukam, wachen nun nur noch bei Abwesenheit der Herrschaften, ansonsten versehen fortan so genannte Trabanten die Wache. Anordnung, fortan in jedem Monat einen Bußtag abzuhalten. Gründung der Schusterinnung.

 Bürgermeister: Christian Breuer.

 

1654

 wird das Gut Werder wieder aufgebaut und soll ein fruchtreiches Jahr gewesen sein. Das Domgymnasium scheint aber noch immer dem Untergang nahe: nur 10 Schüler. Im Dezember erfolgt eine Generalvisitation in allen Kirchen des Stifts, Neuordnung der Gottesdienste in den Merseburger Kirchen.

 Bürgermeister: Nicolaus Guthsmuts.

 

1655

 am 28.5. bestätigt Christian I. die Ordnung der Maurerinnung. Andreas Wend repariert die Orgel von St. Thomae. Gründung der Maurer und Steinhauerinnung.

 Bürgermeister: Michael Meißner.

 

1656

 am 7.5. erhält der Neumarkt das Recht ein Pflastergeleit zu erheben, am 28.7. erhält das Neumarktgasthaus Goldener Löwe das Gast- und Ausspannrecht. Nach dem Tode Kurfürst Johann Georgs I. (am 8.10.) wird Merseburg infolge der Wettinischen Erbteilung zur Residenzstadt der Herzöge von Sachsen-Merseburg. Zum Herzogtum gehören neben den 4 Ämtern des Stifts (Merseburg, Lauchstädt, Lützen und Schkeuditz) nun auch die Ämter Bitterfeld, Delitzsch, Dobrilugk, Finsterwalde und Zörbig. Christian I. ist auch Herzog von Jülich, Cleve und Berg. Während der Merseburger Herzogszeit erreichen die Künste, das Bauwesen sowie wohl auch der Weinbau eine Blütezeit. Die neue Domuhr muss auf Anweisung des Herzogs gegenüber der Stadtuhr immer eine Viertelstunde nachgehen (da der Türmer von St. Maximi auch die Domuhr zu betreuen hat?).

 Bürgermeister: Christian Breuer.

 

1657

 lässt Herzog Christian I. nach angeblich in Merseburg versteckten Schätzen graben. Am 16.4. bricht im Jägerhaus ein Brand aus, weitere 24 Häuser werden zerstört. Älteste noch vorhandene Kämmerei-Rechnung der Stadt: Gesamteinnahmen: 3554 Fl. 3 Gr. 10 Pf., Gesamtausgaben: 3557 Fl. 20 Gr. 10 Pf. Gründung der Innung der Kupferschmiede.

 Bürgermeister: Nicolaus Guthsmuts; Stadtschreiber: Johann Steinersdorf (auch im folgenden Jahr).

 Pfarrer St. Maximi: Georg Weichelt (-1668).

 

1658

 am 17.2. besucht Kurfürst Johann Georg II. Merseburg. Gründung der Buchbinderinnung.

 Bürgermeister: Michael Meißner.

 Prospect der Stadt Merseburg von Matthäus Merian (in: Topographie von Obersachsen).

 

1659

 am 10.3. schwören im Schlosshof alle Stände neuerlich den Eid auf Herzog Christian I., nachdem der von den Domherren ordentlich als Administrator gewählt wurde. Eine um 1500 erstmals erwähnte Badstube der Stadt wird öffentlich versteigert. Schwere Sturmschäden am 24.9.

 Bürgermeister: Christian Breuer.

 

1660

 wird der Schlossgarten angelegt. Stiftstag. Erneut schwere Sturmschäden (am 9.12.).

 Bürgermeister: Nicolaus Guthsmuts; Stadtschreiber: Anßelm Arnoldt.

 Um diese Zeit entsteht eine erhaltene Skizze der Domfreiheit von einem unbekannten Künstler.

 

1661

 wird der Schlossgarten mit einer Mauer umgeben und über dem abgebrannten Jägerhaus der Jägerhof errichtet. In der Nähe der Hälterbrücke, wo die Fischhälter ihre Grundstücke hatten, lässt der Herzog ein Haus für den Hoffischer errichten - die Hoffischerei. (Die ursprünglich 6, dann 4 Hälterbecken fassten ca. 250 Zentner Fisch.) Am 8.8. steht auf dem Neumarkt Hochwasser, am 3.11. brennen 22 Häuser und 6 Scheunen in der Stadt, am 4.11. 12 Häuser auf dem Neumarkt nieder.

 Bürgermeister: Michael Meißner.

 

1662

 wird die Altenburg aus Zollgründen mit einer Mauer umgeben (Weiße Mauer), Klausen-, Rotebrückenrain- und Hältertor. Auf Anordnung Herzog Christians werden die beiden Fischhälter zwischen Sixti- und Gotthardttor abgebrochen. Am 14.5. brennt die Wasserkunst ab, am 23.8. kommt es in Merseburg nochmals zu einem schweren Stadtbrand: 55 Häuser und 19 Scheunen werden eingeäschert, 4 Bürger kommen in den Flammen um. Infolge dessen erlässt der Herzog am 20.10. eine neue Feuerordnung; Scheunen dürfen künftig nur noch außerhalb der Stadtmauern stehen. Am 16.8. wird die Bürger-Scheiben-Schützen-Gilde vom Herzog privilegiert, am 22.9. an der Marktseite von St. Maximi ein Sonnen-Zeiger angebracht. Schule in der Altenburg erwähnt. Gründung der Töpferinnung.

 Bürgermeister: Christian Breuer; Pfarrer St. Viti: George Steinmetz (-1680).

 

1663

 bis Juni werden infolge des Brandes vom August des Vorjahres 2000 Fuhren Schutt abgefahren. Der Johannesturm des Domes erhält eine neue Haube. Ständetag (am 6.4.). Auf einem partiellen Stadtplan wird erstmals der Entenplan verzeichnet (Geflügelmarkt). Der Syndikus des Domkapitels Johannes Schütz schenkt der Domstiftsbibliothek seine Privatbibliothek gegen Gewährung zweier Grabstellen im Kreuzgang. Rote Ruhr.

 Hofpredigerstelle fest eingerichtet, in diesem Amt (-1668): Elias Pistorius; Bürgermeister: Nicolaus Guthsmuts.

 

1664

 im Frühjahr sind 22 eingeäscherte Häuser wieder aufgebaut. Vor dem Neumarkttor wird eine Ziegelei errichtet und die Walkmühle der Neumarktmühle wird erstmals erwähnt. Am 22.8. wird die Neumarktbrücke als Zugbrücke eingeweiht. Ab März wird auch im Dom ein Kirchenbuch geführt, am 22.3. im Dom ein neuer Altar und am 13.6. ein neues Gestühl eingeweiht.

 Bürgermeister Nicolaus Gutsmuths stirbt (am 20.8.).

 Bürgermeister: Michael Meißner.

 

1665

 am 7.2. befiehlt Herzog Christian I., dass Jahrmärkte (um den Gottesdienst nicht zu versäumen) künftig nicht mehr sonn- sondern nur noch wochentags gehalten werden dürfen; Jahrmärkte finden in Merseburg nun am Montag bis Mittwoch nach Oculi und Simon et Judae sowie vor Johanni und Laurentii statt; ferner wird angewiesen, dass die Fastnachtszeit über alle Üppigkeit abgestellt werde und in den Wirtshäusern die Spielleute sich nicht mehr hören lassen sollen. Am 25.2. findet ein Jubelfest anlässlich des vor 100 Jahren geschlossenen Religionsfriedens statt, am 15.10. ein Dankfest anlässlich des Friedensschlusses zwischen dem Kaiser und dem türkischen Sultan. Im April wird das Portal des Schlossvorhofes neu gestaltet, am 20.6. ein neues Gehäuse für die Domorgel, der noch heute zu sehende barocke Prospekt, gesetzt. Der Heinrichsaltar wird abgetragen, Gemälde davon am neuen Hochaltar angebracht (nun unter der Orgelempore), am 25.12. erstmals ein Klingelbeutel im Dom herumgereicht. Neuer Taufstein für den Dom und Schalldeckel für die Domkanzel. Am 22./23.6. Fischsterben im Gotthardtteich, nachdem sich das Wasser grün verfärbt hatte. Am 17.9. erlässt der Herzog eine Anordnung über das Bettelwesen: Türbetteln ist künftig verboten, im Rathaus sollen Almosen verteilt werden. Die Herzogin Christiane kauft die Rischmühle. Um diese Zeit wird Christoph Schütz (der spätere Leipziger Porträtmaler) in Merseburg geboren. Innung der Barbiere gegründet.

 Bürgermeister: Christian Breuer; Pfarrer St. Thomae: Tobias Hildebrand sen. (-1703).

 

1666

 am 22.4. wird die neue Domorgel eingeweiht. Bei der unteren Wasserkunst wird ein Schlachthaus und eine Hoftöpferei errichtet. Im Juni soll eine Heuschreckenplage um Merseburg gewesen sein. Konsistorium wieder eingerichtet; im Dezember Ständetag.

 Bürgermeister: Christian Ölßner.

 Doppelepitaph Stirling von Achill im Dom.

 

1667

 wird eine neue Kanzlei und das Amtshaus für das Konsistorium gebaut. Eine Polizeiverordnung weist an, dass das Eintreffen von Zigeunern durch Sturmläuten angezeigt werden muss. Am 12.3. privilegiert Herzog Christian Martin Müller, in Merseburg einen Buchhandel und Laden zu betreiben.

 Eine Thietmar-Ausgabe erscheint bei Mader in Helmstedt.

 Bürgermeister: Michael Meißner.

 

1668

 werden Königs- und Sixtitor erneuert; das Schwarze Tor wird wahrscheinlich vermauert, die Marienkapelle (samt Heiden- oder Marientor?) abgebrochen. Herzog Christian gibt Anweisung eine Bibliothek anzulegen (am 18.11) und lässt ein Zeughaus bauen. Am 27.10. wird der Hochaltar des Domes mit den Abbildungen des herzoglichen Stifterpaares aufgerichtet. Am 20.3. und 1.4. brechen kleinere Brände aus. Pocken. Unter dem neuen Rektor des Domgymnasiums Heinrich Crazenstein (bis 1674) wird am 7.5. eine neue Schulordnung erlassen (8 Lehrer geben für 7 Klassen je 25 Stunden pro Woche plus Musikunterricht).

 Bürgermeister: Christian Breuer; Hofprediger: Valentin Sittig (-1701), Domdiakon: Christian Heidler (-1678), Pfarrer St. Maximi: Lic. Andreas Glauch (-1679).

 Literatur: Georg Möbius „Neue Merseburgische Chronica“

 

1669

 Anfang Juni wird das Wetterläuten abgeschafft, danach brennen (am 17.6.) durch Blitzschlag Scheunen vor dem Sixtitor ab. Am 29.7. neue Merseburger Polizei-Verordnung durch Herzog Christian erlassen. St. Thomae wiederhergestellt.

 Bürgermeister: Christian Ölßner; Bürgermeister auf dem Neumarkt: Zacharias Meynhardt.

 

1670

 zum Jahresanfang grimmige Kälte, alle Mühlen ungangbar, dann Hochwasser. Fürstengruft des Domes eingerichtet (monumentales Portal); nördlich der unteren Wasserkunst Hofschmiede errichtet. Kaspar Forberger (ein Stiefsohn des Buchhändlers Müller) richtet in Merseburg eine Druckerei ein (1679 privilegiert).

 Bürgermeister: Christian Breuer.

 

1671

 Hofmedicus Dr. Glasse baut anstelle der alten Klause ein neues Haus. Hofprediger Valentin Sittig wird zugleich Superintendent (bis 1705). Die Meuschauer Dorfkirche St. Georg wird renoviert und deren Turm neu aufgebaut.

 Bürgermeister: Christian Ölßner.

Literatur: Johannes Olearius "Geistliche Singe-Kunst"

 

1672

 führt der gebürtige Merseburger Johann Gottfried Gregorius in Moskau das erste (von ihm geschriebene) weltliche Theaterstück Russlands auf: „Komödie des Attaxerxes“.

 Bürgermeister: Christian Breuer.

 

1673

 wird erstmals ein Wehr der Neumarktmühle erwähnt. Die Handwerker, die zwangsweise an den Schießübungen der Schützengilde teilnehmen müssen, beantragen beim Rat von den Freischützen unterschieden zu werden.

 Bürgermeister: Christian Ölßner.

 

1674

 kauft Herzog Christian dem Kapitel am 1.10. eine Kurie ab und lässt auf dem Grundstück die Reitbahn anlegen.  Christoph Junge repariert die Orgel von St. Maximi.

 Bürgermeister: Christian Breuer; Rektor des Domgymnasiums: Friedrich Hildebrand (-1687).

 

1675

 wird am Südwestturm des Domes zur Sicherung ein Strebepfeiler gesetzt. Am 22.12. erste Säcularfeier des Domgymnasiums.

 Bürgermeister: Christian Ölßner.

 

1676

 Rote Ruhr. Brand auf dem Sixtiberg. Ölmühle errichtet.

 Bürgermeister: Christian Breuer.

 

1677

 kauft die Herzogin Christiane am 25.5. die Neumarktmühle. Neue Brauordnung. Kleider-Ordnung (am 29.10.).

 Bürgermeister: Davidt Bock.

 

1678

 bestätigt Herzog Christian am 15.5. die Innungsordnung der Zimmerer. Gründung der Merseburger Baderinnung. Am 5.3. Gasthof Weißer Adler in der Altenburg eröffnet.

 Bürgermeister: Christian Breuer; Domdiakon: Christian Crusius (-1715).

 

 1679

 wird die Neumarktmühle instand gesetzt und das Privilegium der Apotheke Zum Rautenkranz erneuert. Gründung der Sattlerinnung.

 Bürgermeister: Johann Berndt; Pfarrer St. Maximi: David Graffunder (-1680).

 

1680

 am 24.3. setzt der Bürgermeister Davidt Bock Geld für 2 Stipendien aus. Gedächtnistafel für C. v. Diszkow im Dom.

 

1681

 Wahrscheinlich erstes Postamt in Merseburg (Sachsen machte sich, dem Beispiel Brandenburgs folgend, von der Thurn- und Taxischen Post unabhängig). Staupenbrunnen (neuer Aufsatz) und Brunnen auf dem Domplatz erneuert. Gründung der Riemerinnung.

 Bürgermeister: Melchior Lange; Pfarrer St. Maximi: Caspar Forbiger (-1710), St. Viti: Andreas Böhme (-1720).

 

1682

 Pest (380 Opfer). Viehseuche. Brände am 13.11. in der Stadt (12 Häuser, 2 Tote) und am 11.12. im Schloss. Schanze vor dem Sixtitor erwähnt, Königsmühle erneuert.

 Bürgermeister: Johann Berndt.

 

1683

 weiterhin Pest. Marienhospital (im Sixtiviertel) erneuert.

Bürgermeister: Paul Perner.

 Epitaph für Lukas Berger in St. Maximi.

 

1684

 Missernte. Neuer Altar für St. Maximi von Michael Hoppenhaupt begonnen.

 

1685

 Pest (in Meuschau 14 Tote). Hofdruckerei Christian Gottschick.

 Bürgermeister: Melchior Lange.

 

1686

 Fasanerie angelegt. Straße nach Leipzig erweitert; Teufelstümpelbrücke aus Stein. Christian I. versucht in Merseburg wieder eine Münzstätte einzurichten, hatte aus Nordhausen schon den Münzmeister Andreas Dettmer geholt, der Dresdner Hof verbietet dies aber. Neuer Altar für St. Maximi eingeweiht.

 Bürgermeister: Johann Berndt.

 Literatur: Conrad Hüls „Henricus Auceps Hungarorum Prope Martisburgum victor“, Dresden.

 

1687

 Neue Schieferhaube für Nordostturm des Domes. Neue, steinerne Hinrichtungsstätte am Klausenberg. Herzog Christian beschwert sich beim Rat, dass statt seiner Hof- und Feldtrompeter sowie Heerpauker die Stadtpfeifer auf Hochzeiten und bei Gelagen spielen.

 Hofkapellmeister: Johann Theile (-1713), sein bedeutendster Schüler wird der spätere hallesche Organist J. G. Ziegeler.

 Bürgermeister: Paul Perner; Zacharias Meynhardt erneut als Bürgermeister des Neumarkts genannt.

 

1688

 wird das im Dreißigjährigen Krieg ruinierte Schießhaus wiederaufgebaut. Erneuerung von St. Viti (Empore). Neue Fleischer-Ordnung.

 Rektor des Domgymnasiums: Christoph Cellarius (-1693), wird als Verfasser zahlreicher philologischer, historischer und geographischer Schriften bekannt, unter ihm dürfte Christian Reuter, der spätere Autor des „Schelmuffsky sein Abitur abgelegt haben, wahrscheinlich in diesem Jahr.

 Bürgermeister: Melchior Lange.

 

1689

 Teichdamm durch den Baumeister Michael Hoppenhaupt erneuert. Ankündigungsbuch der Domgemeinde zu Merseburg begonnen (bis 1735 fortgeführt).

 Bürgermeister: Christian Forberger.

Literatur:  Christoph Cellarius "Erlelchterte lat. Grammatica", Merseburg.

 

1690

 Rote Ruhr. Am 20.11. Erdbeben. Andreashospital renoviert. Bartholomäuskapelle und Kapelle corporis Christi des Domes in Fürstengruft einbezogen. Die alte Kanzel von St. Viti wird nach Meuschau, nach St. Georg gebracht. Um diese Zeit werden die ersten beiden Obelisken für das Herzogspaar im Schlossgarten aufgestellt und entsteht das Grabdenkmal Fritsch auf dem Stadtfriedhof.

 Bürgermeister: Paul Körner.

 

1691

 am 18.10. stirbt Herzog Christian I., ihm folgt (-1694) Christian II. (d. J.) nach. Wegen Erbstreitigkeiten besetzt der kursächsische General Minckwitz vom 28.10. - 3.11. die Stadt. Beim Trauerläuten für Herzog Christian I. zerspringt die große Glocke der Sixti-Kirche. Michael Hoppenhaupt stellt das Fürstliche Teich-Haus (später Herzog Christian) fertig, Königstor erneuert, Gasthof Zum Palmbaum erbaut. Wappen des Herzogs am Alten Rathaus. Erster Fürstlicher Fasanenwärter wird Johann Michael Hartung.

 Bürgermeister: Christian Forberger.

 

1692

 ab 12.5. wird (offenbar erfolglos) versucht die Sixti-Kirche zu restaurieren (-1695); ab 4.8. erhalten die Westtürme des Domes neue Köpfe. Erweiterung von St. Viti (dazu Altarretabel und Emporemalerei); neuer Altar für St. Thomae (Kruzifix von Michael Hoppenhaupt). Fasanenhaus und Walkmühle für die Königsmühle erbaut. Als letztes von 5 Wappen wird das der Stadt am Alten Rathaus angebracht. Christian II. weist an, dass künftig den Stadtpfeifern das Musizieren bei Hochzeiten und Kindtaufen auf dem Lande zustehen soll; fallen gleichzeitig mehrere Feste an, darf auch die Gotthardtsche Compagnie spielen.

 Bürgermeister: Melchior Lange; Bürgermeister Neumarkt: Peter Knorre.

 

1693

 am 17.1. schenkt Herzogin Christiane nach ihrem Umzug ins Schloss Delitzsch Christian II. die Neumarktmühle. Am 19.1. verleiht Kaiser Leopold I. dem Stift Merseburg wieder das Stimmrecht auf Reichstagen, die Reichsunmittelbarkeit. Der Herzog bestätigt die Stadtrechte, die Feuerordnung wird erstmals gedruckt; der Dicke Heinrich zum Speisesaal für Gartenfeste eingerichtet, das (erhaltene) Haus Burgstraße 16 (mit der Hausmarke Pallas Athene) erbaut. Am 5.10. wird Johann Christian Buxbaum (der später bei der Gründung der Petersburger Akademie den Lehrstuhl für Biologie erhält) in Merseburg geboren.

 Weihnachten zerspringt die Zarenglocke von St. Thomae.

 Bürgermeister: Christian Forberger.

 Hängeepitaph für Susanne von Wolffersdorff im Dom.

 

1694

 am 20.10. stirbt Herzog Christian II., ihm folgt sein ältester Sohn Christian Moritz nach, der aber schon am 14.11. verstirbt; nun tritt Moritz Wilhelm, der Geigenherzog, die Regierung an (bis 1731), bis 1712 jedoch unter der Vormundschaft des Kurfürsten August der Starke, des Herzogs August von Zörbig sowie seiner Mutter, Herzogin Erdmuthe Dorothea.

 Neue Glocke für St. Thomae am Sixtiberg gegossen (8.9.). Hausmarke des „Palmbaum“ angebracht.

 Bürgermeister: Paul Körner; Rektor Domgymnasium: Abraham Ziegk; ihm folgt noch im selben Jahr Johann Hübner nach (-1710), dessen „Geographische Fragen“ noch zu seinen Lebzeiten 36 Auflagen erreichen und durch zahlreiche Übersetzungen weite Verbreitung finden; unter ihm dürfte der spätere Vater der Bergakademie Freiberg und Lehrer Lomonossows Johann Friedrich Henckel sein Abitur abgelegt haben.

 

1695

 Weitere Arbeiten an St. Viti. Barbarakapelle (gegenüber dem Andreashospital?) erneuert. Der Platz über der z.T. abgetragenen Bastion des Schwarzen Tores kommt als Baustelle zum Verkauf. Neue Küsterei St. Maximi am Grünen Markt (später mit dem alten Kirchturm abgerissen). Gründung der Zinn- und Kannengießerinnung. Am 20.12. stirbt der Komponist David Pohle in Merseburg.

 Bürgermeister: Melchior Lange; Bürgermeister auf dem Neumarkt: Peter Knorre.

 

1696

 Turmerneuerung St. Viti. Fertigstellung des Pfarrhofes Kötzschen. Teuerung und Mäuseplage. Gründung der Innung der Nagelschmiede.

 

1697

 bitten Bergleute um Erlaubnis, am Wege nach Leuna ein Bergwerk anzulegen, dies wird aber nicht gestattet. Fleischer-Ordnung erneuert. Beginn einer mehrjährigen Umgestaltung der Domorgel durch Zacharias Theyßner; neuer Prospekt. Einweihung einer neuen Orgel für St. Viti am 18.12. Am 10.2. stirbt der ehemalige Bürgermeister Christian Forberger (Epitaph in St. Maximi: Christus als Kinderfreund). Der Bildhauer Johann Jakob Hennicke wird in Merseburg geboren.

 Bürgermeister: Gottfried Weise.

 

1698

 verlangt Kurfürst Friedrich August I. (der Starke) 100.000 Taler für die Beibehaltung der Reichsunmittelbarkeit des Stiftes (die Summe soll zwar gezahlt worden sein, doch das Stimmrecht auf Reichstagen wird trotzdem nicht wiedererlangt). Umbau des Kapitelshauses, Domstiftsbibliothek hier eingerichtet. Umgestaltung St. Maximi (u.a. Sakristei abgebrochen), Zacharias Theyßner beginnt die Orgel von St. Thomae zu rekonstruieren (bis 1701).

 Am 9.6. stiftet die Herzogin Christiane das nach ihr benannte Waisenhaus.

 Bürgermeister: Andreas Salomon.

 Epitaph des Marschalls von Bieberstein m Dom.

 

1699

 Wochenmärkte werden auf Mittwoch und Sonnabend festgelegt. Maria Berger setzt (am 15.2.) Geld für 2 Stipendien aus (ihr Epitaph in St. Maximi). Johann Christian Hertel wird Hofmusicus in Merseburg. Generalinventur in der Mühle vor dem Saaltor wegen Neubesetzung der vakanten Müllerstelle.

 

1700

 am 1.3. wird in Preußen und anderen evangelischen Ländern (so auch in Merseburg?) der Gregorianische Kalender eingeführt. Ab 10.2. passiert die Fahrpost von Leipzig über Laucha, Kölleda, Langensalza, Mühlhausen nach Kassel wöchentlich zweimal Merseburg. Der Dicke Heinrich wird Alchimistenküche? Doppelepitaph v. Thümmel im Dom.

 Bürgermeister: Melchior Lange.

 Literatur: Johann Vulpius „Fürtrefflichkeit der Stadt Märseburg...“, Quedlinburg.

 

1701

 soll das Bier in Merseburg rar und seltsam gewesen sein. Am 20.5. stirbt in Delitzsch die Herzogin Christiane. Im November/Dezember wird die Dachbrücke erneuert.

 Bürgermeister: Gottfried Weise; Hofprediger: Dr. Johann Konrad Sittig (bis 1714).

 

1702

 wird die Fronfeste repariert; Daniel Franke übernimmt von der Rentkammer der Stadt die Apotheke im Gewandhaus und Georg Androlle erhält das Gastungsrecht für den Goldenen Stern.

 Bürgermeister: Andreas Salomon.

 In „Schenks Hecatompolis“ erscheint ein illuminierter halber Bogen: „Merseburg in Meißen; een vorstelyke Residemtie-Stadt“.

 

1703

 Neues Uhrwerk im Sixtiturm (18.11.); Gasthaus Ritter St. Georg erhält Gastungsrecht (24.12.). Die Neumarktbrücke erhält ein neues Schieferdach. Der Hallenser Arzt Prof. Friedrich Hoffmann erkennt den Wert der Lauchstädter Heilquelle, die Stadt Lauchstädt im Stift Merseburg entwickelt sich allmählich zum bedeutenden Kurort. Epitaph Friedrich Kraußhold im Dom, Grabdenkmal Hennig auf dem Stadtfriedhof.

 Bürgermeister: Melchior Lange; Pfarrer St. Thomae: Tobias Hildebrand jun. (-1719).

 

1704

 im Januar wird in Merseburg unter dem Obrist-Lieutenat Freyer eine Grenadier-Kompanie aufgestellt, im Mai wirbt das Stift (weitere?) 170 Soldaten an. Schwere Sturmschäden am 31.1.; Steinweg nach der Meuschauer Mühle im Mai fertig gestellt; am 14.6. nimmt die Meuschauer Mühle eine Pulvermühle in Betrieb. Grabdenkmal Hübell auf dem Stadtfriedhof.

Literatur: Christoph Cellarius "Historia universalis, in antiquam, medii aevi ac novam divisae" 

 

1705

 am 3.7. schafft das Stift 400 Soldaten. Haus Domstraße 3 von Michael Hoppenhaupt erbaut.

 Der Hofprediger Dr. Sittig wird zugleich Superintendent (-1714). Um diese Zeit: Müllerstein auf dem Stadtfriedhof.

 Bürgermeister: Gottfried Weise.

 

1706

 Schwedische Besatzung des Stifts im Zuge des Nordischen Krieges. Zacharias Theyßner nimmt nach Unterbrechung wieder die Reparaturarbeiten an der Domorgel auf.

 Bürgermeister: Andreas Salomon.

 

1707

 am 15.2. wird ein Postkurs Leipzig-Merseburg-Nordhausen-Köln-(Amsterdam) eingerichtet; weiterhin gibt es die Kurse: Leipzig-Merseburg-Eisleben-Quedlinburg-(Hamburg) und Halle-Merseburg-Weißenfels-Zeitz-Gera-(Nürnberg). Erneuerung des oberen Gotthardtteiches (Dämme bei Zscherben trennen den sogenannten Klingenteich ab). Am 1.9. weilt Karl XII., König von Schweden, nach dem Friedensschluss von Altranstädt in Merseburg. (In Folge dieses für Sachsen unvorteilhaften Friedensschlusses nahe Merseburgs dürfte sich [vor allem im Niederdeutschen] die Redensarten Es weht kein guter Wind aus Merseburg und Der geht nach Merseburg [im Sinne von: der geht flöten] eingebürgert haben.) In Begleitung Karl XII. kam auch der General Rehnskjöld. Am 27.9. wird das Christianen-Waisenhaus eingeweiht. Generalkapitelsitzung am 1.10. Johann Joachim Quantz, der spätere Flötist am Hofe Friedrich II. und bedeutende Komponist (nach dessen Flötenschule noch heute gelehrt wird) tritt als Lehrling in die Merseburger Stadtkapelle ein.

 Bürgermeister: Gottfried Weise.

 

 1708

 am 7.2. brennt die Ölmühle der Rischmühle ab, kann aber schon am 31.8. wieder produzieren. Während der so genannten Bierfehde überfallen Merseburger Bürger am 2.6. die Bündorfer Schenke (da man dort kein Merseburger Bier ausschenkte). Christian Reuter schreibt den Text für ein Passions-Oratorium des Merseburger Hofkapellmeisters Johann  Theile.

 

1709

 überflutet der Gotthardtteich am 11.2. die Stadt; Hochwasser der Saale am 14.2. Dem Domorganisten Johann Friedrich Alberti folgt Georg Friedrich Kauffmann nach (-1735).

 Bürgermeister: Andreas Salomon.

Literatur: Erdmann Uhse "Wohlinformirter Redner worinnen die Oratorischen Kunst-Griffe vom kleinsten bis zum größten durch Kurtze Fragen und ausführilche Antwort vorgetragen werden"

 

1710

 Polykarp Leyser Pfarrer St. Maximi (-1714); Bürgermeister: Gottfried Weise.

 Friedrich Thilo/ Paul Gottfried v. Königslöw „Geometrischer Grundriss des Dorfes Kötzschen“.

Literatur: Erdmann Uhse "Kirchen-Historie des XVI. und XVII. Jahrhunderts"

 

1711

 der inzwischen längst volljährige, doch als Administrator noch immer unter Kuratel stehende Herzog Moritz Wilhelm heiratet und unternimmt eine längere Hochzeitsreise. Neuerliche Restaurationsversuche an St. Sixti. Am 21.12. brennen Scheunen vor dem Sixti-Tor ab.

 Bürgermeister: Andreas Salomon; Rektor des Domgymnasiums: Erdmann Uhse (bis 1730).

 

1712

 Turmreparatur St. Thomae, neue Schlaguhr eingesetzt. Zweiter Teil des Stadtfriedhofes, Kurie Sigismundi (Domstraße 10) erbaut. Am 26.10. erfolgt die Huldigung der Stände für Herzog Moritz Wilhelm, der mit 24 Jahren vom Kurfürsten August dem Starken endlich aus der Vormundschaft entlassen wurde. Möglicherweise schuf Johann Michael Hoppenhaupt in diesem Jahr das Porzellankabinett des Schlosses. Erneuerung der Privilegien der Schützen-Gilde.

 Domdiakon (kommissarisch?): Johann Samuel Strauß (-1714).

 

1713

 wird der preußische Eingangszoll auf Merseburger Bier, das beispielsweise gern von Halleschen Studenten getrunken wurde (es kursierten sogar Studentenlieder auf das Merseburger Bier) stark erhöht, was in Merseburg zu einem allmählichen Rückgang der Brauereiwirtschaft führt. Die Gastwirte der Sonne, des Roten Hirschs, des Goldenen Löwen und des Mondes bitten den Herzog die Bestätigung neuer Gasthöfe (u.a. des Lindwurm) zu verhindern. Erwähnt auch: Unterschenke und Oberschenke in der Altenburg. Im August/September wird das Dach der Neumarktbrücke mit Schiefer gedeckt. Zacharias Theyßner übergibt die von ihm erneuerte Domorgel, eine Kommission befindet die Instandsetzung aber als äußerst mangelhaft. Johann Michael Hoppenhaupt zum Hofbildhauer ernannt. Neuer Hofkapellmeister: Aschenbrenner. Flur- und Lagebuch der Stadt Merseburg.

 Bürgermeister: Gottfried Weise.

Literatur: Julius Bernhard von Rohr "Unterricht von der Kunst der Menschen Gemüther zu erforschen"

 

1714

 wird die Badstube vor dem Saaltor abgebrochen. Der Mühlhausener Orgelbauer Johann Friedrich Wander beginnt eine neuerliche Erneuerung der Domorgel.

 Bürgermeister: Andreas Salomon; Superintendent: Polycarp Leyser (-1724), Pfarrer St. Maximi: Methusalem Steinbach (-1729), Hofprediger: Christian Ernst Philippi (-1736).

 

1715

 beschweren sich Maurer- und Zimmerhandwerker über die Verpflichtung an Schießübungen teilnehmen zu müssen. Der Herzog erteilt dem Vicekanzler von Bose und dem Stallmeister von Karras die Erlaubnis, die nördliche Dommauer wegen des Anbaus eines privaten Kirchenstübchens zu durchbrechen (muss nach 2 Jahren wieder abgebrochen werden).

 Die Walkmühle der Neumarktmühle wird erneuert; am 2.2. brennen auf dem Neumarkt 4 Häuser und 3 Scheunen nieder. Am 31.10. präsentiert Johann Elias Bessler, genannt Orffyreus, im Grünen Hof (nahe der Sixtikirche) sein perpetuum ac per se mobili. Eine herzogliche Kommission erstellt dem Scharlatan Orffyreus für sein als Merseburger Rad in die Technikgeschichte eingegangenes Perpetuum mobile ein positives Gutachten. Am 17.11. predigt der Indien-Missionar Bartholoäusr Ziegenbalg (dessen Frau Merseburgerin war und der schon 1703/04 in Merseburg als Privatlehrer gewirkt ahhte) im Dom. Johann Joachim Quantz verlässt nach abgeschlossener Stadtpfeiferausbildung Merseburg. Um diese Zeit: Bäckerstein auf dem Stadtfriedhof.

 Bürgermeister: Andreas Salomon; Domdiakon: Stephan Friedrich Lins (bis 1727).

Literatur: Erdmann Uhse "Des neueröffneten Musen-Cabinets aufgedeckte Poetische Wercke"

 

 

1716

zeichnet Adam Friedrich Zürner eine Karte des Stifts Merseburg. Orgelerneuerung St. Maximi. Die herzogliche Bibliothek wird neugeordnet.

 Bürgermeister: Ernst Heinrich Lange.

Literatur: "Merseburgisches-Gesangbuch", Halle.

 

1717

 wird Johann Christian Friedrich Förster (der bereits 1709 nach Merseburg kam und hier bis 1743 ca. 300 Kompositionen schuf) zum Hofmusicus und Johann Michael Hoppenhaupt zum Fürstlich Sächsischen Land-Baumeister und der aus Merseburg stammende Bildhauer Johann Christian Kirchner wird in Dresden zum Hofbildhauer ernannt. Am 25.2. erteilt Herzog Moritz Wilhelm Moritz Mentz die Erlaubnis die wüst liegende Walkmühle am Gotthardtteich (die Dammühle) als Papiermühle aufzurichten. Am 17.10. wird die von Johann Friedrich Wander umgestaltete Domorgel eingeweiht (gilt fortan als eines der größten Orgelwerke Deutschlands). In der Altenburg werden 130 Häuser gezählt. Gold- und Silbermünzen in Merseburg geprägt.

 Bürgermeister: Andreas Salomon.

 

1718

 Einbruch in die Fürstliche Kanzlei.

 Bürgermeister: Ernst Heinrich Lange.

 

1719

 wird Merseburg erstmals in einem Lexikon erwähnt. Gründung der Barett-, Strumpfstricker- und Strumpfwirkerinnung. Im Januar verenden durch eine Seuche 150 Stück Vieh im Gut Werder, und die Bürgerschaft des Neumarkts weigert sich weiterhin Wachdienste im Merseburger Schloss zu leisten. Am 14.5. predigt August Hermann Francke im Dom. Neuer Taufstein für St. Maximi.

Bürgermeister: Andreas Salomon; Pfarrer St. Thomae: Gottfried Tümmel (-1738).

 

1720

 am 10.4. genehmigt Herzog Moritz Wilhelm den Umbau des Gewandhauses am Markt zum Neuen Rathaus; am 20.9. wird ein allgemeines Dankfest im Lande gefeiert, nachdem die Ernte in diesem Jahr nach 13 Jahren Not und Teuerungen infolge der schwedischen Invasion von 1706/07 sowie Missernten sehr reich ausfiel. Am 8.10. übersiedelt der Rat ins Neue Rathaus (von Christian Trothe umgestaltetet). Auch das Stadtarchiv wird hier eingerichtet. Der Fürstliche Tiergarten wird zu einem Baumgarten bestimmt (am 25.11.), an der Neumarktbrücke ein Wehrdamm gebaut. Erstmals erwähnt: die Straußenschenke. Neue Bäcker-Ordnung (am 26.8.) und erneuerte Fleischer-Ordnung in Kraft (am 26.9.). Daniel Wilhelm Triller wird Arzt in Merseburg.

 Bronzeepitaph für Bernhard von Naso und dessen Frau in St. Maximi und der Familie von Kragen im Dom.

 Bürgermeister: Ernst Heinrich Lange (-1721).

 

1721

 am 29.7. Einweihung eines neuen Brauhauses auf dem Neumarkt.

 Bürgermeister: Ernst Heinrich Lange; Pfarrer St. Viti: Johann George Köcke (-1731).

 

1722

 am 19.4. wird eine von Johann Friedrich Wender geschaffene Orgel in St. Maximi eingeweiht. Im Juni erwirbt Herzog Moritz Wilhelm (der auch selbst Gambe spielte) nach langen Verhandlungen mit der Stadt Guben eine Riesenbassgeige für seine Streichinstrumentensammlung (die zuletzt etwa 70 Instrumente umfasste). Epitaph J. V. v. Kardoff und Sohn in St. Viti.

 Bürgermeister: Andreas Salomon.

 Literatur: Lazarus Heinemann „Adpendix chronici novissimorum episcoporum Merseburgensium ab an.1514 ad an. 1721“ in: J. P. v. Ludewig „Reliquiae manuscr. IV“ Frankfurt/Leipzig.

 

1723

 vollendet Johann Michael Hoppenhaupt die Dorfkirche Kötzschen. Der gebürtige Merseburger Johann Ernst Philippi (später berüchtigt wegen diverser Schmähschriften u.a. gegen Anton Wilhelm Amo) wird in Merseburg Advokat.

 Bürgermeister: Christian Gottschick.

 

1724

 Der späteres Spiritualist Johann Michael Ladensack wird in Merseburg geboren. Schweres Unwetter am 7.8.

 Bürgermeister: Andreas Salomon.

 

1725

 am 15.4. brennen 17 Scheunen vor dem Sixtitor nieder. Der aus Merseburg stammende Botaniker Johann Christian Buxbaum wird in St. Petersburg zum Mitglied der St. Petersburger Akademie ernannt. Um diese Zeit schuf Christian Trothe den Gewandeten Schmerzensmann für den Stadtfriedhof (nicht erhalten).

Bürgermeister: Christian Trothe; Superintendent: Heinrich Gottlieb Schneider (-1728).

 Literatur: Joh. Ad. Tschorn „Merseburg nach seinem schlechten Anfange, gesegnetem Wachsthum und jetzigem Wohlstand“, Leipzig.

 

1726

 wird Johann Gottlieb Graun Hofkapellmeister in Merseburg (-1730); er bildet hier u.a. Wilhelm Friedemann Bach aus. In dieser Zeit dürfte auch Johann Sebastian Bach desöfteren in Merseburg gewesen sein. Erweiterung des Stadtgottesackers; Kastanien im Schlossgarten gepflanzt.

 Bürgermeister: Christian Trothe; Bürgermeister des Neumarkts: Ambrosius Dreyhaupt.

 

1727

 Baubeginn Schlossgartensalon, Baumeister: Johann Michael Hoppenhaupt. Am 3.5. stirbt Christoph Bernd, der Hofnarr des Herzogs, bekannt als Stück- oder Gänsetoffel, über den z.T. auch gedruckte Geschichten kursierten. Neuer Hofnarr wird der Zwerg Hans Georg Gloel.

 Letzter herzoglicher Stiftstag in Merseburg. Gutes Weinjahr: der Stiftsweinberg Röglitz gibt 1082 Eimer für den Weinkeller des Herzogs. Im September wird ein eigens gefertigtes Riesenweinfass in den herzoglichen Weinkeller geschafft, Fassungsvermögen: 159 Eimer (ein Leipziger Eimer fasste 69 Liter). Figuren Der Tod und Der Totengräber von Christian Trothe für Stadtfriedhof (nicht erhalten).

 Bürgermeister: Johann George Rundleben; Domdiakon: August Christian Förster (-1732).

 

1728

 Christian Trothe erneut Bürgermeister, er gestaltet in diesem Jahr auch das Portal des Neuen Rathauses um. Epitaph der Frau von Zech im Dom, Grabdenkmal Herzog auf dem Stadtfriedhof (geschaffen von Christian Trothe).

 Literatur: J. Samuel Strauß „Positiones historicae de Rudolfo Suevico Anti-caesare, cuius manus in praelo amputata Merseburgi...“, Halle. (2.Auflage Magdeburg 1745); Julius Bernhard von Rohr "Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschaft der Privat-Personen"

 

1729

 wird angeblich der Grabstein Thietmars wieder gefunden, aber alsbald tiefer gesenkt und das Grab der Frau von Zech darauf gemauert. Richtstätte vor dem Klausentor erneuert; Klingenteichdamm durchstochen, Verbindung zum Hauptteich wiederhergestellt. Johann Christian Friedrich Förster (dessen Kompositionen inzwischen auch Johann Sebastian Bach, der eine Förster'sche Ouvertüre eigenhändig kopierte, zu schätzen schien) wird zum Hofkomponisten ernannt.

 Bürgermeister: Christoph Gottlieb Wentzel; Superintendent: Christoph Heinrich Zeibich (-1731).

 

1730

 Schlossgartensalon eingeweiht (möglicherweise aber erst nach 1731 vollendet). Königsmühle abgebrannt (18.9.). Die Altenburg wählt erstmals einen Bürgermeister: Johann Wilhelm Bose (bisher bestellte das Küchenamt für diesen Stadtteil jeweils 2 Bürgermeister). Grabdenkmäler Münch, Weber und Zaulick auf dem Stadtfriedhof. Um diese Zeit dürfte die Neuberin in Merseburg (wohl am Hofe des Geigenherzogs Moritz Wilhelm) gastiert haben.

 Bürgermeister der Stadt: erneut Christian Trothe. Pfarrer St. Maximi: Gottlieb Bürger (-1742).

 

1731

 am 21.4. stirbt Herzog Moritz Wilhelm, ihm folgt der (bis dahin in Spremberg residierende) Herzog Heinrich nach (-1738). Am 6.7. wird dem neuen Herzog von Sachsen-Merseburg gehuldigt, am 20.12. zieht er in seine neue Residenz ein. Herzog Heinrich schreibt regelmäßig Tagebuch. Neuer Hofkapellmeister wird Johann Theodor Roemhildt. Taufstein mit Engel von Johann Heinrich Agner d.Ä. (mit Albrecht) für St. Thomae.

 Neubau des alten Gasthauses Goldene Sonne.

 Bürgermeister: Christoph Gottlieb Wentzel; Rektor des Domgymnasiums: Johann Salomo Henckel (-1741); Pfarrer St. Viti: Adam Heinrich Böttger (-1736).

 Literatur: „Gespräch in dem Reiche derer Toten zwischen Moritz Wilhelm usw. und dem Herzog von Zeitz usw.“, Frankfurt.

 

1732

 im Juli kommen an mehreren Tagen aus Salzburg vertriebene Protestanten in Merseburg an, werden bewirtet und mit Geld versehen, ziehen dann weiter nach Halle und schließlich nach Ostpreußen, wo ihnen Friedrich Wilhelm I. Land angeboten hatte. Am 7.10. stirbt der Bürgermeister, Bildhauer und Architekt Christian Trothe. Das fürstliche Lust-Haus im Rischmühlengarten wird mit Haupthaus, vier Pavillons und einer Wasser-Fontäne beschrieben.

 Bürgermeister: Johann Wilhelm Bosch; Superintendent: Andreas Charitius (-1741); Domdiakon: Johann Augustin Segnitz (-1742).

 Literatur: Christoph Heinrich Zeibich „Historische Lebensbeschreibung der Stifts-Superintendenten in Merseburg von der Reformation an bis zu unseren Zeiten“, Leipzig.

 

1733

 am 20.2. wird in Merseburg Simon Gottlieb Zug, der spätere Dresdner und Warschauer Hofbaumeister (vom polnischen Sejm 1768 in den Adelsstand erhoben) geboren. Julius Bernhard von Rohr wird zum Domherrn berufen.  Am 4.4. kommen erneut Salzburger Emigranten durch Merseburg.

 Bürgermeister: Christoph Gottlieb Wentzel.

 

1734

Sturmschäden St. Viti; Domorgel von Zacharias Hildebrandt umgebaut. Am 5.3. schließt Gottfried Ludwig Präger seine Fortsetzung der Möbius-Chronik ab; am 8.6. bestätigt Herzog Heinrich das Privileg der Scheiben-Schützen-Gesellschaft.

 Bürgermeister: Johann Christian Fiedler.

 

1735

 im März werden auf dem Damm (der z.T. abgetragen wird) zwischen Gotthardttor und der Altenburg Kastanien gepflanzt, ebenso zwischen Gotthardttor und Stadtgottesacker (wobei eine prähistorische Kugelamphore gefunden wird). Im Mai wird das Fischhaus am Gotthardtteich vergrößert. Gesinde-Ordnung in Kraft. Gründung der Drechslerinnung und der Gürtler-Innung. Am 7.6. überflutet der Gotthardtteich erneut die Stadt; Saalehochwasser am 8.6. Der Hofkapellmeister Johann Theodor Roemhildt wird auch Domorganist (-1756).

 Bürgermeister: Christoph Gottlieb Wentzel.

 

1736

 werden vier, vom Lauchaer Steinmetz Samuel Becker angefertigte kursächsische Postsäulen aufgestellt (Mitte des 19. Jahrhunderts unter preußischer Verwaltung entfernt).

 Der Hofkomponist Johann Theodor Roemhild komponiert eine „Matthäus-Passion“ (herausgegeben 1921 von Karl Paulke). Letzter Hofprediger wird Johann George Heppe (-1737); Pfarrer St. Viti: Johann Samuel Agner (-1743).

 Bürgermeister: Johann Christian Fiedler.

Literatur: "Julius Bernhard von Rohr "Geographische und Historische Merckwürdigkeiten des Vor- und Unterhartzes"

 

1737

 sollen noch vorhanden gewesene Reliquien des Domes heimlich (in der Klausur des Kapitelshauses?) vergraben worden sein. 6 kostbare alte Ornate werden an Hallenser und Weißenfelser Juden verkauft. 20 junge Leute klagen beim Herzog über die Last des Schießzwanges in der Schützengesellschaft. Feuerspritzen-Verordnung in Kraft.

Bürgermeister: Christoph Gottlieb Wentzel (-1738).

Literatur: Valentin Sittig "Eröffnetes Heiligthum Zur Buß, Beicht und Heiligen Abendmahl...", Forberger & Sohn Merseburg.

 

1738

 am 28.7. stirbt Herzog Heinrich, die Herrscherlinie Sachsen-Merseburg erlischt. Kurfürst Friedrich August II. übernimmt die Administration des Stifts (-1763), Merseburg ist nicht länger Residenzstadt, das kulturelle Leben sinkt auf Provinzniveau, eine kurfürstlich-sächsische Garnison wird eingelegt (zuerst das Kurfürstliche Infanterie Regiment Prinz Xaver, in folgenden Jahren das Stollbergsche Infanterie Regiment, dann das Kürassier Regiment Kurprinz, dann das Infanterie Regiment Prinz Clemens und schließlich wieder das Infanterie Regiment Prinz Xaver). Sofort nach dem Tode Herzog Heinrichs kommt der kurfürstliche Oberstallmeister von Brühl nach Merseburg und bringt die Schätze des Merseburger Herzogshofes nach Dresden (die Silberkammer soll mit 170 Zentnern[?] Edelmetall gefüllt, an Bargeld 40 000 Taler vorhanden gewesen sein, weiterhin werden verschleppt: das Glas- und das Münzkabinett, kostbare Tapeten, Wagen, Pferde usw.); das erste und sehr umfangreiche Protokoll über die Verbringung der Kostbarkeiten des Merseburger Schlosses nach Dresden stammt vom 18.8. d.J. Herzog Heinrich wird wie seine Vorgänger in einem Prunksarg in der Fürstengruft des Domes beigesetzt (dort insgesamt 37 Särge, davon 20 für Kinder). Am 25.8. verstarb auch Gemahlin des letzten Merseburger Herzogs, Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow. Der in Merseburg geborene Karl Friedrich II. von Württemberg-Oels wird Regent des Herzogtums Württemberg. Anstelle eines Pumpwerkes aus dem 16. Jahrhundert erbaut Johann Michael Hoppenhaupt die Obere Wasserkunst (-1739). Neubau auch des Malzhauses.

 Bürgermeister: Christoph Gottlieb Wentzel.

 

1739

 fertigt der Bauinspektor Lobenstein eine Straßenkarte des Stifts Merseburg. Johann Dietrich bessert die Orgel von St. Maximi aus. Der spätere Theologe und Kirchenlieddichter Karl Friedrich Senf wird am 26.7. in Merseburg geboren. Per 20.3. werden erneut Kleinodien aus dem Merseburger Schloss nach Dresden verbracht, darunter eine kostbare Inful mit den Porträts der Merseburger Bischöfe. Am 1.5. ergeht ein Erlass zum Erhalt der Merseburger Regierungsbibliothek. Am 29.8. erhält Johann Andre Schuncke die Erlaubnis vor dem Klausentor eine Salpeterhütte anzulegen und zu betreiben. Hochwasser auf dem Neumarkt am 11.12., Sturmschäden am Schloss am 20.12.

 Bürgermeister: Johann Christian Fiedler; Pfarrer St. Thomae: Heinrich Theodor Witte (-1743).

 

1740

 Die Witwe des Fleischers Dieter erhält (bis 1744) für den Unterhalt des Merseburger Raben 35 Taler, 22 Silbergroschen.

 „Acourater geometrischer General-Ris des Stiftes Merseburg von P. Schenk“, Amsterdam (1745 nachaufgelegt).

 Superintendent (kommissarisch?): Johann George Förster.

Daniel Wilhelm Triller "Neue Aesopische Fabeln"

 

1741

 am 10.3. wird bei der Hauptwache am Roßmarkt eine neue Hinrichtungsstätte errichtet; am 30.8. werden nochmals Schätze des Merseburger Schlosses nach Dresden abtransportiert, dabei auch Pretiosen aus dem Merseburger Grünen Gewölbe; am 9.11. erlässt die Stiftsregierung ein Einquartierungs-Reglement.

 Bürgermeister: Johann Theophilius Hasse.

 

1742

 wird die Walkmühle der Neumarktmühle erneuert sowie dort auch eine Walz- und Ölmühle erbaut. Straßenreinigungsordnung der Stadt erlassen. Grabdenkmal Bürger von Johann Heinrich Agner d.Ä. auf dem Stadtfriedhof.

 Rektor des Domgymnasiums: Balthasar Hoffmann (-1783); Superintendent: Georg Christian Wagner (-1749); Pfarrer St. Maximi: Johann August Segnitz (-1767).

 

1743

 stirbt die letzte Angehörige des Merseburger Herzogshauses, die unverheiratete Prinzessin Caroline Auguste in Zörbig (am 23.9.), wird anstelle des alten ein neues Andreashospital von Johann Christian Trothe erbaut (Einweihung am 6.12.) und wird zu Pfingsten im Hause Hoppenhaupt ein katholischer Gottesdienst abgehalten.

 Domdiakon: Adam Leonhard Schocher (-1750), Pfarrer St. Thomae: Johann Christian Oelßner (-1750).

 

1744

 baut Johann Michael Hoppenhaupt das Versunkene Schlösschen. Vom 25.5. - 18.6. gastiert die Brünnerische Gesellschaft mit 19 verschiedenen Theaterinszenierungen im Neuen Rathaus. Im Juni stellt die Vogelschützengesellschaft eine neue Vogelstange im Schießgraben vor dem Gotthardttor auf, bittet jedoch wie zu fürstlichen Zeiten den Rischmühlengarten nutzen zu können (erstes Schießen auf die neue Stange am 21.10.). Am 1.11. werden für den Unterhalt des Merseburger Raben jährlich 4 Scheffel Korn ausgesetzt. Am 8.12. brennt der Haußmannsturm am Königstor ab. Grabdenkmal Kröbel von Johann Michael Hoppenhaupt auf dem Stadtfriedhof.

 Bürgermeister: Johann Theophilus Hasse (-1745).

 

1745

 muss Merseburg an der, infolge des 2. Schlesischen Krieges von Sachsen an Preußen zu zahlenden Kontribution 125.000 Taler beitragen. Die Apotheke im Neuen Rathaus wird mit der Domapotheke vereint. Hagelunwetter am 1.4.

 Grabstein A. H. v. Waltersdorff in St. Viti.

 Bürgermeister: Johann Christian Fiedler.

 

1746

 wird die Apotheke „Zum goldenen Löwen“ privilegiert (am 8.9.) und die Kirche St. Thomae samt Orgel repariert. Kurfürst Friedrich August II. bestätigt (am 31.1.) das Privileg der Vogelschützengesellschaft. Die Feuer-Ordnung wird revidiert.

 Figur des Hl. Andreas für Andreasheim von Johann Christian Trothe.

 

1747

 Am 26.5. wird das innere Gotthardttor abgebrochen.

 Bürgermeister: Georg Peter Schulz.

 Johann Christian Oelßner beginnt seine „Zuverlässige Nachrichten bei dem Pfarr-Ambte in Neumarkte und Lößen“.

 

 1748

 lässt ein Oberst von Bülow in seinem Logis in der Altenburg einen katholischen Gottesdienst halten, versucht dann das Haus zu kaufen; daraufhin erlässt die Stiftsverwaltung eine Verfügung, wonach keinem catholico der Ankauf von Immobilien gestattet werden darf. Gasthaus Zum Goldenen Hahn erneuert, dritte Glocke für St. Thomae.

 „Merseburgisches Gesang-Buch“ von Georg Christian Forberger in Merseburg neu verlegt.

 

1749

 Der spätere Vedutenmaler Franz Heinrich von Naumann wird am 12.6. in Merseburg geboren.

 um diese Zeit legt Balthasar Hoffmann das „Album scholasticum Gymnasii Martisburgensis“ an.

 

1750

 erscheint die erste Merseburger Zeitung: „Allerlei Altes und Neues darinnen zur Historie gehörige Sachen abgehandelt werden zu den wöchentlichen Merseburgischen Anzeigen“, Verleger ist Johann George Laitenberger (erste erhaltene Ausgabe vom 15.1.1753). In Merseburg werden 774 Häuser gezählt; das Saaltor wird als eingegangen bezeichnet; in der Ritterstraße brennen 6 Häuser nieder. Am 1.1. beginnt Christian Friedrich Cuno sein „Diarium Martisburgense“. Um diese Zeit dürfte das Grabdenkmal Maudrich auf dem Stadtfriedhof entstanden sein.

 Superintendent: Johann David Steinmüller (-1767); Domdiakon: Johann Christian Oelßner (-1768).

 Literatur: Karl August Just „Verzeichnis der Gerechtsame des Amts zu Merseburg“, J. P.Olbricht und J. Ch. Lohrengel „Specificatio derer gesamten beym Amte Merseburg befindlichen Straßen und Brücken“, Moritz Ehrenreich Hoppenhaupt „Von einem in der Gegend Merseburgs neu entdeckten alten heydnischen Grabmal“ (Manuskript).

 

1751

 brennt am 6.7. der Goldene Stern ab, der Klosterweinberg gibt 82 Eimer. Am 14.9. stirbt der Merseburger Bildhauer und Architekt Johann Michael Hoppenhaupt, sein Nachfolger als Landesbaumeister wird (bis 1756) sein Sohn Moritz Ehrenreich Hoppenhaupt. Vom 16.9. - 2.10. weilt der sächsische Kurfürst und König von Polen Friedrich August II. in Merseburg.

 Pfarrer St. Thomae: Johann Ehrenfried Zschöckel (-1783).

 

1752

 gibt der Klosterweinberg 150 Eimer Wein. Sakristeianbau St. Viti.

Literatur: Daniel Wilhelm Triller "Der Wurmsaamen. Ein Heldengedicht"

 

1753

 wird das Wehr der Neumarktmühle repariert und der Haussmannsturm erneuert (am 20.7. neue Uhr eingesetzt). In einer Statistik des Küchenamtes werden die Rischmühle mit 8 Mahlgängen einer Öl-, Schneid- und Walkmühle, die Neumarktmühle mit 4 Mahlgängen, die Meuschmühle mit 3 Mahlgängen, Schneid- und Ölmühle sowie die Dammühle mit 6 Mahlgängen als Amtseigentum registriert. Am 9.7. muss die erste Merseburger Zeitung ihr Erscheinen einstellen, dafür erscheinen ab 1.8. „Merseburgische Ansichten“, herausgegeben vom Nürnberger Verleger Carl Theodor Häberl. Am 11.9. reist Friedrich der Große mit Voltaire durch Merseburg. Ab dem 28.12. (bis 22.2.1754) gastiert die Königl. Pohl. u. Churf. Sächs. priviligierte Leppertsche Gesellschaft mit insgesamt 37 Theateraufführungen in Merseburg.

 

1754

 spielt die Leppertsche Gesellschaft am 28.1. in Merseburg eine „Faust“-Inszenierung. Am 17.7. reist Friedrich der Große erneut durch Merseburg und am 20.12. wird mit der Nummer 48 die Zeitung „Merseburgische Ansichten“ eingestellt. Merseburg hat 4 Brau- und 7 Malzhäuser.

 

1755

 Epitaph für Karl August Just von Johann Heinrich Agner d.J. im Dom. Um diese Zeit dürfte Christian Fürchtegott Gellert des Öfteren den Kammerassitenzrat des Domstifts Johann Andreas Bastineller (der auch schriftstellerisch tätig war) auf dem Neumarkt besucht haben.

 

1756

 muss das Stift im Zuge des Siebenjährigen Krieges 234 Rekruten für das sächsische Heer stellen, ferner Pferde, Geld und Fourage. Am 29.8. besetzen preußische Truppen die Stadt.

 Erdbeben (18.2.), Getreideteuerung. Die Ausfischung des Gotthardtteiches erbringt: 2 Zentner Hechte, 154 Zentner Karpfen, 10-20 Zentner Karauschen, 5-6 Zentner Barsche, 5-10 Zentner Schleien.

 

1757

 liegt bis 25.4. in Merseburg ein preußisches Freibataillon in Quartier; vom 25.-30.8. besetzen französische Husaren die Stadt; am 3.9. machen österreichische Husaren die Neumarktbrücke unpassierbar, am 31.10. stehen sich Preußen (auf dem Neumarkt) und Franzosen (in der Stadt) gegenüber, Prinz Soubise, der Heerführer der Franzosen logiert im Schloss, die Franzosen brennen die Neumarktbrücke ab und ziehen sich nach Mücheln zurück; Friedrich der Große übernachtet vom 31.10. zum 1.11. im späteren Gasthaus Fasanerie; am 2.11. wird die Neumarktbrücke auf Befehl des Fürsten Moritz von Dessau wiederhergestellt. Schließlich kommt es am 5.11. nahe Merseburgs zur Schlacht bei Roßbach; nach seinem Sieg über die französischen Truppen und die mit ihnen verbündete Reichsarmee logiert Friedrich der Große vom 8. zum 9.11. am Entenplan, besichtigt Kriegsbeute, vor allem französische Kanonen, im Schlosshof. Neben zahllosen Soldaten (die man u.a. in St. Maximi eingesperrt) werden 11 französische Generale und 185 Offiziere gefangen nach Merseburg gebracht; Generalleutnant Francois de Broglie, Graf von Revel stirbt hier am 6.11. Schloss, Schlossgartensalon und Domwaschhaus dienen als Lazarett. Das Stift muss den Preußen 70 000 Taler Kontribution zahlen. Wegen der Kriegswirren findet im Domgymnasium vom 31.10. - 13.11. kein Unterricht statt. Am 6.12. wird in einem Brunnen der französische Leutnant d’Arivelle tot aufgefunden (Ende der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts entsteht dort der Franzosenbrunnen nach einem Entwurf von Laurita Heye).

 Bürgermeister: (erneut) Johann Theophil Hasse.

 

1758

 besetzen am 4.8. österreichische Husaren die Stadt, nehmen 70 Mann preußische Infanterie gefangen; am 30.8. rücken dann wieder preußische Truppen in Merseburg ein.

 

1759

 am 27.4. wird Friedrich August Wehretal wegen Mordes auf dem Rabenstein vor dem Klausentor enthauptet. Dies dürfte in Merseburg die letzte Hinrichtung gewesen sein. Am 21.8. lagern Österreicher und Kroaten vor dem Sixtitor, ziehen nach einigen Tagen ins Feldlager hinter dem Andreashospital. Wiederholt müssen Stadt und Stift Kontributionen zahlen und Fourage stellen.

 Bürgermeister Neumarkt: George.

 

1760

 am 8.2. quartiert sich der preußische Oberstleutnant von Salomon mit seinem Bataillon samt Stab für ein halbes Jahr in Merseburg ein, während dieser Zeit sieht sich die Stadtbevölkerung ständigen Schikanen ausgesetzt; am 11.12. wird für den Fall, dass nicht umgehend 80 000 Taler bereitgestellt werden, mit Brandschatzung gedroht. Große Teuerung.

 Bürgermeister der Altenburg: Christian Andreas Knorr (-1763?); Domorganist: Gneust.

 

1761

 gibt Johann George Laitenberger in Merseburg eine neue Zeitung heraus: „Der mit einen Sächsischen Bauern von den neuesten Kriegs- und Weltgeschichten redende Preußische Soldat“. Im Hof des Alten Rathauses wird eine Garküche eingerichtet, die man später ins Erdgeschoss dieses Gebäudes verlegt. Die weitere Nutzung des vor einigen Jahren angepflanzten Maulbeerbaumgartens am Domplatz wird diskutiert. Portal des Altenburger Friedhofs.

 Pfarrer St. Viti: Johann Christian Gruner (-1765).

 

1762

 am 11.3. kommt es in Merseburg zu einem Gefecht zwischen der preußischen Besatzung und österreichischen Husaren; nach der Vertreibung der Preußen plündern Kroaten; danach wechseln österreichische und preußische Besatzungen. Die Stadt muss den Preußen erneut Kontribution zahlen.

 Stich: „Prospekt der Stadt Merseburg welche den 11. Maertz von den Ottoischen Jaeger Corps eingenommen und die Preußische Besatzung gefangen gemacht worden“

 

1763

 nach Bekanntwerden des Friedenschlusses im Siebenjährigen Krieg kommt es am 11.2. auf dem Merseburger Markt zu einem spontanem Freudenfest; das offizielle Friedensfest wird am 21.3. gefeiert, dabei erklingt im Dom erstmals die Arie „Schaue, Merseburg, dein Glück“. Kurfürst Friedrich August III. (ab 1806 König von Sachsen) wird neuer Administrator des Stifts Merseburg (-1815). Dombrunnen erneuert.

 

1764

 wenden sich Bewohner des Neumarkts an die Regierung in Dresden und bitten in der Vorstadt wieder alljährlich einen Markt abhalten zu dürfen; der Merseburger Rat erstellt dazu ein negatives Gutachten und beantragt seinerseits, vor einem der vier Jahrmärkte noch einen Roß- und Viehmarkt. Gründung der Beutlerinnung. Stiftstag in Merseburg (am 17.4.). Im Dom wird eine Vicarius ordinatus Stelle eingerichtet. Epitaph des Adolf von Zech im Dom.

 

1765

 wird dem Neumarkt ein Jahrmarkt (für die Fastenzeit?) genehmigt (erstmals gehalten am 1.5.?).

 Bürgermeister: Johann Christian Zöllner; Pfarrer St. Viti: Johann Gottfried Tamm (-1780).

 

1766

 führen 33 Postlinien durch Merseburg, so u.a. die Reitende Hamburger, Holländische und Kasseler Post, die Fahrende Frankfurter und Coburger Post, eine Blankenburgisch-Braunschweigische Küchenkutsche und eine Fußgängerpost nach Zeitz. Neue Innungsordnung der Maurer. Teile der östlichen Stadtmauer stürzen ein.

 

1767

 um diese Zeit muss die neue Laitenbergische Zeitung ihr Erscheinen einstellen (erscheint später als „Gespräch eines Sächsischen Bauern und Soldaten“ bis 1822). In der Stadt werden Laternen angebracht. Am 28.12. bricht der Wehrdamm der Rischmühle.

 Bürgermeister: Johann August Bürcke; Superintendent: Johann Gottfried Strauß (-1771).

 Johann Gottlob Schmidt fertigt einen „Geometrischen Plan von denen Haupt-Straszen auf der Dom-Freyheit zu Merseburg“.

 

1768

 vom 28.12. (bis 9.2. 1769) gastiert die Dresdnische Gesellschaft Deutscher Schauspieler des Johann Gottlieb Kalde mit insgesamt 27 Aufführungen (darunter Lessings „Minna von Barnhelm“) in Merseburg.

 Domdiakon: Valentin Salomon Herbst (-1775); Pfarrer St. Maximi: Johann Christian Oelßner (-1771).

 

1769

 am 20.4. weilt Kurfürst Friedrich August III. in Merseburg; Bürger des Neumarkts wenden sich mit der Bitte an ihn, den ihnen gestatteten Markt auf Montag nach Kleinostern verlegen und am Sonnabend zuvor einen Roß- und Viehmarkt abhalten zu dürfen. Am 7.6. wird in den Turmknauf der Sixti-Kirche eine Kapsel mit Münzen und Medaillen eingesetzt. Der Orgelbauer Meinell repariert die Domorgel. Grabdenkmal Buck von Johann Michael Hoppenhaupt II auf dem Stadtfriedhof.

 

1770

 wird im Kurfürstentum Sachsen, also auch in Merseburg die Folter abgeschafft. Teuerung. Lattenfischerei verboten. Brand im Petri-Kloster (25.4.); Hochwasser (im Juni).

 

1771

 werden allein in der Innenstadt 156 zu unterstützende Arme registriert. Kirchenglocken St. Viti umgegossen.

 Superintendent: Christian Ernst Schmidt (-1786).

 

1772

 wird dem Neumarkt am 7.3. gestattet künftig Markt wie erwünscht abzuhalten. Prinz Friedrich Christian von Sachsen lässt im Schloss einen katholischen Gottesdienst abhalten.

 Die Stadt verzeichnet Einnahmen aus folgenden Quellen: Beiträge zur Armenkasse von Handlungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit, Beiträge der Innungen zur Armenkasse beim Meisterwerden, Lossprechen und Aufdingen, Lästerbank- und Waagegerechtigkeit, Lehnscheingebühren, Lehngeldberechtigungen, Garküchenrechte, Messgeld, Brauberechtigungen, Einzugs-, Hausstands- u. Bürgerrechtsgelder. Gründung der Wagnerinnung.

 Pfarrer St. Maximi: Johann Christian Kühn (-1797); Bürgermeister: Johann Christian Zöllner.

 

1773

 am 19.1. wird eine Armenordnung der Stadt erlassen und ein Bettel-Voigt eingestellt. Am 10.9. wird wieder ein Erdbeben in Merseburg verspürt; das Rotebrückentor wird vom Sturm umgeworfen. Epitaph für den Domherrn Heinrich Carl von Tümpling von F. S. Schlegel im Dom.

 

1774

 weist der Rat an, dass aus Häusern geschaffter Schutt nicht länger als 24 Stunden liegen bleiben darf. Brand von 6-8 Gebäuden am Sixtiberg. Ludwig Christoph Heinrich Hölty weilt in Merseburg, schreibt über diesen Besuch einen Brief an Johann Heinrich Voß (in dem er u.a. erwähnt, dass Klopstock das Merseburger den König unter den Bieren genannt haben soll).

 Bürgermeister: Johann Christian Zöllner.

 Literatur: Berth „Nachrichten von dem Merseburger Stiffts-Gymnasio“.

 

1775

 gastiert im Januar/Februar die Barzantische Gesellschaft in Merseburg, spielt Theater im Alten Rathaus, und im Oktober spielt die Koberweinsche Gesellschaft im Schlossgartensalon.

 Sturmschäden (am 30.8.); zweite Säcularfeier des Domgymnaiums (am 19.12.).

 Bürgermeister: Johann August Bürcke.

 Literatur: Balthasar Hoffmann „De antiquiore et recentiore Scholae nostrae statu“.

 

1776

 wird der Pferdestall der Dompropstei zum Wohnhaus (dem heutigen Pfarrhaus) umgebaut. Am 30.12. beendet Christian Friedrich Cuno sein „Diarium Martisburgense“.

 Bürgermeister: Johann Christian Zöllner; Domdiakon: Carl Traugott Eifert (bis 1782).

Literatur: Christian Gottlob Hempel "Epigrammatisch Gedichte"

 

1777

 war ein fruchtreiches Jahr. Sturmschäden. An der östlichen Stadtmauer stürzt eine zweite Bastion ein. Das Wirtshaus Grüne Tanne in der Altenburg wird auch Herberge.

 Bürgermeister: Johann Christoph Hanisch.

 

1778

Literatur: "Christian Gottlob Hempel "Der Lehrmeister nach der Mode"

 

1779

 werden in Merseburg 4052 Einwohner über 10 Jahre gezählt. In diesem Jahr wird mit der Pflasterung des Domplatzes begonnen. Am 17.1. stirbt in Merseburg Johann Michael Hoppenhaupt II, der mit seinem Bruder Johann Christian Hoppenhaupt an den Entwürfen wie der Ausführung der Schlösser Friedrich des Großen maßgeblich beteiligt war. Veröffentlicht Anton Friedrich Büsching in Hamburg seine „Neue Erdbeschreibung“, darin auch ein Kapitel über das Merseburger Land.

 

1780

 stirbt am 30.1. Bürgermeister Johann Christian Zöllner (der handschriftlich auch eine Merseburger Chronik verfasste). Domorganist: Christian Wilhelm Scherzer.

 

1781

 nimmt am 22.9. Johann Wolfgang Goethe Quartier im Gasthof „Zur Post“, schreibt hier das Gedicht „Der Becher“. Reparatur der Domorgel durch Orgelbauer Krug.

 Pfarrer St. Viti: Johann Christoph Krabbes (-1792).

 

1782

 wird das Zech’sche Palais, wahrscheinlich von Johann Wilhelm Chryselius, erbaut.

 Mittlerweile gibt es 3 Bettel-Voigte in Merseburg: einen in der Stadt und zwei in der Altenburg. Domdiakon: Johann Christian Oelsner (-1787).

 

1783

 Pfarrer St. Thomae: Friedrich Gotthold Roemer (-1810).

 

1784

 am 24.2. überschwemmt der Gotthardtteich erneut die Stadt. Zur Beschäftigung der Armen wird im Sixtihospital eine Spinnstube eingerichtet. Am Haussmannsturm, am Schloss sowie an Regierungsgebäuden werden 10 Laternen angebracht. Laternen-Ordnung erlassen. Der Orgelbauer Johann Gottfried Krug erwirbt das Merseburger Bürgerrecht. Am 25. Juni besucht der polnische Fürst Stanislaw Poniatowski auf seiner Europareise von Halle kommend Merseburg, berichtet darüber in seinem Tagebuch.

 Rektor des Domgymnasiums: Karl Traugott Thieme (-1790); Bürgermeister: Johann Christoph Gerusch; Bürgermeister der Altenburg: Christian Andreas Knorr.

 

1785

 am 23.4. wird den Torwächtern angewiesen, dass Personen, denen man ansieht, dass sie Bettler oder Vagabunden sind, sofort durch die Stadt zum nächsten Tore hinausgebracht werden müssen, und am selben Tag kündigt eine öffentliche Bekanntmachung an, dass bettelnde Kinder künftig von den Bettel-Voigten ausgepeitscht und die Eltern solcher Kinder mit Gassenfegen und Gefängnis bestraft werden. Schankwirtschaft „Rischgarten“ eröffnet. Reparatur des Wehres zwischen Königs- und Meuschmühle.

 Bürgermeister: Joseph August Bürken, Bürgermeister der Altenburg: Christian Andreas Knorr.

 

1786

 Neumarktbrücke überholt und befestigt. Die Verfügung zum Unterhalt des Merseburger Raben von 1744 wird erneuert. Joseph Bellomo's Weimarer Theatertruppe gastiert in Merseburg.

 Stich von Schwarz: Das Schloss zu Merseburg. Sandsteinepitaph für C. E. Schmidt im Dom, letztes der im Dom seit dem 11. Jahrhundert zu findenden Grabdenkmäler.

 Bürgermeister der Altenburg: Johann Christian Spiering.

 

1787

 Königstor z.T. abgerissen; in den Vorstädten Altenburg und Neumarkt Anstalten für arbeitswillige Arme eingerichtet. Gründung der Ziegel- und Schieferdeckerinnung.

 Superintendent: Gottlob August Baumgarten-Crusius (-1816); Domdiakon: Friedrich Erdmann August Heydenreich (-1797); Bürgermeister der Altenburg: Johann Christian Hiebsch.

 

1788

 betragen die Ausgaben der städtischen Armenkasse 23 Taler, 4 Silbergroschen, 6 Pfennige. Am 2.5. Flurbegehung mit Bestätigung und teilweiser Neufestlegung der Stadtgrenzen nach Norden und Westen.

 Bürgermeister: Harnisch; Bürgermeister der Altenburg: Johann Christian Weißhaupt.

 

1789

 am 24.10. stellt die Stiftsregierung einen Antrag an das Geheime Consilium in Dresden, zur Unterstützung der Armenkassen in Merseburg eine Lotterie zu genehmigen; wird bewilligt.

 Bürgermeister der Altenburg: Johann Christian Spiering.

 Literatur: Christian Gottöob Hempel "Der kurze Abriß der neuesten europäischen Denkwürdigkeiten, Politick, Religion, Sitten, Geschmack und Litteratur betreffend"

 

1790

 wird die Chaussee nach Leipzig weiter ausgebaut und die Instandsetzung von St. Maximi beendet (Wiedereinweihung am 28.11.). Der Bildhauer Schellenberger fertigt eine Haube für die Kanzel in St. Maximi.

 Rektor des Domgymnasiums: Johann August Philipp Hennicke (bis 1822).

 Literatur: Johann Friedrich Ursinus gibt in Dresden erstmals eine vollständige Übersetzung der Thietmar’schen Chronik heraus; Johann Wilhelm Chryselius „Anweisung holzersparende Oefen zu Stuben- Pfann- Brat- und Kesselfeuerung anzulegen“ (postum), illustruierter Nachdruck erscheint 1798 in Leipzig unter dem Titel „Anweisung holzersparende Öfen, Pfannen und andere Feuerungen anzulegen“.

 

1791

 stellt der Merseburger Orgelbauer Krug in St. Maximi eine neue Orgel mit 44 klingenden Stimmen auf. Kupferstich: Stift Merseburg.

 Bürgermeister der Altenburg: Johann Christian Spiering.

Literatur: Ludwig Heinrich von Jakob "Grundriß der Erfahrungs-Seelenlehre"

 

1792

 wird die neue Orgel für St. Maximi am 25.5. erstmals gespielt. Der spätere Vorsitzende des sächsischen Gesamtministeriums Julius Traugott von Könneritz wird am 31.5. in Merseburg geboren. Nach einer Räumung des Gotthardtteiches verschlammt der Geisellauf durch die Altstadt.

 

1793

 zieht das Merseburger Infanterieregiment Prinz Xaver bis 1796 in den Krieg gegen Frankreich. Die Teufelstümpelbrücke stürzt ein.

 Pfarrer St. Viti: Johannes Andreas-Christian Loehr (-1813).

 Plan der Stadt Merseburg von C. v. Tiling; kolorierte Zeichnung von Göbel: Prospekt des Doms zu Merseburg.

 

1794

 Buchhandlung und Verlag Wagner in Merseburg (-1795).

 

1795

 wird der Haussmannsturm z.T. abgebrochen und im Zuge des weiteren Chausseeausbaus nach Leipzig die Teufelstümpelbrücke erneuert.

Bürgermeister der Altenburg: Johann Christian Knor.

 

1796

 werden zum Verheizen von Braunkohle (und Torf?) in Merseburg neuartige Öfen eingeführt.  Landesverfassung des Hochstifts Merseburg.

 Literatur: Friedrich Erdmann August Heydenreich "Ueber gute Landschullehrer", Halle, Leipzig, Merseburg

 

1797

 bittet Johann Wolfgang von Goethe (am 25.7.) die Merseburger Stiftsregierung, in Lauchstädt ein neues Theater errichten zu dürfen. Am 6.8. wird der spätere Naturforscher Wilhelm Stiehler auf dem Neumarkt geboren.

 Domdiakon: Johann Gottfried Arsand (-1804); Pfarrer St. Maximi: Friedrich Erdmann August Heydenreich (-1847).

 

1798

 friert der Gotthardtteich fast ganz aus.

 

1799

 Hochwasser Gotthardtteich am 21.2. In Merseburg werden 4479 Einwohner und 889 Häuser (davon 298 brauberechtigte) gezählt.

 Bürgermeister: Grohmann.

 

1800

 wird das Tabakrauchen in Merseburg verboten. Ältester Merseburger Poststempel. Gründung der Perückenmacherinnung. 

Literatur: Friedrich Erdmann August Heydenreich „Ueber den Charakter des Landmanns in religiöser Hinsicht: Ein Beytrag zur Psychologie für alle, welche auf das religiöse Bildungsgeschäft desselben Einfluß haben, vornehmlich für Landprediger“

 

1801

 Große Teuerung, der Scheffel Roggen kostet 6 Taler; 2 Merseburger Bäcker werden wegen zu leicht befundener Ware zu einem Tag Gefängnis verurteil. Bürgermeister Clarius verstorben.

 

1802

 am 26.7. wird in Lauchstädt im Stift Merseburg das Goethe-Theater mit dem Vorspiel „Was wir bringen“ von Goethe und Mozarts „Titus“ eingeweiht. 

Literatur: Friedrich Erdmann August Heydenreich „Abhandlung über wichtigere Gegenstände der Homiletik, künftigen und angehenden Predigern gewidmet“, Leipzig

 

1803

 weilt der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. in Merseburg. Goethe kommt von Lauchstädt aus zweimal in die Stadt und erneuerte gar manche werte Verbindung. Gründung der Rad- und Stellmacherinnung.

 

1804

 Die Pleß'sche Theatertruppe aus Weißenfels spielt im Merseburger Schlossgartensalon.

 Domdiakon: Christian Friedrich Liebegott Simon (-1816).

 

1805

 kostet der Scheffel Roggen schon 10 Taler. Am 15.5. reist Joseph von Eichendorff nach Merseburg, besucht mit Halleschen Kommilitonen eine Theateraufführung im Schlossgartensalon. Am 12.5. wird die Merseburger Freimaurerloge „Zum goldenen Kreuz“ gegründet. Im Dezember rücken preußische Truppen in Merseburg ein.

 Literatur:: Ludwig Heinrich von Jakob " Grundsätze der National-Oekonomie oder Theorie des National-Reichthums"

 

1806

 kommt es am 17.10. nach der Schlacht von Jena und Auerstädt zu Geplänkeln zwischen französischen und preußischen sowie sächsischen Truppen in Merseburg. Nach der Vertreibung der Preußen besetzen etwa 18 000 Franzosen die Stadt, bis zu 30 000 Mann sollen in den umliegenden Dörfern einquartiert gewesen sein, Napoleon nimmt am 18.10. Quartier im Schloss, zieht am nächsten Tag weiter nach Halle, ein großer Teil der französischen Armee passiert in diesen Tagen Merseburg. Ende November muss das Stift 52 000 Taler Kontribution zahlen. Zum Behuf des Transports der Fourage von Halle aus, auf der Saale nach Weißenfels wird am Saaleufer eine Schiffszieherbahn eingerichtet. Gründung der Uhrmacherinnung. Grüner Hof von Floßverwaltern übernommen.

 Bürgermeister: Dr. Rüfling.

 

1807

 am 8.7. Friedensfest in Merseburg nach dem Friedensschluss von Posen. Am 29.3. stirbt der Domdechant und Konsistorialpräsident Adolph August von Berbisdorff, der ein bedeutsames Verzeichnis Merseburger Urkunden anlegte. Gründung der Innung der Kleinschmiede.

 "Grundriß von der Stiffts Stadt Merseburg aufgenommen von Lieutenat Fischer".

Literatur: Lateinische Ausgabe der Chronik Thietmars von J. A. Wagner, Nürnberg.

 

1808

 erlischt das Archidiakonat an St. Maximi. Die Vorstadt Altenburg der Stiftsregierung den Platz vor dem Klausentor, es wird mit der Bepflanzung desselben begonnen. Dammbau Werder, nahebei Begradigung einer Schlaufe der Alten Saale.

 

1809

 Am 23.6. wird die Neumarktbrücke von sächsischen Kürassieren wegen eines Gefechtes zwischen Österreichern und Franzosen bei Leipzig vorsorglich besetzt (Königreich Sachsen inzwischen mit Frankreich verbündet). Vom 25.-26.6. logiert König Hieronymus von Westfalen (der Bruder Napoleons Jérôme Bonaparte) im Schloss. Holländische Truppen werden in der Stadt einquartiert. Karte Merseburgs von v. Hallas.

 

1810

 am 17.3. kommt ein Bataillon Korsen in die Stadt, am 4.6. und 4.11. andere französische Truppen.

 Pfarrer St. Thomae: Christian Friedrich Gottlob Schwerdfeger (bis 1811).

 Literatur: Der Merseburger Verlag Böhme’sche Buchhandlung bringt ein Buch über Johann August Wagner vom Rektor des Domgymnasiums Hennicke heraus.

 

1811

 wird am 8.2. die Turmhaube von St. Maximi abgetragen; am 29.4. eine Armen-Kommission gegründet (gemeinschaftliche Almosen-Kasse); am 22.5. fasst der Rat den Beschluss, auswärtige, in die Stadt kommende Bettler nur noch zu unterstützen, wenn sie krank oder gebrechlich sind; am 10.10. wird die Brotverteilung an Arme nach Leipziger Muster eingeführt. Letzter Stiftstag in Merseburg. Ein Domuhrsteller wird eingestellt.

 Bürgermeister: Detlef Karl Wilhelm Baumgarten-Crusius (Er war von 1810-1817 Konrektor am Domgymnasium.)

 

1812

 ziehen Schweizer, Morlakken und Portugiesen durch Merseburg in den Kampf gegen Russland. Die Königlich Sächsische Regierung entzieht der Merseburger Bürgerschaft das Braurecht, da das Merseburger Bier in letzter Zeit übel gepanscht war; am 5.3. setzt die Stiftsregierung dem Stadtrat eine Kommission zur Besorgung des Brauwesens vor; der Volksmund bezeichnet das Merseburger Bier zu dieser Zeit als: Mord und Totschlag oder Heidecker; am 19.6. stimmen die 279 Brauberechtigten (nach diversen Aufregungen) der Einsetzung der Braukommission zu; im Oktober werden 424 Merseburger Biere registriert.

 Der Hospitalgarten, der spätere Sächsische Hof als öffentlicher Belustigungsort erwähnt. Der Orgelbauer Zöllner repariert die Domorgel (bis 1813).

 Pfarrer St. Thomae: Johann Friedrich Wilhelm Sonnenkalb (-1821).

 

1813

 rücken am 6.4. Kosaken in Merseburg ein, am 29.4. werden sie von 800 Preußen abgelöst, die sich nach heftigen Kämpfen aber wieder zurückziehen müssen, danach lagern etwa 20.000 Italiener auf dem Neumarkt, der Vizekönig von Italien Eugen logiert im Schloss; am 1.5. wird das Andreashospital städtisches Krankenhaus; am 2.5. werden Stadt und Stift mit Verwundeten aus der Schlacht von Großgörschen belegt, in dieser, auf dem Territorium des Hochstifts Merseburg stattfindenden Schlacht besiegt Napoleon die verbündeten Preußen und Russen, und Scharnhorst wird so schwer verwundet, dass er Wochen darauf stirbt; am 15.8. findet im Dom eine große Feier anlässlich Napoleons Geburtstag statt; am 18.9. vertreiben Preußen, Österreicher und Kosaken unter General Thielemann die französische Besatzung Merseburgs, dabei wird die Neumarktbrücke zerstört, gefüllte Scheunen brennen ab (30.000 Taler Schaden); am 12.10. marschieren russische Infanterieverbände durch Merseburg, am 15.10. Baschkiren; am 19.10. erfährt man in Merseburg vom Sieg der alliierten Truppen über Napoleon (und der mit den Franzosen verbündeten Sachsen) bei Leipzig; nach der Völkerschlacht ziehen fliehende Franzosen und sie verfolgende Alliierte durch Merseburg, so lagern am 22.10. etwa 40.000 Baschkiren von den Gotthardtscheunen an bis Schkopau, am 23.10. kommen etwa 30.000 Franzosen durch die Stadt, General Bernadotte logiert im Schloss. Am 12.6. beginnt der Merseburger Posamentierer Johann Gottfried Köppe sein am Ende sechsbändiges, stadtgeschichtlich interessantes Tagebuch zu schreiben (rückwirkend bis zum Jahre 1804 sowie bis 1836). Im September wird im Ratsgebäude Tiefer Keller das erste Stadtschulhaus eingerichtet (4 Klassen). Der Rat schafft für Armenbegräbnisse 3 Klappsärge an.

 Pfarrer St. Viti: Christian Leberecht Traugott Wanckel (-1829).

 

1814

 ziehen Spanier und Portugiesen durch Merseburg, von Juni bis August russische Truppen, erst Ende September rücken die letzten Kosaken der Besatzung ab. Der Hospitalgarten wird nebst der Gärtnerwohnung, dem Gewächshaus und der Schankgerechtigkeit dem Pächter der Wegwitzer Bergschänke zugeschlagen. Hochwasser Gotthardtteich (am 22.3.).

 

1815

 am 18.5. wird Merseburg durch den Wiener Kongress Preußen zugeschlagen; das Hochstift wird geteilt: die Städte Merseburg, Lauchstädt, Lützen, Schkeuditz und 181 Dörfer gehören fortan zu Preußen, Zwenkau und Markranstädt mit 35 Dörfern zu Sachsen. Am 5.6. wird das Generalgouvernement der preußischen Provinz Sachsen nach Merseburg verlegt, erster kommandierender General wird Graf Kleist von Nollendorf (-1821), der im Schloss Quartier nimmt. Am 23.6. kommt Friedrich Wilhelm III. nach Merseburg; auf der Neumarktbrücke erhält er die Nachricht vom Sieg der Alliierten über Napoleon bei Waterloo. Am 3.8. erfolgt in Merseburg die Erbhuldigung für Preußen, am 5.8. findet im Schlossgartensalon ein Huldigungsball statt, am 6.8. ziehen mehr als 1000 Kinder zum Schloss und überreichen dem Huldigungskommissar von der Reck einen silbernen Kranz für den König, danach findet im Rischmühlengarten ein großes Kinderfest statt. Am 15.9. werden an den Merseburger Stadttoren Preußenadler angebracht, am 18.10. wird die Ehrensäule im Tierholz an der Lauchstädter Chaussee eingeweiht (steht nun im Schlossgarten). Die Merseburger Stiftsregierung wird aufgelöst, das Regierungsarchiv z.T. nach Dresden ausgelagert. Am 11.9. erhält Merseburg Straßenbeleuchtung (erste von 48 Öllaternen am Neumarkttor). Im November wird die spätere Funkenburg als Lust- und Baumgarten auf Fuchßens Weinbergen zum Kauf angeboten. Klassizistische Fenstergewänder für den Ostflügel des Schlosses. Ferner findet die 25. und letzte Merseburger Lotterie statt und per 31.12. wird die Merseburger Brau-Kommission aufgehoben.

 Bürgermeister: Johann Christian Klinkhardt (-1840).

 

1816

 im März wird Merseburg Sitz der neuen Bezirksregierung und somit Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirkes in der preußischen Provinz Sachsen; dazu gehören folgende 23 Kreise: Bitterfeld, Delitzsch, Eckartsberga, Eisleben (Stadt), Halle (Stadt), Liebenwerda, Mansfelder Gebirgskreis, Mansfelder Seekreis, Merseburg (Stadt), Merseburg (Land), Naumburg (Stadt), Naumburg (Land), Querfurt, Saalkreis, Sangerhausen, Schweinitz, Torgau, Weißenfels (Land), Wittenberg (Stadt), Wittenberg (Land), Zeitz (Stadt) und Zeitz (Land). Erster Merseburger Regierungspräsident wird Moritz Haubold von Schönberg (bis 1822); erster Merseburger Landrat: von Grüneberg (-1822). Das Preußische Generalgouvernement Merseburg wird aufgelöst; die Füsilier-Batterie des 25. Preußischen Infanterieregiments in Garnison gelegt. In der Stadt werden 6816 Einwohner gezählt.

 Am 18.1. wird in Merseburg ein Friedensfest gefeiert, am 4.2. ein gemeinsames Verwaltungsorgan aller vier Stadtteile für Servis- und Einquartierungswesen gebildet, am 6.4. das Stifts-Konsistorium aufgelöst, ab 10.4. in allen Stadtteilen eine gemeinsame Polizeigewalt ausgeübt. Am 12.5. stürzt der Küchenflügel des Schlosses ein, am 12.6. wird im Fischhaus Herzog Christian ein Café eingerichtet (Besitzer: Beyer), am 5.8. verweilt dort Friedrich Wilhelm III. Der Gasthof „Zum Weißen Adler“ in der Unteraltenburg wird am 18.6. Waisenhaus (für Kriegswaisen). Vom 13.-20.6. gastiert in Merseburg die Caroline Leutert'sche Gesellschaft, spielt meist Theaterstücke von Kotzebue.

Friedrich Wilhelm III. schenkt der Merseburger Ressourcen-Gesellschaft das Dombrauhaus und das Domwaschhaus nebst dem Waschgarten, die alten Gebäude werden niedergerissen und es wird mit dem Bau eines Gesellschaftshauses (der Ressource) begonnen. Gründung der Korbmacherinnung. Der Klosterweinberg wird wegen schlechter Erträge in Erbpacht gegeben, die Weinherstellung in Merseburg allmählich eingestellt (zuletzt hatten neben dem Klosterweinberg noch der Sixtus-, Heuschkels-, Trothens- und Fuchßens-Weinberg produziert). Unter den Merseburgern ist eine Prophezeiung im Schwange, dass am 16.7. die Welt untergehe. Hochwasser der Saale am 22.7. Am 25.7. passiert Blücher die Stadt, speist in der Goldenen Sonne. Am 15.12. stirbt der Superintendent Baumgarten-Crusius und wird als letzter auf dem Friedhof am Kreuzgang begraben. Ernst Klein gründet in Merseburg einen Verlag und eröffnet eine Buchhandlung (später Stollbergs Verlagsbuchhandlung), gibt auch ein „Zeitblatt für Literatur und Politik“ heraus. Johann Gottfried Gerhardt repariert die Domorgel.

 Literatur: Karl August Weinhold „Über die Wiederherstellung des alten Merseburger Bieres“, Leipzig; Detlef Karl Wilhelm Baumgarten-Crusius „Leben des Stiftssuperintendenten zu Merseburg D. Gottlob August Baumgarten-Crusius“ Johann Andreas Christian Loehr "Das Fabelbuch für Kindheit und Jugend".

 

1817

 wird am 24.2. der Chausseebau nach Weißenfels und Halle begonnen, im Zuge des Chausseebaus das Sixtitor abgebrochen (dafür ein Holzprovisorium aufgestellt, um weiter Torgelder kassieren zu können); im Sommer die Neumarktbrücke vollständig wiederhergestellt. Schwere Stürme (am 5.1. und 5.3.). Am 22.7. tritt in Merseburg eine neue Feuer-Lösch-Ordnung in Kraft. Auch wird eine neue Brauordnung beschlossen: die Brauberechtigten wählen künftig Deputierte, einen Rechnungsführer und einen Brau-Direktor. Am 20.9. weilt Friedrich Wilhelm III. mit Kronprinz Friedrich Wilhelm in Merseburg (abends Ball im festlich illuminierten Schlossgartensalon). Feier anlässlich 300 Jahre Reformation am 31.10. Wilhelm von Kügelgen ist im Merseburger Schloss zu Gast, schreibt später darüber. Im Verlag E. Kleine erscheint ein „Adreßbuch der Königlich Preußischen Regierungsstadt Merseburg“. Senior (Pfarrer) Heydenreich beginnt am 1.6. seine Chronik Merseburgs (bis 1.7.1847, danach fortgeführt von seinem Nachfolger J. G. Schellbach). Am 12.10. findet im Dom der erste katholische Gottesdienst seit der Reformation statt (bald katholische Andachten halb-, dann vierteljährlich, schließlich bis zum Bau der katholische Kirche regelmäßig in Räumen der Gasthäuser Alte Post und Goldener Arm).

 Superintendent: Daniel Amadeus Neander (-1823); Domdiakon: Johann August Wilhelm Hennicke (-1821).

 

1818

 wird eine, in allen Stadtteilen gültige, allgemeine Kommunalquote (Steuer) eingeführt, im März der Platz vor den Sixtitorscheunen mit Bäumen bepflanzt, am 22.7. das Gotthardttor abgebrochen (dafür ein Gattertor gesetzt); die Ressource wird eingeweiht und es werden 2 Schleusenkanäle an der Saale gegraben, ferner die beiden nebeneinander liegenden Gasthöfe Goldener Arm und Goldener Esel vereint. Hochwasser der Saale am 30.5. Am 3.5. wird der spätere preußische Geheimdienstchef Wilhelm Stieber in Merseburg geboren. Am 27.11. übernachtet Friedrich Wilhelm III. im Schloss. Merseburg zählt 7378 Einwohner.

 

1819

 wird das Neumarkttor abgebrochen, das Rischmühlenwehr gebaut, ein Meilenstein (schräg gegenüber der heutigen Post) gesetzt und der Sixtiberg z.T. abgetragen (das gewonnene Erdreich bis 1821 zum Auffüllen des Viertels Roßmarkt/Saalgasse genutzt)

Literatur: Johann Andreas Christian Loehr "Buch der Maerchen für Kindjeit und Jugend" Bd.1

 

1820

wird die Hauptwache auf dem Roßmarkt gebaut, das Domgymnasium instand gesetzt und die Schule neu organisiert, weiterhin wird der Brannthügel (auch Galgenberg genannt) abgetragen, das Armen-Arbeitshaus in der Altenburg als Schule eingerichtet (die alte Schule in der Unteraltenburg Nr. 63 war zu klein geworden) und der Schleusenbau an der Meuschmühle beendet. Stadtplan von Becker.

 Literatur: Johann Andreas Christian Loehr "Buch der Maerchen für Kindheit und Jugend" Bd.2

 

1821

 am 7.6. wird Friedrich Kleist von Nollendorf zum ersten Ehrenbürger Merseburgs und am 8.6. zum Generalfeldmarschall ernannt, er verlässt Merseburg, am 1.7. wird das Generalkommando (dem er vorstand) von Merseburg nach Magdeburg verlegt. Die Stadt- und die Freihausgerichte werden aufgehoben. Johann Traugott Sonntag übernimmt die Klein’sche Buchhandlung (künftig Sonntag’sche Buchhandlung). Der Orgelbaumeister Joseph Chwatal begründet seine Orgelbauwerkstatt.

 Domdiakon: Johann Friedrich Harzmann (-1824); Pfarrstelle St. Thomae bis 1824 vakant.

 

1822

 im Juli brennt der Gasthof Zur Sonne nieder, im September wird das Krumme Tor abgebrochen, am 15.11. erscheint letztmals die Zeitung „Gespräch eines sächsischen Bauern und Soldaten“, der Orgelbaumeister Gerhard repariert wieder die Domorgel, neuer Domorganist wird Lobegott Wilhelm Schneider (-1843), der eine Ballade über die Rabensage komponierte (uraufgeführt vermutlich um 1840).

 Friedrich Wilhelm III. weilt kurz in der Stadt; Carl Adolf von Basedow (der spätere Entdecker der Basedowschen Krankheit) lässt sich als Arzt in Merseburg nieder.

Regierungspräsident: von Hoyer (-1825); Rektor des Domgymnasiums: Prof. Karl Ferdinand Wieck (-1855).

 

1823

 genehmigt die Merseburger Regierung den Abbruch der Neumarktkirche St. Thomae bis auf den Uhrturm, Glocken und Orgel sind für einen Schulneubau zu verwenden. In Garnison (-1824) liegt die I. Batterie des 32. Preußischen Infanterieregiments. Am 24.3. wird der Schifffarsverkehr zwischen Halle und Weißenfels aufgenommen. tAm 1.7. beantragt der Meuschauer Johann Gottfried Pohle die Erlaubnis zur Anlegung eines Kaffeehauses, verbunden mit Bier- und Branntweinausschank (am 28.1.1824 genehmigt).

 Landrat: Starke (-1837); Superintendent: Johann August Martin Haasenritter (-1843).

 

1824

 am 27.3. wird Merseburg zum Tagungsort der Provinzialstände der preußischen Provinz Sachsen bestimmt. Zunehmend Betriebsgründungen in Merseburg: im November das Kolonialwaren- und Kohlengeschäft Teichmann, im Dezember die Buntpapierfabrik Heilmann. Ende September wandert Heinrich Heine auf dem Weg vom Harz zu Goethe nach Weimar durch Merseburg.

 Domdiakon: Gustav Wilhelm Eylau (-1833); Pfarrer St. Thomae: Johann Gottlob Wallenburg (-1830).

 „Grundriß der Regierungs- und Stiftsstadt Merseburg mit den nächsten Umgebungen“ Demmericht, Merseburg.

 Literatur: K. H. Weise „Halle und Merseburg historisch und topografisch dargestellt“.

 

1825

 hat Merseburg 7777 Einwohner und ist bis 1832 Standort für das Füsilier-Bataillon des 32. Preußischen Infanterie Regiments. Die in Gewanne gegliederte Stadtflur umfasst 6822 Morgen. Peter Joseph Lenné erstellt einen Gestaltungsentwurf für den Schlossgarten (der allerdings nie realisiert wird). Am 8.2. wird die städtische Brauerei (Braurecht, Brau- und Malzhäuser) von den Brauberechtigten verpachtet, eine Brauindustrie entsteht. Am 1.4. wird das städtische Malzhaus am Windberg abgebrochen, die Windbergschule errichtet. Vom 2.10. - 20.11. tritt erstmals der Provinzialständetag der preußischen Provinz Sachsen in Merseburg zusammen. Am 17.10. übernachtet Friedrich Wilhelm III. im Gasthaus Goldene Sonne.

 Regierungspräsident: von Brenn (-1831).

 

1826

 am 17.2. verweilt der Herzog von Wellington auf dem Wege nach Petersburg in der Alten Post und kommt am 21.4. auf der Rückreise nach London wieder durch Merseburg. Durch die Stadt reist in diesem Jahre auch der französische Feldmarschall Marmont. Am 28.9. wird die Windbergschule eingeweiht (für 600 Kinder vorgesehen, später auch als Bürgerschule der inneren Stadt oder 2. Bürgerschule bezeichnet; Schulräume im Tiefen Keller geschlossen); am 1.10. brennen 25 Scheunen vor dem Sixtitor ab; am 3.12. wird die restaurierte Neumarktkirche St. Thomae wiedereingeweiht. Eisenhandlung Meister eröffnet.

 Im November wird die im vergangenen Jahr in Auftrag gegebene Büste Kleist von Nollendorfs von Christian Daniel Rauch im Schlossgarten aufgestellt (stand zunächst auf einem eigens aufgeschütteten Hügel, dem so genannten Schneckenberg, dann bei der Zwingerbrücke).

 

1827

 Merseburg hat 7956 Einwohner, davon 5160 in der Stadt, 1650 in der Altenburg, 832 auf dem Neumarkt und 308 im Dombezirk, gezählt werden auch 843 Häuser, davon 510 in der Stadt, 189 in der Altenburg, 95 auf dem Neumarkt und 49 im Dombezirk. Tagung des Provinzialständetages. Ab 1.12. gibt Franz Kobitzsch eine neue Zeitung, die „Merseburger Blätter“ heraus. Braunkohlenasche wird offenbar zum Problem für die Stadt. Am 7.6. Erdbeben in Merseburg registriert. Gründung der Klempnerinnung und der Schlosser-Innung.

 

1828

 hat Merseburg 8241 Einwohner. Das im Petri-Kloster untergebrachte Gestüt wird nach Graditz verlegt; im März das Amtstor (stand zwischen Rektorat und Amtshaus am Domplatz) und ein Rest des Haussmannsturms abgetragen. Vom 8.-10.7. kommt es am Domgymnasium zu Untersuchungen wegen burschenschaftlicher Verbindungen unter angeblichen Einfluss des in Freyburg untergekommenen Friedrich Ludwig Jahn. Am 17.10. wird der Theaterverein im Schützenhaus gegründet. Kürschner- und Hutmachergeschäft Städter und Firma Henckel gegründet.

 

1829

 erhalten auch die Vorstädte Straßenbeleuchtung; das Klausentor wird abgebrochen; am 3.12. die Neumarktschule eingeweiht. Tagung des Provinzialständetages.

 Literatur: W. Schneider „Ausführliche Beschreibung der großen Domorgel zu Merseburg“, Halle.

 

1830

 wird der Dom Garnisonskirche (bis dahin St. Maximi) und der Domdiakon zugleich Garnisonspfarrer. Abbruch des Sixtibrauhauses. Für St. Viti wird eine Orgel aus Sangerhausen übernommen, die Kirche erneuert. Friedrich Wilhelm III. schenkt eine Schlosskapelle. Im Februar droht ein Dammbruch des Gotthardtteiches, mehrere hundert Bürger arbeiten fieberhaft um den Damm zu erhalten. Der Delitzscher Orgelbauer Lochmann repariert die Domorgel.

 Pfarrer St. Viti: Johann Gottlob Walkenburg (-1847); Pfarrstelle St. Thomae erneut vakant (-1833).

 

1831

 Merseburg hat 8211 Einwohner. Einführung einer neuen Städte-Ordnung (am 17.3.); Vereinigung der 4 Stadtteile (Stadt, Domfreiheit, Neumarkt und Altenburg) und gemeinsame Stadtverordnetenversammlung auf 18 Mitglieder festgelegt; gewählt wird erstmals (und dann auch weiterhin jährlich) zu Michaelis (29.9.); erster Bürgermeister der Gesamtstadt wird am 31.12. Johann Christian Klinkhardt. Der alte Taufstein der Neumarktkirche (der jahrelang im Freien stand und zu verwittern drohte) wird in den Dom überführt. Die Scheiben-Schützen-Kompanie verkauft das alte Schießhaus vor dem Gotthardttor; Dr. Weidemann übernimmt die Sonntag’sche Buchhandlung. Hans Christian Andersen weilt in Merseburg (schreibt über diesen Aufenthalt in: „Schattenbilder von einer Reise in den Harz, Sächsische Schweiz etc. etc. im Sommer 1831“). Firma J. Hoffmann gegründet. Erneuerungsarbeiten am Gotthardtteich. Der Merseburger Regierungspräsident von Brenn wird preußischer Innenminister, sein Nachfolger: von Rochow (-1834).

 

1832

 per 1.11. wird die im Vorjahr beschlossene Vereinigung der Stadtteile auch verwaltungstechnisch vollzogen (Kirchen- und Schulwesen bleiben jedoch separat); der Merseburger Magistrat besteht nun aus einem Bürgermeister und 4 Assessoren (davon einer besoldet). Ab 1.9. liegt in Merseburg die 3. reitende Kompanie der 4. Artillerie Brigade in Garnison (-1835); Regimentskommandeur: von Wolff. Die Scheiben-Schützen-Kompanie übernimmt den Bürgergarten; der Schneidermeister Gallandt kauft das Feldschlösschen von der Stadt; der Universitätstanzlehrer Helmke aus Jena bietet einen Tanzkurs für Erwachsene an. Cholera-Epidemie (130 Opfer).

 

1833

 wird ein neues Statut für die Gesamtstadt ausgearbeitet. Der Provinziallandtag (Ständetag) tritt erneut zusammen. Die Stadt verkauft das Hirtenhaus auf dem Neumarkt an den Brauer Berger. Das Gut Werder geht aus Domänen- in Privatbesitz über. Der Fabrikant Gottlob Schreiber kauft (am 1.6.) die Papiermühle vor dem Gotthardttor (ehemals Grünes Bändchen) und in der Schreiber'schen Fabrik wird eine Unterstützungskasse für Fabrikarbeiter eingerichtet. F. L. Nulandt übernimmt die Sonntag'sche Buchhandlung. Die Barbarakapelle wird abgerissen. Am 25.1. gibt der Theaterverein im Rischgarten seine erste Vorstellung. Vom 8.-10.7. weilt Karl Friedrich Schinkel in Merseburg (schreibt darüber einen Reisebericht). Auf dem Altenburger Friedhof wird ein Steinkistengrab aufgedeckt.

 Domdiakon: Friedrich Wilhelm Langer (-1845); Pfarrer St. Thomae: Gustav Wilhelm Eylau (-1843).

 

1834

 werden in Merseburg 8830 Einwohner (davon 8652 Protestanten, 97 Katholiken und 4 Juden) sowie 847 Privathäuser, 800 Ställe, Schuppen, Scheunen, 9 Fabrikgebäude, 65 öffentliche Gebäude und 5 Kirchen gezählt. 5 Leimfabriken gibt es in Merseburg und 1 Ziegelei. Die Post wird vom Haus Breite Str. 12 in die Breite Str. 15 verlegt, ein neues Pfarrhaus auf dem Neumarkt gebaut und das Schokholcz-Gestühl des Domes weiß lackiert (nicht für lange). Der Königliche Wegebaumeister Zahn findet in einer Kiesgrube bei Merseburg (Leuna) ein germanisches Fürstengrab. Die Meuschauer Dorfkirche wird instand gesetzt. Am 5.3. veröffentlichen die „Merseburger Blätter“ einen Abschiedsbrief von 120 Amerika-Auswanderern (darunter Merseburger und Klobikauer). Am 8.6. erhält die Bürger-Scheiben-Schützen-Kompagnie anlässlich des 100. Jahrestages ihrer Privilegierung eine von Friedrich Wilhelm III. gestiftete Fahne. Am 31.10. lehnt der König ein Gesuch des Staatsministers von Maaßen ab, den Merseburger Schlossgartensalon wegen Baufälligkeit abbrechen zu lassen. Im Dezember tritt in Merseburg die Kraftakrobatin Demoiselle Teutsch auf.

 Regierungspräsident: Gustav von Bonin (-1835).

 Literatur: Hesse gibt erstmals das „Merseburger Totenbuch“ heraus; J. G. Otto „Die Schloss- u. Domkirche zu Merseburg“.

 

1835

 wird die städtische Sparkasse (Spareinlagen: 3613 Taler, 9 Silbergroschen, 1 Pfennig) und am 1.7. das Stadt- sowie das Landgericht gegründet. Nicht mehr erhoben werden das Torgeld am Gotthardt- und Sixtitor, das Pflastergeleit auf dem Neumarkt sowie das Durchzugsgeld. Dem Provinziallandtag wird das Zech’sche Palais zur Verfügung gestellt. Das Andreasheim geht nach dem Tode der letzten Pfründnerin endgültig in Stadtbesitz über, wird fortan auch zur Unterbringung exmittierter Familien genutzt. Mit Christian Friedrich Fleischer stirbt der letzte (bis zum Stadtzusammenschluss amtierende) Bürgermeister der Altenburg. Das Malzhaus in der Mälzerstraße wird an den Kaufmann Meißner verkauft. Carl Baum eröffnet eine Messerschmiede. Die Innungen der Bader und die der Barbiere schließen sich zusammen. Ab 1.11. liegt (-1901) in Merseburg das Thüringische Husaren-Regiment No. 12 in Garnison, die Blauen Husaren, (vorerst wie die vorherigen Garnisonstruppen in Bürgerquartieren).

 Regierungspräsident: August Friedrich Wilhelm Werner von Meding (-1838).

 

1836

 werden 14 Statuen altrömischer Gottheiten wegen angeblicher Anzüglichkeit vom Schlossgartensalon entfernt. Eine Hunde- und Nachtigallensteuer wird in Merseburg eingeführt. Wegen sich häufender Einbrüche und Diebstähle übernimmt die Schützengilde Nachtwachen. Am 17.3. wird der spätere Philologe Lucian Müller in Merseburg geboren. Eine allgemeine gymnastische Übungsanstalt wird eröffnet (am 15.6.) und auch am Domgymnasium das Turnen eingeführt. Am Holzplatz erteilt F. W. Seifert erstmals Schwimmunterricht. Zum 1.12. wird im Waisenhaus Unteraltenburg eine städtische Klein-Kinder-Bewahr-Anstalt eingerichtet.

 

1837

 hat Merseburg 9932 Einwohner (davon 519 Militär). Beim Ausflugslokal Frosch wird ein neuer Exerzierplatz angelegt (bis dahin befand sich der Exerzierplatz südlich des Stadtgottesackers). Der Magistrat erstattet erstmals öffentlich Bericht über die städtische Armen-Verwaltung. Tagung des Provinziallandtages. Das Christianen-Waisenhaus wird (am 26.1.) eine offene Versorgungs-Anstalt der Waisen durch Privat-Erziehung in Familien. Ambrosius Sander schreibt die wohl bekannteste Fassung der Merseburger Rabensage (gedruckt in Merseburg bei H. W. Herling).

 

1838

 wird durch Kabinetts-Ordre das Zech'sche Palais als Eigentum an den Provinziallandtag übergeben (am 10.7.), der Stadtgottesacker wird nach Süden zu erweitert. Am 15.2. brennt das Waisenhaus ab, und am 1.9. reist Zar Nikolaus durch Merseburg.

 Regierungspräsident: Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg (-1841); Landrat: Graf von Keller (-1844).

 Literatur: L. Puttrich und G. W. Geyser „Merseburg, sein Dom und andere alterthümliche Bauwerke“, Leipzig; Ambrosius Sander „Rückerinnerungen an Merseburg und der Umgegend ausgestandener Kriegsunruhen vom 10. Jahrhundert an“.

 

1839

 siedelt am 1.1. die Direktion der Provinzial-Städte-Feuer-Sozietät nach Merseburg über. Die Häuser der Stadt werden fortlaufend nummeriert. Der Eskadron-Chirurgus Leonhardt kauft den Jägerhof am Eselsplatz (wahrscheinlich wegen des hier aufgestellten Strafbockes für Soldaten, dem Esel, so bezeichnet) und lässt auf dem Gelände eine Bierbrauerei errichten. Der Dom wird restauriert, die barocken Emporen entfernt. Die Merseburger Freimaurerloge stiftet Geld für die Einkleidung von jährlich 9 Konfirmanden. Peitschenfabrik Wirth gegründet. Am 1.4. wird das neue Statut der Gesamtstadt angenommen (ministerielle Bestätigung am 31.1.1840). Regimentskommandeur: von Borcke.

 

1840

 hat Merseburg 10793 Einwohner. Auf Anregung des Regierungspräsidenten von Arnim entsteht am 28.3. der Merseburger Verschönerungsverein (gestaltet als erstes den Schkopauer Weg vom Klausentor bis zur Arnimsruh als Spazierweg um). Am 1.4. wird der Gewerbeverein und am 15.10. das Bürger-Rettungs-Institut (das u.a. für in Not geratene Bürger zinslose Kredite zur Verfügung stellt) gegründet. Im Mai wird die Straßenbeschilderung mit Blechschildern abgeschlossen. Am 10.8. läuft ein Pachtkontrakt zwischen Magistrat und Domkapitel aus und innerhalb der Tore der Stadt wird letztmals ein Pflastergeleit erhoben (brachte im letzten Jahr noch 1117 Taler und 26 Silbergroschen ein). Vom Ausgang der Gotthardtstraße bis zur Gotthardtbrücke wird ein Trottoir angelegt, im unteren Saal des Schlossgartensalons ein Theater (neu?)eingerichtet (es spielt die Gesellschaft Concordia) und das Grab des Bischofs Sigismund von Lindenau im Dom mit einem Eisengitter umgeben. Am 27.10. stirbt Bürgermeister Klinkhardt. Carl Adolf von Basedow beschreibt die nach ihm benannte Krankheit. Im Verlag der J. C. Müller’schen Buchhandlung Erfurt erscheint eine „Charte vom Königlich Preussischen Regierungsbezirk Merseburg nach seiner Eintheilung in 17 Kreise“. Als Kreise des Merseburger Regierungsbezirkes werden dabei genannt: Liebenwerda, Torgau, Schweinitz, Wittenberg, Bitterfeld, Delitzsch, Saalkreis, Halle (Stadt), Mansfeld (See), Mansfeld (Gebirgs), Sangerhausen, Eckartsberga, Querfurt, Merseburg, Weißenfels, Naumburg, Zeitz. Die Fläche des Regierungsbezirkes wird mit 188,76 Quadratmeilen angegeben, die Fläche des Kreises Merseburg mit 10,62 Quadratmeilen, die Einwohnerzahl im Regierungsbezirk mit 683700 (mit Militär) und 675438 (ohne Militär), davon evangelisch 673186, katholisch 1814, Juden 438. Die Einwohnerzahl in den 64 Städten des Regierungsbezirkes wird auf 221639 beziffert, die Einwohnerzahl des Kreises Merseburg auf 51126. Für die Stadt Merseburg werden an Fabriken und Manufakturen in den Branchen Leinenzeuge, Leder und Lohgerberei, Tabak und Papier aufgeführt.

 Literatur: Ambrosius Sander „Chronik der Stadt Merseburg“.

 

1841

 entdeckt Dr. Waitz während einer Bücherrevision in der Bibliothek des Domkapitels die Merseburger Zaubersprüche. Der Stadtexekutor J. P. Riede findet auf einem Kartoffelacker bei Merseburg eine griechische Goldmünze des 4. Jh. v. Chr. Im Januar Hochwasser auf dem Neumarkt. Der Altenburger Weinberg wird an den vormaligen Erbpächter verkauft. Provinziallandtag. Schul-Deputation (verantwortlich für das Schulwesen in der Gesamtstadt) am 22.4. gegründet. Am 1.8. Sonntagsschule zur Fortbildung der Gesellen und Lehrlinge eingerichtet. Am 1.1. wird der scheidende Regierungspräsident Adolf Heinrich Graf von Arnim-Boitzenburg zum Merseburger Ehrenbürger ernannt; neuer Regierungspräsident wird: Friedrich von Krosigk (-1848); neuer Bürgermeister: Friedrich Heinrich Gabriel Seffner (-1876).

 Literatur: Pastor Scharfe „Der Regierungsbezirk Merseburg“, Sangerhausen.

 

1842

 stellt Jacob Grimm während einer Lesung in der Akademie der Wissenschaften am 3.2. die Merseburger Zaubersprüche erstmals der Öffentlichkeit vor. Der Magistrat beantragt am 10.10. bei der Königlichen Regierung als erste Stadtverwaltung im Regierungsbezirk, Stadtverordnetensitzungen künftig öffentlich halten zu können (wird am 24.12. abgelehnt). Gotthardtstraße und Entenplan werden mit Straßenbeleuchtung versehen; August Wiegand richtet in der Ölgrube eine Gerberei ein (später nach dem Vorwerk verlegt).

 Grundriss Merseburgs von Wöhlbier.

 Literatur: Lepsius „Dom zu Merseburg“, Halle.

 

1843

 am 1. und 2.7. große Reformationsfeier, aus diesem Anlass findet am 4.7. das erste Merseburger Kinderfest statt (künftig jedes Jahr Anfang Juli). Die Stadt verkauft den Schießgraben an den Schankwirt Höpfner (heißt später Altes Schützenhaus, dann als erstes Merseburger Kino im Volksmund Weiße Wand, schließlich Park-Café) und richtet eine Suppen-Anstalt für Arme ein (30 Tage lang unentgeltliches Essen für ca. 100 Personen). Vor dem Klausentor wird die zweite Steckner’sche Stoffabrik errichtet (erste an der Geisel); der Etat der Stadt erstmals öffentlich vorgestellt (gedruckt). 10933 Einwohner. Provinziallandtag tagt.

 „Special Karte des Regierungsbezirkes Merseburg entworfen und gezeichnet nach den im Jahre 1840 - 1841 vorgenommenen amtlichen Berichtigungen der vorhandenen Materialien von Albrecht Platt“, Nordhausen.

 Literatur: A. Fraustadt „Einführung der Reformation im Hochstift Merseburg“, Leipzig; „Beschreibung der dreihundertjährigen Reformationsjubelfeier der Stadt Merseburg“; Anastasius Grün „Die Nibelungen im Frack, eine Satire auf das Hofleben in Merseburg zu Moritz Wilhelms, des Geigenherzogs Zeiten“.

 

1844

 wird mit einer Renovierung des Domes begonnen (-1845) und die Zwingerbrücke am ehemaligen Königstor verbreitert, dabei das Torhaus abgerissen. Ein Bürgergesangsverein (am 15.2.), die Liedertafel (am 6.11.) und ein Bürgerschützengesangsverein werden gegründet. Am 14.7. begeht die Vogelschützengesellschaft ein 100-jähriges Vereinsjubiläum. Vom 21. - 23.9. weilt Friedrich Wilhelm IV. in Merseburg. Für den Magistrat wird ein 5. (unbesoldeter) Assessor bewilligt.

 Der Stiftssuperintendent nennt sich künftig nur noch Superintendent, neu in diesem Amt: Dr. Hermann Theodor Frobenius (bis 1868); Pfarrer St. Thomae: Karl August Triebel (-1857); Domorganist: August Ritter (-1847).

Literatur: David Hermann Engel "Choralbuch (mit Zwisxchenspielen) zur gottedienstlichen Feier für Kirche und Haus", Berlin.

 

1845

 gibt es 38 Innungen in der Stadt. Beim Bau der Eisenbahnstrecke nach Halle werden am Stecknersberg zahlreiche bandkeramische Funde gemacht; Bahndamm durch den Gotthardtteich. Am 17.1. wird im Gasthof Zum halben Mond die Bierbrauerei Hentschel eingerichtet, weiterhin kommen in diesem Jahr zu der bereits bestehenden Berger'schen und der Brauerei auf dem Neumarkt noch die Clauß’sche (geht bald wieder ein) sowie die Leonhardt'sche Brauerei hinzu. Auch wird die Firma Knauth gegründet. Im Januar übernimmt Louis Garcke die Nulandt'sche Buchhandlung. Der Merseburger Orgelbaumeister Karl Joseph Chwatal repariert die Domorgel und die Orgel von St. Maximi. Im März steht wieder Hochwasser auf dem Neumarkt. Am 28.5. wird der Irrgarten vor dem Sixtitor Turnplatz; am 2.8. der Turmhelm der Sixtikirche nach Blitzschlag und Brand zerstört; am 28.9. der Ältere Krieger-Verein gegründet.

 Landrat: Weidlich (-1877); Domdiakon: Jacob Carl Wilhelm Bernhard Simon (-1853).

 

1846

 zählt Merseburg 11292 Einwohner. Die Stadt erhält die Genehmigung auf dem späteren Nulandtplatz zum Zeitpunkt des Simonis et Judae-Marktes noch einen Viehmarkt abzuhalten. Auf dem Stadtgottesacker wird ein Brunnen gegraben und die Domtürme (oder nur der Johannesturm?) mit einem Blitzableiter versehen. Alle drei Merseburger Gesangsvereine treten dem Sängerbund an der Saale bei. Am 19.5. erfolgt die erste Probefahrt der Lokomotive Thüringen von Halle nach Merseburg; am 6.6. kommt Friedrich Wilhelm der IV. in die Stadt und weiht den ersten (hölzernen) Bahnhofsbau ein; am 20.6. wird dann die Eisenbahnlinie Halle-Weißenfels der Thüringer Bahn eröffnet. Es gibt auch eine Bahnhofspoststelle. Die Posthalterei Merseburg wird samt zugehöriger Streckenposten aufgehoben, die 30 Postpferde werden vom Besitzer Palmié verkauft. Die Tuchfabrik Tauchert & Mayer nimmt den Betrieb auf (am 1.6.) und die Uhrmacherfirma Paul Nitz wird gegründet (am 15.11.).

 

1847

 ab 7.4. erscheinen die „Merseburger Blätter“ als „Merseburger Kreisblatt“. Am 21.4. kommt es zu einer Hungerdemonstration in der Stadt, Geschäfte von Getreidehändlern werden demoliert, die Blauen Husaren schlagen die Demonstration nieder, es gibt Verletzte auf beiden Seiten, 39 Demonstranten werden daraufhin in Weißenfels verurteilt. Am 24.6. stellt die Papierfabrik Keferstein die Produktion ein. Am 23.7. werden die Stadtverordnetensitzungen öffentlich. Am 5.10. kommt Friedrich Wilhelm IV. mit großem Gefolge nach Merseburg.

 Pfarrer St. Maximi: Johann Gottfried Schellbach (-1860); St. Viti: Friedrich Christian Karl Kötteritz (-1848); Domorganist: David Hermann Engel (-1877); Regimentskommandeur: Wurmb von Zink.

Literatur: "Der 81. Psalm", Berlin.

 

1848

 im März werden die im vergangenen Jahr verurteilten Merseburger Demonstranten begnadigt; erstmals wird in diesem Monat in Merseburg Schwarz-Rot-Gold geflaggt. Politische Vereine werden gegründet, so der Club zur Einführung der konstitutionellen Monarchie (am 27.4.) und der Bürgerverein (Leitung: Dr. med. Friedrich Otto Sachse und Herr Mank). Am 13.3. wird in Merseburg eine Bürgerwehr gegründet (Kommandant: Bürgermeister Seffner), bald darauf der Nächtliche-Sicherheits-Wachtverein. Am 18.3. fällt bei den Berliner Barrikadenkämpfen der Merseburger Schuhmachergeselle Karl Heinrich Schmidt. Am 9.4. kommt es zu einer Versammlung zahlreicher Bürger vor dem Thüringer Hof, am 15.4. zu Unruhen in der Ölgrube, am 16.4. zu einer Versammlung im Bürgergarten, am selben Tag verteilt die Bürgerwehr auf dem Markt 400 Infanteriegewehre. Ab Mai erscheint die Zeitschrift „Deutscher Staatsbürger“; am 1.5. erfolgen erste Wahlen: in 6 Stimmbezirken werden Wahlmänner bestimmt, am 6.5. wird in Merseburg die mittelalterliche Strafe der Staupe abgeschafft; am 7.5. paradiert die Bürgerwehr (1500 Mann) auf dem Markt; am 8.5. wird für das Parlament in Berlin gewählt, am 10.5. für die erste deutsche Nationalversammlung (Merseburg gehört zum Wahlkreis 16, für den u.a. Friedrich Ludwig Jahn kandidiert; Jahn wird mit 89 von 148 Wahlmännerstimmen als Abgeordneter gewählt), anlässlich der Wahlen logierte Jahn vom 9. zum 10.5. im Thüringer Hof (nochmals vom 9. zum 10.9.). Am 25.6. bildet sich ein Trauerzug zu Ehren der im März in Berlin gefallenen Barrikadenkämpfer (bis dahin größte Demonstration in Merseburg, Zug von den Amtshäusern zum Exerzierplatz, ca. 10.000 Teilnehmer). Am 10.7. verweilt der Reichsverweser Erzherzog Johann von Österreich auf seiner Reise zur Nationalversammlung nach Frankfurt a. M. in Merseburg. Am 19.8. wird in einem Artikel im „Merseburger Kreisblatt“ eine Reform des Schulwesens, die Trennung von Kirche und Schule sowie kostenlose Unterrichtung gefordert. Am 1.10. kommt es zu einer Volksversammlung im Kinderpark (dem späteren Nulandtplatz); am 12.10. reist der linksgerichtete Dr. Sachse nach Amerika ab. Vom 26.-30.10. nimmt ein Herr Kaulfuß als Delegierter des Demokratischen Bürgervereins Merseburg am 2. Demokratiekongreß in Berlin teil. Am 14.11. besetzen Bürgerwehrverbände den Merseburger Bahnhof, um Truppentransporte gegen die Aufständischen in Berlin zu verhindern, am 25.11. erlässt der Magistrat einen Aufruf gegen Steuerverweigerer und am 10.12. wird die Stadt nach der deutschen Verfassungsgebung festlich illuminiert findet eine Parade der Bürgerwehr und in St. Maximi ein Festgottesdienst statt. (Über die Ereignisse des Revolutionsjahres berichtet E. L. Kottenhahn ausführlich in seiner Selbstbiographie [Manuskript]).

 Im Juni Carl Adolf von Basedow als Kreisarzt berufen. Spielwarenfabrik Franke gegründet. Am 1.10. werden die Domstufen freigegeben und das Andreasheim wird als städtische Krankenanstalt eingerichtet. Anlage einer „Acta betreffend die Alimente zur Unterhaltung des Raben auf dem Schlosse zu Merseburg“. Am 13.1. wird der spätere Komponist der „Petersburger Schlittenfahrt“, Richard Eilenberg, in Merseburg geboren.

 Regierungspräsident: von Witzleben (-1850); Pfarrer St. Viti: Gustav Imanuel Menzel (-1850).

 Literatur: Deutsche Ausgabe der Chronik Thietmars von J. C. M. Laurent, Berlin.

 

1849

 wird der Öbster Johann Gottlieb Wittler als Urheber für die Unruhen in Merseburg am 30.3. in Naumburg zu einer einjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Im August gibt die Bürgerwehr ihre Waffen ab und löst sich damit formell auf. Cholera-Epidemie von Juni bis Oktober (die Anzahl der Todesfälle übersteigt in dieser Zeit die Anzahl der Geburten um 28, über 200 Opfer). Wegen der Epidemie fällt das Kinderfest aus. Die Stadt kauft die Hirtenwiese und die Baumschule am Gotthardtteich; verkauft wird der alte herzogliche Bauhof. Das Patrimonialgericht der Klause wird aufgehoben (am 2.1.) und die Firma Paul Elkner gegründet (am 1.10.).

 11351 Einwohner.

 

1850

 per 1.1. wird die Oberpostdirektion der Provinz Sachsen nach Merseburg verlegt. Zusätzlich zum 12. Husaren-Regiment kommt noch der Stamm des I. Bataillons des 2. Thüringer Linienregiments nach Merseburg in Garnison. Unter Rektor Lüben wird begonnen, das städtische Schulwesen zu reorganisieren. Der Orgelbauer Karl Joseph Chwatal meldet eine neue Traktur für Orgelwerke zum Patent an. Am 21.4. feiert der Sängerbund an der Saale sein Sängerbundfest in Merseburg. Am 9.6. gibt der Magistrat bekannt, dass auch in diesem Jahr wieder an der Mühlwiese (späterer Holzstapelplatz der Königsmühle) unter Leitung des Salzsiedemeisters Ebert aus Halle gebadet werden kann. Am 5.10. findet im Saal des Gasthauses Stadt Leipzig (der Stock) eine erste öffentliche Turnstunde statt. Am 15.11. wird in Merseburg die Frankierung von Postsachen durch Briefmarken eingeführt. Von Juli bis September grassiert erneut die Cholera (Anzahl der Todesfälle übersteigt nun die Anzahl der Geburten um 164, über 220 Opfer). Nach dem Ausscheiden des Regierungspräsidenten von Witzleben am 21.7. gibt es ein Interregnum bis zum Februar des kommenden Jahres.

 Pfarrer St. Viti: Carl Braune (-1852).

 

1851

 lösen sich infolge einer am 27.10. in Kraft tretenden neuen Gewerbeordnung 7 der 38 Merseburger Innungen auf (Posamentierer-, Seifensieder-, Strumpfwirker-, Tuchmacher-, Töpfer- , Barbier- und Baderinnung; die Korbmacherinnung gibt sich am 18.12. ein neues Statut). Friedrich Stollberg übernimmt die später nach ihm benannte Buchhandlung.

 Regierungspräsident: Busso Heinrich Christoph von Wedel (-1861).

 

1852

 tritt am 1.7. eine neue Feuerlöschordnung in Kraft; per 1.10. wird die Oberpostdirektion von Merseburg nach Halle verlegt; am 9.11. überreicht eine englische Kommission dem Magistrat eine Aufstellung der Merseburger Firmen, die auf der Londoner Weltausstellung eine Auszeichnung erhielten. Das Kreisgericht wird eingerichtet und die Möbelfabrik Dreykluft gegründet. Ernst Haeckel legt sein Abitur am Domgymnasium ab. Merseburg zählt 11490 Einwohner. Roger Wilmans veröffentlicht im X. Band der „Monumenta Germaniae Historica“ eine lateinische Fassung der Merseburger Bischofschronik.

 Pfarrer St. Viti: Johann Friedrich Christian Urtel (-1856).

Literatur: David Hermann Engel "Der 61. Psalm", Eisleben. 

 

1853

 beginnt der Weißenfelser Orgelbauer Friedrich Ladegast die Domorgel neu zu gestalten, während dieser Zeit weilt des öfteren Franz Liszt in Merseburg. Friedrich Gerhardt begründet seine Orgelbauwerkstatt in Merseburg (besteht bis 1894). Der Magistrat wird um zwei weitere unbesoldete Assessoren verstärkt, die Stadtverordnetenversammlung (die nach einer neuen Städte-Ordnung nun 30 gewählte Bürger aufnehmen könnte) bleibt jedoch bei 18 Mitgliedern. Künftig entfällt in Merseburg die Verleihung des Bürgerrechts und das Leisten des Bürgereids, ein jeder kann Bürger Merseburgs werden, der in der Stadt ein Haus besitzt, jährlich mindestens 250 Taler Einnahmen hat und einen gewissen Betrag an Abgaben zahlt. Eine Strohflechte-Anstalt für Arme (besteht bis 1855) und ein Parochial-Armen-Verein werden gegründet; ein Weg von der Dammgasse nach der Eisenbahn angelegt. Am 1.9. wird ein Teil der Stendaler Generalkommission nach Merseburg verlegt, um Separationen durchzuführen. Vom 4.-7.9. weilt Friedrich Wilhelm IV. in der Stadt, in seinem Gefolge auch Bismarck. Am 14.9. entscheidet das Königliche Appelationsgericht Naumburg, dass der Fiskus von der Stadt keine so genannten Jahrrenten mehr einziehen darf (wurde wahrscheinlich seit 1643 erhoben).

 Domdiakon: Theodor Opitz (-1864); Regimentskommandeur: von Meyerinck.

 Literatur: Schmidt „Geschichte des Bisthums Merseburg“, Gotha.

 

1854

 am 29.5. kommt Friedrich Wilhelm IV. erneut nach Merseburg; Beginn der Separation der Feldflur Merseburg. Provinziallandtag. Geiselufermauer am Sand instand gesetzt, mehrerenorts Trottoirs aus Porphyr-Pflaster angelegt. Gesangverein Irene gegründet (am 7.5.). Am 11.4. stirbt Carl Adolf von Basedow in Merseburg.

 

1855

 hat Merseburg 11779 Einwohner (davon 551 Militär) und 884 Häuser. Von der Gotthardtbrücke bis zum Bahnhof wird ein Weg von behauenen Steinen angelegt; im Februar/März wieder eine Suppenküche für Arme eingerichtet. Am 30.5. wird ein neues Statut für die Gesamtstadt verabschiedet (bestätigt am 3.4.1857). Volkszählung am 5.11.

 Am 17.9. nimmt eine Revisionskommission die von Ladegast geschaffene Orgel ab, am 26.9. wird die neue Domorgel (mit 4 Manualen, Rückpositiv und 5687 Pfeifen eine der größten und klangschönsten Orgeln Deutschlands) eingeweiht. Franz Liszt komponierte für die Einweihung das Werk "Ad nos, ad salutarem undam", das von seinem Schüler Alexander Winterberger vorgetragen wird; der neben anderen Persönlichkeiten ebenfalls anwesende Liszt begleitet auf der Orgel eine Bach-Arie.

 Rektor Domgymnasium: Prof. Dr. August Friedrich Scheele (-1874).

 Literatur: D. H. Engel „Eine Denkschrift zur Einweihung der durch Herrn Friedrich Ladegast erbauten großen Dom-Orgel zu Merseburg nebst Disposition derselben“, Erfurt; D. H. Engel "Zehn Orgelstücke", Erfurt..

 

1856

 Typhusepidemie. Vom 3.1. - 15.4. wird erneut eine Suppenküche für Arme eingerichtet, am 1.2. Dr. Triebel zum Merseburger Armenarzt ernannt; am 17.3. die Königsmühle Papierfabrik Dietrich, am 1.4. die Seifenfabrik Franz Wirth gegründet; am 15.12. eine Telegraphenstation III. Klasse in Merseburg eröffnet und westlich des Personenbahnhofs ein erster Güterbahnhof angelegt. Provinziallandtag. Am 19.6. schenkt der nach Dessau verzogene Bankier Nulandt der Stadt das Kaufgeld für den Kinderplatz, der daraufhin vom Magistrat am 27.6. Nulandtplatz getauft wird. Am 2.5. Uraufführung von „Präludium und Fuge über B-A-C-H“ von Franz Liszt durch Alexander Winterberger im Dom (das Stück war ursprünglich für die Einweihung der Merseburger Ladegast-Orgel gedacht, aber nicht rechtzeitig fertig geworden), Liszt war mit ihm schon Tage zuvor anwesend, um das Stück einzustudieren. Am 23.6. weilt Franz Liszt mit Winterberger wiederum in Merseburg, um von ihm komponierte Stücke an der Domorgel durchzugehen. Neben den beiden hier bereits uraufgeführten Werken, richtete Liszt insgesamt weitere 5 Kompositionen speziell für die Domorgel ein: „Weinen, Klagen, Zagen“; „Evocation à la Chapelle Sixtine“; „Einleitung, Fuge und Magnificat aus der Symphonie zu Dantes ‘Divina Commedia’“; ein „Andante religioso“ und ein „Ave Maria“. Louise von Francois schreibt für eine Leipziger Wochenzeitung einen Reisebericht über Merseburg. Pfarrer St. Viti: Paul Gruner (-1882).

 Literatur: „Nachtrag zum Merseburger Gesangbuch“.

 

1857

 Ruhr-Epidemie. Maschinenfabrik Göpel durch einen Herrn Giesecke, Papierfabrik B. A. Blankenburg sowie (am 1.12.) die Buchbinderei Kleinert gegründet. Gipsmodell des Denkmals für die Schlacht bei Roßbach an der südlichen Stirnseite des Schlosses aufgestellt. Neues Uhrwerk für die Domuhr. 82 Waisen in Merseburg (sind bei qualifizierten Eltern untergebracht).

Literatur: David Hermann Engel "Geistliche Melodien aus dem 17. Jahrhundert", Leipzig

 

 

1858

 11998 Einwohner. Vereinsbank von Handwerkern und Gewerbetreibenden (am 18.1.) und eine Unterstützungskasse für Fabrikarbeiter gegründet, ferner die Galanteriefabrik Matto & Komp. und die Seifenfabrik Wilhelm Fuhrmann. Die Schulstraße wird angelegt und dabei die Klia überbrückt; anstelle der hier beseitigten Stadtmauer wird ein neues Tor eingesetzt (um weiter die Schlachtesteuer erheben zu können); mit diesen Arbeiten setzt eine neue Stadtentwicklung ein: die Grenzen des mittelalterlichen Merseburgs werden überschritten. Am 18.10. wird (an der neuen Kliabrücke) die 1. Bürgerschule (für Knaben und Mädchen) eingeweiht. Rektor Lüben folgt Rektor Block nach. Der Domherr Friedrich von Krosigk wird am 30.9. zum Merseburger Ehrenbürger ernannt. Pfarrer St. Thomae: Ernst Erdmann Erasmus Dreising (-1884); Regimentskommandeur: von Podbielski.

 Literatur: Alfred Schmekel „Historisch-topographische Beschreibung des Hochstifts Merseburg“, Halle; Penseroso (Pseudonym der Röglitzer Pastorin Heege) „Herzog Heinrich und sein Weinberg“ (Roman).

 

1859

 Durchbruch zwischen Hälterstraße und Brauhof( die Stadt verkauft 36 Fuß Stadtmauer an den Maurergesellen Liebig); Lattentore von den Eingängen zur Kleinen Ritterstraße und zur späteren Karlstraße entfernt (die damit zu offenen Straßen werden). Per 1.1. werden die Parochial-Schulgemeinden vereinigt, wird das Schulwesen der Gesamtstadt nunmehr kommunal verwaltet. Weberei, Druckerei und Färberei Steckners Söhne errichtet (80 Webstühle von 20PS-Dampfmaschine angetrieben), Maschinenfabrik und Eisengießerei Keubler & Komp. gegründet. Ab 20.11. wird in Merseburg in einem Schuppen der Alten Post regelmäßig katholischer Gottesdienst gehalten (von Pfarrer Löffler aus Halle).

 

1860

 büßt Merseburg durch die Separation das Trift- und Grasungsrecht, weiter das Sömmerungsgeld sowie Feldraine ein, wird dafür mit Land im Werte von 5000 Talern entschädigt. Die Merseburger Straßenbeleuchtung besteht aus 92 Öllaternen. Die bis dahin noch ungepflasterte Fischergasse erhält ein Steinpflaster. Erweiterung des Altenburger Friedhofs. Am 13.12. wird Karl Joseph Nolte als katholischer Missionspfarrer für Merseburg ernannt, tritt seinen Dienst als erster katholischer Pfarrer der Stadt seit der Reformation am 20.12. an.

 Literatur: G. A. Lindenstein „Wohnungsanzeiger für die Stadt Merseburg“ David Hermann Engel "Zionsharfe", Leipzig..

 

1861

 zählt Merseburg 12330 Einwohner (davon 11667 Evangelische, 140 Katholiken, 3 Deutschkatholiken und 22 Juden), 916 Privathäuser, 1246 Ställe, Scheunen, Schuppen, 62 öffentliche Gebäude, 5 Kirchen, 25 Fabrikgebäude. Auf dem Gelände der Papierfabrik vor dem Sixtitor wird die Lederfabrik Mylius errichtet, ferner werden die Möbelfabrik Meyer & Komp. und die Zigarrenfabrik Blankenburg gegründet. Friedrich Stollberg gibt seiner Buchhandlung den noch heute gültigen Namen und beginnt mit dem Aufbau einer eigenen Druckerei. Am 18.2. wird im Hospitalgarten (Sächsischer Hof) der Männerturnverein (MTV) gegründet.

 Regierungspräsident: Robert Rothe (-1876); Pfarrer St. Maximi: Johann Philipp Hermann Heinecken (-1885).

 Literatur: Friedrich Albert von Langenn „Merseburg in den ersten 10 Jahren dieses Jahrhunderts“, (Erstdruck um 1850 in der Zeitschrift Sachsengrün).

 

1862

 wird am 1.4. die Höhere Mädchenschule (im neuen Schulgebäude) begründet (97 Schülerinnen), Schülerin hier alsbald die spätere Schriftstellerin Nataly von Eschstruth; am 5.2. wird der spätere Maler und Illustrator Oskar Herrfurth in Merseburg geboren; am 13.9. die Einverleibung des Schlosses in den Gemeindebezirk Merseburg offiziell vom Minister des Inneren genehmigt und im Oktober die Separation abgeschlossen. Wilhelm I. weilt in Merseburg. Eine neue Ziegelei und die Holzschneidefabrik Eichhorn werden errichtet, die Firma Paul Schütze und das Bankhaus F. Schultze gegründet. Akten der alten Stiftsregierung werden ins Staatsarchiv nach Magdeburg verbracht.

 

1863

 wird die Bahnhofstraße angelegt und mit dem Weißgerbermeister Franke letztmals ein Merseburger Scharfrichter ernannt (versah sein Amt jedoch nur noch einmal in Halle, nicht mehr in Merseburg). Am 28.8. passierte mit der „Fortuna“ erstmals (?) ein Dampfer von Halle her Merseburg.

 Regimentskommandeur: Freiherr von Barnekow.

 Literatur: „Wegweiser für Fremde durch Merseburg“; Heinrich Seffner „Verwaltung der Stadt Merseburg“.

 

1864

 ab 1.1. hat Merseburg eine Telegrafenverbindung mit Weißenfels. Am 9.1. wird der Fabrikant Carl Christian Hohl zum Merseburger Ehrenbürger ernannt. 12841 Einwohner.

 

1865

 findet vom 21.5. - 26.6. eine große Gewerbeausstellung auf dem Nulandtplatz statt (vom Kronprinz Friedrich Wilhelm eröffnet). Am 15.9. wird die Freiwillige Feuerwehr, die Turnerfeuerwehr gegründet, vom 17.- 23.9. weilen Wilhelm I. und Otto Fürst von Bismarck in Merseburg. nach einem Gutachten Ladegasts setzt der Merseburger Orgelbauer Friedrich Gerhardt eine neue Orgel für St. Thomae. Ab 1.11. hat Merseburg eine Telegrafenverbindung mit Querfurt.

 Domdiakon: Wilhelm Ferdinand Cölestin Leuschner (-1869).

 

1866

 ziehen die Merseburger Blauen Husaren in den preußisch-österreichischen Krieg, nehmen an der Schlacht von Königgrätz teil, kehren am 15.9. in die Garnison zurück. Am 21.5. wird ein Gedenkstein für die letztjährige Gewerbeausstellung enthüllt. Die Firma C. W. Julius Blancke & Co. und das Baugeschäft Graul werden gegründet. Am 28.9. nimmt das anstelle des alten Hirtenhauses am Damm errichtete Steinkohlen-Gaswerk den Betrieb auf. Am 14.7. kommt es zu einem Brand in der Türmerwohnung von St. Maximi, ein Turmneubau wird erforderlich. Das „Merseburger Kreisblatt“ veröffentlicht (am 11.3.) ein Schloss-Theater-Programm. Am 25.11. wird der Schriftsteller und USPD-Vorsitzende Ernst Friedrich Däumig in Merseburg geboren.

 

1867

 Grundsteinlegung für den neuen Turm von St. Maximi am 14.10. Merseburg zählt 13269 Einwohner. In den „Neuen Mittheilungen des Thüringisch-Sächsischen Vereins“, XI. Band, erscheint eine Ausgabe des „Merseburger Totenbuches“ von Ernst Dümmler.

 

1868

 beklagt sich der Landrat, dass der Merseburger Rabe seit Jahren nur noch eine elende Krähe sei. In der Höheren Töchterschule wird das Turnen eingeführt. Am 2.8. findet in Merseburg das Thüringische Gau-Turnfest statt. Die Vicarius ordinatus Stelle im Dom erlischt.

 Regimentskommandeur: von Sukow.

Literatur: Richard Brenner "Forschungen in Ost-Afrika"

 

1869

 ist Merseburg schuldenfrei. Am 1.8. wird in der Stadt das Fest des Sängerbundes an der Saale gefeiert. Am 8.8. wird die neu erbaute katholische Kirche in der Bahnhofstraße eingeweiht, auch wird eine katholische Volksschule eröffnet; am 26.11. schenkt der Abt des Prämonstratenser Chorherrenstifts zu Prag der katholischen Kirche eine Reliquie des Hl. Norbert. Am 1.11. beginnt der erste Kursus der Landwirtschaftlichen Winterschule (15 Schüler).

 Superintendent: Wilhelm Ferdinand Cölestin Leuschner (-1889); Domdiakon: Carl Friedrich Ernst Jahr (-1874).

 

1870

 ziehen die Merseburger Blauen Husaren in den Krieg gegen Frankreich, nehmen an den Schlachten von Beaumont und Sedan teil; am 10.8. kommen 1200 französische Kriegsgefangene durch die Stadt; im Oktober werden 200 französische Offiziere in Merseburg interniert (bis April 1871). Metallgießerei Otto Stewich eröffnet. Am 15.1. wird der Stadtverordnete und Kreistaxator Gottlob August Schäfer zum Ehrenbürger ernannt.

 „Spezialkarte von dem Regierungsbezirk Merseburg“ von Nowack, darauf wird die Einwohnerzahl des Regierungsbezirkes mit 797418 und die des Kreises Merseburg mit 59272 angegeben.

 

1871

 hat Merseburg 13356 Einwohner und 1004 Häuser. Firma C. Louis Zimmermann (am 25.6.) gegründet. Der neue, nach Entwürfen Friedrich August Stülers errichtete Turm von St. Maximi steht im Rohbau, der alte wird abgebrochen. Am 19.6. kehren die Blauen Husaren nach Merseburg zurück, am 25.7. brennt die Rischmühle.

 

1872

 wird die von Schildt-Wolffersdorfersche Stiftung im Haus Unteraltenburg 36 eingerichtet. Ab 1.1. gibt es eine Telegrafenverbindung mit Schafstädt, ab 1.8. mit Mücheln. Am 31.1. nimmt das Hallesche Neue Theater nach einer Pause den Spielbetrieb im Schlossgartensalon wieder auf; am 13.3. wird (in Meulers Restauration) der Allgemeine Turnverein gegründet; am 8.6. der Beigeordnete und Kaufmann Karl Moritz Karlstein zum Stadtältesten ernannt. Am 22.7. erfolgt die Namensweihe für die katholische Kirche (St. Norbert). Am 28.9. ist der neue Turm von St. Maximi fertig. Am 13.10. wird die Kaufmännische Fortbildungsschule eröffnet und am 1.11. die Waagenfabrik Dresdner gegründet.

Literatur: David Hermann Engel "Weihnachts-Hymne", Leipzig.

 

1873

 wird die durchgängige Nummerierung der Häuser aufgegeben, nun jede Straße fortlaufend nummeriert, auch werden in Merseburg alle Wegebezeichnungen auf Gasse in Straße umbenannt; umbenannt werden ferner: die Pfarrstraße in Werderstraße, der Eselsplatz in Altenburger Schulplatz, die Promenaden vor der Hoffischerei in Karlstraße, die Totengräbergasse in Kurze Straße; erstmals werden die Lauchstädter, Weißenfelser, Naumburger und Leunaer Straße als solche bezeichnet sowie die Hölle (von Hohle vor dem Damm?), die Teichstraße und die Marienstraße genannt. Die Merseburger Privattheatergesellschaft siedelt in die Funkenburg über. Am 8.3. wird eine Bau-Polizei-Ordnung in Kraft gesetzt; am 19.3. eine Merseburger Post-Wertzeichen-Verkaufsstelle erwähnt; am 15.9. wird eine Imker-Sparte und am 4.10. die Firma Franz Moler gegründet.

 

1874

 Am 25.1. brennt erneut die Rischmühle; am 22.3. stirbt in Sansibar der Merseburger Afrikaforscher Richard Brenner; am 24.6. Brand in der Leutertschen Papierfabrik und am 17.9. in der Königsmühle, bei dieser zweiten Feuersbrunst ergoss sich entzündetes Öl und Kolophonium in die Saale, so dass sich infolgedessen eine zeitlang das Sprichwort hielt: das war als die Saale brannte. Ab 1.7. erscheint der „Merseburger Correspondent“; am 1.7. wird die Firma Th. Rößner; am 1.10. das Merseburger Standesamt gegründet. In der Neumarktmühle wird eine Pappfabrik eingerichtet, die Orgel in St. Maximi erneuert und das Ritter- (oder Herrengässchen) in Georgstraße umbenannt. Der amtierende Arzt des Merseburger Krankenhauses Dr. König führt erstmals eine Schluckimpfung durch.

 Regimentskommandeur: von Versen.

 

1875

 ab 1.1. wird in Merseburg keine Mahl- und Schlachtsteuer mehr erhoben, künftig stehen keine Zöllner mehr an den Eingängen zur Stadt. Am 11.4. öffnet die neue Post in der (neu angelegten) Halleschen Straße (zuletzt befand sich das Merseburger Postamt in der Breite Straße 8); am 17.5. wird der Regierungspräsident Robert Rothe zum Ehrenbürger ernannt; vom 29.6. - 1.7. das 300-jährige Jubiläum des Domgymnasiums gefeiert am 2.9. ein Kriegerdenkmal (eingangs der Gotthardtstraße) eingeweiht und am 18.10. die Gaststätte Tivoli eröffnet. Die Zigarrenhandlung Robert Mühlpfordt wird am 28.6. gegründet. Am 25.11. eröffnet in der ehemaligen Domkurie Iuxta valvas paganorum ein Offizierskasino. Umbenannt werden folgende Straßen: die Leimsiedergasse in Fischerstraße, das Färbergässchen in Halbmondstraße (nach der Gaststätte „Zum Halben Mond“), Dammühlenstraße in Wagnerstraße, Vor dem Hältertor in Poststraße. Die Wilhelmstraße wird angelegt. Am 1.12. hat Merseburg 13852 Einwohner.

 Rektor des Domgymnasiums: Dr. Karl Julius Adolf Aßmus (-1897); Domdiakon: Dr. Johannes Ferdinand Joachim Martius (-1880).

 Literatur: F. Witte „Geschichte des Domgymnasiums zu Merseburg 1543 bis 1815“ (erster von 3 Teilen, 2.:1876, 3.: 1891 [3.1.: 1892]); David Hermann Engel "XVIII Festmotetten nach Worten der heiligen Schrift...", Leipzig.,

 

1876

wird am 1.1. die Post mit der Telegrafenanstalt vereinigt. Am 2.1. brennt der Rischmühlengarten; am 6.2. wird St. Maximi wieder eingeweiht (Umbaukosten 81.000 Taler), neue Orgel (46 Register, 3 Manuale und Pedal sowie 3375 Pfeifen) vom Orgelbauer Friedrich Gerhardt. Am 23.5. werden der spätere Regierungschef des Freistaates Sachsen-Gotha, Otto Geithner, und am 22.7. der spätere Bildhauer Paul Horn in Merseburg geboren. Am 12.3. sind Orkanschäden zu verzeichnen; am 1.7. wird Bürgermeister Heinrich Seffner pensioniert und am 22.8. zum Ehrenbürger ernannt. Vom 7.-13.9. schlägt der nunmehrige Kaiser Wilhelm I. während der Herbstmanöver sein Feldlager in Merseburg auf. Die Provinzialselbstverwaltung zieht ins Zech’sche Palais ein, der Provinzialständetag tritt wieder im Schlossgartensalon zusammen. Zahlreiche Firmengründungen: Böttcherei P. Müller (15.4.), Pharmazeutische Kartonagen und Papierwaren C. Görling (19.4.), am 18.9. die Firma Adolf Peetz (später Albert Schütt), am 16.10. die Firma Franz Seyffert. am 19.10. die Firma K. Kaning sowie die Lederfabrik Otto Wiegand. Auch wird die Barbier-Innung neu gegründet (am 15.8.). Der alte Merseburger Rabe stirbt, ein neuer zieht ins Rabenhaus neben dem Neptun-Brunnen ein.

 Regierungspräsident: Gustav von Diest (-1894).

 

1877

 legt die Regierung den Bau einer Baugewerkeschule nahe, die Stadt lehnt ab, übernimmt aber (am 1.10.) die Handwerkerfortbildungsschule als gewerbliche Berufsschule. Für den vorgesehenen Neubau des Domgymnasiums werden die Kurien Vicariae annunciationis Mariae, Vicariae reginae und Praepositurarae St. Sixti abgebrochen. Vor dem späteren Union-Theater eröffnet die Kaiser-Wilhelm-Halle. Am 9.4. wird Otto Fürst von Bismarck zum Ehrenbürger ernannt. Die Alte Post wird vorübergehend in Stadt Merseburg umbenannt. Wasch- und Plättanstalt Berger (am 11.3.), Firma Sebastian Heilmann (am 1.4.) und die Beyer'sche und Göthe’sche Fleischerei (am 10.10.) gegründet.

 Bürgermeister ab 2.1.: Gottlieb Friedrich Wilhelm Reinefarth (bis 1906); Domorganist: Carl Schumann (-1910).

 

1878

 wird am 14.5. der Grundstein für das neue Domgymnasium gelegt, am 1.7. ein neues Kreishaus bezogen und auf dem Schulplatz ein Brunnen gegraben. Diakonissinnen aus dem Elisabeth-Krankenhaus Berlin werden nach Merseburg berufen; die Möbelfabrik Scholz (am 1.10.) und die Kolonialwarenhandlung Rauch gegründet. Ab 21.5. tagt für 14 Tage die Provinzialsynode in der Stadt. Der preußische Innenminister will die staatlichen Zahlungen für den Unterhalt des Merseburger Raben streichen oder als Alimente der Familie von Trotha aufbürden, genehmigt nach Intervention der Merseburger Regierung aber weiterhin 60 Mark jährlich. Die Merseburger Provinzialregierung bestellt ein (später auf den Namen „Anna“ getauftes) Bereisungsdampfschiff für den Einsatz auf dem Saalelauf oberhalb Merseburgs und auf der Unstrut. Merseburg hat 14587 Einwohner.

 Landrat: von Helldorf (-1883); Pfarrer St. Thomae: Ernst Hieronymus Moritz Albertz (-1879).

 

1879

 wird die Seffnerstraße angelegt und das Kreisgericht am 1.10. Amtsgericht (mit 4 Richtern), neue Gerichtsordnung. Merseburg zählt 15004 Einwohner. Es stirbt in der Saalestadt der preußische General Helmuth von Weltzien. Firma Gaißler (am 1.1.), Bäckerei Mattern (am 1.4.), Firma Weidemann und Möbelhaus Borsdorf (am 1.7.) sowie Firma Eduard Klauß gegründet.

 

1880

 rangiert Merseburg mit 15205 Einwohnern an 14. Stelle der Städte in der Provinz Sachsen (davon 14904 Evangelische, 282 Römisch-Katholische, 1 Griechisch-Orthodoxer, 2 Mitglieder freier Gemeinden, 16 Juden). Registriert werden ferner: 670 Gewerbe- und 20 Ackerbautreibende sowie 5 Industrielle, 11 Gerbereien, 5 Ziegeleien, 4 Gießereien, 3 Bierbrauereien, 2 Webereien, 2 Mahlmühlen und 1 Papiermühle. Nußbaumallee in Lindenstraße, Kriegstädter Weg (vormals Leimgrubenweg) in Friedrichstraße umbenannt, Steinstraße angelegt. Der Sixtiberg wird teilweise planiert und der Postkutschenbetrieb nach Mücheln eingestellt. Eine Untersuchung von 12 Merseburger Brunnen ergibt am 19.4., dass 9 Brunnen gesundheitsschädliches Wasser liefern. Am 1.5. eröffnen Marie Busch und Auguste Weferling im Haus Windberg 3 einen Kinderhort nach Fröbelschem Muster, am 11.10. wird eine Kleinkinderbewahranstalt im Bohleschen Garten (Sand 4); am 1.10. die Kreissparkasse gegründet, am 18.10. das neue Gymnasiumsgebäude eingeweiht. In der Domstiftsbibliothek wird mit der vollständigen Katalogisierung und Sicherung der Handschriften begonnen. Friseurgeschäft Menzel (am 12.4.) eingerichtet.

 Pfarrer St. Thomae: Johannes Ernst Marr (-1881).

Litertaur: Kurt von Rohrscheidt "Am deutschen Herd", Halle.

 

1881

 wird das Alte Rathaus vom Nebengebäude durch eine Gasse abgetrennt, weiterhin wird die Turnhalle des Domgymnasiums gebaut und im Alten Rathaus eine städtische Pfandleihanstalt eingerichtet. Gründung der Essenzenfabrik Paul Marckscheffel & Co., der Firma Carl Brendel (am 23.7.), der Adler-Drogerie (am 25.9.) und der Firma M. Nell (am 1.10.).

 Domdiakon: Bernhard August Hermann Ludwig Armstroft (-1886); Pfarrer St. Thomae: Karl Wilhelm Teuchert (-1900).

 

1882

 zählt Merseburg 15517 Einwohner. Von April bis Dezember wird die Neumarktbrücke erweitert, am 1.5. die Thüringische Eisenbahn verstaatlicht; Erweiterung des Bahnhofs (Erdmassen am Bahndamm längs des Vorderen Gotthardtteiches aufgeschüttet). Die Brauhausturnhalle wird gebaut und im Dezember die abgebrannte Königsmühle wieder aufgebaut. Am 12.10. nimmt Großfürst Wladimir von Russland die Parade der Blauen Husaren ab, stiftet die Husarenpelze. Ab 1.7. baut Theodor Groke die Armaturenfabrik Traxdorf aus; Fleischerei Klotz gegründet (am 1.10.). Gegründet werden auch: der Verein ehemaliger 12. Husaren und die Turnerische Vereinigung (am 15.2.).

 Pfarrer St. Viti: Paul Delius (-1916); Regimentskommandeur: Graf von Liebermann.

 Literatur: H. Seffner „Lebensskizze“

 

1883

 wird mit einer großen Restaurierung des Domes begonnen (-1886); dabei wird der Barockaltar ausgelagert (entsprach nicht mehr dem Zeitgeschmack) und unter Bauschutt ein steinernes Kruzifix gefunden (das zunächst als vorchristlich angesehen wird, jedoch höchstwahrscheinlich gotisch ist); gefunden werden auch die Gräber der Bischöfe Hunold, Alberich und Ekkelin I. sowie in der Krypta das Ekkelin II.; der Dombrunnen wird erneuert. Wertvolle Handschriften der Domstiftsbibliothek werden aus dem Kapitelshaus in die Michaeliskapelle gebracht (so auch die Merseburger Zaubersprüche). Das alte Gebäude des Domgymnasiums über dem Kreuzgang wird abgebrochen, der Kreuzgang wieder voll zugänglich (die Johanniskapelle diente als Kohlenbunker, der westliche Kreuzgangflügel als Ziegen- und Schweinestall des Pedells). Auf den Erdaufschüttungen am Gotthardtteich wird ein Promenadenweg angelegt. Vom 13. - 19.9. hält Wilhelm I. nochmals Hoflager in Merseburg, das Krumme Tor wird als Triumphbogen für den Kaiser hergerichtet. Vom 13. - 20.9. finden in Merseburg Feiern zum 400. Geburtstag Luthers statt. Gegründet werden: ein Verein der Gastwirte von Merseburg und Umgebung (am 20.3.), die Merseburger Molkereigenossenschaft (am 26.7.) sowie die Gärtnerei Wuttke (am 21.10.). Merseburger Dom-Chronik begonnen.

 „Situationsplan von der Stadt Merseburg eingetheilt nach den alten Parochial-Bezirken entworfen im Masstabe 1:5000 im Februar 1883 durch den Geometer Bräseke“

 Literatur: Otto Küstermann „Altgeographische und topographische Streifzüge durch das Hochstift Merseburg“; Heinrich Otte „Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. Band VIII. Der Kreis Merseburg“, Halle; Friedrich Palmié „Hatheburch“, Halle (Roman), Kurt von Rohrscheidt "Sinnen und Weben", Halle.

 

1884

 Am 12.1. stirbt der preußischer General Griedrich Herwarth von Bittenfeld in Merseburg, am 22.3. wird das neue Amtsgerichtsgebäude in der Poststraße eingeweiht, im Mai die alte Fronfeste abgebrochen. Eine Telegrafenverbindung nach Zöschen wird in Betrieb genommen, ein Rollschuhklub und der Kirchenchor St. Viti gegründet.

 Landrat (-1896): Weidlich (ein Neffe des vormaligen Landrates Weidlich).

 

1885

 zählt Merseburg 16829 Einwohner (am 1.12.). Die Annenstraße wird angelegt, eine Heizanlage unter das Langhausgestühl des Domes verlegt und am 19.10. das zweite Schulgebäude der 1. Bürgerschule (nur für Mädchen, das gegenüberliegende Gebäude fortan also nur noch für Jungen) an der Schulstraße eingeweiht (später König-Heinrich-, dann Goethe-Schule). Im November beleuchtet die Firma Steckner mittels einer selbstkonstruierten Dynamomaschine mehrere Räume mit 4 Glühlampen. In Merseburg gibt es 10 Briefkästen (die 5-mal werktags und 2-mal sonntags geleert werden). Ein weiterer Rollschuhklub, der Turnverein Rothstein (am 14.7. im Preußischen Adler) und die Firma Leisering (am 1.4.) werden gegründet. Der Merseburger Afrikaforscher Gustav Nachtigal stirbt. Der Merseburger Fotograf Maximilian Herrfurth übernimmt das Fotogeschäft seines Vaters Franz Herrfurth.

 Literatur: F. A. Block „Geschichte des Merseburger Schulwesens“.

 

1886

 am 7.11. wird der restaurierte Dom in Gegenwart des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (der ein silbernes Altarkruzifix stiftet) wiedereingeweiht; neu sind im Dom u.a.: eine Taufe, die Glasfenster hinter dem Hochaltar (mit den Darstellungen Heinrich I., Otto I. und Heinrich II. sowie das Mittelschiffgestühl). Am 15.12. wird die Eisenbahnlinie Merseburg-Mücheln eröffnet. Gegründet werden: ein Naturheilverein (im Mai), der 1. Merseburger Radfahrerklub und die Firma E. Kämmerer (im August). Adolph von Menzel zeichnet eine Woche lang in Merseburg, logiert im Gasthof Palmbaum.

 Pfarrer St. Maximi: Anton Wilhelm Werther (-1922).

Literatur: Ernst Erich Schmidt "Giselher, Bischof von Merseburg, Erzbischof von Magdeburg", Halle.

 

1887

 Restaurierung des Schlosses (-1890) (u.a. wird ein Großteil des bildhauerischen Schmucks durch Kopien ersetzt, das einstige Wachgebäude und das Nordwesttor errichtet, der hölzerne Rabenkäfig vom Schlossinnenhof in den Vorhof versetzt und durch einen steinernen ersetzt, ferner werden barocke Fassadenmalereien überputzt). Der alte Rabe stirbt, ein neuer wird eingesetzt. Die Stadtverordneten beschließen den Bau einer Wasserleitung, eine Fachschule für Tischler und der Radfahrerverein Stahlroß (am 18.8.) werden gegründet. Erstmals wird eine Volksbücherei erwähnt. Hochwasser. Ein Herr Sternberg legt an der Leunaer Straße (in Heuschkels Garten) eine Flussbadeanstalt an.

 Domdiakon: Prof. Friedrich Wilhelm Bithorn (-1900).

 

1888

 16829 Einwohner. Eisenbahnstraße, Bismarck- und Moltkestraße angelegt. Die Stadt kauft für 1250 Mark die Sixtiruine. In Rössen wird das Merseburger Wasserwerk errichtet und der Gasthof Reichskrone in der Kleinen Ritterstraße elektrisch beleuchtet. Bei einer Ausgrabung des Alkenhügels bei Kötzschen werden 5 Gräber der Schnurkeramik und 11 der Bronzezeit aufgedeckt. Am 13.6. werden die spätere Sopranistin Elisabeth Schumann und am 3.4. die spätere Malerin Sybille Ascheberg von Bamberg in Merseburg geboren. Am 27.8. fasst der Magistrat den Beschluss, das Krumme Tor wieder aus Stein zu errichten. Gegründet werden: der Männer- und Jünglingsverein (am 9.9.) und am 26.9. die Maurer-, Zimmerer-, Dachdecker-, Steinhauer- und Brunnenbauerinnung (erhielt 10 Jahre später den Namen Baugewerks-Innung). Im August findet erneut das Bundesfest des Sängerbundes an der Saale in Merseburg statt; das alljährliche Kinderfest wird wegen des Todes Friedrich III. erst im September gefeiert.

 

1889

 wird begonnen die Invaliditäts- und Altersversicherungsanstalt Sachsen-Anhalt in Merseburg zu errichten (Hinterhaus des Zech'schen Palais). Der Sixtiturm wird als Wasserspeicher (nach dem Vorbild des Eschenheimer Turmes in Frankfurt a. M.) in Betrieb genommen, am Turm ein Relief Friedrich III. von Uphues angebracht, die Wasserleitung für den Bereich Weißenfelser Straße/ Gotthardtstraße am 6.6. übergeben (weitere Stadtteile folgen). Die Luisenstraße wird angelegt und eine Fachschule für Schmiede gegründet. Die Stadt übernimmt alle fiskalischen Straßen. Am 5.1. öffnet das Kaufhaus Dobkowitz am Entenplan; am 25./26.1. ist Hochwasser; am 15.10. wird in der 1. Bürgerschule ein Knabenhort eingerichtet. Im November erhält die Firma Steckner die Erlaubnis, eine elektrische Station mit 1800 Lampen zu errichten.

 Literatur: Otto Küstermann „Führer durch die Stadt Merseburg“.

 

1890

 zählt Merseburg 17669 Einwohner und 1263 Häuser. Der Postkutschenverkehr nach Lauchstädt und Schafstädt wird eingestellt; am 27.4. eine Fachschule für Barbiere und Friseure eröffnet und am 7.9. Heinrich von Stephan (dem Gründer der Reichspost) eine Domherrenstelle verliehen; im November schweres Hochwasser in der Aue und auf dem Neumarkt, zahlreiche Spenden, sogar vom türkischen Sultan. Um diese Zeit dürften erstmals Merseburger Bildpostkarten erschienen sein (in den folgenden Jahrzehnten liefern 23 Merseburger und 68 auswärtige Verlage solche Postkarten aus). Großes Fischsterben in der Luppe. Am 26.10. wird Generalfeldmarschall Graf Helmut von Moltke zum Ehrenbürger ernannt Durch Julius Langner, Hermann Pfeifer und Otto Hütter wird der erste sozialdemokratische Ortsverein Merseburgs gegründet; am 1.5. findet in der Gaststätte Zum Kronprinzen die erste Maifeier Merseburgs statt; am 1.10. werden in Merseburg die Nachtwächter abgeschafft, eine städtische Nachtpolizei übernimmt deren Aufgaben; die Stadt kauft dem Jägerhof samt Leonhardt’scher Brauerei für 95000 Reichsmark an, lässt die angrenzende alte Altenburger Schule abreißen und schenkt das gesamte Grundstück am 9.12. der Provinzialverwaltung zum Bau eines neuen Ständehauses. Die alte Altenburger Gaststätte Schreiberhof wird abgerissen.

 Superintendent: Dr. Johannes Ferdinand Joachim Martius (-1899).

 Literatur: Friedrich Kurze „Bischof Thietmar von Merseburg und seine Chronik“, Halle; Hugo Hartmann "Grammatik der ältesten Mundart Merseburgs", Berlin (Dissertation).

 

1891

 am 1.1. wird die Landesversicherungsanstalt Sachsen-Anhalt eröffnet, im Juni die Neumarktbrücke in Waterloo-Brücke umgetauft und an der Brücke eine Gedenktafel angebracht. Am 24.8. weilt Kaiser Wilhelm II. in Merseburg (großes Festdiner im Schlossgartensalon).

 Die Merseburger Bücherei weist einen Bestand von 351 Büchern aus.

 

1892

 lehnt die Stadt einen Plan ab, einen Güterbahnhof im Bereich Lindenstraße/Weiße Mauer anzulegen. Begonnen wird mit dem Bau der neuen Altenburger Schule in der Wilhelmstraße. Am 7.9. erfolgt die Grundsteinlegung für das neue Ständehaus, das bis 1895 nach Plänen der Hallenser Architekten Knoch und Kallmeyer, denen auch die Bauausführung obliegt, erbaut wird. Am Hinteren Gotthardtteich wird eine Promenade angelegt, am 15.12. in Merseburg die erste Fernsprechanlage in Betrieb genommen (25 Teilnehmer). Die Stadt hat mittlerweile 294 Gaslaternen. Die Turnerische Vereinigung Merseburg wird gegründet (am 15.2.), in der von Schildt-Wolffersdorffschen Stiftung eine Schülerwerkstatt eingeweiht (am 2.3.) sowie eine Fachschule für Kellner eröffnet. Im Mai großes Pferderennen des Thüringisch-Sächsichen Reiter- und Pferdezuchtvereins auf dem Exerzierplatz. Am 31.7. kommt Bismarck durch Merseburg. Eugen d’Albert konzertiert im Schlossgartensalon. Am 3.12. wird der große Saal des Kasinos mit einem Konzert des Trompeten-Korps der Merseburger Husaren eingeweiht. In Merseburg findet erstmals eine Jugendweihe statt (organisiert von Julius Langner, Festredner: Dr. Völkel aus Magdeburg).

 

1893

 lehnt das Stadtparlament eine Vorlage des Magistrats ab, für das 12. Husaren-Regiment in Merseburg eine neue Kaserne zu bauen. Baubeginn für das estnische Schloss Lindenhof nach Vorlage des Mereburger Schlosses . Die Altenburger Gottesackerkapelle wird erbaut und die Geiselregulierung beendet (am 15.7.). Die Telegrafenverbindung wird nach Halle, Weißenfels und Zeitz, Berlin, Leipzig, Magdeburg und Naumburg hergestellt (am 1.5.). Die Pachtzeit für die Badeanstalt in Heuschkels Garten läuft ab, Heuschkel übernimmt die Badeanstalt nun selbst, der Pächter Sternberg eröffnet in der Engelsburg das Sternberg-Bad. Am 10.4. eröffnet die Leipziger Briefbeförderungsanstalt Courier eine Filiale in der Kleinen Ritterstraße (wird aber schon im August wieder geschlossen). Gegründet werden: die Arbeiterliedertafel (am 21.1.) und der Hausbesitzerverein (am 16.2.). Am 2.7. werden 350 Jahre Reformation und 50 Jahre Kinderfest gefeiert; am 17.12. im Schlosshof zwei Erinnerungstafeln an die Aufenthalte deutscher Kaiser und Könige in Merseburg angebracht. Die Merseburger Bibliotheken enthalten folgende Bestände: Bibliothek des Domgymnasiums 6164 Bände, 23095 Programme, Bibliothek der Königlichen Regierung ca. 9800 Bände, Archiv und Bibliothek des Domkapitels 1097 Bände, 168 Bände Handschriften, 1925 Urkunden.

Litertaur: Wilhelm Bithorn "Harnacks Theologie und die kirchlichen Bedürfnisse der Gegenwart", Göttingen, Kurt von Rohrscheidt "Am Märchenbrunnen", Halle..

 

1894

 Merseburg hat 17669 Einwohner. Am 27.6. wird die Herberge Zur Heimat (Hälterstraße), am 15.10. das neue Altenburger Schulhaus und im November das Schulbad in der Altenburger Schule eingeweiht. Das alte Schulhaus in der Oberaltenburg wird abgebrochen. Die 1. Bürgerschule für Knaben und Mädchen (am Schulplatz) nennt sich künftig Gehobene Schule. Die Gebrüder Seibicke übernehmen die Eisenhandlung Dormann, der Bürgergesangsverein (am 14./15.2.) und die Liedertafel (vom 4.-6.11.) feiern ihr 50-jähriges Bestehen. Am 7.2. tobt ein Orkan über Merseburg und am 18.10. wird am Schulplatz ein Denkmal Friedrich III. von Hundrieser enthüllt.

 Regierungspräsident: Konstantin Graf zu Stolberg-Wernigerode (bis 1897); Pfarrer St. Norbert: Georg Röther (-1900).

 Literatur: Otto Küstermann „Geschichte der Ansiedlungen in der Umgebung Merseburgs“, Halle; Karl von Mangold „Aus zwei deutschen Kleinstädten“, Jena; W. Bithorn "Die Lehrweise Jesu"; Kurt von Rohrscheidt "Gedichte, Großenhain; Kurt von Rohrscheidt "Satans Erlösung", Leipzig.

 

1895

 am 21.2. musiziert Johannes Brahms beim "Merseburger Kränzchen"; mit ihm spielen der Klarinettist Richard Mühlfeld und die Sängerin Amalie Maria Joachim, im März ist der Neumarkt wegen Hochwasser nur über Notstiege zu erreichen; im April wird gegenüber dem Schulbad der Altenburger Schule ein Volksbad eröffnet; ebenfalls im April nimmt der in Merseburg beheimateten Dampfer „Kaiser Friedrich“, für kurze Zeit den Schiffsverkehr auf der Saale bis Vesta auf; am 24.4. findet im neu erbauten Ständehaus die erste Plenarsitzung statt; am 6.8. wird im Dom eine Luthergedenktafel enthüllt und am 20.9. der Radfahrverein Wanderlust gegründet. Am 1.10. stirbt der „Vater der Seismologie“, Ernst von Rebeur-Paschwitz in Merseburg und wird am 4.10. auf dem Stadtfriedhof begraben. Die Karlstraße erhält ein Pflaster und die Merseburger Steinarbeiter treten in den Streik (-1896). Die in Merseburg aufgewachsene Erfolgsschriftstellerin Clementine Helm veröffentlicht in "Das vierblättrige Kleeblatt" auch Reminszensen an Merseburg. Am 2.12. zählt Merseburg 18828 Einwohner.

 Regimentskommandeur: Graf von der Schulenburg.

 

1896

 findet am 18.1. im Tivoli eine Feier zum 25-jährigen Bestehen des Deutschen Reiches statt. Die alte Schlossgartenmauer wird durch ein eisernes Gitter ersetzt; die Hallesche Straße nach dem Verlegen einer Kanalisation gepflastert; vor dem Klausentor ein Sportplatz für den Männerturnverein angelegt; die Merseburger Polizei fertigt erstmals Radfahrerkarten aus und die Buchdrucker streiken. Am 1.9. werden auf der Eisenbahnlinie Merseburg-Schafstädt erstmals Güter transportiert, am 1.10. wird die neue Strecke offiziell in Betrieb genommen; projektiert wird die Strecke Merseburg-Leipzig. Am 27.9. erfolgt eine Neugründung des katholischen Männervereins. Am 5.10. wird das Siechenhaus eingeweiht und am 18.10. der Grundstein für ein Denkmal Wilhelm I. im Schlossgarten gelegt; auch wird im Oktober mit der Klia-Regulierung begonnen. Am 14.10. wird der spätere Berliner Polizeipräsident (1944 hingerichtet) Wolf-Heinrich Graf von Helldorff in Merseburg geboren.

 Landrat: Graf d’Houssonville (-1913).

 

1897

 am 22.3. wird das Standbild Wilhelms I. des Bildhauers von Woedtke enthüllt und Bürgermeister Reinefarth zum Oberbürgermeister ernannt. Im Oktober wird das Altersheim Rosental eröffnet und eine kommunale Biersteuer eingeführt (am 1.10.). Gegründet werden die Tüten- und Beutelfabrik Artur Kornacker sowie ein Arbeiterkonsumverein (am 30.6.). Die Stadt übernimmt alle im Stadtgebiet liegenden Provinzstraßen und Johannes Brahms spielt erneut im Schlossgartensalon.

 Rektor des Domgymnasiums: Ernst Leopold Spreer (-1907),

Literatur: Kurt von Rohrscheidt "Armin und Thusnelda", Halle.

 

1898

 wird die Klia-Regulierung beendet und die Buchhandlung Friedrich Pouch gegründet. Am 20.4. ist erstmals der Kinematograph in Merseburg; am 9.5. wird der Arbeiterturnverein Jahn gegründet und am 5.8. die erste öffentliche Fernsprechstelle in Betrieb genommen; auf Erdmanns Sportplatz finden erstmals Radrennen statt (mit bis zu 120 Teilnehmern); am 18.8. ereignet sich ein Zugunglück am Gotthardtteich (3 Verletzte) und am 18.5. beschließen die Abgeordneten den Bau einer Kanalisation für die Stadt. Am 1.9. wird im Gasthaus "Goldene Kugel" der Briefmarkensammler-Verein Merseburg gegründet. Emil Fröhlich malt für den Stadtverordnetensitzungssaal Porträts der Ehrenbürger Seffner, Bismarck und von Moltke.

 Regierungspräsident: Freiherr von der Recke (-1909).

 Literatur: Max Steffenhagen „Geschichte der Stadt Merseburg“; O. Rademacher „Die urbs Merseburg im X. Jahrhundert“; Gustav v. Diest „Meine Erlebnisse im Jahre 1848 und die Stellung des Staatsministers von Bodelschwingh vor und an dem 18. März 1848“, Berlin

 

1899

 werden die Nord- und die Parkstraße angelegt. Am 1.4. wird das Domgymnasium verstaatlicht und am 23.8. der Fußballklub Spielverein Merseburg gegründet (nannte sich bald darauf Ballspielverein Hohenzollern und ab 1921 Sportverein 1899). Auf Erdmanns Sportplatz finden wieder (und auch weiterhin) Radrennen statt.

 Regimentskommandeur: von Seydewitz.

 Literatur: P. Kehr „Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg“, Halle; Erich Willrich „Die chronica episcoporum Merseburgensium“, Göttingen (Dissertation); A. O. Reuschert „Heimatkunde des Kreises Merseburg“, Gustav von Diest "Meine Orientreise im Frühjahr 1899", Berlin.

 

1900

 zählt Merseburg 19119 Einwohner und 1364 Häuser; Stärke der Garnison: 436 Mann; Gehöfte mit Viehbestand: 630, viehbesitzende Haushaltungen: 717; gehalten werden: 864 Pferde, 1 Esel, 168 Stück Rindvieh, 520 Schafe, 991 Schweine, 286 Ziegen, 5887 Stück Federvieh, ferner gibt es 199 Bienenstöcke und 26604 Obstbäume in der Stadt. Am 7.1. findet die erste öffentliche Versammlung der Ortsgruppe des Vereins der Fabrik- und Landhilfsarbeiter in der Funkenburg statt; am 12.2. beschließt der Magistrat, ein Elektrizitätswerk zu errichten; auch wird in diesem Jahr beschlossen, auf dem Neumarkt eine Kanalisation zu verlegen; am 24.6. wird anlässlich des 500. Geburtstages Gutenbergs in Arnims Ruh eine Erinnerungseiche gepflanzt; am 16.7. die Verbreiterung der Hälterbrücke abgeschlossen und am 21.7. findet das Bezirksturnerfest in Merseburg statt. Es treten 2 Fälle von Lepra-Erkrankungen in Merseburg auf. Im Januar vollendet Hugo Vogel die Wandgemälde im Sitzungssaal des Ständehauses; im Februar wird der Posaunenchor Merseburg gegründet. Julius Grobe, ein Merseburger Original, übernimmt das Geiselschlösschen.

 Superintendent: Prof. Friedrich Wilhelm Bithorn (-1927); Domdiakon: Bernhard Heinrich Wuttke (-1933); Pfarrer St. Thomae: Eugen Max Rönnecke (-1907); Pfarrer St. Norbert: Joseph Schniederjost (als Pfarrverweser von Januar - November), dann (- 1922) Lorenz Drehmann (der eine Chronik der katholischen Kirchengemeinde verfasste).

 

1901

 werden am 30.3. die Blauen Husaren nach Torgau verlegt, da es in Merseburg nach wie vor keinen angemessenen Kasernenbau gibt; bis 1904 wird nur ein Wachkommando nach Merseburg entsandt: am 1.4. rückt die 10. Kompanie des Füsilier-Regiments Nr. 36 ein. Ende Mai wird mit umfänglichen Kanalisationsarbeiten begonnen; im Laufe des Jahres treten die Kanalarbeiter in den Streik, auch streiken die Eisengießer der Firma Heinrich & Co.

Am 18.1. findet eine Feier zum 200-jährigen Bestehen des Königreiches Preußen statt; vom 20. - 23.3. weilt der Arendseer Naturmensch und Wanderprediger Gustav Nagel in Merseburg; am 10.8. wird der Merseburger Laurentiusmarkt zum 350. Male abgehalten; am 8.10. die renovierte Stadtkirche St. Maximi wiedereingeweiht. Gegründet werden: der Ballspiel-Club Preußen (am 24.6.) und die Altenburger Frauenhilfe (am 15.10.).

 Literatur: Ernst Friedrich Däumig: Maifeier“, Berlin.

 

1902

 wird die Kanalisation (ohne Neumarkt) abgeschlossen und mit dem Bau einer Kläranlage begonnen (war seinerzeit die größte in ganz Deutschland, ein Modell der Anlage wurde zur Weltausstellung nach St. Louis geschickt). Präparandenkurse für Lehrer werden eingerichtet (woraus dann das Lehrerseminar hervorging); die Kleinkinderbewahranstalt in der Altenburg wird erneuert; das Eckhaus Schulstraße/Domstraße für den Neubau der Superintendentur abgerissen und der Domplatz neu gepflastert. Am 10.5. wird die Straßenbahnlinie Halle - Merseburg eröffnet und am 31.5. brennt die Meuschmühle ab. Erstmals (?) erscheint ein Volks-Kalender für den Regierungsbezirk Merseburg. Im Dom wird Max Regers Orgelsonate op. 60, d-Moll, uraufgeführt.

Litertaur: Kurt von Rohrscheidt "Burenlieder", Halle.

 

1903

 errichtet die AEG in Merseburg eine elektrische Zentralstation für 74 Hausanschlüsse mit 971 Glühlampen, 95 Nernstlampen und 12 Motoren; die Kiesgrube hinter dem Nulandtplatz wird verfüllt, mit dem Bau des Güterbahnhofs begonnen, südlich des Bürgergartens der Eisenbahndamm durchstochen und die alte Naumburger Straße verlegt. Kanalisationsarbeiten auf dem Neumarkt. Auch wird die Gotthardtbrücke verbreitert; an der Leunaer Straße der Platz der Turn- und Sportgemeinschaft 1885 angelegt. 69 Telephonanschlüsse in der Stadt. Vom 3.-12.9. weilt Kaiser Wilhelm II. mit der Kaiserin in Merseburg, Kaisermanöver, Generalfeldmarschall von Schlieffen logiert im Gasthof Sonne. Am 15.12. wird eine erste Buslinie nach Leipzig eröffnet (die aber bald wieder eingestellt werden muss). Der Mecklenburger Schriftsteller Johannes Gillhoff arbeitet ein halbes Jahr lang als Präparandenlehrer in Merseburg.

 Literatur: E. Hoffmann „Historische Nachrichten aus Alt-Merseburg“; O. Rademacher „Die Merseburger Bischofschronik“ (Teil I - IV; Teil V erst 1942 veröffentlicht); Wilhelm Bithorn "Blicke in Bismarcks Seelenleben", Erfurt.

 

1904

 übergibt die Stadt die für 1 268 000 Mark errichtete Kaserne in der Weißenfelser Straße (nebst Lazarett), am 31.3. rückt das II. Bataillon des Füsilier-Regiments Nr. 36 ein (-1913). Im April wird die alte Reitbahn abgebrochen. Angelegt werden: die Gutenberg-, Roon-, Thietmar-, Brotuff- und Blumenthalstraße. Es wird mit dem Umbau des Personenbahnhofs begonnen. Rudolf Bassenge eröffnet im Parkbad eine Dampf- und Warmbadeanstalt (1909 in die Johannisstraße verlegt: Johannisbad). Renovierung St. Norbert. Zweimal streiken in diesem Jahr die Merseburger Maurer, um ihre Forderung nach dem 10-Stunden-Tag durchzusetzen. An der Volksschule wird eine Hilfsklasse für schwachbegabte Kinder eingerichtet, im Bürgergarten ein neues Schützenhaus eingeweiht (am 31.7.). Am 13.1. findet in Merseburg ein Arbeitersängerfest statt; am 11.5. wird der Bankier und Beigeordnete Louis Zehender zum Stadtältesten ernannt; am 17.8. das Schülerorchester des Domgymnasiums gegründet (1911 wieder aufgelöst) und am 4.11. der wohl bedeutendste Merseburger Schriftsteller, Walter Bauer, im Haus Vorwerk 5 geboren.

 Literatur:  W. Bithorn „Religiöse Lebensfragen“ (Essayistik, wie auch alle weiteren Bücher Bithorns); W. Bithorn "Blicke in Jesu Seelenleben", Bad Pyrmont; Gustav von Diest „Aus dem Leben eines Glücklichen. Erinnerungen eines alten Beamten“, Berlin; Ernst Freidrich Däumig „Moderne Landsknechte“, Halle..

 

1905

 hat Merseburg 20023 Einwohner. Das frühere Steueramt erhält die Bezeichnung Zollamt; das Lehrerseminar wird eröffnet (-1925); am 15.1. die Volksbibliothek und Lesehalle in der Mühlstraße eingeweiht, im Januar auch der Neubau der Loge zum Goldenen Kreuz fertig gestellt (Domplatz 3). In der Weißenfelser Straße 9 wird am 1.4. das Lichtbad Helios eröffnet; beim Hohndorfer Holz am 15.9. eine Fußgängerbrücke über die Saale übergeben (abegrissen 1938/39); ferner ein Sportplatz des Domgymnasiums im Augarten angelegt und der Arbeiterradfahrverein Frisch auf gegründet. Der Merseburger Orgelbauer Bernhard Chwatal erneuert die Orgel von St. Viti und die Orgel von St. Norbert erfährt eine Erweiterung. Wahrscheinlich erster PKW in Merseburg: der Inhaber einer Auto- und Chaffeurschule, Dr. G. Lauer, erwirbt einen viersitzigen PKW Adler (6 PS).

 Literatur: Faksimiledruck „Die Dresdner Handschrift der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg“, Dresden.

 

1906

 beginnt die industrielle Erschließung der Braunkohlefelder des Geiseltales. Am 2.1. wird der Merseburger Güterbahnhof in Betrieb genommen; am 8.9. eine Fußgängerbrücke über den nördlichen Hinterteich übergeben; angelegt werden die Kleiststraße und die Blanckestraße (vormals Schwarzer Weg). Die kaufmännische wird der gewerblichen Fortbildungsschule angegliedert (am 1.4.). Ebenfalls am 1.4. geht Oberbürgermeister Reinefarth in Pension und wird zum Ehrenbürger ernannt; ihm folgt der Stadtrat Rohde nach (bis 1909). Am 4.2. wird die Merseburger Ruder-Gesellschaft und am 24.11. der Verein für Heimatkunde gegründet (erste Sitzung unter Leitung von Richard Ortmann am 10.12.). Am 26.11. schließen sich die Merseburger Turnvereine zur Merseburger Turnerschaft zusammen.

 Literatur: F. A. Block „Lebensführung und Lebensarbeit“ (Essay); O. Rademacher „Aus Merseburgs alter Geschichte“, Halle (erstes von 8, bis 1913 erscheinenden Heften).

 

1907

 wird der Umbau des Bahnhofs abgeschlossen; ein Nahrungsmittel-Untersuchungsamt eröffnet (am 1.1.); eine Fontäne im vorderen Gotthardtteich (ein Geschenk des Fabrikbesitzers Blancke) in Betrieb genommen und unter Führung der Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiterverbandes die Vereinigung Freie Sänger gegründet. Mit Friedrich Herfurth zieht erstmals ein sozialdemokratischer Abgeordneter ins Merseburger Stadtparlament ein. Adele Baumann-Seyd beginnt Ausgrabungen auf dem Altenburger Hügel. Die Merseburger Freimaurerloge gibt ihr bisheriges Vereinslokal Augarten in der Krautstraße auf. Am 23.2. 25. Stiftungsfest der freien turnerischen Vereinigung Merseburg; am 18./19.5. findet der Turntag des Deutschen Turnkreises Thüringen in Merseburg statt. Hermann Löns schreibt das Gedicht „Der Laubenkolonist“, in dem er sich auf die niederdeutsche Redensart Der geht nach Merseburg bezieht (um die Jahrhundertwende soll es in Bremen einen Skatklub der Merseburger gegeben haben, wobei Merseburger nicht für Einwohner Merseburgs, sondern für Stänkerer oder Schildbürger steht).

 Rektor Domgymnasium: Dr. Otto Rößner (-1911); Pfarrer St. Thomae: Friedrich Boit (-1934).

 Literatur: A. O. Reuschert „Illustrierter Führer durch Merseburg und Umgebung“ (1. Auflage 1907?, 2. erweiterte Auflage 1908?).

 

1908

 erhalten die Merseburger Häuser auf den rechten Straßenseiten ungerade und auf den linken Straßenseiten gerade Hausnummern; die Garten- und die Pestalozzistraße werden angelegt, die Unterführung in der Halleschen Straße wird gebaut und die Bezeichnung Altenburger Schulplatz abgeschafft. Im Oktober wird der Stadtgottesacker erweitert und die dortige Kapelle instand gesetzt. Gegründet werden: ein Verein für Feuerbestattung (im Februar) und der Verkehrsverein (am 31.5.). Am 12.6. weilt der Kronprinz in Merseburg; am 4. und 7.11. sind in der Stadt Erdbeben zu verspüren; am 12.12. wird der Stadtrat Wilhelm Kops zum Stadtältesten ernannt. Das Gebäude des alten Gasthofs Ritter St. Georg wird an die Provinzialverwaltung verkauft.

 Literatur: Gustav von Diest „Erinnerungen an die veränderten Zustände in Merseburg“; W. Bithorn "Bismarcks Bedeutung für Gegenwart und Zukunft", Bad Pyrmont.

 

1909

 am 20.6. erfolgt die Grundsteinlegung für ein neues Krankenhaus, schon am 23.10. wird es eingeweiht; am selben Tag öffnet auch das neu erbaute Gebäude des Lehrerseminars seine Pforten (später Oberlyzeum, dann EOS Ernst-Haeckel). Das bisherige städtische Krankenhaus wird Altersheim (Andreasheim). Fertig gestellt wird auch die Turnhalle der Oberschule für Mädchen. Gegründet werden: eine Freiwillige Sanitätskolonne und die Merseburger Schwimmerschaft. Die städtische Flußbadeanstalt wird ins Sternberg-Bad verlagert, der Stadtpark zwischen Steckners Berg und Eisenquelle dank einer Stiftung des Kommerzienrates Hugo Eichhorn hergerichtet  und das Domkapitelhaus wiederhergestellt, die König-Heinrich-Straße angelegt. Der alte Rabe stirbt, ein neuer wird aus Ulm angekauft. Der scheidende Regierungspräsident Freiherr von der Recke wird am 14.9. zum Ehrenbürger ernannt, ihm folgt als Regierungspräsident Johann Karl Friedrich Moritz Ferdinand von Eisenhardt-Rothe nach (-1910); für den ausscheidenden Bürgermeister Rohde übernimmt Dr. Haacke kommissarisch die Amtsgeschäfte.

 Literatur: O. Rademacher „Der Dom zu Merseburg“; Heinrich Bergner „Naumburg und Merseburg“, Leipzig; F. W. Bithorn „Lebenskunst nach Dichterworten entworfen“, Leipzig

 

1910

 hat Merseburg 21226 Einwohner und nimmt damit den 17. Platz der Städte der Provinz Sachsen ein. Die Sedanstraße und der Rote Feldweg werden angelegt; die Christianenstraße wird über die Weiße Mauer hinaus bis zur Halleschen Straße verlängert. Ein auf der Saale verkehrendes Dampfschiff wird erstmals auf den Namen „Merseburg“ getauft (im Folgejahr unter anderem Namen weiterverkauft). Die Stadt kauft den Gotthardtteich und den Altenburger Damm für 35.000 Mark vom Staat (am 1.4.). Im Mai schließen sich der Chor Einigkeit und die Freien Sänger zum Arbeitersängerchor zusammen; ebenfalls im Mai zerspringt beim Läuten die Domglocke Clinsa. Am 26.7. wird die Elster-Saale-Kanal-Gesellschaft gegründet; im September erhält die Firma Blancke einen Grand prix der Brüsseler Weltausstellung. Am 12.10. wird Dr. Haacke zum Bürgermeister gewählt (-1915).

 Regierungspräsident: Wolf Heinrich von Gersdorff (-1922).

 Literatur: O. Rademacher „Führer durch die Stadt Merseburg“ (Nachauflage 1912?); Artur Rehbein „Der Rabe von Merseburg“ in: „Hallische Mappe“, W. Bithorn "Lebenskunst nach Dichterworten" (2. Aufl.)

 

1911

 21530 Einwohner. Angelegt werden: Der Hohndorfer Weg und Am Stadtpark, eingeweiht: eine Fürsorgestelle für Lungenkranke in der Kleinen Ritterstraße (12.1.) und das Bootshaus der Merseburger Rudergesellschaft am Stecknersberg (20.8.), in Betrieb genommen: die Bahnlinie nach Querfurt (1.4.) und ein Verbindungsgang vom Schloss zum Vorgebäude (10.8.); gebaut: die Häuser von der Hälterbrücke bis zur Hoffischerei und nach dem Abriss des Gasthauses Roter Hirsch, das neue Kaufhaus Dobkowitz (dem alten am Entenplan gegenüber, bis 1912). Gegründet wird der Philharmonische Orchesterverein und der erste Merseburger Schrebergarten Verein Nord e.V. (am 11.2.), die ersten Schrebergärten wurden zwischen Nord- und Reinefarthstraße angelegt. Christian Friedrich Eduard Kanzler hinterlässt der Stadt 140.000 Mark.

 Rektor des Domgymnasiums: Prof. Dr. Ziehen (-1916).

 

1912

 Umbau des Alten Rathauses begonnen (samt Ratskeller); Mittelschule (im alten Schulgebäude Schulstraße) und Kindergarten (im Herzog Christian) eingerichtet; die Hilfsklasse zieht in die ehemalige Husarenkaserne in der Mühlstraße; Sägemühlengebäude zum Feuerwehrdepot umgestaltet (bisher befand sich das Feuerwehr- Gerätehaus in der Johannisstraße); zwischen Ober- und Unteraltenburg die Schindergasse eingezogen; Turnhalle sowie Mädchenhort der Altenburger Schule eröffnet (am 1.10.). Der alte Rabe stirbt, ein neuer wird wiederum aus Ulm angekauft und auf den Namen Karl getauft. Am 9.1. schenkt der Bauunternehmer Gustav Graul der Stadt das Gelände des Petri-Klosters zum Aufbau eines Museums, der Fabrikant Dietrich spendet 30 000 Mark; am 1.3. stirbt der Merseburger Heimatforscher und Autor des Buches „Aus den Tagen der Merseburger Vergangenheit“, August Schmelzer; am 1.5. findet im Schlossgartensalon eine Feier zum 50-jährigen Bestehens des Lyzeums statt; am 29.5. unterzeichnet die Stadt einen Vertrag mit der Überlandzentrale Saalkreis-Bitterfeld über die Lieferung von elektrischem Strom; vom 27.7. - 4.8. wird das 250-jährige Jubiläum der Privilegierung der Bürger-Scheiben-Schützen-Gilde gefeiert; am 27. und 28.8. weilt das Kronprinzenpaar mit 3 Prinzen anstelle des erkrankten Kaisers in Merseburg, Gotthardttor als Triumphbogen dafür stilisiert; am 1.10. wird das neue Kaufhaus Dobkowitz eingeweiht; ab November werden bei der Straßenbahn elektrische Triebwagen statt Pferdegespanne eingesetzt; am 14.12. nimmt die neue städtische Gasanstalt in der Weißenfelser Straße den Betrieb auf. Gegründet werden: die Merseburger-Überlandbahn-Aktiengesellschaft (Mübag), am 1.5. der Kraftsportklub Eiche, am 30.6. der Verein für Bewegungsspiele - VfB (ab 1919 Verein für Leibesübungen - VfL).

 Streik der Merseburger Metallarbeiter; Ingenieur Richard Lauer unternimmt mit seinem Monoplan Daedalus Flüge über Merseburg; in der Kiesgrube an der Leunaer Straße wird eiszeitliches Werkzeug gefunden; erstmals erscheint ein Kalender für Stadt und Kreis Merseburg; die 1750 bei Göhlitzsch gefundenen und bis hierhin in einem so genannten Naturhäuschen im Schlossgarten aufgestellten Platten eines Steinkistengrabes werden ins Provinzialmuseum nach Halle verbracht. Erstmals erscheint der vom Verein für Heimatkunde herausgegebene Merseburger Kreiskalender (erscheint alljährlich bis zum 2. Weltkrieg); ebenfalls in diesem Jahr gibt der Verein für Heimatkunde ein Monatsblatt heraus, das bis 1919 als wissenschaftliche Beilage zum Merseburger Correspondenten erscheint.

 Literatur: O. Rademacher „Über die Merseburger Kalendarien“; F. W. Bithorn „Lebensfragen und Lebensbilder“; Konrad Haebler „Die Merseburger Druckerei von 1479 und ihre Meister“, Uppsala; G. Gröger „Geschichtsbilder auf heimatkundlicher Grundlage“; M. C. Schultze „Thilo von Trotha, Bischof zu Merseburg“

 

1913

 tritt eine neue Marktordnung in Kraft: künftig werden in Merseburg nur noch 3 Jahrmärkte (der Fastenmarkt, der Markt auf dem Neumarkt und der Simon-Judae-Markt) sowie zwei Roß- und Viehmärkte gehalten. Das Gebäude der Landesversicherungsanstalt Sachsen-Anhalt (die Klebe) wird gebaut und das alte Gaswerk in der Dammstraße abgerissen. Am 10.1. wird in Merseburg eine erste Betonbrücke (in der Christianenstraße) übergeben; am 19.1. steigen erstmals Freiballons vom neuen Gaswerk auf (am 21.6. erfolgt eine Freiballonwettfahrt, wobei der Ballon Thüringen Kartenpost nach Sömmerda transportiert); am 30.4. öffnet das Merseburger Heimatmuseum im Petri-Kloster; im Mai erfolgt bei der Schwarzen Bastion ein Durchbruch zwischen der Unteraltenburg und der Brauhausstraße; am 11.5. wird eine Autobusverbindung zwischen Leipzig und Merseburg aufgenommen; am 31.5. findet in Merseburg ein Generalappell ehemaliger Artilleristen Mitteldeutschlands statt; am 15.6. wird der Ballspielverein Concordia gegründet; am 26.6. erstmals ein Zeppelin über Merseburg, das Verkehrsluftschiff Sachsen, gesichtet; am 17.8. die Neumarktkirche St. Thomae nach einer Instandsetzung wiedereingeweiht, am 24.8. die neue Clinsa des Domgeläuts in Betrieb genommen; am 31.8. auf dem Exerzierplatz ein erstes Kreisspielfest durchgeführt; am 1.10. ein städtisches Elektrizitätswerk (Umschaltstation und Büro) in Betrieb genommen und am selben Tag wird in Merseburg das III. Bataillon des Altenburger Infanterie-Regiments 153 neu aufgestellt, nachdem die Verbände des Füsilier-Regiments 36 nach Bernburg abgezogen waren, und am 1.11. öffnet der Ratskeller nach Umbau und Renovierung samt neu erbauter Kegelbahn (befand sich bis dahin im Erdgeschoss des Alten Rathauses). Der VfB Merseburg richtet seinen Sportplatz im Augarten ein. Am 10.9. setzt die hallesche „Rhederei der Saaleschiffer AG“ ein zwischen Halle und Hamburg verkehrendes Güter-Dampfschiff unter dem Namen „Merseburg“ in Betrieb (wurde 1945 als Reparation in die Sowjetunion verbracht).

 Landrat: Freiherr von Wilmowsky (-1919).

 Literatur: O. Rademacher „Das Kloster St. Petri zu Merseburg“; O. Rademacher „Die Kirchen St. Maximi und St. Sixti in Merseburg“; G. Gröger „Die Kirche St. Viti“; Voccius „Geschichte der Kirche im Stift Merseburg seit der Einführung des Evangeliums 1544 - 1611 (mit einer Fortsetzung bis 1637)“ (herausgegeben in einer deutschen Übersetzung O. Rademachers vom Verein für Heimatkunde).

 

1914

 am 10.2. öffnet die Stadtsparkasse in neuen Räumen im umgebauten Alten Rathaus, am 9.3. tritt die Stadtverordnetenversammlung erstmals im neuen Sitzungssaal des Alten Rathauses zusammen; am 16.3. wird das neue Feuerwehrdepot in der Halleschen Straße übergeben; am 1.4. ein Baubüro der Königlichen Regierung für den Bau des Merseburger Hafens eingerichtet; am 25.4. begeht die Fischer-Innung ihr 500-jähriges Bestehen. Der Gasthof Alter Dessauer wird abgerissen; die Roonstraße gepflastert; die Rektor-Block-Straße angelegt; die Landesversicherungsanstalt eröffnet; der Barock-Altar des Domes wieder aufgestellt (am 1.11. eingeweiht); am Domplatz das ehemalige Wetzel'sche Gebäude für einen Neubau der Regierung abgerissen, dabei werden prähistorische Funde gemacht; das Merseburger Kreisblatt erscheint künftig als Merseburger Tagesblatt; Teile des Regierungsarchivs werden nach Magdeburg ausgelagert. Am 30.6. wählt der Bildhauer Louis Tuaillon einen Platz für sein Reiterstandbild Friedrich Wilhelm III. aus (Entwurf 1913, Guss wird durch 1. Weltkrieg verhindert, Aufstellung erst 1934). Die Königliche Wasserbauinspektion stellt ein Stromaufsichtsboot für die Saale namens „Merseburg“ ein (1951 in „Halle“ umbenannt). Am 28.6. feiern die Merseburger das Kinder- und ein Heimatfest, dabei verbreitet sich am Abend die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo. Am 10.8. rückt das III. Bataillon des Infanterie-Regiments 153 an die Front (wird nach dem 1. Weltkrieg aufgelöst); am 21.8. findet in Merseburg eine erste Siegesfeier statt; am 16.9. trifft in Merseburg der erste Verwundetentransport ein (104 Soldaten), als Lazarett dienen neben Kaserne und Krankenhaus während des Krieges zeitweilig auch der Schlossgartensalon, das Schützenhaus, die Funkenburg, der Thüringer Hof und das Tivoli; zwischen Weißer Mauer und König-Heinrich-Straße werden Lazarettbaracken errichtet (bezogen im März 1915) und auf dem Exerzierplatz ein Lager für 10 000 Kriegsgefangene (die ersten 13 französischen Kriegsgefangenen treffen am 26.9. ein). Am 28.10. erscheint eine erste Verordnung zur Streckung des Brotmehls. Der Stadtrat Wolff übernimmt für den eingerückten Bürgermeister Dr. Haacke kommissarisch die Amtsgeschäfte (-1917).

 Literatur: F. W. Taube „Führer durch Merseburg“; Möbius „Neue Merseburgische Chronica 1668 mit einer Continuatio bis 1760 von G. L. Präger“ (und einer Fortsetzung bis 1914 herausgegeben vom Verein für Heimatkunde); Pretzien „Erinnerungsschrift an die Wiederherstellung des alten Rathauses zu Merseburg“; Otto Kießler „Ratskeller Merseburg“, Merseburg; W. Bithorn "Furchtlos und beharrlich vorwärts", Bad Pyrmont.

 

1915

 ab 15.1. gibt es in Merseburg keine Brötchen mehr, im Februar werden Brotmarken eingeführt; am 1.4. findet im Dom eine Feier anlässlich Bismarcks 100. Geburtstag statt; am 24.4. werden die Wilmowsky-Gärten (eine weitere Schrebergartenkolonie) eingeweiht; am 4.5. feiert man das 900-jährige Bestehen des Domes; am 27.8. findet ein Fackelzug anlässlich der Eroberung der Festung Brest-Litowsk statt; am 25.9. fällt Bürgermeister Dr. Haacke; am 26.9. beginnt im Schlosshof die so genannte Nagelung des Raben (in eine 2m hohe Holzsäule mit einem Raben obenauf können für wohltätige Zwecke goldene, silberne und eiserne Nägel eingeschlagen werden). Das Gebäude der Lebensversicherungsanstalt Sachsen-Thüringen-Anhalt (die heutige Stadtverwaltung) wird im Oktober übergeben (diente zuvor seit 30.6. als Lazarett). In der König-Heinrich-Straße wird ein Absonderungskrankenhaus eingerichtet. Im Dezember weilt Joachim Ringelnatz kurz in der Stadt (nochmals im Herbst 1917). In diesem Jahr fallen 186 Merseburger, 68 geraten in Gefangenschaft. Zum Führen eines Kraftfahrzeuges wird eine Fahrerlaubnis notwendig.

Literatur: Christine Ruhland "Wenn die Friedensglocken läuten", (2 Bände) Werdau.

 

1916

 hat Merseburg 23000 Einwohner. Bis 1.1. sind in der Stadt 3062 Verwundete eingetroffen und liegen nun in folgenden Lazaretten: Kaiser-Wilhelm-Halle, Kasino, Ressource, Garnisons-Lazarett und in der Infanteriekaserne. Am 17.1. wird die Nagelung des Rabens abgeschlossen (246 goldene Nägel zu je 20 Mark, 1500 silberne zu 2 Mark und 5740 eiserne zu 30 Pfennige wurden gekauft und eingeschlagen). Am 27.4. erkundet Carl Bosch von Merseburg aus mit einer Delegation einen geeigneten Standort für das geplante Ammoniakwerk. Am 14.5. finden in Merseburg erste Verhandlungen mit Grundstücksbesitzern wegen der vorgesehenen Errichtung eines kriegswichtigen Ammoniakwerkes statt; am 25.5. erfolgt der erste Spatenstich zum Bau des Ammoniakwerkes Merseburg (den späteren Leuna-Werken). Am 27.6. wird der spätere Braunschweiger Oberstadtdirektor Hans-Günther Weber in Merseburg geboren. Im Juli wird in der Unteraltenburg eine Volksküche eingerichtet. Die Haacke- und die Triebelstraße werden angelegt. Die Kammerlichtspiele im Saal der Reichskrone nehmen den Spielbetrieb auf (daneben gab es in der Großen Ritterstraße ein zweites Kino, das Cinophon-Theater; die Weiße Wand existierte schon nicht mehr). Am 6.11. wird Bürgermeister Karl Hertzog gewählt; am 1.12. feiert die Firma Blancke 50-jähriges Betriebsjubiläum; am 20.12. bricht ein Großfeuer in der Königsmühle aus, am selben Tag wird die aus der Gehobenen Schule hervorgegangene Mittelschule ministeriell anerkannt. Kommissarischer Leiter des Domgymnasiums wird: Otto Wernicke (-1918). In diesem Jahr fallen 130 Merseburger und 42 werden zu Kriegsgefangenen.

 Französische Kriegsgefangene geben im Gefangenenlager die Zeitschrift „La Tuyau“ heraus.

 Pfarrer St. Viti: Otto Kratzenstein (-1931).

 

1917

 werden im Kliatal, im Stadtpark, an der Eisenquelle und an der Clobicauer Straße insgesamt 7350 m² Rasenfläche parzelliert und wegen einer drohenden Hungersnot als Ackerland verpachtet; am 9.1. wird zur Notmilderung auch eine so genannte Mittelstandsküche eingerichtet. Die Stadt pachtet das Schlachthaus der Fleischer-Innung in der Fischerstraße, errichtet dazu eine Behelfsschlachthalle; das alte Pferdeschlachthaus wird abgerissen. Wegen Überfüllung des Krankenhauses wird im Gartenrestaurant Bellevue eine Außenstelle (-30.6.1919) eingerichtet. Ein Diakonieseminar nimmt am Krankenhaus die Arbeit auf (am 1.1.). Produktionsbeginn im Ammoniakwerk Merseburg (Leuna-Werke) am 27.4.; ab 20.5. ist in Merseburg Notgeld im Umlauf; am 15.8. dehnt sich ein Streik in den Leuna-Werken auch auf Merseburg aus. Das Tivoli wird unter Arthur Dechant zum Theater mit festem Ensemble und ganzjähriger Bespielung entwickelt (geht aber bald wieder ein, von 1920-23 tritt das Ensemble noch gelegentlich im späteren Union-Theater auf). Gefeiert werden die Einweihung einer neuen Glocke für St. Maximi (am 12.7.) und der 400. Jahrestag der Reformation (am 31.10.). 88 Merseburger fallen in diesem Jahr und 211 geraten in Kriegsgefangenschaft.

 

1918

 am 22.2. wird die Straßenbahnlinie Merseburg-Mücheln abgenommen. Im April kauft die Stadt das Gut Werder (das Gelände war als Hafen am Elster-Saale-Kanal projektiert). Am 9.6. weilt die Kaiserin in Merseburg, reist weiter zu den von Trothas nach Schkopau; am 21.7. wird die Merseburger Molkerei eröffnet. Am 9.11. kommt es auf dem Markt zu einer Massenversammlung, die Revolution wird begrüßt, ein Arbeiter- und Soldatenrat der Stadt Merseburg tagt in der Funkenburg, nimmt dann Sitz im Hotel Alter Dessauer und schließlich im Haus Seffnerstraße 4, fordert u.a. die Übergabe der Garnison; am 26.11. erfolgt eine Versammlung von Gewerbetreibenden und Geschäftsleuten gegen den Arbeiter- und Soldatenrat, ein Verband der Arbeitgeber wird gegründet. Im letzten Kriegsjahr fallen 173 Merseburger und 352 werden zu Kriegsgefangenen. Am 3.12. wird der Stadtrat und Rentier Max Barth zum Stadtältesten ernannt und am 9.12. Friedrich Zollinger, der Erfinder der Zollbauweise, zum Stadtbaurat berufen. Ein Herr Löbe publiziert die Behauptung, dass das von Otto I. gegründete Bistum sich nicht auf Merseburg, sondern die Stadt Altenburg beziehe, Merseburg also eigentlich gar nicht Merseburg sei.

 Rektor des Domgymnasiums: Dr. Pilling (-1929)

 Literatur:  W. Bithorn „Allerlei Leute“, Bad Pyrmont; W. Bithorn "Lebensstunde", Langensalza; W. Bithorn "Aus dem Leben für das Leben", Bad Pyrmont.

 

1919

 hat Merseburg 23054 Einwohner. 27 Merseburger sterben in diesem Jahr noch an den Folgen ihrer Kriegsverletzungen, 92 sind noch immer in Gefangenschaft; insgesamt fielen im 1. Weltkrieg 594 Merseburger und 765 Kriegsgefangene starben in Merseburg. Bis zum März wurden allein im Krankenhaus 1245 Verwundete gepflegt. Die Lazarettbaracken an der Weißen Mauer werden zu einem Ledigenwohnheim und Kleinwohnungen umgebaut und auch die südlich der Gasanstalt stehenden Gefangenenbaracken nutzt man als Wohnungen; in die Verwaltungsbaracke des Lazaretts siedelt die Volksküche über. Am 7.1. gründet sich in Merseburg eine Ortsgruppe der KPD; die Wahlen zur Nationalversammlung am 19.1. ergeben für Merseburg folgendes Ergebnis: USPD 4447 Stimmen, Demokraten 3908, SPD 1867, Deutschnationale 1167, Deutsche Volkspartei 487, Christliche Volkspartei 153; vom 24.2. - 8.3. werden alle Großbetriebe und Gruben bestreikt (Generalstreik); am 26.2. und 7.3. kommt es in Merseburg zu Abwehrstreiks des Bürgertums; am 3.3. erschießen Maerker-Truppen bei Straßenkämpfen in Merseburg Charlotte Schierig und August Karl Ackermann; am 20.3. wird eine Stadtwehr gegründet (der die Schützengilde komplett beitritt); im April das III. Bataillon des Reichswehrjägerregiments Nr. 32 nach Merseburg in Garnison gelegt. Am 14.5. findet eine Großveranstaltung gegen den so genannten Gewaltfrieden statt; am 19.10. eine kirchliche Gedenkfeier für die Kriegsgefallenen, und am 9.11. wird ein vom Merseburger Bildhauer Kopp geschaffener Gedenkstein für die Verstorbenen des Merseburger Kriegsgefangenenlager eingeweiht (ein vom selben Künstler geschaffener Obelisk war bereits auf dem Gelände des alten Exerzierplatzes, des nunmehrigen Soldatenfriedhofs, aufgestellt worden). Der in Merseburg während der weltkriesgzeit gefangene gehaltene französische Soldat und Zeichner Prosper Saury veröffentlichte später ein Buch (texte von Louis Tupet und Raymond Chopinet) über seine Erlebnisse: "En captivité. Le Camp de prisonnieurs de guerre de Merseburg, auch der Kriegsgefangene Georges Roucou fertig Zeichnungen im Lager Merseburg an.

 Die von Friedrich Zollinger gegründete Merseburger Baugesellschaft errichtet Einfamilienhäuser zwischen der Blancke- und der Bismarckstraße; ab Juni wird an Siedlungsbauten am Ritter'schen Plan, zwischen Teich-, Garten- und Clobicauer Straße gearbeitet; Rentengutswohnhausbauten entstehen in der Halleschen-, Triebel- und Haackestraße. Am 23.2. wird die Straßenbahnlinie und am 28.4. die Bahnstrecke Merseburg-Rössen in Betrieb genommen.  Am 12.12. findet in Merseburg eine Kundgebung für den Kanalbau statt. Die Stadtverordnetenversammlung fasst den Beschluss, die Straßen Merseburgs elektrisch zu beleuchten. Anlässlich einer geplanten (aber wegen Finanznöten nicht durchgeführten) 1000-Jahr-Feier Merseburgs eröffnet der Heimatkundeverein eine Ausstellung im Schlossgartensalon (am 25.9.). Seit dem 18.2. erscheint der Merseburger Correspondent als Merseburger Korrespondent; gegründet werden das Merseburger Mandolinenorchester im Strandschlösschen (am 30.3.) und im Oktober der Kraftsportklub Heros. Alle Merseburger Turn- und Sportvereine schließen sich im Ortsausschuss für Leibesübungen zusammen; Hans Meißner vom Ballspielverein Hohenzollern wird deutscher Meister im 800m-Lauf. Am 19.10. wird der spätere Landeskonservator Hans Berger in Merseburg geboren. Am 3.11. wird das 50-jährige Bestehen der Landwirtschaftlichen Winterschule begangen. Am 13.11. tobt ein Großfeuer in der Rischmühle. Die seit 1853 in Merseburg ansässige Generalkommission erhält den Namen Landeskulturamt.

 Landräte (kommissarisch bis 1921): Dr. Mosle, Kürsten und Lehnsdorf.

 Literatur: F. Poser „Die Westtürme des Doms zu Merseburg“

 

1920

 zählt Merseburg 24655 Einwohner. Rosen- und Ulmenweg werden angelegt, die Scheunen an der Hölle abgebrochen; das Finanzamt wird eingerichtet. Am 15.3. kommt es zum Generalstreik infolge des Kapp-Putsches, der Magistrat beschließt verfassungstreu zu bleiben; am 18.3. umstellen Arbeiter die Merseburger Kaserne und zwingen die zu Lüttwitz haltende Garnison zum Abzug (die Kaserne wird alsbald von Schutzpolizei belegt); vom 20.-25.3. ist in Merseburg die Stromzufuhr wegen der anhaltenden Kämpfe völlig unterbrochen. Zu Ostern wird die ausgebaute Hilfsschule am Mühlberg als Pestalozzi-Schule übergeben; am 16.4. nimmt neuerdings eine Buslinie Merseburg-Leipzig den Verkehr auf; am 3.5. fahren erstmals Straßenbahnen bis Daspig, am 4.7. bis Dürrenberg (Fährendorf). Die Reichstagswahl erbringt in Merseburg folgendes Ergebnis: USPD 4957 Stimmen, Demokratische Partei 2391, Volkspartei 2123, SPD 1653, Deutschnationale 1242, KPD 362, Zentrum 166. Am 14.7. feiert der Landwirtschaftliche Kreisverband sein 75-jähriges Bestehen; der Ballspielclub Preußen legt seinen Sportplatz am hinteren Gotthardtteich an; nach einem Besitzerwechsel in der Stollberg'schen Verlagsbuchhandlung wird das Druckhaus Stollberg aufgelöst.

 Am 15.9. wird die Kartoffelzwangswirtschaft aufgehoben, am 1.10. die Fleischkarte abgeschafft. Nach einer Pause erscheint das Monatsblatt des Vereins für Heimatkunde ab April unter dem Titel "Das Merseburger Land". Als zwanglos erscheinende Beilage des Merseburger Korrespondenten erscheint für einige Jahre „Der Chronist von Merseburg“

 Literatur: Ernest-Lucien. Boucher "Images de la vie des prisonnieurs de guerre" mit Texten von Mario Meunier und Pierre Mac Orlan, Paris.

 

1921

 wird die Damaschkestraße angelegt, das Gut Werder eingemeindet; Freiimfelde entsteht; am 15.11. wird Merseburg kreisfreie Stadt (gesetzliche Grundlage dafür sind 25000 Einwohner). Am 24.3. verhängt der Reichspräsident nach Ausrufung des Generalstreiks und infolge der Märzkämpfe den Ausnahmezustand über das Industriegebiet des Regierungsbezirkes Merseburg; am 29.3. stürmen Polizeiverbände nach Artillerieeinsatz die von Arbeiterkampfgruppen besetzt gehaltenen Leuna-Werke, mehr als 50 Arbeiter sterben, etwa 2000 werden im großen Silo des Werkes gefangen gesetzt. Die Wahlen zum Preußischen Landtag ergeben in Merseburg folgende Stimmverteilung: KPD 2854 Stimmen, Demokratische Partei 2231, Deutsche Volkspartei 2019, SPD 1757, Deutschnationale 1242, USPD 1069, Zentrum 154. Ein Arbeitsamt wird eingerichtet; im August öffnet eine Krüppelfürsorgestelle; die Stadtverwaltung legt oberhalb des Scheitplatzes ein Volksbad an; das Bootshaus des Kanuklubs in der Leunaer Straße wird eingeweiht; der Sportplatz des Sportvereins 1899 entsteht; der Herzog Christian wird eine Volkshalle des Vereins zur Förderung der Jugendpflege; am 2.5. öffnet in Merseburg eine Reichsbanknebenstelle (war durch die Leuna-Werke notwendig geworden); am 1.10. wird in der Mädchen-Berufsschule der Unterricht aufgenommen; am 22.10. der Straßenbahnhof in der Hölle polizeilich abgenommen. Auf dem Stadtfriedhof wird ein Gedenkstein für 8 Märzgefallene des vergangenen Jahres eingeweiht.

 Bis zum 21. Januar werden die letzten der ca. 8000 russischen Kriegsgefagenen aus dem Gefangenenlager in ihre Heimat zurückgeführt. Insgesamt durchliefen das Merseburger Kriegsgefangenlager seit 1914: 17564 Russen, 15895 Franzosen, 3035 Briten, 2675 Italiener, 2274 Portugiesen, 312 Belgier und 7 Amerikaner, insgsamt 41761 Soldaten.

 Feiern finden statt: anlässlich des 50-jährigen Reichsjubiläums (am 18.1), des 900-jährigen Domjubiläums (am 1.10.) und des 75-jährigen Firmenjubiläums des Uhrmachers Nitz. Domorganist: Wilhelm Trenkner (-1938) (war auch gleichzeitig Dirigent des Merseburger Domchores, der Merseburger Singakademie und des Bürgergesangvereins und wurde vor allem durch die von ihm komponierten Motetten „Verleih uns Frieden gnädiglich“ und „Ihr Völker, bringet her dem Herrn“ bekannt)

 Landrat: Dr. Guske (-1929)

 

1922

 Die Basedow-, Eckehard-, Reinefarth- und Trothastraße werden angelegt. Ab Februar führt der Magistratsdirigent (Bürgermeister) den Namen Oberbürgermeister. Am 25.6. findet im Dom eine Trauerkundgebung für das nach einem Plebiszit zu Polen geschlagene Oberschlesien und am 11.8. eine Verfassungsfeier statt. Am 15.6. soll auf dem Museumsgelände ein Naturtheater eingeweiht werden, wegen schlechten Wetters wird aber im Schlossgartensalon gespielt, später findet ein Sommer-Sonnenwendfest auf dem Museumsgelände statt. Am 1.9. wird die Autobuslinie nach Leipzig erneut eingestellt. Walter Gropius kommt in die Stadt, um die Zollbauweise kennen zu lernen

 Regierungspräsident: Karl Bergemann (-1924); Pfarrer St. Norbert: Wilhelm Wiehoff (-1932)

 Literatur: S. Berger „Über staatsbürgerliche Erziehung“

 

1923

 Eigenheimbau in der Rheinstraße, im Sieg-, Wupper-, Ruhr-, Lippe- und Lahnweg. Weidenweg angelegt. Straßenbahnhof Hölle mit Stadtcafé übergeben. Sternapotheke eingerichtet (bis 1928 in Hallesche Straße Nr. 42, dann in Nr. 38). Am 13.3. streiken in Merseburg infolge der Inflation die Bäcker; am 15.10. werden die Brotmarken abgeschafft; am 26.10. wird wertbeständiges Notgeld der Stadt Merseburg ausgegeben, daraufhin werden 80 Säcke Inflationsgeld in der Königsmühle verarbeitet; im November ist die Stadt schuldenfrei. Am 4.11. öffnet ein neues Reichsbankgebäude in Merseburg. Gegründet werden: ein Ziegenzüchterverein (am 11.1.), der Merseburger Theaterverein (am 28.2.), ein Schwimmverein (schließt sich bald dem SV 1899 an) und der Vereinigte Arbeiterchor (am 31.10.). Am 19.5. besichtigen auswärtige Bürgermeister Merseburger Siedlungsbauten; am 4.9. wird die Kleinkinderbewahranstalt in der Seffnerstraße geschlossen; am 1.9. ein Überfallkommando eingerichtet; am 22.9. findet eine Feier anlässlich des 225-jährigen Jubiläums des Christianen-Waisenhauses statt.

 Pfarrer St. Maximi: Friedrich Emil Angermann (-1932)

 

1924

 Preußenring und Fliederweg angelegt; Durchbruch zwischen Sand und Irrgarten. Die Wahlen zum Stadtparlament am 4.5. ergeben folgende Stimmanteile: KPD 3330 Stimmen, Deutsche Volkspartei 2364, SPD 2219, Deutschnationale 2115, Demokratische Partei 1927, Völkisch-sozialer Block 734, Wirtschaftsbund 294, Nationalsozialisten 0 (schon zur Reichstagswahl am 7.12. erhalten die Nationalsozialisten in Merseburg aber 462 Stimmen). Am 24.1. wird in der so genannten Volksspeisung erstmals Essen ausgegeben; am 27.3. verliert das Merseburger Notgeld seine Gültigkeit; für die Gefallenen des Merseburger Lehrerseminars wird eine Ehrentafel enthüllt. Im Februar fasst das Stadtparlament den Beschluss, die Sixtiruine zur Stadthalle umzubauen, der Plan wird von höheren Instanzen aber nicht genehmigt. Im Sonnenwinkel wird das Lichtspielhaus Sonne und in Beth's Gesellschaftshaus das Union-Theater eingeweiht. In die früheren Kammerlichtspiele zieht die Redaktion des Merseburger Korrespondenten ein. Am 12.7. wird die Neumarktschule geschlossen und zum Wohnhaus umgebaut; am 1.10. die Windbergschule zur gewerblichen Berufsschule, für die meisten Schüler der Windbergschule wurde das Lazarett der früheren Infanteriekaserne als Manteuffel-Schule eingerichtet; für diese Schule wie für die Pestalozzi-Schule werden Turnhallen übergeben. Der frühere Schießplatz der Garnison am hinteren Gotthardtteich wird im Sommer als Sportanlage Jahn eingeweiht, der Allgemeine Turnverein übernimmt einen Sportplatz an der Leunaer Straße. Am 4.6. weilt Generalfeldmarschall von Mackensen (der letzte Domherr) in Merseburg; Bernard Koenen organisiert wieder eine Jugendweihe, im August wird der Rote Frontkämpferbund Merseburg gegründet und am 3.8. ein Städtebundtheater mit Sitz in Weißenfels, an dem neben Bitterfeld, Lauchstädt, Mücheln und Weißenfels auch die Stadt Merseburg beteiligt ist. Landeshauptmann der preußischen Provinz Sachsen wird Erhard Hübner (-1933 und nochmals ab 1945 und von 1946-49 erster Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt)

 Regierungspräsident: Walter Grützner (-1929).

 Literatur: Siegfried Berger „Das Probejahr“ (Roman); Johannes Heckel „Die evangelischen Dom- und Kollegiatsstifter Preussens insbesondere Brandenburg, Merseburg, Naumburg, Zeitz. Eine rechtsgeschichtliche Untersuchung“, Stuttgart (Nachdruck: Amsterdam 1964).

 

1925

 zählt Merseburg 25340 Einwohner, nimmt damit den 13. Platz der Städte in der Provinz Sachsen ein; 11707 sind Erwerbstätige, davon 5835 Arbeiter, 3471 Beamte und Angestellte, 1352 Selbständige; 23381 sind Evangelische, 1308 Katholiken, 250 andere Christen, 25 Juden, 376 sonstige und 105 ohne Religionsangabe. Angelegt werden: Ahorn-, Akazien-, Birken-, Erlen-, Eschen-, Maas-, Main-, Römer-, Rüstern-, Slawen-, Sorben-, Thüringer-, Erft-, Kinzig-, Murg-, Neckar- und Ahrweg, Jahn-, Lindenau-, Moestel- und Friesenstraße, Kastanien- und Pappelallee; Am Rabenberg, Mosel- und Naheweg sowie Sachsenring geplant. Arbeiterwohnungen werden im Bereich Weiße Mauer, Roter Brückenrain und Geusaer Straße gebaut. Die Reichspräsidentenwahl am 26.4. erbringt in Merseburg folgende Stimmen: für Hindenburg 6971, Marx 3853, Thälmann 2534.

 Am 31.3. wird das Lehrerseminar geschlossen, am 1.4. öffnet in dessen Räumen eine private Realschule; am 14.6. wird das Heimatmuseum nach einem Umbau wiedereröffnet; am 4.7. findet eine Glockenweihe in St. Maximi, am 25.12. in St. Viti statt (Glocken waren im 1. Weltkrieg eingeschmolzen worden); am 29.6. die 350-Jahr-Feier des Domgymnasiums, dabei Aufführung des Stückes „Der Traum des Magisters“ von Siegfried Berger; ab 17.7. ist die Autobuslinie Merseburg-Leipzig wieder in Betrieb; am 16.8. gibt es in Merseburg einen Großflugtag; am 12.12. wird die Autobuslinie Merseburg-Dürrenberg-Lützen-Starsiedel eröffnet. Gegründet werden: der Spielmannszug des Rotfrontkämpferbundes (im Juni) und der Volkschor Merseburg (am 1.10.). Der Kraftsportklub Heros nennt sich in Kraftsportverein Merseburg um. Das Porzellankabinett des Schlosses (geschaffen von J. M. Hoppenhaupt) ins Deutsche Museum nach Berlin überführt (wird im 2. Weltkrieg bei einem Bombenangriff beschädigt und daraufhin im Schloss Köpenick magaziniert). Am Stecknersberg Fund des Merseburger Knochenköpfchens, wohl eine slawische Kultfigur aus dem 10./11. Jahrhundert. Die kommunistische Betriebszelle der Papierfabrik gibt eine Zeitung unter dem Namen die „Merseburger Knochenmühle“ heraus; in jenen Jahren gibt es als Organ der KPD im Bezirk Halle-Merseburg auch den "Klassenkampf". Als Wochendbeilage des „Merseburger Korrespondent“ erscheint erstmals der „Hutzelmann“.

 Literatur: F. W. Bithorn „Einblicke und Ausblicke“; S. Berger „Das Silberpaar“; S. Berger „Feuersbrunst“; S. Berger (Hrsg.) „Merscheborcher Babeleien von Baul von dr Saole“

  

1926

 26308 Einwohner. In der Geiseltalgrube Cecilie beginnen Ausgrabungen, Aufsehen erregende prähistorische Tierknochenfunde. Das Merseburger Kreisblatt wird als Tageblatt der Mitteldeutschen Verlags AG eingegliedert. Am 2.1. Hochwasser auf dem Neumarkt, Dammbruch Werder; am 6.3. wird der Ratskeller nach neuerlicher Umgestaltung wiedereröffnet und am 1.4. der neue städtische Schlachthof übergeben, der alte Innungsschlachthof geschlossen; am 12.6. wird der Musikpavillon des Strandschlösschens mit einem Konzert des Orchesters Otto Reischke eingeweiht; am 24.10. beschließen die Stadtverordneten den Ankauf eines ersten Automobillöschzuges; am 25.10. verkehrt die Straßenbahn erstmals bis Dürrenberg, Bahnhof. Ab 27.10. erscheint die Erzählung Asemjew von Siegfried Berger als Fortsetzungegeschichte im „Merseburger Korrespondent“. Das „Merseburger Land“ erscheint erstmals in Heftform als Zeitschrift des Vereins für Heimatkunde (weiter regelmäßig bis 1945); am Volkstrauertag wird in Merseburg das Stück „Heilige Opfer“ von Siegfried Berger aufgeführt. Der spätere Dirigent Klaus Tennstedt in Merseburg geboren. Ab November (bis August 1927) fungiert Walter Bauer als Redakteur der Wochenendbeilage „Hutzelmann“ des „Merseburger Korrrspondent“.

 Literatur: Karl Gutbier „Alte Nachrichten aus Stadt und Stift Merseburg“ (erstes von 3 Heften); Gustav Pretzien „Vom Merseburger Raben“

 

1927

 28577 Einwohner; 2330 bebaute Wohngrundstücke, 6906 Wohnungen, 7444 Haushaltungen. Eingemeindung von Leuna, Meuschau und Venenien geplant. Gezählt werden auch (per 1.7.): 229 Krafträder, 149 PKW, 3 Busse, 63 LKW, 1 Feuerlöschauto, 2 Zugmaschinen. Angelegt werden: der Feldschlößchen-, Ill-, Lauter-, Nelken-, und Sauerweg, die Melchior-Brenner-Straße und Unter den Eichen. Der Magistrat beschließt Gotthardtstraße und -teich künftig vereinfacht (ohne dt) zu schreiben. Die Gotthardstraße wird Einbahnstraße, Am Rabenberg Schkopau eingegliedert. 7 D-Züge halten täglich in Merseburg. Pläne die Provinzialselbstverwaltung nach Magdeburg zu verlegen (gab es schon einmal Ende des 19. Jahrhunderts) scheitern am energischen Einspruch der Stadtverwaltung. Baubeginn Dürer-Schule (nach Plänen Zollingers). Das ehemalige Gebäude des Lehrerseminars wird zum Oberlyzeum ausgebaut und die private Realschule anderweitig untergebracht. Die Merseburger Schulbezirke werden neu eingeteilt. Die Omnibuslinie Merseburg-Roßbach-Weißenfels wird stillgelegt, die Kraftpostlinie Halle-Bruckdorf-Dieskau-Döllnitz-Burgliebenau-Merseburg eingerichtet. Der Architekt Alfred Koch aus Halle gräbt auf dem Altenburger Hügel (-1930). Im Januar öffnet die Kegelbahn der Funkenburg; am 20.3. spricht Thälmann auf dem Markt; vom 2.-10.4 findet im Schlossgartensalon eine Luftfahrtausstellung statt; am 3.7. wird anlässlich eines Wiedersehensfestes ehemaliger Angehöriger des Thüringischen Husarenregiments Nr. 12 am Schlossgarten das Husarendenkmal enthüllt; am 11.9. ist wieder Flugtag in Merseburg; am 19.9. absolviert das in Merseburg gebaute Flugzeug „Blancke-Maja“ seinen Erstflug in Halle, am 28.9. gibt es eine „Entgegnung der Stadt Merseburg auf die Denkschrift des Kreisausschusses des Landkreises Merseburg zu den Eingemeindungsbestrebungen der Stadt Merseburg“ (Landkreis stellte sich gegen die Eingemeindungen); am 23.10. ziehen Franziskanerinnen ins neu erbaute Josephsheim ein. Die Turnerische Vereinigung übernimmt einen Sportplatz an der Friedrichstraße; Feier zum 50-jährigen Bestehen der städtischen Berufsschule; in den Kammerlichtspielen wird der Film „Die Mutter“ (nach Gorkis Roman) aufgeführt.

 Literatur: G. Gröger „Kulturdenkmäler aus dem Merseburger Land“, Bad Pyrmont; F. W. Bithorn „Rückblickende Bilder aus meinem Leben 1858 - 1881“; F. W. Bithorn "Einwärts und Aufwärts", Karl Hertzog „Verwaltung und Wirtschaft im Verhältnis zueinander insbesondere im Merseburg der letzten 10 Jahre“; P. Forbrich „Führer durch Dom und Schloss in Merseburg“; S. Berger „Asemjew“ (Erzählung), S. Berger „Professor D. Wilhelm Bithorn“

 

1928

 29408 Einwohner (am 10.10.). Angelegt werden Alberich-, Albrecht-Dürer-, Ebert-, Erwin-, Hatheburg-, Siegfried-, Thankmar- und Markwardstraße, Amselweg und Bithornplatz (-promenade). Am 1.3. Baubeginn Gagfah (Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Angestellten-Heimstätten), beim Bau der Gagfah-Siedlung (nach einem Zollinger-Verfahren) wird das Merseburger Bauschiff, eine frühe Taktstraße erstmals verwendet. Schon im Dezember können die ersten von insgesamt 750 Wohnungen (bis 1.7. 1929) bezogen werden. Umbau der Neumarktbrücke. Die Reichstagswahl vom 20.5. ergibt in Merseburg folgende Stimmanteile: SPD 3813 Stimmen, KPD 3312, Deutsche Volkspartei 2119, Deutschnationale 1855, Demokratische Partei 1510, Wirtschaftspartei 615, Deutsche Arbeiterpartei (Nationalsozialisten) 386, Zentrum 303, Volksrechtspartei 120, Völkischer Block 121, Haus- und Grundbesitzerpartei 65, Linkskommunisten 42, USPD 40, Aufwertungs- und Aufbaupartei 23, DSP 15, Reichsblock der Geschädigten 2, Christlich-nationale Bauern- und Landvolkpartei 2. Das Volksbegehren Panzerkreuzerverbot erbringt in Merseburg 1112 Eintragungen. In Betrieb genommen wird eine Autobuslinie Merseburg-Kayna-Leiha. Am 2.2. wird eine Radio-Ausstellung des Arbeiter-Radio-Bundes eröffnet; am 1.5. die Eisenbahnlinie Merseburg-Rössen bis Zöschen in Betrieb genommen; am 4.5. der katholische Kindergarten im Josephsheim eingeweiht; am 15.7. nimmt das Verkehrsbüro seine Arbeit auf; am 1.8. wird die bis dahin kommunale Polizei verstaatlicht (in der Kaserne wird das Polizeiamt Merseburg eingerichtet, Revierstellen gibt es im Rathaus, im Schloss und in Leuna); am 22.9. werden die Fasanerie und das Hohndorfer Holz in die Flur Merseburg eingegliedert; am 25.9. wird der Merseburger Hockey-Club gegründet; vom 28.-30.9. werden Grabfunde der Glockenbecherkultur nahe Richters Baumschulen gemacht; am 19.10. wird im Dom eine Gedenktafel für den verstorbenen Superintendenten Bithorn enthüllt; am 19./20.10. feiert die Merseburger Privat-Theater-Gesellschaft ihr 100-jähriges Bestehen; am 6.11. überquert das Luftschiff Graf Zeppelin die Stadt. Die Arnimquelle wird zerstört (aber wiederhergerichtet). Die Omnibuslinie Leipzig-Merseburg befördert im Monat durchschnittlich 10673 Passagiere.

 Superintendent: Hermann Erich Kramm (-1933).

 Literatur: Gustav Pretzien „Chronik der Stadt Merseburg“, Magdeburg; Gustav Pretzien „Auszug aus der Geschichte der Stadt Merseburg“; Gustav Pretzien „Merseburg vor 300 Jahren“; Karl Gutbier „Geschichte der Innung der Baugewerke des Kreises Merseburg“

 

1929

 30763 Einwohner. Ziegelweg angelegt. Der Grüne Markt wird Parkplatz; an der Kreuzung Hallesche-, Weißenfelser-, Lauchstädter- und Teichstraße wird die erste Merseburger Ampelanlage in Betrieb genommen (aber schon 1930 wieder stillgelegt). Die Jugendheime im Herzog Christian und im Kloster gehen nach Auflösung des Vereins zur Förderung der Jugendpflege in den Besitz der Stadt über (das ehemalige Heim im Kloster wird bald Jugendherberge). Die Stadtverordnetenwahl (am 17.11.) erbringt folgendes Ergebnis: SPD 3545 Stimmen, KPD 2968, Mittelstandspartei 1798, Volkspartei 1688, Demokratische Partei 1649, Deutschnationale 1399, NSDAP 1022. Die Manteuffel-Schule wird in Lessing-Schule umbenannt. Zu Ostern legt Wilhelmine Margarethe Salomo als erstes Mädchen im Domgymnasium die Reifeprüfung ab. Die Omnibuslinie nach Leipzig wird mittlerweile monatlich von 16491 Personen frequentiert. Eingerichtet werden die Omnibuslinien Merseburg-Teutschenthal-Seeburg, Merseburg-Holleben-Halle und Merseburg-Mücheln. Max Hoelz spricht in Merseburg. Am 1.1. wird der Ratskeller an die Engelhardt-Brauerei verpachtet; am 9.2. die Albrecht-Dürer-Schule eingeweiht (war zu dieser Zeit eine der modernsten Schulen Europas); am 16.2. müssen die Kunsttanzveranstaltungen von Claire Baurott mangels Besuches eingestellt werden; im Februar anhaltender Frost bis zu -35°C; im März Hochwasser, am 30.4. fährt zum letzten Mal eine Merseburger Postkutsche, die Paketzustellung wird von Pferde- auf Elektrowagenbetrieb umgestellt; am 12.5. findet ein Flugtag auf den Meuschauer Wiesen statt; am 12.6. kommt König Fuad von Ägypten durch die Stadt, besichtigt die Leuna-Werke; am 9.9. nehmen zwei Stadtomnibuslinien den Verkehr auf; am 15.10. wird eine Stadthallengesellschaft gegründet und am 2.11. das neue Kreishaus eingeweiht. Aus dem Arbeitersportverein Jahn geht der Rotsportverein hervor. Straßenbahnverkehr nach Rössen nunmehr zweigleisig.

 Oberbürgermeister Hertzog scheidet aus dem Amt (am 31.3.), zu seinem Nachfolger wird am 16.12. Dr. Herbert Mosebach (-1945) gewählt. Regierungspräsident: Ernst von Harnack (-1932); Landrat: Bähnisch (bis 1933); Rektor Domgymnasium: Dr. Hertling (-1937). 2. Pfarrer St. Viti (Stelle neu eingerichtet): Günter Scheibe (-1951).

 Literatur: F. Zollinger „Merseburg“, Berlin; Walter Drobnig "Der mitteldeutsche Aufstand und seine Bekämpfung durch die Polizei", Lübeck; Walter Bauer „Kameraden, zu euch spreche ich“ (Lyrik), Dresden.

 

1930

 mit 30787 Einwohnern (am 1.10.) nimmt Merseburg den 9. Platz der Städte in der Provinz Sachsen ein. Angelegt werden: Buchenweg, Gerostraße und Am Goldgraben. Öffentliche Gebäude werden in Merseburg nun mit Lichtflutern angestrahlt und es gibt beleuchtete Wegweiser. 580 Obdachlose werden registriert. Am Bahnhof wird eine Stadtplantafel aufgestellt, in der Stadt werden Hinweisschilder angebracht. Der Dombrunnen erhält seine schmiedeeiserne Krone. Aus der privaten Realschule entwickelt sich zum 1.9. das Reformrealgymnasium (neues Schulgebäude an der Sedanstraße, von Merseburg und Leuna gemeinsam betrieben, am 1.5. übergeben, im 2. Weltkrieg zerstört). Die Reichstagwahlen dieses Jahres (am 14.9.) erbringen folgendes Ergebnis: KPD 4431 Stimmen, SPD 3878, NSDAP 2998, Mittelstandspartei 1687, Deutschnationale 1679, Volkspartei 1422, Staatspartei 1149, Zentrum 361, sonstige 560. Am 1.4. übernimmt Helmut Schoepke die Stollberg’sche Verlagsbuchhandlung; gleichentags belagern etwa 4000 Arbeitslose das Ständehaus, in dem das Provinzialparlament tagte, und fordern Arbeit; am 14.6. geht das Telephonselbstanschlußamt in Betrieb; am 30.9. wird das Merseburger Kanalbauamt aufgelöst; am 1.10. wird der Domstift eine selbständige Stiftung (später Verwaltung von Naumburg aus); am 12.11. schließt Merseburg mit der Landgemeinde Leuna einen Vertrag, wonach Leuna der Stadt Merseburg als Ausgleich für Belastungen durch die Leuna-Werke jährlich 295 000 RM zu zahlen hat; am 22.12. beteiligen sich am Volksentscheid Freiheitsgesetz 2591 Merseburger; und am 25.12. erscheint von Joseph Roth (der zur Recherche auch in Merseburg weilte?) die Reportage „Der Merseburger Zauberspruch“. Nahe des Schleusenhauses an der Saale wird ein Sportplatz für Arbeitersportler eingeweiht.

 Literatur: G. Pretzien „Die räumliche Entwicklung der Stadt Merseburg“; Richard Günzel „Die Domfreiheit zu Merseburg um die Mitte des 17. Jahrhunderts“; Georg Wedding „Die Merseburger Zaubersprüche“, A. O. Reuschert „Die Schlacht bei Hohenmölsen. Ein Königsgrab in Merseburg“; Walter Bauer „Stimme aus dem Leunawerk“, Berlin

 

1931

 steht Merseburg nach einer Volkszählung an 165. Stelle der Städte Deutschlands. Es werden in Merseburg 2708 Wohnhäuser gezählt (am 31.3.) und der Polnische Weg sowie Am Nulandtplatz angelegt. Die Bahnstrecke Merseburg-Zöschen wird bis Leipzig-Leutzsch in Betrieb genommen. Nach einer Registrierung im Ortsnummernverzeichnis des Reichskuratoriums erhält Merseburg die Nummer 186. Gründung der Gartenanlage Pappelallee. Die Orgelbauwerkstatt Liemen wird aufgelöst. Der hallesche Schiffseigner Otto Kretsch setzt auf der Strecke zwischen Halle und dem Waldbad Leuna erstmals das Passagiermotorschiff „Merseburg“ ein. Am 18.1. liest Martin Andersen Nexö im Schlossgartensalon; am 1.4. wird der Scheitplatz in die Stadtflur Merseburg eingegliedert; am 4.5. überfliegt wieder das Luftschiff Graf Zeppelin die Stadt und die Funkenburg wird als Wieses Festsäle neu eröffnet; am 1.11. gibt es eine Rundfunkübertragung aus dem Merseburger Dom.

 Literatur: Walter Bauer „Ein Mann zog in die Stadt“, Berlin (Roman); A. O. Reuschert „Der Friede zu Altranstädt“

 

1932

 31203 Einwohner. Angelegt werden: Elisabeth- und Rademacherstraße, Elisabethhöhe und Annemariental. Teichapotheke gegründet. Die Reichspräsidentenwahl ergibt im 2. Wahlgang (am 10.4.) in Merseburg folgende Stimmanteile: Hindenburg 8365 Stimmen, Hitler 6085, Thälmann 3143. Beim Volksentscheid Landtagsauflösung (am 10.4.) gibt es in Merseburg 8931 Ja-Stimmen. Am 21./22.5. findet eine Wiedersehensfeier ehemaliger 153er statt, am 18./19.6. feiert der Verein ehemaliger 12. Husaren in Merseburg und Umgebung sein 50-jähriges Jubiläum, Festzug; am 21.8. wird Richtfest für die Stadtrandsiedlung gefeiert; am 2./3.9. weilt Werner Seelenbinder mit seinem Berliner Verein zu sportlichen Wettkämpfen mit dem Kraftsportverein Merseburg in der Stadt; am 1.12. verzieht der Stadtbaurat (seit 9.12.1930 i.R.) Friedrich Zollinger nach Querelen mit dem Magistrat nach Darmstadt; am 26.12. werden die Kreuzkapelle in Freiimfelde und die Christkapelle im Süden Merseburgs eingeweiht. Der Merseburger Hockey-Club nutzt den Platz des Domgymnasiums im Augarten. Das Bootshaus des Männer-Turnvereins am Sternberg-Bad wird übergeben. Karl Wucherer fertigt ein Modell des Merseburger Marktes von 1840. Die Ausgrabungen im Geiseltal nehmen einen großen Aufschwung (infolge der reichen Funde wird am 23.11. in Halle das Geiseltalmuseum eröffnet). Goldenes Buch der Stadt Merseburg angelegt. Die Stadtverwaltung wandelt das Försterhaus vor dem Neumarkt in das Gasthaus Zur Fasanerie um. Am 25.12. wird der spätere Jazz-Musiker Heinz Sauer in Merseburg geboren.

 Regierungspräsident: Dr. Robert Sommer (-1942); Pfarrer St. Viti: Kurt Joachim Friedrich Berckenhagen (-1934).

 Literatur: Friedrich Haesler „Der Merseburger Dom des Jahres 1015“; Karl Heldmann „Das Steingrab des Bischofs Werner von Merseburg und sein Schicksal“; Siegfried Berger „Uta und der Blinde“ (Erzählung); S. Berger „Schlossgeschichten“; G. Pretzien „Die Kirche St. Thomae“; Walter Bauer „Die notwendige Reise“, Berlin, F.W. Bithorn "Lebensworte".

 

1933

 31576 Einwohner; 28128 Evangelische, 1897 Römisch-Katholische, 50 Juden, 18 Altlutheraner, 286 Angehörige anderer evangelischer, 13 Angehörige nichtchristlicher Religionsgemeinschaften, 3 Orthodoxe, 2 Altkatholiken, 1165 Atheisten. Per 30.1. werden 3406 Arbeitslosenunterstützungsempfänger registriert. Angelegt werden Kirschenweg, Richthofen-, Melanchthon- und Lutherstraße (ehedem Blanckestraße?) sowie Am Bahndamm. Die Bücherei wird von der Stadt übernommen, das Freilichtmuseum (Grabungsfeld) beim Petri-Kloster eröffnet. Folgende Innungen gibt es in Merseburg: Baugewerks-, Bäcker-, Elektriker-, Schlosser und Feilenhauer-, Fleischer-, Friseur-, Glaser-, Sattler und Tapezierer-, Schneider-, Stellmacher-, Schmiede-, Schumacher-, Tischler-, Maler-, Dachdecker-, Mechaniker-, Steinsetzer-, Kürschner- und Buchbinder-Innung.

 Am 18.1. wird das 75-jährige Jubiläum der Vereinsbank gefeiert. Im Februar führt eine Agitproptruppe der KPD Merseburg im Tivoli das Stück „Die Matrosen von Cattaro“ auf. Am 20./21. Februar begeht der Verein der Gastwirte von Merseburg und Umgebung sein 50. Vereinsjubiläum. Nach dem Wahlsieg Hitlers werden in Merseburg am 8.3. Hakenkreuzfahnen auf den öffentlichen Gebäuden gehisst. Die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung am 12.3. ergibt folgende Stimmanteile: NSDAP 6412 Stimmen, SPD 3853, KPD 2384, Bürgerliche Einheitsliste 1637, Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 1439, Zentrum 399, sonstige 53. Laut Ermächtigungsgesetzt wird dieses Wahlergebnis am 31.3. annulliert, die gewählten sozialdemokratischen und kommunistischen Stadtverordneten werden ausgeschlossen, manche kommen ins KZ, der Abgeordnete Kurt Kühn (der einstige Rote Matrose und spätere Vizepräsident des sächsischen Landtages) geht in die Illegalität nach Leipzig und Hamburg (1934 verhaftet). Am 21.3. wird ein Tag der Deutschen Nation begangen, Festgottesdienst im Dom, Feier auf dem Domplatz. Am 31.3. findet ein Fackelzug zu Ehren Hitlers und Hindenburgs statt. Am 1.4. wird zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen und das Landeskulturamt Merseburg aufgelöst. Am 3.4. werden Adolf Hitler und Paul von Hindenburg zu Ehrenbürger Merseburgs ernannt und die Bahnhofstraße in Adolf-Hitler-Straße und ein Teil der Halleschen Straße in Hindenburgstraße umbenannt, umbenannt werden ferner (am 22.5.) die Annenstraße in Horst-Wessel-Straße und ein Teil der Teichstraße in Schlageter-Straße. Der Kindergarten im Herzog Christian (bald Erika-Jordan-Heim) wird wie der im Schlossgartensalon vom NS-Frauenbund übernommen (Kindergärten später in einem Grundstück der Provinzialverwaltung untergebracht). Am 30.4. wird ein Segelflugzeug auf den Namen Merseburg getauft, am 1.5. auf dem Nulandtplatz eine große nationalsozialistische Maifeier gemeinsam mit den Leunawerkern veranstaltet, 16000 Teilnehmer. Die Mitteldeutsche Nationalzeitung erscheint nun auch für Merseburg. Vom 21.-27.6. findet die 1000-Jahr-Feier Merseburgs statt (sollte 1919 die Königskrönung Heinrich I. den Hintergrund abgeben, bezieht man sich nun auf die Ungarnschlacht des Jahres 933). Für diese große Feier werden zahlreiche Würdigungen und Broschüren sowie allein 50000 Bildpostkarten gedruckt. Es gibt einen historischen Umzug (mit dessen Vorbereitung Gustav Pretzien bereits 1931 begonnen haben soll) und eine Fülle von Programmangeboten; so öffnet am 22.6. eine Gewerbeausstellung; am 23.6. tritt die aus Merseburg stammende Kammersängerin Elisabeth Schumann auf; am 24.6. wird das Denkmal Heinrich I. (Bildhauer Paul Juckoff) eingeweiht. Eine der Schulen am Schulplatz wird König-Heinrich-Schule getauft. Am 30.8. weilt der Ozeanflieger Köhl in Merseburg; am 7.9. wird der Post-Sportverein gegründet; am 29.11. ein Luftschutz-Mahnmal eingeweiht; am 31.12. Martin Matthias Schenke als Dompfarrer eingeführt (vertritt aber alsbald aufrichtig Positionen der Bekennenden Kirche, wird suspendiert und schließlich versetzt).

 Landrat (kommissarisch): Oberst; Pfarrer St. Maximi: Pitt Georg Friedrich von Probst (-1939); Pfarrer St. Norbert: Wilhelm Weskamm (-1943); Kreisleiter der NSDAP: Walter Olesch.

 Film: „1000 Jahre Merseburg“

 Literatur: Emil Schurig „Das Heimatbuch für Merseburg“, Halle; Alfred Koch „Veste über den Wassern. Die Hochseeburg und die Königs- und Bischofsbauten in Merseburg. Nach den Ergebnissen der Ausgrabungen in der Altenburg“, Halle; G. Pretzien „Das Merseburger Schloss“; Siegfried Berger „Die tapferen Füße“; A. O. Reuschert „König Heinrich I. Beziehungen zu Merseburg und sein Sieg über die Ungarn am Keuschberg 933“; A. O. Reuschert „Heimatliche Sagen“ (2. überarbeitete Auflage in 3 Teilen); Festschrift: „50 Jahre Verein der Gastwirte von Merseburg und Umgebung“, Elise Gerhardt „Um Schloss und Dom des tausendjährigen Merseburg“, Walter Bauer „Das Herz der Erde“, Berlin; Walter Bauer „Die Welt der Bäume“, Berlin

 

1934

 werden in Merseburg 9878 Haushalte gezählt. Im November werden nur noch 689 Arbeitslose registriert. Angelegt werden: Knapendorfer Weg, Schiller-, Saar- und Norkusstraße sowie der Jagdrain. Baubeginn Elster-Saale-Kanal im Abschnitt Kreypau. Erneuerungsarbeiten am Neuen Rathaus (dabei wird der Turmknauf geöffnet und neu gefüllt). Restaurierung St. Viti (Holztonne auch im Altarraum eingezogen). Heuschkels Badeanstalt wird Parkbad; der Philharmonische Orchesterverein mangels Bevölkerungsunterstützung aufgelöst. Am 1.1. findet auf dem Markt ein Neujahrsessen statt; am 15.3. wird in Merseburg eine so genannte Braune Messe eröffnet; am 31.3. die Eindeichung des Gutes Werder als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme abgeschlossen; am 7.4. wird die spätere Kabarettistin Inge Ristock in Kötzschen geboren; am 27.6. werden Porträts der neuen Ehrenbürger im Ratssitzungssaal angebracht; am 11.7. kommt der König von Siam anlässlich einer Besichtigung der Leuna-Werke durch die Stadt; am 19.8. feiert die Bürger-Scheiben-Schützengilde den 400. Jahrestag ihrer Privilegierung; am 26.9. wird eine Verdunkelungsübung durchgeführt; am 24.10. der Flugkäfig des Rabenhauses eingeweiht; am 27.10. das Reiterdenkmal Friedrich Wilhelm III. (von Louis Tuaillon) im Schlossgarten aufgestellt; im November stellt der Münchner Künstlerbund Ring im Schlossgartensalon aus.

 Landrat: Dr. Jung; Superintendent: Kurt Joachim Friedrich Berckenhagen (-1952); Domdiakon: Dr. Walter Karl Julius Ziehen (bis 1947); Pfarrstelle St. Thomae bis 1937 vakant.

 Literatur: Siegfried Berger „Glanz über einer kleinen Stadt“

 

1935

 32794 Einwohner (davon 181 Ausländer); 2972 Gebäude (davon 53 öffentliche). Im August werden noch 289 Arbeitslose registriert. Die Jungenturnhalle der Dürer-Schule wird übergeben (Mädchenturnhalle bereits 1928). Finanzamt nun am Kloster. Die alte Post wird abgerissen, ein Pakethaus gebaut. Bau des Fliegerhorstes Merseburg (dabei 2 Großbrände). Erneuerung der Kirche St. Viti abgeschlossen. In einer Kiesgrube südlich des Gaswerkes wird ein Gräberfeld aus der Zeit zwischen 300 - 450 n. Chr. aufgedeckt.

 Am 1.3. feiert die Stadtsparkasse ihr 100-jähriges Jubiläum; am 1.5. wird in Merseburg erstmals ein Maibaum aufgestellt; im August erfolgt der Saaledurchstich zwischen dem Gut Werder und Meuschau (der letzte Durchstich kurz vor Meuschau wird erst nach Fertigstellung der neuen Brücke vorgenommen werden) am 1.8. stürzt der Merseburger Segelflug-Weltrekordler und Begründer der Flugschule Laucha Rudolf Oeltzschner bei Selb in Bayern tödlich ab; am 7.8. bringt ein Kaffeezug erstmals 400 Touristen aus Leipzig nach Merseburg, am 29.8. stirbt der Schriftsteller Kurt von Rohrscheidt in Merseburg; am 9.9. kommt das Luftgeschwader Richthofen; am 6.10. feiert man 50 Jahre Dom-Männer-Abend, am 1.11. 175 Jahre Heimatzeitung; am 13.10. wird der Fliegerhorst Merseburg eingeweiht, die 1. Gruppe des Kampfgeschwaders 153 unter dem Kommandanten Major Schwabedissen bezieht die Garnison, anlässlich eines Tages der Flieger (vom 11.-13.10.) besichtigen 30000 Besucher den Fliegerhorst, Göring fliegt ein (Film: "Tage der Flieger 11.-13. Oktober 1935 in Merseburg"); am 18.12. kommt der Reichskriegsminister von Blomberg nach Merseburg.

 Pfarrer St. Viti: Kurt Pabst (-1951).

 Literatur: Lothar Heinrich „Das Brauwesen im Regierungsbezirk Merseburg bis zur Einführung der Gewerbefreiheit“; Deckert „Dom und Schloss zu Merseburg“, Burg; R. Holtzmann (Herausgeber) „Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihrer Korveier Überarbeitung“, Berlin (weitere Ausgabe 1955); „Merseburg die alte Domstadt“ (Deutschland Bildheft Nr. 290), W. Bauer „Die Horde Moris“, Berlin und Stuttgart (Erzählungen); Siegfried Berger „Der Merseburger Bach-Verein“.

 

1936

 am 17.1. weilt der Reichsjugendführer Baldur von Schirach in Merseburg; am 31.1. verschmelzen das Merseburger Tageblatt und der Merseburger Korrespondent zur Merseburger Zeitung; im März wird Oberst Sieburg als Merseburger Standortkommandant berufen; am 17.3. gastiert das Gewandhausorchester in Merseburg; am 29.3. erhält Hitler zur Reichstagswahl in Merseburg 98,3 % der Stimmen; am 25.4. erfolgt die Grundsteinlegung für die Buna-Werke; im Juni wird der Roßmarkt als Parkplatz eingerichtet; auch wird ein Radfahrweg bis Schkopau angelegt und der Rotebrückeinrain in Rudolf-Oeltzschner-Straße umbenannt; im August wird ein Anbau des Krankenhauses in Betrieb genommen; am 1.8. überfliegt das Luftschiff Hindenburg Merseburg; am 18.8. gibt es wieder eine Verdunkelungsübung; am 29.8. Richtfest in der neuen Flak-Kaserne; am 1.9. ein Schlosshofkonzert; am 30.9. wird der Geschwaderchef Schwabedissen abgelöst, neuer Geschwaderchef wird Hoffmann von Waldau, der Kommodore des Kampfgeschwaders 153, Walter Sommé zieht nach Merseburg; im September werden in Merseburg 216 Arbeitslose gezählt; im Oktober verkauft die Stadt die Kaserne an der Weißenfelser Straße; am 5.10. wird ein neues Polizeigebäude übergeben; am 14.10. weilt wieder Generalfeldmarschall von Mackensen in der Stadt (Tagung des Domkapitels nach Neubildung); am 22.11. wird der letzte Abschnitt der Reichsautobahn im Kreisgebiet Merseburg übergeben (insgesamt: Strecke Berlin-München im Kreisgebiet 26 km, Halle-Leipzig 2,7 km). Übergeben wird in diesem Jahr auch das Bootshaus der Turn- und Sportgemeinschaft 1845 am Scheitplatz. Neue Glocke für St. Thomae. Schießhaus im Bürgergarten als Wohnhaus eingerichtet; Auflösung der Merseburger Freimaurerloge; Instandsetzung der Dorfkirche Kötzschen.

 Literatur: G. Pretzien „Im Wandel der Zeiten. Beiträge zur Merseburger Geschichte“; G. Pretzien „Das 1000-jährige Merseburg“; G. Pretzien „Einhundert Jahre Kleinkinderfürsorge in Merseburg“; S. Berger „Das Schmuckkästchen des Fräuleins von Rhaden“; S. Berger „Kleines Lesebuch vor Weihnachten“; S. Berger „Leopold von Ranke und seine Heimat“; Walter Bauer „Die größere Welt“, Berlin; Walter Bauer „Bildnis Caspar David Friedrich“, Mainz; Walter Bauer „Der Lichtstrahl“, Stuttgart; Ernst von Harnack „Die Praxis der Öffentlichen Verwaltung“ (Neudruck: Schwenningen 1951)

 

1937

 34454 Einwohner. Der Goldschmied Giebel fertigt für den Merseburger Oberbürgermeister eine Amtskette. General von Lettow-Vorbeck trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Folgende Hotels gibt es in der Stadt: Alter Dessauer, Alte Post, Dammschloss, Drei Schwäne, Goldene Sonne, Grüne Linde, Hohenzollern, Müllers Hotel, Sächsischer Hof. Die Torwache im Krummen Tor ist jeden Sonntag Ausgangspunkt für Fremdenführungen. 11 D-Züge halten in Merseburg. Vom 14.-16.1. werden die Anlagen der Kautschukfabrik Buna angefahren; am 31.1. wird die Post nach Um- und Ausbauten wiedereröffnet; am 1.3. eine Rundfunk-Stammkarten-Stelle eingerichtet; am 20.4. spricht der Reichsminister Dr. Frank im Schlossgartensalon; am 28.5. bezieht die Flak-Abteilung II/ Flak-Regiment 13 die neue Kaserne, feierliche Begrüßung in der Stadt, erster Kommandeur: Major Menge; Einweihung auch der Waffenmeisterschule in der Geusaer Straße; am 15.9. findet wieder ein Schlosshofkonzert statt; am 27.10. wird das Polizeirevier in die Wilhelmstraße verlegt und im November stürzt in der Oberen Burgstraße ein Teil der Stadtmauer ein. Am 23.11. stirbt der Rabe Karl. Orgelbaumeister Rudolf Kühn repariert die Domorgel (bis 1938). Bei dem in diesem Jahr beendeten Neubau des Möbelhauses Degenhardt wird die alte Halbmondgasse überbaut.

 Rudolf Jordan, Gauleiter Halle-Merseburg, zum Ehrenbürger ernannt.

 Rektor Domgymnasium: Dr. Rudolph (-1945); Pfarrer St. Thomae: Lic. Wilhelm Otto Wenig (-1947).

 Literatur: W. Füllner „Der Stand der deutsch-slawischen Auseinandersetzungen zur Zeit Thietmars von Merseburg“, Jena; S. Berger „Die Schwedenorgel“; G. Pretzien „Was der Rotthügel erzählt“; G. Pretzien „Streifzüge durch unsere schöne Aue“; Walter Bauer „Die zweite Mutter“, Leipzig; Walter Bauer „Flamme und Asche“, Köln; Walter Bauer „Die Familie Fritsche“, Köln

 

1938

 wird das alte Bahnhofsgebäude abgebrochen, bis zur Inbetriebnahme des neuen Gebäudes wird der Bahnhofsbetrieb behelfsmäßig in Müllers Hotel abgewickelt. Die Kanalbrücke wird übergeben und die Unterführung Rudolf-Oeltzschner-Straße (am 9.7.). Wiederherstellung der eingestürzten Burgmauer. Der Schriftsteller Börries Freiherr von Münchhausen trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Entsprechend des Hans-Adolf-von-Staden-Planes soll das alte Merseburg zugunsten eines Groß-Leuna abgerissen werden. Am 6.2. Wehrmachtstag der Garnison, große Gefechtsübung auf dem Exerzierplatz; am 18.2. Vertrag zwischen der Stadt Merseburg und den Leuna-Werken über einen Lastenausgleich; am 19.2. erhält Johannes Schlaf im Merseburger Schlossgartensalon den Schrifttumspreis der Provinz Sachsen; am 22.6. Sonnenwendfeier; am 13.9. große Verdunkelungsübung in Stadt und Kreis; vom 25.9. - 2.10. Oktoberfest auf dem Nulandtplatz; am 2.10. Absturz einer Ju 52 auf den Scheitplatz, zahlreiche Todesopfer; am 15.10. Polizeiamt Merseburg vom Polizeipräsidium Weißenfels losgelöst und an das Polizeipräsidium Halle angegliedert. Am 9.11. werden in der Reichskristallnacht folgende Geschäfte in Merseburg verwüstet: Conitzer, Leder Plaut, Strumpf-Atlas, die Stoffhäuser Taitza (Neumarkt 18 und Markt 19) sowie die Niederlassungen der Unternehmen Centra und Haushalt-Ehlert, Nachf. Nathan Neustadt. Der jüdische Tabakwarenhändler Gustav Beutler wird verhaftet und nach Buchenwald verbracht (emigrierte 1939 nach Shanghai, kam 1947 zurück nach Leuna)

 Landrat: Dr. Günther Riesen (kommissarisch).

 Literatur: G. Pretzien „Führer durch Merseburg und Umgebung“; G. Pretzien „Rechts-Denkmale der Stadt Merseburg“; S. Berger „Schlote wachsen ins Land“ (Roman); S. Berger „Das literarische Profil eines Oberbürgermeisters“, Halle; K. Gutbier „Zur Geschichte der Merseburger Vorstadt Altenburg und ihrer Kirche“; Walter Bauer „Inga aus dem Wald“, Köln

 

1939

 mit Ausbruch des 2. Weltkrieges hat Merseburg 36884 Einwohner und 11200 Wohnungen (per 1.9.) und steht damit an 162. Stelle der Städte Deutschlands. Das Merseburger Kampfgeschwader I/153 wird im April nach Prag verlegt (Flughafen Ruzin). Ab September werden erbeutete Flugzeuge aus der okkupierten Tschechoslowakei auf dem Merseburger Flughafen überprüft und dann von bulgarischen Fliegern nach Bulgarien überführt. 16 D-Züge halten in Merseburg, es gibt einen Kurswagen 3. Klasse Rom-Merseburg. Die Schriftstellerin Agnes Miegel trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Der Johannisturm des Domes wird erneuert, am 1.1. eine Postsparkasse eröffnet und im März eine neue Kraftsportgemeinschaft gegründet; Sprengung der alten Jüdenbrücke an der Chaussee nach Leipzig im März; am 22.7. Einweihung einer Luftschutzschule in der Lindenaustraße; am 6.9. Großfeuer in der Rischmühle; am 30.12. findet in Merseburg die erste Ferntrauung statt. Die Firma Rudolf Gärtner beschäftigt 20 Kriegsgefangene. In Cambridge, Massachusetts, veröffentlichen die Professoren Bischoff und Koehler eine Abhandlung über eine Kopie der Ravennater Annalen, aufgefunden in der Merseburger Domstiftsbibliothek.

 Pfarrer St. Maximi: Ewald Alex Julius Krüger (-1953); neuer Kommandeur des Flak-Regiments: Oberstleutnant Krempe.

 Literatur: S. Berger „Weihnachtskantate“; S. Berger „Dichter und Landschaft“; S. Berger „Die Merseburger Zaubersprüche“; Karl Gutbier „Geschichte der St. Maximi-Gemeinde in Merseburg“; Walter Bauer „Wanderer im Süden“, Recklinghausen; Walter Bauer „Abschied und Wanderung“; Recklinghausen; Walter Bauer „Die Armee des Don Quijote“, Leipzig; Walter Bauer „Helga bringt die Heimat wieder“, Köln

 

1940

 gibt es 41 mal Luftalarm in Merseburg; am 29.8. fallen erstmals Bomben auf die Stadt (im Bereich Dompropstei, Domstraße, Adolf-Hitler-Straße, Friedrichstraße), dann wird es bis Mai 1944 keine weiteren Luftangriffe geben. Die Keller einiger Merseburger Häuser werden provisorisch als Luftschutzkeller genutzt. Der Merseburger Fliegerhorst wird im Mai (bis November 1941) Standort der Jagdfliegerschule für Ergänzungsjagdgruppen (EJGr), im Herbst Versuchswerft, vor für den Bau und die Erprobung von Lastenseglern (Ju 322 „Mammut“). Einrichtung der Baustelle der Junkerswerke. Angelegt werden der Kötzschener Weg, der Danziger Weg, der Karawankenweg, die Joachim-Quantz-Straße, die von-der-Recke-Straße, Robert-Koch-Straße, Siedlerweg, Theodor-Körner-Straße, Tulpenweg und Lüderitzweg, erwähnt (geplant?) der Braunauer Weg, Grazer Weg, Heidelberger Weg, Kärntner Weg, Paul-Berck-Straße, Sudetenweg. 18 D-Züge halten in Merseburg. Die Merseburger Baugesellschaft erlaubt, den Bedürfnissen der Kriegswirtschaft Rechnung tragend, die Haltung von Kaninchen auf ihren Grundstücken. Im Schlossgarten wird mit 2000 Rosen ein Rosarium angelegt. Ein frühgotischer Rittergrabstein aus dem 13. Jahrhundert wird im Kreuzgang des Domes aufgestellt. Hans Holzmüller malt ein Altarbild in St. Norbert. Neuer Domorganist: Eberhard Eßrich (wird aber bald eingezogen). Ab 1.1. heißt die Königsmühle: Ammendorfer Papierfabrik, Werk A; sehr strenger Winter; ab Ostern besucht Kurt Hans Biedenkopf (der spätere Ministerpräsident des Bundeslandes Sachsen) das Merseburger Reformrealgymnasium und nach dessen Ausbombung das Domgymnasium (-1.4.1945); am 15.4. beschließen die Stadtverordneten die Müllabfuhr aus Privathand in städtische Verwaltung zu übernehmen; am 25.4. beginnt die Merseburger Hitler-Jugend kriegseinsatzmäßig Altpapier zu sammeln; am 24.5. werden in Merseburg leichte Erdstöße registriert; am 3.6. kommt wieder Generalfeldscharschall von Mackensen in die Stadt; am 14.6. weilt eine rumänische Delegation unter Leitung des Verkehrsministers a. D. Prof. Manoilescu in Merseburg; am 25.6. gibt es auf dem Stadthallengelände eine Großkundgebung anlässlich des deutschen Sieges über Frankreich. Die Bücherei wird aus dem Herzog Christian ins Haus Markt 9 verlegt; die Teufelstümpelbrücke abgebrochen (dabei kursächsische Münzen gefunden). Die Merseburger Zaubersprüche werden auf Pergament kopiert. Hochwasser auf dem Neumarkt. In der Gotthardstraße gibt es insgesamt 47 Geschäfte. Einwohnerzahl am 31.7.: 39690. Anzahl der Rundfunkteilnehmer in Merseburg (Stand 1.10.): 8700.

 Landrat (in Vertretung für den zur Kriegsmarine gezogenen Dr. Riesen): Schenk; Kreisleiter der NSDAP: Willi Ritterbusch

 Literatur: S. Berger „Schöpferische Menschen aus Mitteldeutschland“; S. Berger „Das verheimlichte Reiseziel“, Fritz Juntke „Die Wiegendrucke der Domstiftsbibliotheken zu Merseburg und Naumburg“; Walter Bauer „Die Freunde und die Falken“, Köln

 

1941

 23 mal Luftalarm. Die katholische Schule und der katholische Kindergarten werden geschlossen. Nach Beginn des Russlandfeldzuges wird der Merseburger Fliegerhorst Zwischenlandeplatz für die Zuführung von Lastenseglern. Im November werden die GS 1 und die GS 2 (Großraumseglerstaffel) aus Russland nach Merseburg zurückgezogen und zum Jahresende hier aufgelöst.

 Literatur: S. Berger „Der Hirte und sein Konterfei“; S. Berger „Nausikaa“, S. Berger „Selbstanzeige eines Fünfzigjährigen“, S. Berger „Die Glocknerfahrt“, München; Walter Bauer „Das Lichte und das Dunkle“, Dessau; Walter Bauer „Tagebuchblätter aus Frankreich“, Dessau

 

1942

 2 mal Luftalarm. Die Glasfenster und wertvollsten Kunstgegenstände des Domes werden ausgelagert. Im Mai hält Siegfried Berger im Verein für Heimatkunde einen Vortrag „Das deutsche Antlitz - nach unbekannten Bildwerken der Provinz Sachsen“ (erscheint auch als Buch). Am 23.3. wird bei Androhung der Einlieferung in ein Kon­zentrationslager verboten, die Reichsbahn zum Vergnügen zu benutzen. Am 19.9. wird eine Reichsstraßensammlung der Turn- und Sportvereine mit der Verleihung des Reichssportabzeichens auf dem Merseburger Markt abgeschlossen. Der VfL Merseburg erwirbt die Sportanlagen im Augarten. Am 15.12. gibt es das Jubiläum 50-Jahre Fernsprecher in Merseburg.

 Regierungspräsident: Friedrich Uebelhoer (-1945).

 Literatur: S. Berger „Deutsches Antlitz“; S. Berger „Der König und die Sängerin“; S. Berger „Die Göttin lächelt“; Walter Bauer „Zurechtgefunden“

 

1943

 43 mal Luftalarm. Fremdarbeiter in den Buna-Werken: 369 Franzosen, 648 Italiener, 287 Ostarbeiter, 110 Polen; in den Blancke-Werken 120 Italiener und Franzosen; ab Februar betreibt auch die Firma Paul Rößner in der Weißenfelser Straße 2 ein kleines Fremdarbeiterlager (u.a. für Tschechen, Slowaken, Kroaten und Franzosen). Der Stadt werden zum 1.4. die Gewerbesteuereinnahmen entzogen. Am 25.7. wird der Eichenlaubträger Major Rödel auf dem Merseburger Markt empfangen. Eine Volksdeutsche Kameradschaft besichtigt Dom, Schloss, Ständehaus und Heimatmuseum. Denkmale Friedrich Wilhelm IV., Wilhelm I. und Husarendenkmal eingeschmolzen. Am 3.3. werden Roma, die bis dahin zwangsweise im Haus Krautstraße 1a untergebracht waren, nach Auschwitz deportiert.

 Pfarrer St. Norbert: Franz Josef Gerwinn (-1967).

 Literatur: S. Berger „Mitteldeutsches Lesebuch“; S. Berger „Regine und die Ahnherren“, Walter Bauer „Bis zum Hahnenschrei“, Dessau; Walter Bauer „Das Werk“, Halle; Walter Bauer „Degen und Harfe“, Berlin; Walter Bauer „Gast auf Erden“, Dessau; Walter Bauer „Der Gast“, Gütersloh; Walter Bauer „Das letzte Glück des Herrn Giorgione“, Leipzig

 

1944

 Ab Januar werden auf der Baustelle der Junkerswerke in Merseburg italienische Fremdarbeiter eingesetzt. Am 12.5. fallen wieder Bomben auf Merseburg, es gibt zahlreiche Opfer. In diesem Jahr werden noch 15 weitere Angriffe auf Merseburg geflogen und zwar am: 20.7., 28.7., 29.7., 24.8., 11.9., 13.9., 28.9., 7.10. (insbesondere der Neumarkt wurde getroffen), 2.11., 21.11., 25.11.(eine sehr schwere Bombardierung), 30.11., 6.12.(Tag) und 6.12.(Nacht), 12.12.; der Doppelschlag am 6.12., der schwerste Angriff auf Merseburg überhaupt, richtet in der Stadt verheerende Schäden an, u.a. werden dabei zerstört: das Neue Rathaus, der Herzog Christian, die Altenburger Schule (hieß seit 25.5. Hans-Schemm-Schule), die Christkapelle und die katholische Kirche St. Norbert. Beim Angriff am 7.10. wurde auch der Ostflügel des Schlosses getroffen (war aber noch benutzbar). Die Stufenstraße wird aufgegeben. Die Freiimfelder Schüler werden künftig in einem vom Buna-Werk zur Verfügung gestellten Behelfsheim sowie der Kreuzkapelle unterrichtet. Im Gelände des Krankenhauses wird ein Bunker zum unterirdischen Hilfskrankenhaus ausgebaut, im Schlossgarten ein Bunker gebaut, zwischen Schloss und Ständehaus ein Löschteich angelegt (1946 wieder verfüllt), weitere Luftschutzkeller werden im Bereich Tiefer Keller, Altenburger Friedhof, Scheitplatz, Stadtpark, und Friedrichstraße eingerichtet. Am 1.7. kommt es zur Auflösung der Provinz Sachsen, es werden die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg geschaffen. Im Dezember wird die Provinzialverwaltung in Außenstellen verlegt.

 9 D-Züge halten noch in Merseburg. In einem Verzeichnis der größten Orgelwerke der Welt wird die Merseburger Domorgel an 131. Stelle geführt.

 Literatur: Walter Bauer „Tagebuchblätter aus dem Osten“, Dessau; Richard Lots „Merseburg 1844-1944“, Merseburg

 

1945

 Luftangriffe erfolgen am 14.1. und 15.1. sowie nochmals am 11.4 (Tieffliegerangriff). Bis zum 15.1. fielen 5579 Sprengbomben auf Merseburg; es gab 518 Tote und 633 Verletzte, 13469 Merseburger wurden obdachlos, 557 Wohngebäude total zerstört, 828 schwer beschädigt, ferner wurden 4988 mittelschwere und 5675 leichte Gebäudeschäden registriert; an öffentlichen und Industriegebäuden wurden 37 total zerstört, 45 schwer, 48 mittelschwer und 38 leicht beschädigt. Dabei starben bis Kriegsende in Merseburg 564 Deutsche und 35 Ausländer, 1040 Merseburger und 53 Ausländer wurden verletzt, mit den an der Front gefallenen Merseburger sind sogar 1655 Opfer zu beklagen. Sachschaden ca. 60 Millionen Reichsmark. Neben der Altenburger Schule wurden auch das Reformrealgymnasium, die Lessing-, Windberg- und Pestalozzi-Schule sowie die Kanalbrücke und auch der Innenausbau und die -bemalung des Kapitelshauses zerstört. Folgende Industrieanlagen bzw. Geschäfte wurden u.a. schwer getroffen: die Ammendorfer Papierfabrik (Königsmühle), die Firma Wiegand (Apparatebau und Lederfabrik), die Engelhardt-Brauerei, die Stadtwerke, die Eisenwarengroßhandlung Meister, das Kaufhaus Lüthgarth, die Blanckewerke, der Schmiedebetrieb Schaffernicht, die Firma Pfeiffer (Landmaschinen), das Modehaus Dobkowitz, die Firma Gebrüder Seibicke, die Sauerkrautfabrik Weißhahn, das Tivoli, die Edeka-Großhandlung, der Wasserverband Geiseltal, das Schreibwarengeschäft Seyfert, die Papierfabrik Görling, die Firma Blankenburg. Einwohner: 36826, davon 3841 Ausländer (Stand 10.7.). Am 5.3. wird der ehemalige Merseburger Regierungspräsident Ernst von Harnack aufgrund eines Urteils des Volksgerichtshofes hingerichtet, am 12.4. die Merseburgerin Margarethe Bothe offenbar noch in Zusammenhang mit dem Attentat vom 20.7.1944 in Lindenthal bei Leipzig erschossen. Im März wird die Produktion von „Mistelflugzeugen“ (fliegende Großbomben) von Nordhausen nach Merseburg verlegt. Deutsche Truppen verminen die Merseburger Brücken, vor einer möglichen Sprengung rücken jedoch am 15.4. amerikanische Verbände in Merseburg ein; Stadtkommandant: Captain B. P. White; dann Colonel Gregorey, ab 19.5. Captain Tauscher, ab 8.6. Oberstleutnant W. T. Barrett. Domgymnasium vorübergehend als Truppenquartier benutzt, dann Truppenunterbringung im Kreishaus, im Hotel „Alter Dessauer“, im Gasthaus „Preußischer Adler“ sowie in Privatquartieren. In der Kaserne Weißenfelser Straße befindet sich ein Fremdarbeiterlager, in der Waffenmeisterschule ein Ausländer-Gefangenenlager. Die Amerikaner bauen bis Mai neben der schwer beschädigten Kanalbrücke ein Provisorium. Am 26.4. wird Stadtrat Rietze kommissarisch für den seit 8.2. als Oberbürgermeister residierenden Dr. Tießler als Bürgermeister eingesetzt, dann jedoch verhaftet, ihm folgt kurzzeitig der Stadtamtmann Gießmann nach; am 28.4. wird der Regierungspräsident a.D. Dr. Sommer zum Oberbürgermeister und Ernst Grimm zum Bürgermeister berufen (gleichzeitig auch Landrat). Präsident des Regierungsbezirkes wird Max Götte, ab Mai Dr. Siegfried Berger. Vom 9.5.-17.12. ist in Merseburg von 20.00 - 6.00 Uhr Sperrstunde. Ab Mai müssen Schüler über 10 Jahre in der Landwirtschaft helfen. Der Schlossgarten wird zum Kartoffel- und Gemüseanbau genutzt. Die Merseburger Zaubersprüche, die angeblich im teilweise gefluteten Tresorraum der Kreissparkasse lagerten, werden nach Naumburg verbracht. Am 8.6. hält Robert Siewert im Union-Theater zwei Vorträge über das KZ Buchenwald. Die Adolf-Hitler-Straße wird wieder in Bahnhofstraße umbenannt, per 4.12. werden zahlreiche Straßen werden umbenannt, so die von-der-Recke-Straße in Stresemannstraße (später in Hallesche Straße einbezogen), Horst-Wessel-Straße in Erzbergerstraße, Blumenthalstraße in Freiligrathstraße, Schlageterstraße und Teichstraße in Dr.Wilhelm-Külz-Straße, Manteuffelstraße in Haeckelstraße, Kleiststraße in Heinrich-Heine-Straße, Roonstraße in Herweghstraße, Kleine Ritterstraße in Karl-Liebknecht-Straße, Hindenburgstraße in Ernst-Thälmann-Straße, Moltkestraße in Lassallestraße, Richthofenstraße in Rathenaustraße, Ludendorffstraße in Robert-Blum-Straße, Luisenstraße in Rosa-Luxemburg-Straße, Platz an der Linde in Rudolf-Breitscheid-Platz, Wilhelm-Straße in Friedrich-Engels-Straße, Preußenring in Thomas-Müntzer-Straße, Bismarckstraße in von-Harnack-Straße, Friedrichstraße in Wilhelm-Liebknecht-Straße. Am 15.6. werden Adolf Hitler und Rudolf Jordan die Ehrenbürgerschaft aberkannt und ein Schlageter-Gedenkstein wird entfernt. Ab Juni wird der Sanitätsbunker am Schulplatz als Lebensmittellager genutzt. In Halle erscheinen für den Regierungsbezirk wieder erste Zeitungen, so die Volkszeitung (erstmals am 13.6.) und das Volksblatt. Am 15.6. wird in Merseburg eine einheitliche Gewerkschaft gegründet, erster Vorsitzender: Reinhold Morgenstern. Am 30.6. ziehen die Amerikaner ab, ab 2.7. rücken die Sowjets ein; Stadtkommandant: Oberstleutnant Gontscharow. Anordnung am 4.7.: an allen öffentlichen Plätzen müssen möglichst viele Lautsprecher zur Unterrichtung der Bevölkerung angebracht werden. Am 1.8. wird Dr. Sommer nach Halle versetzt, Ernst Grimm Oberbürgermeister und Ernst Graul Bürgermeister. Ab 25.7. gilt in Merseburg Moskauer Zeit (bis 15.4.1946), im August wird die Grußpflicht gegenüber sowjetischen Offizieren in öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen eingeführt. Am 23.7. werden die Provinzen Magdeburg und Halle/Merseburg mit dem Freistaat Anhalt zum Land Sachsen-Anhalt zusammengefügt, Merseburg ist Sitz einer Bezirksregierung. Es gibt Bestrebungen das Geiseltal in den Landkreis Merseburg und Leuna, Schkopau und Meuschau in die Stadt einzugemeinden. Auflösung des Merseburger Ruderklubs am 30.8. Am 3.9. wird die Verordnung über die Bodenreform unter der Leitung von Walter Ulbricht im Merseburger Ständehaus erarbeitet; am 9.9. findet eine erste gemeinsame Kundgebung von SPD und KPD auf dem Nulandtplatz statt, am 24.10. eine erste Kreisjugendkonferenz in Vorbereitung der Gründung der FDJ; am 1.10. werden die Schulen wieder geöffnet, erster Schultag nach dem Krieg (die Schüler der zerstörten Lessing-Schule werden mit in der König-Heinrich-Schule unterrichtet, die Schüler der Pestalozzi-Schule nachmittags in der späteren Siegfried-Berger-Schule, die der Altenburger Schule in der Dürer-Schule, in Teilen des Oberlyzeums Käthe-Kollwitz-Schule eingerichtet). Am 22.10. weist der Landrat alle von der Bodenreform betroffenen Großgrundbesitzer aus (Zuweisung von Wohnraum im Kreis Mansfeld). Im Oktober wird die Volkssolidarität Merseburg gegründet. Im November ordnet die sowjetische Militäradministration (SMAD) an, dass in Merseburg Markttage durchzuführen sind, erste Verkäufer erscheinen aber erst am 22.12. Am 6.11. wird die Königsmühle unter Sequestration gestellt. Am 21.11. meldet der Oberbürgermeister, dass die Merseburger Verwaltung hundertprozentig von Nazis gesäubert sei. Im Dezember bricht im (z.T. von Flüchtlingen bewohnten Schloss) ein Feuer aus, Ostflügel und Kammerturm brennen ab. Am 18.12. wird der Konsum-Kreisverband Merseburg neu gegründet.

 Literatur: S. Berger „Das Hochzeitshaus“

 

1946

 33978 Einwohner (am 29.10.). Wiederaufbau der Königsmühle, Abbruch der Ruine Herzog Christian, Instandsetzung Dom (Fenster) und St. Norbert (äußerlich). Im Frühjahr sprengen sowjetische Soldaten beim Fischen mit Handgranaten die Meuschauer Kanalbrücke in die Luft. Ab 1.1. wird das Gut Werder direkt von der Stadt verwaltet; am 30.1. finden erstmals Wahlen zum Kreisvorstand des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) statt; am 8.3. wird eine Sektion Rudern/Kanu; am 17.3. die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) in Merseburg gegründet, Wilhelm Pieck, Otto Gotsche und Bernard Koenen sprechen; am 24.3. findet in Merseburg in Wieses Festsälen ein Vereinigungsparteitag statt: SPD und KPD schließen sich zur SED zusammen, Otto Grotewohl spricht; am 27.3. stirbt Dr. Siegfried Berger, sein Nachfolger als Leiter der Bezirksverwaltung wird Otto Gotsche (bis Juni 1947); ab 16.4. erscheint die aus der Volkszeitung und dem Volksblatt hervorgegangene Bezirkszeitung Freiheit; am 20.4. wird Ernst Graul kommissarisch als Oberbürgermeister eingesetzt (E. Grimm nur noch Landrat) und am 15.10. gewählt; am 3.6. der katholische Kindergarten wiedereröffnet; am 7.7. findet eine erste Kreis-Frauen-Konferenz statt; am 2.9. kommt wieder Wilhelm Pieck nach Merseburg; am 8.9. finden die ersten Gemeindewahlen nach dem Krieg statt (SED: 18 Abgeordnete, LDP 15 Abgeordnete, CDU 7 Abgeordnete); erste Sitzung der neuen Stadtverordnetenversammlung am 15.10., als erster Stadtverordnetenvorsteher wird der LDP-Abgeordnete Stuhlfaut gewählt (begeht später angeblich Selbstmord); am 12.10. Auflösung des Domgymnasiums, letzter Rektor war Otto Buchholz, Verschmelzung des staatlichen Domgymnasiums mit der städtischen Oberschule für Jungen zur Ernst-von-Harnack-Schule; am 21.11. Abschiedsfeier im ehemaligen Domgymnasium; am 27.11. wird im Rahmen des Kulturbundes ein Singkreis gebildet. Domorganist: Julius Volker (gründete auch den Domchor neu).

 Literatur: S. Berger „Der unhöfliche Rabe“; S. Berger „Die erlauchten Gebeine“; S. Berger „Credo“ (Lyrik); W. Bauer „Die größere Welt“, München

 

1947

 bis Jahresende werden in Merseburg 2700 Übersiedler registriert. Hochwasser Mitte März. Die im Kriege abtransportierte Glocke der Neumarktkirche St. Thomae von 1694 wird zurückgebracht, die Glocken von 1748 und 1936 sind verloren. Die ehemalige Herberge zur Heimat wird Gemeindehaus für die vier Merseburger Kirchengemeinden und in der Naumburger Straße wird eine Kartoffelkäferfangfläche angelegt. Im Januar gibt es in Merseburg 79 LKW (davon 37 nicht fahrbereit); am 26.6. beschließen die Stadtverordneten die Mittelschule am Schulplatz in Siegfried-Berger-Schule umzubenennen; zum 1.7. wird die Bezirksverwaltung Merseburg aufgelöst; am 16.7. Bischof Ludolf Müller vom Berliner Bischof Dibelius im Merseburger Dom in sein Amt eingeführt; im Juli die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft Merseburg (GDSF) gegründet; am 6.10. öffnet im früheren Schwesternheim des Krankenhauses die städtische Poliklinik; ab 1.11. Kohleverwaltung Sachsen-Anhalt im Schloss (bis 1969). Am 4.11. wird der spätere Rockmusiker Michael Schwandt in Merseburg geboren.

 Landrat: Knoche, zum Jahresende: Paul Drese (-1950); Domdiakon: Lic. Wilhelm Otto Wenig (-1949).

 Literatur: Felix Genzmer „Die Götter des zweiten Merseburger Zauberspruchs“; W. Bauer „Die Überwindung der Wildnis“, Gütersloh; W. Bauer „Das Gewissen Europas“, Gütersloh, W. Bauer „Das Geschenk der Ferne“, Gütersloh; W. Bauer „Die zweite Erschaffung der Welt“, Recklinghausen; W. Bauer „Dämmerung wird Tag“, Kassel; W. Bauer „Die Größe des Lebens“, Köln; W. Bauer „Die Gaben der Hirten von heute“, Gütersloh; W. Bauer „Das Lied von Povoletto“, Köln

 

1948

 36140 Einwohner (am 1.12.), davon 3232 Umsiedler. 315 Krieggefangene kehren heim. Der Nulandtplatz wird in Marx-Engels-Platz und der Irrgarten in Platz der Opfer des Faschismus umbenannt (am 12.9.). Im ersten Zweijahrplan 1948/49 soll der Ausbau des Merseburger Hafens erfolgen. In der Bahnhofstraße wird ein Reisebüro eingerichtet. Die Bekanntmachungen der Stadt Merseburg erreichen eine Auflage von 9000 Exemplaren. Gründung der Handelsorganisation Merseburg (HO). Beschluss, Archivbestände des preußischen Staatsarchivs Berlin-Dahlem aus ihren Auslagerungsorten, den Salzbergwerken Staßfurt und Schönebeck, nach Merseburg zu überführen. ZSG Buna gegründet, die Sportgemeinschaft ist auf der Merseburger Radrennbahn beheimatet (wird später in Chemie Buna Schkopau und 1990 in RSC Merseburg umbenannt). Am 16.2. muss die Omnibuslinie Leipzig-Merseburg wegen Schlauch- und Reifenmangels eingestellt werden; im März wird dank ausländischer Spenden die Kinderspeisung wiederaufgenommen; im April singt der Thomanerchor im Dom; im Mai wird die Volkshochschule Merseburg eröffnet und die Junge Bühne Merseburg gegründet; am 5.5. werden beide damaligen Merseburger Kinos wiedereröffnet; am 22.5. findet auf dem Markt eine Großkundgebung unter dem Motto Für die Einheit unseres Vaterlandes statt; bis 30.5. stimmen im Rahmen eines Volksbegehrens in Merseburg 94,3% der Erwachsenen und 86,6% der Jugendlichen für die deutsche Einheit; am 1.6. feiert man 50 Jahre Buchhandlung Friedrich Pouch. Bis 9.6. wird die Merseburger Ortspolizei aufgelöst; im Mai und Juni werden 1.300.000 Rübenkäfer vernichtet; per 30.6. wird die Sach- und Lebensversicherungsanstalt Sachsen-Anhalt nach Magdeburg verlegt; am 1.7. die Königsmühle volkseigen: VEB Zellstoff- und Papierfabrik Merseburg; auch die ehemaligen Blancke-Werke werden volkseigen; am 11.7. werden in Freiimfelde Straßen umbenannt; im August wird die städtische Volksbücherei vom Haus Markt 9 ins Ständehaus verlegt; Frauen können sich in Merseburg für den Polizeidienst bewerben; im Akazienweg wird eine Behelfsschule (die Friedensschule) eingerichtet; am 11.8. öffnet in der Lauchstädter Straße ein Jugendhort für 40 Kinder; das Ständehaus heißt seit dem 12.8. Haus der Kultur; vom 7.-10.8. werden die Dienststellen der Stadtverwaltung, die bisher in der Stadt verstreut waren, im angemieteten Bürohaus der Sach- und Lebensversicherung Sachsen-Anhalt in der Lauchstädter Straße untergebracht; am 28.8. findet das 1. Kreisturn- und Sportfest in Merseburg statt; am 1.9. nimmt die Lokalredaktion Merseburg der Bezirkszeitung Freiheit die Arbeit auf (am 2.9. erscheint erstmals eine Ausgabe Merseburg); bis Oktober entsteht der Stadtverwaltung durch die Währungsreform ein Verlust von 3034342,66 Mark; am 1.10. wird der Schlachthof in Betrieb genommen; im Oktober findet in der Ressource eine Volksbildungswoche statt; ab 1.11. können 1500 Kinder zwischen 3 und 6 Jahren dank einer Auslandsspende dreimal wöchentlich in der Brauhausturnhalle essen; die Landeskontrollstation wird von Merseburg nach Halle verlegt; am 3.11. wird der VEB Kraftverkehr Merseburg gebildet; am 19.11. Venenien eingemeindet; im Dezember Reinigung der Merseburger Stadtkanalisation (nach ca. 300 Bombentreffern noch immer schwer beschädigt) ab 15.12. kommt die Gewerbesteuer wieder der Stadt zugute; am 21.12. wird in Merseburg der erste so genannte freie Laden (Kaufhaus Weißenfelser Straße) eröffnet, um dem Schwarzmarkt entgegenwirken zu können.

 1. Kreissekretär der SED: Martin Scholz (löst Karl Kämmerer ab).

 Literatur: W. Bauer „Die Flamme“, Gütersloh; W. Bauer „Das Lied der Freiheit“, München; W. Bauer „Das Unauslöschliche“, Weinheim; W. Bauer „Die schwarze Sonne“, Hannover

 

1949

 36893 Einwohner. 111 Pferde (Stand 1.4.) Kartoffelkäfer- Sperlings- und Mäuseplage. Eröffnet werden: die HNO-Abteilung des Krankenhauses am Stadtpark, eine TBC-Tagesheilstätte im Bootshaus sowie eine Krankenpflegeschule. Das Andreasheim wird wiedereröffnet, die Weißenfelser Straße in Leninstraße umbenannt (am 24.2.) die Freiimfelder Schule selbständige Grundschule. Stadtkommandant ist Oberstleutnant Kirkasan. Im Schlossgarten findet erstmals eine Fronleichnamsfeier statt.

 Am 18.1. treffen die ersten von ca. 200.000 Aktenpaketen des Preußischen Staatsarchivs in Merseburg ein (werden im Ständehaus II zwischengelagert und ab 1950 ins Archivgebäude in der König-Heinrich-Straße, dem einstigen Kartei-Haus der Landesversicherungsanstalt gebracht); im Januar herrscht ein akuter Glühbirnenmangel und eine erste Maschinen-Ausleihstation entsteht in Merseburg; am 14.2. öffnet die Gaststätte Central; am 20.2. wird in St. Norbert eine neue Orgel eingeweiht; im Februar findet eine 60-Jahr-Feier Kaufhaus Dobkowitz statt; im März gibt es in Merseburg eine Großkundgebung Nationaler Widerstand gegen drohende Kriegsgefahr und werden die Stadtwerke in das kommunale Wirtschaftsunternehmen eingegliedert; am 8.3. wird das Haus der Frau übergeben; im Mai gastiert der Zirkus Busch in Merseburg; am 15./16.5. finden die Wahlen zum 3. Deutschen Volkskongress statt; am 18.5. gründet die Musikpädagogin Ruth Luckau die Merseburger Musikschule, die alsbald zur ersten Volksmusikschule der späteren DDR werden soll; am 23.5. eröffnet das Konsum-Kaufhaus am Teich. Am 6.7. wird der Vorschlag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht die König-Heinrich-Straße in Heinrich-Zille-Straße umzubenennen, der Antrag scheitert; 23.7. findet in Merseburg eine Kreiskulturkonferenz statt; am 1.9. wird die Betriebsberufsschule Konsum eröffnet; am 1.10. der kulturhistorische Teil des Merseburger Heimatmuseums in den südlichen Räumen des Erdgeschosses im Haus der Kultur untergebracht (auch das Stadtarchiv); am 10.10. findet auf dem Markt eine Großkundgebung anlässlich der Gründung der DDR statt (20000 Teilnehmer); am selben Tag werden in Merseburg aus der Verbandsberufsschule zwei selbständige Berufsschulen gegründet: die Berufsschule für Gewerbe und Wirtschaft sowie die Berufsschule für Land- und Hauswirtschaft; im November wird die König-Heinrich-Schule in Goethe-Schule umbenannt, der Danziger Weg in Platanenweg, der Memeler Weg in Erlenweg und die Saarstraße in Ahornweg; am 23.12. das Walter-Husemann-Heim der FDJ eingeweiht. Danziger Weg in Platanenweg umbenannt.

 Pfarrer St. Thomae: Eberhard Schültke (-1970).

 Literatur: Felix Genzmer „Da signet Krist - thû biguol'en Wuodan“, Uppsala, Stockholm, Kopenhagen; W. Bauer „Blätter von der Hoffnung“, Gütersloh; W. Bauer „Die Erzählung des letzten Hirten“, Weinheim; W. Bauer „Traum vom Glanz der Welt“, Weinheim; W. Bauer „Schönheit ist nur ein Gast“, Stuttgart; W. Bauer „Der Gesang vom Sturmvogel“, Bremen; W. Bauer „Märchen aus 1001 Nacht“, Stuttgart

 

1950

 wird mit der Instandsetzung des Kapitelshauses begonnen und die Neumarktkirche St. Thomae repariert. 38848 Einwohner. Umbenannt werden folgende Straßen: Woermanstraße in von-Bayernstraße, Wißmannweg in von Helmholtz-Weg, Wikingerweg in Bunsenstraße, Nachtigalweg in Fritz-Hofmann-Weg, Windhukweg in Max-Planck-Weg, Tangaweg in Mitscherlich-Weg, Lüderitzweg in von-Liebig-Weg und Petersstraße in Klaprothstraße, Dietrich-Eckehart-Straße in Fritz-Reuter-Straße. Auf Vorschlag der FDJ wird das Annemariental in Friedenstal, die Elisabethhöhe in Friedenshöhe und die Elisabethstraße in Straße der Jugend sowie anlässlich Stalins 71. Geburtstag (am 21.12.) die Hölle in Platz der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft umbenannt. Neu benannt werden Alois-Senefelder-Straße, Dieselstraße, Friedrich-Wöhler-Straße, Gaußstraße, Huttenstraße, Nernststraße, Seebeckstraße und von-Behring-Straße. An den Saaleterrassen werden Gräber der Thüringer Kultur aufgedeckt. Die HO richtet so genannte fliegende Verkaufsstellen ein. Die private Musikschule von Ruth Luckau wird im Februar verstaatlicht und somit Volksmusikschule. Merseburg wird am 27.4. in den Kreis Merseburg eingegliedert, verliert den Status einer kreisfreien Stadt; Einteilung der Stadt in Wohngebiete; Kreisreform: der Kreis Merseburg bekommt das Geiseltal mit Mücheln zugeschlagen, gibt im Norden Gebiete an Halle und den Saalkreis (u.a. Passendorf), im Osten Gebiete um und mit der Stadt Schkeuditz, im Südosten Lützen und Umgebung an Weißenfels ab, die Fläche des neuen Kreises beträgt 473 km²; ab 1.7. nennt sich der Oberbürgermeister Graul Erster Bürgermeister; am 18.12. wird Erich Schulz zum Bürgermeister gewählt (-1954). Landrat: Kurt Obst. Im Januar wird der Staupenbrunnen instand gesetzt; am 12.2. finden die 1. Kreismeisterschaften im Tischtennis in Merseburg statt; im März öffnet in der Domstraße eine Geschäftsstelle des FDGB-Feriendienstes; im April wird die Volksbuchhandlung gegründet; am 31.7. Kötzschen eingemeindet; am 6.8. auf der neu erbauten Radrennbahn der Große Friedenspreis ausgefahren; am 7.8. führt eine Etappe der DDR-Rundfahrt durch Merseburg; am 30.8. findet ein Tag der Freundschaft statt; vom 30.9.-1.10. wird in Merseburg ein Kreiswettbewerb für Flugmodellsportler durchgeführt; am 15.10. ein neues Stadtparlament gewählt, die Kandidaten der Nationalen Front erhalten 99,2 % der Stimmen; am 22.10. wird das kulturhistorische Museum im Haus der Kultur eröffnet und im November die Kanalbrücke wieder in Betrieb genommen (Brückenkonstruktion vom Elster-Saale-Kanal aus der Gegend um Schladebach anstelle der ursprünglichen Brücke auf die Fundamente aufgesetzt). Richard Christ (später als Schriftsteller bekannt) legt in Merseburg sein Abitur ab. In den Rabenkäfig zieht für 18 Jahre die Rabenkrähe Otto ein.

 Domdiakon: Konrad Udo Christian Trinius (-1971).

 Literatur: W. Bauer „Mount Everest“, Gütersloh; W. Bauer „Besser zu zweit als allein“, München

 

1951

 wird das Christianen Waisenhaus TBC-Station, in den ehemaligen Blancke-Werken die Produktion von Aluminium-Folie aufgenommen; die Musikschule zieht von der Ernst-von-Harnack-Schule ins Ständehaus um. Schwere Hagelschäden. Im April wird der Kindergarten Goethestraße eröffnet, zum 30.4. das Kommunale Wirtschaftsunternehmen aufgelöst; am 1.5. eine Poststelle Merseburg-Süd eingerichtet; im Juni gibt das Kammerorchester der Volksmusikschule ein erstes Konzert; am 17.6. öffnet das im Kloster eingerichtete Museum Natur und Mensch, am 24.8. gastiert ein mongolischer Volkschor auf dem Sportplatz Vorwärts, Lauchstädter Straße; vom 24.8.-1.9. findet eine Woche des Gartenbaus in Merseburg statt; am 9.9. erstmals nach dem Kriege wieder eine Ruderregatta auf der Saale (3-Städte-Regatta: Merseburg, Weißenfels, Naumburg); im November wird die Merseburger Straßenbahn volkseigen und am 25.11. das Nationale Aufbauwerk (NAW) Merseburg gegründet. Werner Heiduczek (später als Schriftsteller bekannt) wird Schulrat in Merseburg (bis 1953).

 Landrat: Reinhold Morgenstern (-1954); Domorganist: Hans-Günther Wauer; Pfarrer St. Viti: Kurt Kretschmann (-1963).

 Literatur: P. Forbrich „Dom und Schloss zu Merseburg“ (3. Auflage?); W. Bauer „Die Sonne von Arles“, Hattingen

 

1952

 Neugliederung der DDR, der Landtag Sachsen-Anhalts beschließt (am 25.7.) die Bildung der Bezirke Halle und Magdeburg, Merseburg ist nunmehr Kreisstadt im Bezirk Halle. Baubeginn Merseburg-Süd. Heißer Sommer, große Kartoffelkäferplage. Am 23.4. stirbt die berühmte Sopranistin Elisabeth Schumann in New York. Am 6.1. wird der neu erbaute katholische Kindergarten eröffnet; am 19.3. der spätere Leichtathlet Jörg Pfeifer in Merseburg geboren; am 1.5. der Grokepark in Goethe-Park umbenannt; am 10.5. 50-Jahre Merseburger Überlandbahn; im Juli 5 Jahre GDSF Merseburg gefeiert, die Stadtbibliothek nach der Christianenstraße 1 verlegt und ein Schachpokal ausgespielt; im August die Gesellschaft für Sport und Technik Merseburg (GST) gegründet; im September der Gotthardteich entschlammt und der Schlamm für die Begrünung des hinteren Teiches verwendet, ein Schwanenhaus gebaut und auf dem ehemaligen Stadthallengelände eine Grünfläche angelegt; ebenfalls im September beschließt die Volkskammer das Gebäude der ehemaligen Landesversicherungsanstalt zur Erweiterung des Merseburger Krankenhauses zu nutzen; im Oktober feiert man in Merseburg 60-Jahre Arbeitergesang; am 15.10. findet ein Turnier um die Schach-Stadtmeisterschaft statt; am 28.10. das erste Abonnementkonzert der Kreismusikschule; auch wird im Oktober das Deutsche Rote Kreuz Merseburg (DRK) gegründet; im November wird die Ernst-Thälmann-Straße Hauptstraße der Stadt; am 22.11. der Wartesaal und die Mitropa-Bahnhofsgaststätte und im Dezember anlässlich des 100. Todestages Friedrich Ludwig Jahns eine Ausstellung im kulturhistorischen Museum eröffnet.

 1. Kreissekretär SED: Krawczinski (-1956); Superintendent: Martin Matthias Schenke (-1954); 2. Pfarrer St. Viti: Johannes Hegewald (bis 1969).

 Literatur: Helmut Schoepke „Die weise Gefährtin“, Berlin; W. Bauer „Polflug“, Gütersloh

 

1953

 40170 Einwohner. Dachreparaturen am Dom werden abgeschlossen und mit Innenerneuerungen begonnen (1955 beendet), Carl Crodel entwirft für die Chorapsis drei farbige Fenster; Merseburg wird als Wiederaufbaustadt der DDR, Kategorie III, eingestuft. Umbau der Radrennbahn. Instandsetzung des Zech’schen Palais. Stadtkommandant: Oberst Beleijew. Am 9.3. zieht nach dem Tode Stalins ein Trauermarsch Merseburger Werktätiger durch die Stadt; am 22.4. wird im Kaffeehaus Meuschau der Merseburger Fußballklub Rotation gegründet; am 29.4. die Altenburger Turnhalle übergeben; am 30.4. fasst der Ministerrat der DDR den Beschluss, Merseburg zum Zentrum des Industrieballungszentrums Leuna/Schkopau/Beuna mit 75000 Einwohnern auszubauen; im Mai wird der VEB Gebäudewirtschaft Merseburg gegründet und in der vormals Eichhorn’schen Villa das Haus der Pioniere eröffnet. Am 17.6. kommt es in und um Merseburg zu Streiks, Buna-Arbeiter marschieren nach Merseburg, Merseburger Arbeiter besetzen die Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und die Untersuchungshaftanstalt in der Poststraße, es kommt zu einer gemeinsamen Kundgebung mit ca. 10000 Teilnehmern auf dem Marx-Engels-Platz. Infolge der landesweiten Ereignisse des 17. Juni wird der abgesetzte Chefredakteur der Regierungszeitung „Neues Deutschland“, Rudolf Herrnstadt, im August ins Staatsarchiv Merseburg strafversetzt, wo er bis 1966 angestellt bleibt (bis 1955 lebte auch seine Tochter, die spätere Schriftstellerin Irina Liebmann, mit hier). Am 25.6. findet in Merseburg erstmals ein Bauernmarkt statt; im Juli gibt es eine Seidenspinnerplage; am 18.10. wird der instand gesetzte Schlossgartensalon wiedereröffnet.

 Pfarrer in Kötzschen: Rübner (-1960).

 Literatur: Theo Harych „Im Geiseltal“ (Roman); W. Bauer „Mein blaues Oktavheft“, Hamburg

 

1954

 wird das Kino Völkerfreundschaft und der Industrieladen sowie die Kinderbibliothek des Hauses der Pioniere im Ständehaus eröffnet sowie der Glockenturm der Kreuzkapelle eingeweiht. Die Merseburger Kanu-Sportlerin Elfriede Hugo-Schneider wird Weltmeisterin. Am 6.1. erster Unterrichtstag in der neu erbauten Grundschule Freiimfelde; am 25.1. findet auf dem Markt eine Großkundgebung anlässlich der Berliner Außenministerkonferenz zur gesamtdeutschen Verständigung statt; ab 10.4. Altenburger Schule im Zech’schen Palais; am 16.4. wird das Bootshaus wiedereröffnet; im Juni die Urania Merseburg; im Juli das Beton- und Kieswerk (das spätere Betonkombinat) gegründet; am 10.8. Eröffnung der ersten Toto-Annahmestelle im Süßwarenladen am Kreishaus. Am 1.9. nimmt die Technische Hochschule Chemie Leuna-Merseburg (THC) mit 210 Studenten den Lehrbetrieb auf, Standort ist bis zum Bau der Hochschulgebäude in Halle, Neuwerk 7, erster Rektor: Prof. Dr. Dallmann (-1955), der offizielle Gründungsakt mit feierlicher Immatrikulation findet am 19.10. im Klubhaus Leuna statt, Grundsteinlegung für das erste THC-Gebäude (als Alternative für das Baugelände an der Geusaer Straße war Leuna-Daspig vorgesehen). Merseburg wird Hochschulstadt.

 Ebenfalls am 1.9. wird die Fachschule für Binnenhandel in Merseburg gegründet; im September ist Merseburg Etappenort der 6. DDR-Radrundfahrt, es siegt „Täve“ Schur; im November findet das 1. Merseburger Sinfoniekonzert statt. Eva Ernst wird Organistin an St. Maximi. Bis 1955 erscheint „Der Merseburger Rabe“

 Kommissarischer Bürgermeister: Stadtrat Hanf (-1956); Vorsitzender Rat des Kreises: Kurt Meißner (-1956).

 Literatur: H. G. Steinberg „Merseburg, ein Beitrag zur Stadtgeographie Mitteldeutschlands“, Münster; „Die alte Domstadt Merseburg“; W. Bauer „Griechische Sagen“, Stuttgart

 

1955

 wird der Innenraum des Domes in einer hellen Tönung ausgemalt, der Kreuzgang und die Michaeliskapelle verputzt; die katholische Kirche St. Norbert renoviert und erweitert. Karl Wucherer baut ein Modell Merseburg um 1800. Instandsetzung der Dorfkirche Meuschau. Die Deutsche Binnenreederei stellt einen Schleppdampfer „Merseburg“ in Dienst (1975 abgewrackt). Im Frühjahr kommt es durch Ölabwässer zu einem Fisch- und Schwansterben auf dem Gotthardteich; im März gastiert der Zirkus Aeros in Merseburg; ab April erscheint „Unser Merseburger Land“, im Juni findet in Merseburg das 1. Kreisturn- und Sportfest und am 4./5.6. ein erstes Heimatfest statt. Am 1.9. wird in Merseburg-Süd eine neue Schule übergeben (die spätere Weinert-Schule); am 26.11. die restaurierte Orgel in St. Maximi wieder eingeweiht, am 27.11. der obere Saal des Schlossgartensalons nach M. A. Nexö benannt.

 Rektor THC: Prof. Dr. Eberhard Leibnitz (-1958); Superintendent: Ernst Füg (-1968).

 Literatur: Hans-Günther Wauer „Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum der Ladegast-Orgel im Dom zu Merseburg“; W. Bauer „Der Einsame“, Dresden

 

1956

 Baubeginn Merseburg-Nord. Naturkundemuseum und kulturhistorisches Museum zum städtischen Museum vereinigt. Kinderbibliothek zieht ins Haus der Pioniere ein. Neues Bahnhofsgebäude übergeben, ehemaliges Müllers Hotel auf dem Bahnhofsvorplatz abgerissen. Dammbruch Werder, Hochwasser. Rabensage soll als Oratorium geschrieben werden, Text: Karl Zimmermann, Musik: Alfred Stiehler, bleibt jedoch in ersten Anfängen stecken. Das traditionelle Altenburger Gasthaus Bergschlösschen, seit 1945 noch als Rossküche in Betrieb, wird geschlossen. Bergmannseck aus Kolonie umbenannt. Am 6.3. kommt Arnolt Bronnen nach Merseburg, schreibt eine Reportage für den Band „Deutschland kein Wintermärchen“; am 5.4. wird die ehemalige Landesversicherungsanstalt als Internes Haus des Kreiskrankenhauses übergeben; vom 1.-10.6. findet in Merseburg wieder ein Heimatfest statt; am 21.10. wird das Kriegerdenkmal für die Befreiungskriege vom Flugplatz in den Schlossgarten versetzt; am 20.11. werden in Kötzschen neue Straßennamen eingeführt, sofern eine Doppelbenennung mit Merseburg vorlag; am 30.11. wird die Arbeiterwohnungsgenossenschaft gegründet und  am 31.12. der Schlachthof aus kommunalem Eigentum an den Konsum übergeben.

 Bürgermeister: H. Winter (-1957); Vorsitzender Rat des Kreises: Steinborn (-1971); 1. Kreissekretär SED: Rudi Ulbrich (-1958); Pfarrer St. Maximi: Egon Vögler (-1959)

 Literatur: Joachim Bönecke „Die Orgel im Dom zu Merseburg“ (Manuskript); W. Bauer „Folge dem Pfeil“, München; W. Bauer „Die langen Reisen“, München

 

1957

 Ernst-Thälmann-Straße (Magistrale nach Entwürfen von Hans Mertens) im ersten Bauabschnitt übergeben. Alte Hoffischerei abgebrochen. THC erhält Promotionsrecht. Benannt werden Ernst-Moritz-Arndt-Straße, Bertolt-Brecht-Straße, Benndorfer Straße, Naundorfer Straße und Wernsdorfer Straße. Im Juni wird in der Burgstraße 5 ein Billigwarenladen (Biwa-Laden); am 16.8. im Ratskeller ein Zeitkino eingerichtet; am 1.9. werden Schlossensemble und Kloster (Altenburg) unter Denkmalschutz gestellt; im Oktober wird der Goldene Hahn nach Renovierung wiedereröffnet; am 10.10. erhält das Kreiskrankenhaus den Namen Carl von Basedow-Krankenhaus; am 31.10. werden die Wernsdorfer und die Naundorfer Straße angelegt; am 3.11. Grundsteinlegung für die neue Christkapelle; am 13.12. wird der Studentenklub THC gegründet; am 25.12. kommt es zu einem Brand in der Goethe-Schule.

 Bürgermeister: E. Schulz (-1958).

 Literatur: Walter Saal „Die oberirdischen Bodenaltertümer des Kreises Merseburg“; Gerhard Weber „Das Revolutionsjahr 1848 im Merseburger Land“; „Die Tausendjährige Geschichte Merseburgs in Schriftdenkmälern“ (Begleitheft zur Ausstellung im Alten Rathaus); W. Bauer „Nachtwachen eines Tellerwäschers“, München

 

 1958

 Baubeginn Merseburg-West. Merseburg wird Mitglied des Hanseschen Geschichtsvereins. Mit Schuljahresbeginn Einführung des polytechnischen Unterrichts an den Merseburger Schulen. Am 29.5. werden die nach dem Krieg eingeführten Lebensmittelkarten abgeschafft; am 22.7. wird die Leihbücherei Stollberg aufgelöst; am 26.7. empfiehlt Albert Schweitzer in einem Schreiben an den Domorganisten, die Merseburger Ladegastorgel im ursprünglichen Zustand zu erhalten; am 29.7. Lizenzvergabe für eine wissenschaftliche Zeitschrift der THC; am 24.9. Gründung der PGH Raum und Farbe; gegründet werden in diesem Jahr auch die PGH Fundament und die PGH Aufbau; am 21.10. findet erstmals eine Veranstaltung einer Filmvolkshochschule statt; am 30.11. tagt erstmals das von Albrecht Gabriel gegründete "Laieb-Autorenkollektiv", vom 7.-14.12. Ausstellung des Hygienemuseums Dresden auf dem Marx-Engels-Platz.

 Bürgermeister: Robert Straas (-1970); Rektor THC: Professor Dr. Heinz Schmellenmeier (-1961); 1. Kreissekretär SED: Franz Fischer (bis 1974).

 Literatur: Helmut Schoepke „In Angst getrost“, Berlin (Lyrik); W. Bauer „Die Tränen eines Mannes“, München; W. Bauer „Über die Grenzen“, Malmö; W. Bauer "Gerrit Engelke", Dortmund

 

1959

 wird Merseburg nach Verkündigung des Chemieprogramms der DDR als Chemiezentrum bezeichnet. Ruine des Neuen Rathauses geschleift. Gründung des ersten Arbeitersinfonieorchesters der DDR an der Musikschule Merseburg unter Direktor Werner Gäbler. Am 25.1. Kirchweihfest der katholischen Kirche Merseburg-Süd, St. Ulrich, erster Pfarrer: Klaus Winkelmann (-1960); ab 17.4. ist für etwa 14 Tage ein Flamingo an der Saale bei Meuschau zu beobachten; im Juni finden Friedensmärsche der Frauen in Merseburg statt; 20.6. in Merseburg ein großer Buchbasar auf dem Marx-Engels-Platz, dabei u.a. Hans Lorbeer, Werner Steinberg, Ludwig Turek, ebenfalls im Juni stellt die sowjetische Fliegergarnison dem Merseburger Krankenhaus Unterdruckkammern zur Keuchhustenbehandlung zur Verfügung; am 30.7. werden die Immanuel-Kant-Straße und die Rudolf-Harbig-Straße benannt; angelegt werden auch der Lerchenweg, der Starweg und die Straße des Friedens; am 1.9. Verschmelzung der Ernst-von-Harnack-Schule und der Käthe-Kollwitz-Schule zur Erweiterten Oberschule (EOS) Ernst Haeckel; im September wird der Grundstein für ein neues Wasserwerk gelegt; im Oktober eine Zweigstelle der Stadtbibliothek in der Burgstraße und die Kinderpoliklinik in der Christianenstraße eröffnet; am 21.12. die Elektrifizierung der Eisenbahnstrecken Merseburg-Halle und Merseburg-Mücheln abgeschlossen.

 Literatur: Walter Zwarg „Merseburg/Leuna“, Dresden

 

1960

 geht der Domchor in den Motettenchor auf und wird die Orgel in St. Norbert erweitert (-1964). Feier des 100-jährigen Gemeindejubiläums St. Norbert. Im Februar wird in der Magistrale eine Imbiß-Halle eröffnet; am 3.4. gibt das Arbeitersinfonieorchester Merseburg sein erstes Konzert im Klubhaus der Metallwerker; am 10.4. wird das Dienstleistungskombinat Merseburg gegründet; am 1.5. das Café Geiseltal eröffnet; am 11.6. finden Veranstaltungen anlässlich der Arbeiterfestspiele in Merseburg statt; im Juli übergibt die sowjetische Kommandantur ihr bisheriges Dienstgebäude an das Krankenhaus zur Nutzung als Kinderstation und der Gotthardteich wird wieder entschlammt; am 5.7. stirbt der Merseburger Heimatforscher Alfred Gerhardt; am 18.7. wird der spätere Ruder-Olypiasieger Uwe Heppner in Merseburg geboren; am 1.9. wird die II. Oberschule Merseburg-Süd; im November das Hochhaus Merseburg-Süd eingeweiht. Gründung eines Zirkels schreibender Arbeiter in Merseburg, erster Leiter: Rainer Kirsch.

 Pfarrer St. Ulrich: Peter Gospos (-1962).

 Literatur: H. Möbius „Der Dom zu Merseburg“, Berlin (Das christliche Heft Nr. 44/45); W. Bauer „Der weiße Indianer“, Berlin

 

1961

 Wohnungsbauabschluß Merseburg-Süd und Merseburg-Nord. Neueinteilung der Stadt in Stadtbezirke; Eingemeindung der westlich der F91 liegenden und bis dahin zu Leuna zählenden Siedlerstraße und Dammstraße (wurde Südstraße bzw. Teil des Kötzschener Weges). Benannt werden Förderstraße, Arthur-Becker-Straße und Steigerstraße. Ratskeller als Gaststätte wiedereröffnet. Ölhavarie auf dem Gotthardteich. Evangelische Christus-Kirche Merseburg-Süd eingeweiht, Pfarrer: Hans-Otto Opitz. Im März wird in der II. Oberschule Merseburg-Süd ein Lichtspielbetrieb eingerichtet, am 10.4. das Stadtambulatorium Merseburg-Süd eingeweiht; am 13.4. der Bahnhofsplatz in Gagarinplatz umbenannt; am 20.4. Namensgebung Erich-Weinert-Schule; am 19.8. Aktivtagung aller Blockparteien Merseburgs, einmütige Begrüßung des Mauerbaus in Berlin; am 23./24.9. finden die Weltmeisterschaften im Sportangeln in Merseburg statt (Austragungsort: Kanal bei Günthersdorf), Sonderbriefmarkenedition; im  November 500-Jahr-Feier Andreasheim; am 9.12. Eröffnung des Zentralen Klubs der Jugend und Sportler in Merseburg.

 Rektor THC: Prof. Dr. Elmar Profft; Pfarrer St. Maximi: Günter Bronisch (-1967).

 Literatur: W. Bauer „Die Stimme“, München

 

1962

 wird das Merseburger Museum in den Ostflügel des Schlosses umgelagert (auch das Stadtarchiv). Benannt werden die Geisaltal- und die Glückaufstraße. Für den Fernsehfilm „13 Schornsteine“ finden Außenaufnahmen in Merseburg statt. Im Januar wird das Kino Centrum geschlossen; am 19.5. findet die 10. Merseburger Ruderregatta statt; am 21.7. Eröffnung der I. Kinderkrippe Merseburg-Süd; am 17.9. nördlich Richters Baumschulen Grabfunde der La Tène-Zeit, am 7.11. Einweihung des Obelisk auf dem sowjetischen Soldatenfriedhof.

 Rektor THC: Prof. Dr. Rolf Landsberg (-1964); Pfarrer St. Ulrich: Helmut Langos (bis 1997); Pfarrer Kötzschen: Martin Arthur Erich Ziegler (bis 1968).

 Literatur: Hans-Joachim Mrusek „Merseburg“, Leipzig; W. Bauer „Klopfzeichen“, Hamburg

 

1963

 wird Simone Hauck als 50000. Einwohner Merseburgs geboren. Die Firma Kühn restauriert die Domorgel. Das Kleist-von-Nollendorf-Denkmal wird im Schlossgarten, allerdings ohne Beteiligung von Vertretern der Stadt oder des Kreises, wiederaufgestellt, nachdem es 1945 vom Sockel gestürzt worden war; den neuen Sockel schuf der Kötzschauer Bildhauer Ottomar Schmidt. Das eingangs der Gotthardstraße stehende Kriegerdenkmal schleift man und verkippt die Reste in eine Kiesgruppe im Süden der Stadt. Im März wird der JAWA-Club gegründet; im Mai die Arbeiter-und-Bauern-Inspektion Merseburg (ABI); am 9.4. gastiert der amerikanische Bassist William de Valentine im Schlossgartensalon; am 1.5. besucht eine Delegation aus Châtillon Merseburg, Entwurf eines Freundschaftsvertrages (wird am 1.8. während einer feierlichen Ratssitzung ratifiziert), mitgereiste Jugendliche aus Châtillon drehen einen Film (wird im November in Châtillon aufgeführt); am 8.5. gibt das Pioniersinfonieorchester der Musikschule Merseburg sein erstes Konzert; im Juli findet in Merseburg eine 1. Pionierspartakiade statt; Start- und Zielort der diesjährigen DDR-Radrundfahrt ist Merseburg (27.7.-3.8.); am 17.8. wird der Busbahnhof am Gagarinplatz eingeweiht; vom 29.9.-5.10. findet eine Orgelfestwoche statt; am 18.4. wird an der THC die erste befestigte Straße übergeben; am 30.10. gastiert der Thomanerchor im Dom; am 9.11. wird die Brücke in der Bahnhofstraße nach längerer Bauzeit wieder für den Verkehr freigegeben; im November das Modehaus Sybille im Hochhaus am Bahnhof eröffnet; im Dezember die Tankstelle Ernst-Thälmann-Straße sowie der Bahntunnel Gerichtsrain wieder in Betrieb genommen; die DEFA dreht für den Film „Engel im Fegefeuer“ in Merseburg. Benannt werden Drosselweg, Feldstraße, Fichtestraße, Häuerstraße (früher Karawankenweg), Ikarusstraße, Straße der Kosmonauten, Otto-Lilienthal-Straße, Röntgenstraße und Ziolkowskistraße.

 Pfarrer St. Viti: Christoph Hinz (-1967).

 Literatur: Walter Schlesinger „Merseburg. Versuch eines Modells künftiger Pfalzbearbeitungen“, Göttingen; W. Bauer „Fremd in Toronto“, Hattingen

 

1964

 Außenarbeiten am Dom (-1971), u.a. wird das Obergeschoss der Sakristei abgetragen; Turm St. Thomae neu gedeckt; Patenschaftsvertrag mit dem Tanker Merseburg. Kosmonautenbrunnen auf Gagarinplatz von E. Baust. Im Haus der Kultur wird das Kreiskabinett für Kulturarbeit eingerichtet. Am 26.1. findet in Merseburg ein FDJ-Treffen Festivalvorfreude statt; am 20.2. wird der Kindergarten Sputnik eingeweiht; im Februar beteuert Bürgermeister Straas in einem Interview, dass die Merseburger Altstadt keinesfalls abgerissen werde, und der Stadtrat Günther sagt: Haus für Haus werde bearbeitet; im März wird die Ruine des Tivoli geschleift; im September dreht die DEFA in Merseburg für einen Karl-Marx-Film; im Oktober erhält die Säuglingsklinik den Namen Jussuff Ibrahim; am 3.10. Eröffnung eines Militärklubs im Haus der Kultur; am 29.10. wird die Klobikauer Straße in Carl-Schorlemmer-Straße umbenannt; am 4.11. der THC der Name Carl Schorlemmer verliehen.

 Rektor THC: Prof. Dr. Hans-Joachim Bittrich (-1968).

 Literatur: W. Bauer „Der Weg zählt, nicht die Herberge“, Hamburg; W. Bauer „Lorbeer für Hellas“; Walter Zwarg "Bad Dürrenberg-Merseburg-Bad Lauchstädt", Leipzig.

 

1965

 55569 Einwohner (Stand 31.12.). Schulneubau in Merseburg-Nord. Sieben kostbare Medaillons eines Glasfensters aus dem 13. Jahrhundert werden im Dom restauriert (Westwand). Gründung der Spezialklasse an der THC. Ab 1.1. werden Postleitzahlen angewandt, der Stadt Merseburg wird die Nummer 4200 zugeordnet. Flötenspielerinnen-Brunnen neben dem Café Geiseltal eingeweiht. Im Januar werden in ausgewählten Merseburger Gaststätten Musicboxen aufgestellt; die Instandsetzung des Johannesturmes wird abgeschlossen; im Februar registriert man 20 Frosttage; im März steigt die Anzahl der Straßenlampen in Merseburg von 1307 auf 2969; am 1.5. wird die Kaufhalle Merseburg-Süd und der HO-Menü-Laden in der Gotthardstraße eröffnet; am 8.5. erhält die II. Oberschule Merseburg-Süd den Namen Viktor-Koenen-Oberschule. Vom 17. - 23.5 finden Veranstaltungen zur 950-Jahr-Feier des Merseburger Domes statt, u.a. konzertiert der Dresdner Kreuzchor, auch erscheint zu diesem Anlass ein Sonderheft des „Merseburger Landes“. Am 27.5. Einweihung der Jugendzahnstation; am 26.6. findet in Merseburg die 1. Kreiskinder- und Jugendspartakiade statt; im Juli dreht die DEFA in Merseburg für den Film „Hannes Scharf“; am 1.9. Einweihung der Oberschule Merseburg-Nord (der späteren Joliot-Curie-Schule); am 3.10. kommt der Kosmonaut Alexej Leonow nach Merseburg; im November wird das Jugendblasorchester gegründet; 55 Gaststätten mit 3707 Plätzen werden gezählt; Übergabe einer zweiten Kinderkrippe in Merseburg-Süd, Geiseltalstraße.

 Literatur: Willi Lampe „Die archäologischen Grundlagen der Entstehung Merseburgs“, Halle; Walter Saal "Vorgeschichte und Geschichte des Kreises Merseburg";  W. Bauer „Hörspiele“, Hamburg; W. Bauer „Ein Deutscher meiner Generation“, Toronto

 

1966

 wird die Einwohnerzahl Merseburgs mit 56000 angegeben; Merseburg-Süd hat 12545 Einwohner und Merseburg-West 5500 (Stand November). Es gibt einen Plan im Ostflügel des Schlosses ein Chemie-Museum einzurichten, schließlich wird das Merseburger Museum aber als Kreismuseum wiedereröffnet (am 15.10.). Zum Jahresende wird „Unser Merseburger Land“ als Monats- (bzw. zuletzt Zweimonatszeitschrift) eingestellt (erscheint in großen Abständen weiter in Form von thematischen Sonderheften). Am 28.2. wird die Valentina-Nikolajewa-Tereschkowa-Oberschule eingeweiht (Namensgebung am 28.8.);im April findet im Haus der Kultur eine Festveranstaltung anlässlich der 150-Jahr-Feier der Buchhandlung Stollberg statt; am 12.5. werden die sterblichen Überreste des 1757, nach der Schlacht bei Roßbach, in Merseburg gestorbenen Generals de Broglie nach Frankreich überführt; am 7.6. treten Künstler aus der französischen Partnerstadt Châtillon im Schlossgartensalon auf; am 28.6. gibt es auf der Merseburger Radrennbahn eine große Sportveranstaltung mit namhaften Friedensfahrern; im August wird das Hochhaus an der F91 übergeben und die städtische Feuermeldeanlage wegen starker Korrosion außer Betrieb gesetzt; am 20.9. wird der Fotoclub Merseburg gegründet; und am 22.9. die spätere Schauspielerin Andrea Kathrin Loewig in Merseburg geboren; am 28.9. findet ein wissenschaftlich-technisches Forum 100 Jahre Gasversorgung der Stadt Merseburg und am 5./6.11 eine Jazz-Großveranstaltung Merseburg 66 anlässlich der diesjährigen Kulturtage der THC statt.

 Literatur: Ernst Füg „Der Dornbusch brennt - Gedanken vor dem Chorgestühl des Domes zu Merseburg“, Berlin; „Thietmar von Merseburgs Chronik, herausgegeben, neu übertragen und erläutert von Werner Trillmich“, Berlin (weitere Ausgabe Darmstadt 1985); Walter Saal „Sagen des Kreises Merseburg“; „Beiträge zur Geschichte der mitteldeutschen Arbeiterbewegung“; W. Bauer „Fragment vom Hahnenschrei“, Hamburg

 

1967

 wird ab Oktober das Haus der Kultur rekonstruiert (bis Mai 1968) und das Dach des Domes umgedeckt. Die Stadt- und Kreisbibliothek wird vorübergehend im Alten Rathaus untergebracht. Per 31.12. hat Merseburg 56142 Einwohner. Der Thüringer Weg wird in Weißenfelser Chaussee umbenannt. Eingliederung der Stadtgärtnerei in den VEB Stadtwirtschaft (zum 1.1.); Eröffnung der Tankstelle Merseburg-Süd und der Eisenbahnbrücke am Bergmannsring im März; ab April werden wieder Stadtführungen angeboten; am 3.4. Namensgebung der Joliot-Curie-Schule; am 24.4. Eröffnung der neuen Bahnlinie nach Halle-Neustadt; am 20.7. zieht die Lokalredaktion der Bezirkszeitung Freiheit vom Haus der SED-Kreisleitung am Domplatz ins Haus der Frau (Ernst-Thälmannstraße 29), im Juli werden die letzten Reste des Luftschutzbunkers im Schlossgarten gesprengt; im August wird der hintere Gotthardteich entschlammt; am 1.8. die so genannte Kinderkombination Merseburg-West; am 6.8. das Merseburger Freibad (Solebad) und am 27.8. der Pavillon im späteren Südpark eröffnet; am 1.9. Einweihung eines zweiten Schulneubaus in Merseburg-West (der späteren Juri-Gagarin-Schule) am 15.11. wird der Generalbebauungsplan für die sozialistische Rekonstruktion Merseburgs beschlossen.

 Literatur: W. Bauer „Ein Jahr“, Hamburg; Albert Gabriel "Schön Laub wachse am Jahresbaum", Kinderbuch, Berlin.

 

1968

 Restaurierung des Schlossgartensalons und des Dicken Heinrichs sowie des Staupenbrunnens; Neuanlage der Wege im Schlossgarten, Einrichtung einer Gaststätte in der Orangerie des Schlossgartensalons; Obergeschoß des Kapitelshauses wiederaufgesetzt; Gaststätte Goldene Kugel abgerissen; Wohnungsbauende Merseburg-West; Schwesternstation des Josephsheims aufgelöst; Stadtgottesackerkapelle instand gesetzt. Die Stadt- und Kreisbibliothek zieht ins Gebäude Ernst-Thälmann-Straße 20 ein. Am 5.1. wird die vierspurige Schnellstraße, der Thomas-Müntzer-Ring, übergeben; am 1.2. die Gerostraße auf Drängen der sowjetischen Kommandantur künftig als Teil der Straße der Jungen Pioniere geführt; am 2.2. erfolgt auf dem Marx-Engels-Platz die Grundsteinlegung für die sozialistische Rekonstruktion Merseburgs durch Horst Sindermann, in deren Zuge große Teile der Merseburger Altstadt abgerissen und willkürlich in Großblockbauweise bebaut werden; ab März produziert die Molkerei Merseburg Milch in Plastebeuteln; am 1.4. Gründung der PGH Motor; im Juni werden die Arbeiterfestspiele auch in Merseburg durchgeführt, anlässlich dieses Ereignisses finden u.a. die 1. Merseburger Musikfesttage statt; im Juli müssen in Merseburg alle Ulmen wegen eines Befalls mit Ulmensplintkäfern gerodet werden; im September Beginn der Begrünungsaktion in Merseburg, Anpflanzung von 75000 Bäumen und Sträuchern; im Oktober kehren Einheiten der sowjetischen Garnison Merseburg vom Einsatz aus der CSSR zurück, Massenkundgebung auf dem Gagarinplatz am 28.10., die Presse berichtet von einem triumphalen Empfang; am 11.11. gastiert Gisela May anlässlich der Kulturfesttage der THC in Merseburg; im Dezember findet der alljährliche Weihnachtsmarkt im Schlosshof und auf dem Domplatz statt. Im Rabenkäfig gibt es seit langem wieder einen Raben, der den Namen Korax erhält. Kurt Winzer schreibt die Mundart-Ballade „Dr Merscheborchr Rawe“.

 Rektor THC: Prof. Dr. Hans-Heinz Emons (-1975); Superintendent: Martin Arthur Erich Ziegler (-1974); Pfarrer St. Maximi: Günther Weyhe (-1984); Pfarrer St. Viti: Wolfgang Vogler (-1975); Pfarrer St. Norbert: Adolf Brockhoff (-1971); Pfarrer in Kötzschen: Queißer (-1973).

 Der in diesem Jahr gedrehte amerikanische Spielfilm „Alarmstart für Geschwader Braddock“ hat einen Flieger-Großangriff auf Merseburg zum Inhalt, Regie: Boris Sagal.

 Literatur: E. Schubert/P. Ramm „Die Inschriften der Stadt Merseburg“, Berlin/Stuttgart; H.-J. Mrusek/ H.-G. Müller/ W. Saal „Dom und Domstiftsbibliothek“; Albert Gabriel „Der Zuckertütenbaum“ , Berlin (Kinderbuch); „Naturschutz im Kreis Merseburg“; „Zur Geschichte der Arbeiterbewegung des Kreises Merseburg“ (Teil 1 und 2); W. Bauer „Die Kinder und die Armen“, Weinheim; Henry Beissel „The Price of Morning - Selected Poems by Walter Bauer“, Vancouver

 

1969

 wird im Februar der Platz der Opfer des Faschismus als Jugendobjekt vergeben; im April spricht Werner Lamberz anlässlich einer Jugendweiheveranstaltung in Merseburg und es wird der Spielplatz Merseburg-Süd übergeben; am 30.4. der Studentenklub THC in der Ölgrube eröffnet; am 24.5. findet in Merseburg ein Pfingsttreffen der Jugend statt und am 14.6. beginnen die 1. Merseburger Schlossfestspiele; im Juni kommt es durch heftige Regengüsse zu einer Überschwemmung des Bahnhofs; am 30.6. wird die spätere Leichtathletik-Olympiasiegerin Uta Rohländer in Merseburg geboren und am 4.7. unterhalb des Dicken Heinrichs eine Schiffsanlegestelle eingeweiht und eine Fahrgastlinie nach Bad Dürrenberg mit dem Schiff „Moritzburg „ eröffnet; im August Gründung der Kleingartenanlage Rotthügel; am 12.9. wird im Gotthardsteich ein neues Wasserspiel gesetzt; am 14.9. in Châtillon eine Straße nach Merseburg benannt (Rue de Merseburg); am 5.10. werden übergeben: die Hochhäuser am Südufer des Gotthardteiches, die Kosmos-Eisbar mit Planetarium und der Thomas-Müntzer-Park; am 6.10. öffnet die Goldbroilergaststätte, am 9.10. werden in Merseburg-West Giebelwandgemälde von Erich Enge und Dieter Rex übergeben; im Oktober mit dem Ausbau des Kliabettes von der Lindenbrücke bis zur Einmündung in die Saale begonnen, massives Wehr an der Lindenbrücke. Altenburger Schule wird Schule mit erweitertem Russisch-Unterricht. Der Wassermannbrunnen von Bendemann wird in den Anlagen des Hinteren Gotthardteiches in Betrieb genommen. Uraufführung der Orgelwerkes „Verschüttete Bauernflöte“ von Tilo Medek im Dom.

 Literatur: Hans Hartmut Schauer „Untersuchung des Baubestandes namentlich der Keller- und Gewölbeanlagen zur städtebaulichen Entwicklung der Altstadt“ (Dissertation); „Heimatbuch“ (Teil 1 und 2); Monika Lätzsch "Geburtstag ohne Nelken", Rostock

 

1970

 werden die letzten Reste des Sixtitores planiert. Der Rat des Kreises zieht anstelle der Kohlenverwaltung ins Schloss. Die Merseburger Schleuse erhält Elektromotore. Am 25.1. filmt der Deutsche Fernsehfunk in Merseburg; am 23.2. Übergabe des Waschstützpunktes am Marx-Engels-Platz; am 25./26.3. tagt der Staatsrat unter Walter Ulbricht im Plenarsaal des Hauses der Kultur; 12.4. Namensgebung Juri-Gagarin-Schule; vom 27.4.-14.5. finden die 1. Merseburger Hochschultage statt; am 1.5. Einweihung der neuen Poliklinik; Hochwasser am 5.5.; am 31.7. wird das Kino Völkerfreundschaft nach Umbau auf Cinemascope-Technik wiedereröffnet; im April zieht die Musikschule in den Ostflügel des Schlosses, im Sommer das Stadtarchiv in die Domküsterei, im November die Kinderbibliothek ins Bibliotheksgebäude in der Ernst-Thälmann-Straße; am 3.9. wird das Bodenreformdenkmal eingeweiht; am 1.10. die Sternwarte im Haus der Kultur; am 31.10. geht die Ampelanlage auf dem Thomas-Müntzer-Ring in Betrieb; am 19.12. wird eine neue Schule am Saalehang übergeben; im Dezember Einweihung einer neuen Orgel des Meisters Kühn für die Christus-Kirche. Die Pfarrstelle St. Thomae wird vakant. Übergabe des Jugendklubs Merseburg-West. Der später als Schriftsteller bekannte Konrad Potthoff legt in Merseburg sein Abitur ab.

 Kommissarischer Bürgermeister: Günther.

 Literatur: „Zur Geschichte der Bauern des Kreises Merseburg“; Peter Ramm „Das alte Merseburg“

 

1971

 Restaurierung der Kirche St. Viti (Chor-, Ober- und Schülerempore sowie Sakristei entfernt); Abriss des traditionellen Gasthofes Goldener Arm; im Zuge der Abrissarbeiten verschwindet der Straßenname Sixtiberg. Ab 1.1. Volks-, Berufs-, Wohnraum- und Gebäudezählung; am 16.1. wird ein Partnerschaftsvertrag mit der italienischen Stadt Genzano di Roma unterzeichnet; im Februar das Gasthaus Grüne Linde abgerissen; am 1.3. die zweite Schule am Saalehang übergeben, die Siegfried-Berger-Schule wird Pestalozzi-Schule; am 17.4. Eröffnung der Merseburg-Information; im Mai Gründung der PGH Ausbau; am 10.5. verkehren auf der mit 31 km längsten Straßenbahnlinie der DDR: Halle-Merseburg-Bad Dürrenberg erstmals moderne Tatra-Züge; am 9.6. wird der Wiederaufbau des Schlosses mit dem Aufsetzen eines neuen Helmes auf den Kammerturm abgeschlossen; am 20.6. das Lenin-Denkmal (ein Geschenk des Partnergebietes Baschkirien) durch Horst Sindermann eingeweiht; 21.-27.6. Kreismesse der Meister von Morgen in Merseburg; am 26.6. die Kettenbrücke am Gotthardsteich übergeben; am 7.10. die Kaufhalle Leninstraße eröffnet; ferner finden die 1. Merseburger Orgeltage statt. Friedrich Schorlemmer wird als Studentenpfarrer nach Merseburg berufen (bislang wurden die Merseburger Studenten und Jugendlichen von auswärtigen Pfarrern mitbetreut, so 1954/55 Pfarrer Hinz aus Halle, dann Vikar Hüttel von Heidenfeld aus Leuna und zuletzt Pfarrer Müller aus Neukirchen.)

 Bürgermeister: Heinz Kircheis (-1979); Vorsitzender Rat des Kreises: Horst Hedler (-1989); Dompfarrer: Christoph Müller (bis 1985); 2. Pfarrer St. Viti: Dieter Besser (-1986); Pfarrer St. Norbert: Theodor Steinhoff (-1990).

 Literatur: Albert Gabriel „Der Rathausschlüssel“, Berlin (Kinderbuch)

 

1972

 Inneninstandsetzung des Domes (bis 1974); Restaurierung St. Maximi (bis 1973), dabei wird der neugotische Altar durch den 1511 geschaffenen, wohl aus der Sixti-Kirche stammenden und zuletzt in der Stadtfriedhofskapelle aufgestellten Altar ersetzt. Der Orgelbaumeister Arnulf Schroen begründet seine Werkstatt in Merseburg. Am 14.2. wird die Kinderkombination Lessingstraße eröffnet; im Mai die Schnelle Medizinische Hilfe Merseburg (SMH) gegründet und ein Partnerschaftsvertrag mit der polnischen Stadt Chorzow geschlossen; am 3.5. Beginn der Braunkohleförderung im Tagebau Merseburg-Ost; am 15.9. kommen Fidel Castro und Erich Honecker nach Merseburg; am 30.6. wird die Kaufhalle Merseburg-West eingeweiht; am 25.6. erhalten die Schulen am Saalehang die Namen Hermann-Matern-Oberschule und Otto-Grotewohl-Oberschule; am 10.9. wird die Wasserbereitstellung für Kleinkinder (eingeführt aufgrund einer schlechten Wasserqualität) aufgehoben; am 20.9. kommen Gustav Husak, Lubomir Strougal und Willi Stoph nach Merseburg; auch wird im September die Kulturbundgruppe Stadtführer und Heimatgeschichte gegründet; am 5.10. Übergabe der Jugendzahnklinik Poststraße.

 

1973

 die Neumarktkirche St. Thomae wird nicht mehr kirchlich genutzt; am 1.1. wird das Haus der Kultur zum Kreiskulturhaus erklärt; im Januar das Rentnerhochhaus übergeben; im März eine Beratungsstelle für Sprach-, Stimm- und Hörgeschädigte eingerichtet; im Mai findet in Merseburg die 3. Kreiswehrspartakiade der GST, am 8.7. das 1. Kreisjägerfest und vom 18.-21.7. die DDR-Meisterschaften im Schiffsmodellsport (auf dem Gotthardteich) statt; am 15./16.9. gibt es eine Feier anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Merseburger Imkersparte; am 5.10. wird eine Sondertagesstätte für psychisch geschädigte Kinder in der Goethestraße und am 6.10. der Jugendklub Merseburg-Süd eröffnet; am 19.11. der IMO-Fanfarenzug gegründet; am 5.12. weilt der Vorsitzende der KPI, Enrico Berlinguer, in Merseburg. Der Schriftsteller Siegfried Weinhold siedelt sich für einige Jahre in Merseburg an. Der Platz der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft wird in Dr. Salvador-Allende-Platz umbenannt. Abriss im Raum Roßmarkt. Bei AMIGA erscheint die Langspielplatte „H. G. Wauer spielt Liszt auf der Ladegastorgel des Domes zu Merseburg“. Jürgen Jankofsky gründet mit Eckhard Pietzak die Rock-Band „Zakk-Set“ (in Nachfolge der Bands „Toccatos“, „Formation 70“, „ad libitum“ u.a.)

 Der Pfarrer der Christus-Kirche Hans Otto Opitz wird auch Pfarrer in Kötzschen (-1997).

 Literatur: Helmut Lippelt „Thietmar von Merseburg“, Köln/Wien

 

1974

wird die F181 nach Leipzig im Stadtgebiet Merseburg vierspurig ausgebaut. Der Plan den Gerichtsrain in Châtillonstraße umzubennen wird aufgegeben. Das Kirchspiel Merseburg wird gegründet und eine bruderschaftliche Leitung eingeführt; der Domprediger ist künftig nicht mehr automatisch auch Superintendent; Domprediger wird: Ulrich Schlase (-1995); Superintendent der Pfarrer von St. Maximi Günther Weyhe (-1984); Stefan Heym liest in der evangelischen Studentengemeinde. Im Februar wird der neue Zentralfriedhof an der Geusaer Straße übergeben und die Alu-Folie mit dem Karl-Marx-Orden ausgezeichnet; im März finden Kommunalwahlen statt; am 18.4. öffnet die neue Mensa der THC; am 1.5. der Pavillon im Thomas-Müntzer-Park; im Juli die Kinderkombination Kinderland; im August erfolgt eine quadrophonische Rundfunkaufnahme im Dom nach dem Kunstkopfprinzip; am 1.9. wird die Medizinische Fachschule Merseburg gegründet. Am 1.10. werden anlässlich des 25. Jahrestages der DDR folgende Straßen umbenannt: Weiße Mauer, Dammstraße und Friedrich-Ebert-Straße in Straße der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft, Haackestraße in Julius-Langner-Straße, Hermann-Löns-Weg in Kurt-Kühn-Weg, Kinzigweg in Sputnikweg, Lahnweg in Sojusweg, Lippeweg in Venusweg, Mainweg in Wostokweg, Murgweg in Laikaweg, Nulandtstraße in Georg-Schumann-Straße, Reinefarthstraße in Ernst-Grube-Straße, Rheinstraße in Straße der Freundschaft, Ruhrweg in Kosmosweg, von-Bayer-Straße in Straße des Chemiearbeiters, Wupperweg in Lunaweg. Am 7.10. erhält die Stadt Merseburg den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze verliehen und wird die Rischmühleninsel als Insel der Freundschaft zum Festplatz der Bevölkerung bestimmt; Gründung eines Klubs der Offiziers- und Militäranwärter. Aufstellung der Spielschnecke von Günther Kaden im Südpark (1990 wegen Abnutzung entfernt). Die Band „Ougenweide“ veröffentlich auf dem Album „All die weil ich mag“ einen Song zu den Merseburger Zaubersprüchen.

 Literatur: Delau/Große „Zeit für Zaubersprüche“, Halle; Peter Lindner „Die Entstehung der Turn- und Sportbewegung in Merseburg“ (Dissertation)

 1. Kreissekretär SED: Gustav Waschkowitz (-1984).

 

1975

 wird das Hauptpostamt Merseburg gebildet und die THC in die Internationale Union der Universitäten aufgenommen; im Mai der Ehrenfriedhof Merseburg-Süd neu gestaltet; am 8.5. der Möbelpavillon und das Schiffsrestaurant Teichperle eröffnet und am 9.5. das Denkmal der Befreiung (eine aufgesockelte MIG-17) eingeweiht; am 17.11. das Promotionsverfahren Rudolf Bahro an der THC eröffnet (am 17.1.1977 nach Einspruch des Dekans der Fakultät trotz positiver Gutachten abgebrochen; eine Teilveröffentlichung des aus der Dissertationsschrift entstandenen Buches „Die Alternative“ im Spiegel führte schließlich zur Verhaftung Bahros).Am 24.12. wird die Fürstengruft bei einem Einbruch schwer verwüstet.

Übergabe des Sportzentrums am Stadtpark. Altenburger Schule wird wieder selbständige Schule. Die Kirchenchöre von St. Viti und St. Maximi schließen sich zusammen. Im Zuge der Abrissarbeiten in der Altstadt verschwinden Straßen für immer, so An der Geisel, An der Stadtkirche, Fischerstraße, Hirtengasse, Hüterstraße, Johannisstraße, Mälzerstraße, Milchinsel, Mühlstraße, Saalstraße, Seitenbeutel. Der einstige Merseburger Radsportler Klaus Grünke wird Weltmeister im 1000-m-Zeitfahren.

 Rektor THC: Prof. Dr. Gert Naue (-1981). Pfarrstelle St. Viti vakant (-1977).

 Literatur: W. Bauer „Lebenslauf“, München

 

1976

 schließt H.-J. Krause eine 1973 begonnene Studie über die Steinmetzzeichen am Merseburger Dom und den Klausurgebäuden ab, stellt dabei 2877 Steinmetzzeichen fest. Die im Vorjahr begonnene Überbauung des Platzes der Opfer des Faschismus wird abgeschlossen. Am 4.2. bricht das alte Gebäude des Tiefen Keller nach einem Erdrutsch infolge Rekonstruktionsarbeiten zusammen; am 15.5. wird die Merseburger Volksschwimmhalle; im September die Schülergaststätte am Saalehang; am 6.10. die neue Saalebrücke der vierspurig ausgebauten F181; am 18.10. die Visionsbar im Kino Völkerfreundschaft und im Dezember das Gesellschaftliche Zentrum Freiimfelde übergeben. Am 14.12. wird dem gebürtigen Merseburger Wilhelm Daene vom israelischen Botschafter in Bonn der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen. Am 23.12. stirbt der Merseburger Schriftsteller Walter Bauer in Toronto/ Kanada.

 Literatur: Achim Meyer „Der Dom zu Merseburg. Katalog der Ausstattung“; Hans-Joachim Mrusek/ Klaus G. Beyer „Drei sächsische Kathedralen. Merseburg - Naumburg - Meißen“, Dresden; Siegfried Weinhold „Nachts in fremden Betten“ (Erzählungen); Henry Beissel „A Different Sun“, Vancouver; Humphrey Milnes „A Slight Trace of Ash“, Montreal (beides Übertragungen von Walter Bauer Texten).

 

1977

wird geplant die Fasanerie und Propstei in einen Waldpark umzugestalten; im März führt die Geisel Hochwasser und das Uhrwerk der Neumarktkirche St. Thomae wird stillgelegt; ab April fließt die Klia im neuen Bett, es wird begonnen den Geisellauf in der Innenstadt zu verfüllen. Im April wird das Haus Markt 7 „Zum Raben“ und umliegende Gebäude abgerissen, die alte Hausmarke wird neben dem Eingang zum Ratskeller eingesetzt. Am 1.5. Einweihung des Naherholungsgebietes Sixti-Hügel. Vom 15.-21.7. findet an der THC die 10. Werkstattwoche der FDJ-Singeklubs der DDR statt; am 1.9. gibt es nach einem Unwetter erneut Hochwasser. Klaus Schlesinger und Bettina Wegener sind Gast der evangelischen Studentengemeinde.

 Pfarrer St. Viti: Johannes Schlemmer (-1993).

 Literatur: Peter Ramm „Der Merseburger Dom“, Weimar (darin enthalten auch die Studie von H.-J. Krause).

 

1978

 Beginn der Komplexen Rekonstruktion des Stadtkerns, massiver Abriss; abgerissen wird u.a. die alte Stockschenke (Stadt Leipzig) auf dem Neumarkt, das Schuhhaus in der Kleinen Ritterstraße oder auch das traditionelle Café Elkner am Entenplan. Im Mai wird das Stadtambulatorium Merseburg-West im Juni die Tankstelle Merseburg-Nord und im Juli der Südpark übergeben; am 12.11. erfolgt eine Live-Sendung des Berliner Rundfunks aus dem Merseburger Haus der Kultur „Mit Berlin auf du und du - Merseburg grüßt Berlin“; am 18.12. Eröffnung der Konsum-Markthalle; verheerender Wintereinbruch zum Jahreswechsel. Merseburger Karnevalsklub (MCC) gegründet.

 Die erfolfreiche Rockband „Paassion“ wird vom Merseburger Keyboarder „Alma“ Wilfried Gutjahr geleitet.

 Studentenpfarrer: Axel Noack (-1985).

Litertaur: Monika Lätzsch "Das Jahr mit Strobel", Berlin

 

1979

 Am 1.1. wird der später Mitbegründer von YouTube Jawed Karim in Merseburg geboren. Das Diakonat an St. Maximi wird nicht wieder besetzt (letzte Diakone waren: Paul Karl Max Riem von 1912-1950; Werner Föhse bis 1961 und seitdem Hans Otto Opitz). Im Februar tötet ein Marder den Merseburger Raben Korax, der neue Kolkrabe Korax II. ist eine Leihgabe des Dessauer Zoos; im Juli wird die ehemalige Müllkippe Merseburg-Süd zum Naherholungsgebiet erklärt. Am 12.8. ertrinken zwei kubanische Vertragsarbeiter, Delfin Guerra und Raúl Garcia Paret, nach Handgreiflichkeiten in der Nähe des „Strandkorbs“ unter ungeklärten Umständen in der Saale. Am 1.9. wird der Dringliche Medizinische Hausbesuchsdienst eingerichtet; im September feiert das Zentrale Staatsarchiv sein 30-jähriges Bestehen; im Oktober Eröffnung einer Betreuungsstelle für Geriatrie. Kinderspielplatz eingangs der Gotthardstraße eingerichtet.

 Bürgermeister seit Juni: Heinz Wagner (-1990).

 Literatur: Aribert Weigelt „Der Burgbereich Schkopau und die Ur- und Frühgeschichte der Umgebung“, Hubert Ose „Die Geschichte des Kreiskrankenhauses Merseburg“; Karl-Heinz Leidigkeit und Jürgen Hermann, „Auf leninistischem Kurs. Geschichte der KPD-Bezirksorganisation Halle-Merseburg bis 1933“, Band 1, Band 2: „Gegen Faschismus und Krieg -Die KPD im Bezirk Halle-Merseburg 1933 bis 1945“, Autorenkollektiv.

 

1980

 im April werden bei Ausschachtungsarbeiten im Zuge der Rekonstruktion im Bereich Seffnerstraße/Hälterstraße und im Juli am Entenplan Funde aus dem Mittelalter gemacht; am 17.4. wird eine neue Stadtordnung beschlossen; am 8.8. brennt eine IMO-Instandhaltungsbaracke ab; im August wird die Merseburgerin Martina Jäschke in Moskau Olympiasiegerin im Wasserspringen; im September im Stadtgebiet der einmillionste Baum gepflanzt; am 19.9. kommt Erich Honecker mit dem Präsidenten Mocambiques, Samora Machel, nach Merseburg; im Dezember wird der Gabelstein des Domplatzes gestohlen, das Betonsteinwerk fertigt eine Nachbildung. Plastik „Lesender“ auf dem Entenplan von Martin Wetzel. Ausstellung im Museum: „Merseburg um 1900 - gesehen mit den Augen des Fotografen Maximilian Herrfurth“.

 Literatur: W. Bauer „Geburt des Poeten“, Frankfurt a. M. (postum); W. Bauer „Liebe zu Deutschland heißt leiden an Deutschland“, Hamburg; Hans-Jürgen Steinmann „Merseburg“, Leipzig; Walter Saal „Baudenkmale und historische Gedenkstätten im Kreis Merseburg“

 

1981

am 1.1. werden im Reko-Gebiet (das bis dahin nur nach Blocknummern ausgeschildert war) Straßennamen in Anlehnung an alte Merseburger Straßen eingeführt (ohne dass diese Straßen jedoch den ursprünglichen Straßenverläufen entsprechen): Sixtistraße, Breite Straße, Brühl, Sand, Schmale Straße, Roßmarkt; am 26.3. findet im Haus der Kultur erstmals eine Kulturangebotsmesse statt; am 6.8. wird eine Rehabilitationspädagogische Tagesstätte eröffnet; am 1.9. Einweihung der Schule der DSF (Namensgebung am 6.11.1990 in Rosentalschule umbenannt); am 3.12. erhält Merseburg die Ehrenplakette für Hohe Verkehrssicherheit verliehen. Die Fußballmannschaft Chemie Buna-Schkopau (ab 1990 wieder SV 1899 Merseburg) spielt für eine Saison in der Fußballoberliga. Aufstellung der Plastik Saale-Affe von Klaus F. Messerschmidt und des Klassizistischen Brunnens Burgstraße von Martin Wetzel (Reliefs 1983 hinzugefügt). Am Hochhaus am Bahnhof wird ein Mosaik von Hannes H. Wagner angebracht. Ausstellung im Museum: „Ansichten von Merseburg im malerischen und graphischen Werk“. Der Song „Digedag-Reggae“ der Merseburger Rock-Gruppe Zakk-Set erscheint auf dem AMIGA-Album „Auf dem Wege 2“

 Rektor THC: Prof. Dr. Margit Rätzsch (-1990).

 

1982

 Sendung eines Stadtporträts „Merseburger Kontraste“ von Karlheinz Carpentier im Fernsehen der DDR (Aufnahmen im September). Verbot der Fotoausstellung von J. Ehmke und H. Hirsch „Merseburg mit unseren Augen“. Am 17.2. Eröffnung eines Merseburger Studiokinos; im April finden anlässlich der 20. Tage der Kinder- und Jugendliteratur der DDR zahlreiche Lesungen in Merseburg statt; im September wird mit der Kinderkombination Am Weinberg die achte derartige Einrichtung in Merseburg übergeben; im Oktober Grabfunde am Grünen Markt, Eröffnung der Dienstleistungszentrale in einem der neu erbauten Blöcke am Entenplan; am 3.11. wird eine neue Wetterfahne auf das Dach der Stadtkirche St. Maximi aufgesetzt, am 7.12. der Café-Pavillon Burgstraße eröffnet.

 Die FonoTeam GmbH, Hamburg, gibt die Doppel-LP „Die Ladegastorgel im Dom zu Merseburg“ heraus.

 

1983

 Auslagerung von Inventar aus der Neumarktkirche St. Thomae (das von Michael Hoppenhaupt 1692 geschaffene Altarkreuz bleibt verschollen). Brand des Reifenlagers der PGH Motor. Im Januar werden für die Stadtbeleuchtung Natriumhochdrucklampen eingesetzt; am 23.2. Umbenennung der Geusaer Straße in Otto-Nuschke-Straße; im März werden in Merseburg 31 Betriebs- und Volkssportgemeinschaften mit 113 Sektionen gezählt; am 30.3. wird im Rahmen des Kulturbundes die Gesellschaft für Heimatkunde gegründet; im April öffnet im Museum eine Ausstellung Alte Ansichten Merseburgs (Fotografien von Maximilian Herrfurth); vom 14.-20.5. Woche der Jugend und Sportler in Merseburg, dabei am 14.5. ein Fest der Jugend rund um den Gotthardteich; vom 9.-12.6. findet die 1150-Jahr-Feier Merseburgs statt (bezogen auf eine vermutete Ersterwähnung), Umzug und zahlreiche Veranstaltungen, so u.a. eine Lesung mit Max Walter Schulz; am 11.6. Umbenennung des Gerichtsrains in Karl-Marx-Straße und der Seffnerstraße in Bernard-Koenen-Straße, dafür wird die Verbindung zwischen alter Seffner- und Christianenstraße als Seffnerstraße bezeichnet; im Juli studieren 238 Ausländer aus 46 Ländern an der THC; am 22.12. Übergabe des Jugendklubs Rosental.

 Literatur: Peter Ramm „Pfalz und Schloss zu Merseburg“; Peter Ramm „Der Dom zu Merseburg“; Walter Saal „Johann Christian Buxbaum“, Halle

 

1984

 46200 Einwohner. Neue Gotthardteichfontäne. Im Januar wird Merseburg im Rahmen der Initiative Schöner unsere Städte und Gemeinden ausgezeichnet; im Februar ein Goldenes Buch der guten Taten der Stadt Merseburg angelegt; am 17.4. eine Gedenktafel für eine Kundgebung mit Ernst Thälmann am Markt angebracht und am 18.4. ein Gedenkstein für die Opfer des Faschismus eingeweiht; im Juni Verleihung des Namens Johann Joachim Quantz an die Musikschule Merseburg; am 28.6. Konzert des Leipziger Synagogalchores im Dom; am 6.10. Spittelmarkt im Schlossgarten. Ausstellung im Museum: „Merseburg und seine Künstler“ (Katalog 1986 auch in Polnisch für Chorzow). Infolge durchgefaulter Balken stürzt die Orgelempore der Kirche Kötzschen samt Orgel und Prospekt ein.

 Superintendent und Pfarrer St. Maximi: Hans Kühn (-1995); 1. Kreissekretär der SED: Manfred Sachs (-1989).

 Literatur: Faksimile-Ausgabe von M. E. Hoppenhaupts „Ausführliche Beschreibung eines alten Heydnischen Grabes“, Berlin; Peter Ramm „Alte Merseburger Bauwerke“.

 

1985

 Übergabe des Ambulatoriums Merseburg Mitte. Im Januar Rekonstruktion des Postamtes Merseburg; am 16.2. Brand der Tanzgaststätte Saaletal (die Bar wird nach Teilinstandsetzung am 1.5. wieder eröffnet); im April findet in Merseburg der 3. Tag der Denkmalpflege statt; im Mai Übergabe der neu gestalteten Röntgenabteilung in der Christianenstraße; im Juni wird bekannt gegeben, dass seit Beginn der sozialistischen Rekonstruktion in Merseburg 1 320 000 Bäume gepflanzt wurden; am 15./16.6. 21. Kreisspartakiade im IMO-Stadion, im Juli findet auf dem Gotthardsteich wieder die DDR-Meisterschaft im Schiffsmodellsport statt; am 7./8.9. wird eine Lehr- und Leistungsschau anlässlich 40 Jahre Bodenreform veranstaltet; am 3.10. Spiele um den Schachpokal der Stadt Merseburg; im November wird in Merseburg eine neue Fernsprechzentrale in Betrieb genommen, Ausgabe von sechsstelligen Telefonnummern für die Stadt; im Dezember beginnt der Umbau des Union-Theaters als Erweiterungsbau der Stadt- Kreisbibliothek; am 19.12. werden bei Abbrucharbeiten im Bereich Große Ritterstraße 279 Silbermünzen gefunden. Aufstellung der Plastik Mutter und Kind von Horst Brühmann, Bodenmosaik dazu von Hans-Joachim Triebsch.

 Dompfarrer: Eduard Kindler (-1999); Studentenpfarrer: Hans-Dieter Schubert (-1991).

 Literatur: Ernst Schubert „Der Dom zu Merseburg“ (Das christliche Heft 44/45, Neubearbeitung); Ehmke/Ramm „Barock in Merseburg“ (Katalog der gleichnamigen Ausstellung im Kreismuseum); Jürgen Jankofsky „Ein Montag im Oktober“, Berlin (Kinderbuch).

 

1986

 im Januar Umbenennung der Leunaer Straße in Wilhelm-Pieck-Straße; die Buna-Werke spenden 100 000 Mark für die Stadtsanierung; im April nimmt Bürgermeister Wagner eine Ehrentafel anlässlich der Auszeichnung Merseburg als Schöne Stadt entgegen und wird das Jugendklubhaus Tiefer Keller übergeben; am 9.4. Auszeichnung des Bahnhofs Merseburg mit einem Ehrenbanner des ZK der SED; die Nacht vom 11. zum 12.4. wird in Merseburg als kälteste des Jahrhunderts registriert (-10°C); am 14./15.5. spielen Hans-Günther Wauer und Günther Sommer im Merseburger Dom die Langspielplatte „Verschränkte Konstruktion“ ein (erscheint bei AMIGA); im Juni wird das Dach des Johannisturmes erneuert; am 3.9. der Turmkopf von St. Thomae abgenommen und zwei eingelegte Kapseln aus den Jahren 1858 und 1912 geöffnet; im November bei Abrissarbeiten in der Gotthardstraße 15 ein Bohlenzimmer aus dem 16. Jahrhundert entdeckt; im Dezember die Kirche St Norbert aus bautechnischen Gründen gesperrt. Die im Vorjahr begonnene Rekonstruktion der Radrennbahn mit einem Aufwand von 1,8 Millionen Mark abgeschlossen. Einweihung der neuen Gebäude des NVA-Truppenteils Merseburg; Kommandeur: Besser. Der Merseburger Maler Gerhard Sachse stellt im Museum Merseburg aus, ebenso die Leunaer Malerin Christa Krug.

 2. Pfarrer St. Viti (auf Probe): Lothar König (-1990).

 Literatur: „20 Jahre Fotoclub Merseburg“; Walter Saal "Das Merseburger Schloß"..

 

1987

 Instandsetzung des Turmes der Neumarktkirche St. Thomae; Hochwasser auf dem Werder; Beginn von Stadtkerngrabungen (Bereich Krummes Tor). Langanhaltender Frost im Januar/Februar mit Temperaturen um -25°C; der März wird als kältester Monat März des Jahrhunderts registriert; am 17.7. von ca. 9.00 Uhr bis 10.30 Uhr in Merseburg eine Sonnenfinsternis beobachtet; im September finden anlässlich der Tage der Gegenwartsliteratur im Bezirk Halle Lesungen in Merseburg statt; im Dezember präsentiert das Museum Merseburg die größte Feuerzeugsammlung Europas. Der Metallgestalter Klaus-Dieter Urban und der Maler Jörg Riemke übersiedeln nach Merseburg, beziehen das instand gesetzte so genannte Künstlerhaus in der Oberen Burgstraße (1991 eröffnet Jörg Riemke hier auch eine Galerie).

 Literatur: Walter Saal "Steinkrueze und Kreuzsteine im Bezirk Magdeburg".

 

1988

 Abriss des Versunkenen Schlösschens nach Verwahrlosung (im April); abgerissen wird auch das Barockgebäude neben dem Krummen Tor, Grabungsfunde. Am 23.1. findet eine Feier 60-Jahre Albrecht-Dürer-Schule statt, am 20.3. wird in Merseburg ein Tag der Künste begangen; am 22.3. feiert man 25-Jahre JAWA-Club; Hochwasser im März; am 1.5. Wiedereröffnung des Dicken Heinrich nach Rekonstruktion; im September findet letztmals der Konsum-Markt statt; die Merseburgerin Christina Mundt wird in Seoul Olympiasiegerin im Rudern; im November Feier 800 Jahre Neumarkt; am 16.12. erste Ortschronistenkonferenz des Kreises in Merseburg. Gemeinschaftsausstellung Merseburger Bildender Künstler in Chorzow.

 Literatur: Peter Ramm „Der Merseburger Neumarkt“; Nachauflage von: G. Pretzien „Vom Merseburger Raben“

 

1989

 44382 Einwohner (Stand 31.12.). Der Januar wird als wärmster seit 1893 registriert. Ausgrabungen eingangs der Gotthardstraße. Verbaut wird die Meistergasse: Am 10.3. wird der Vertrag über die Städtepartnerschaft zwischen Merseburg und Bottrop unterzeichnet; am 7.5. Kommunalwahlen (deren Manipulierung landesweit Auslöser für die Herbstereignisse wird); am 22.6. Veranstaltung mit Rolf Henrich, Autor des Buches „Der vormundschaftliche Staat“, in St. Viti; am 17.9. kommt eine Gruppe von etwa 10 Leuten zu einem Gespräch in Vorbereitung der Gründung des Neuen Forums Merseburg zusammen; am 19.9. bezieht die Stadt- und Kreisbibliothek die neuen Räume im ehemaligen Union-Theater; am 20.9. findet im Rahmen der Studentengemeinde eine erste Fürbittandacht statt (6 Teilnehmer); am 25.9. die erste Fürbittandacht im Dom (ca. 80 Teilnehmer); am 10.10. ein erster Gesprächsabend über das Neue Forum in St. Maximi (ca. 1000 Teilnehmer); am selben Tag sollte im Haus der Kultur ein Treff Abgeordneter mit Margot Honecker und Horst Sindermann stattfinden, die aber absagen; am 16.10. liegen in der Zellstoff- und Papierfabrik sowie im Volkspolizeikreisamt Hundertschaften der Kampfgruppen in Bereitschaft, um gegen Demonstranten vorgehen zu können (werden aber nicht eingesetzt), am 23.10. kommt es nach dem Friedensgebet im Dom zur ersten Demonstration im Zuge der Herbstereignisse in Merseburg (ca. 900 Teilnehmer); am 25.10. findet ein erstes Rathausgespräch statt (ca. 300 Teilnehmer); am 30.10. beginnt eine Unterschriftenaktion zur Abrüstung des sowjetischen Militärflughafens Merseburg; im Oktober/November erscheint als Informationsblatt der Merseburger Telegraph; am 1.11. muss das 2. Rathausgespräch wegen übergroßem Andrangs in die Stadtkirche verlegt werden; am 2.11. konstituiert sich das Neue Forum für den Kreis Merseburg; am 5.11. findet ein Gespräch zwischen dem 1. Kreissekretär der SED, dem Vorsitzenden des Rates des Kreises und den Spitzen des Neuen Forums Merseburg statt; am 6.11. kommt es nach dem nun allmontäglichen Friedensgebet im Dom zur größten Demonstration der Wende in Merseburg (ca. 3000 Teilnehmer); am 7.11. 3. Rathausgespräch (6. und letztes am 20.12.); am 3.12. durchzieht eine landesweite Menschenkette Für demokratische Erneuerung auch Merseburg; am 6.12. tritt die Kreisleitung der SED zurück (letzter Sekretär: H. Meschkat); am 12.12. wird das Amt für Nationale Sicherheit (vormals MfS) Merseburg in der Poststraße aufgelöst; am 18.12. letztes Friedensgebet dieses Jahres im Dom. Abriss- und Baustopp Altstadt (Bereich Gotthardstraße / Große Ritterstraße). Personalausstellung Hans Rothe im Museum Merseburg. Erstmals erscheint in diesem Jahr wieder ein Merseburger Kreiskalender, herausgegeben vom Museum Merseburg. Die Band „Corvus Corax“ veröffentlicht auf dem Album „Ante Casu Peccati“ einen Song zu den Merseburger Zaubersprüchen.

 Vorsitzende Rat des Kreises (kommissarisch): Frau Walther.

 Literatur: Theo Steinhoff (Herausgeber) „Gemeinde auf dem Weg durch die Zeit - 125 Jahre katholische St. Norbert-Gemeinde Merseburg“, Leipzig, Walter Saal "Steinkreuze uns Kreuzsteine im Bezirk Halle"..

 

1990

 43789 Einwohner (Stand 30.6.). Am 5.1. tritt in Merseburg erstmals ein Runder Tisch im evangelischen Gemeindehaus zusammen (hier nochmals am 24.1.); am 13.1. kommt es in Merseburg zu einer Umweltdemonstration, Kundgebung auf dem Markt mit ca. 8000 Teilnehmern (Merseburg zählt neben Bitterfeld und Böhlen zu den umweltbelastetsten Städten der DDR); am 17.1. wird die Knotensäule des Portals von St. Thomae zur Restaurierung nach Halle gebracht; am 7.2. kommt Friedrich Schorlemmer, am 28.2. Rudolf Bahro zu einem Vortrag an die TH; neu gewählter Rektor der TH: Prof. Dr. Egon Fanghänel (-1992); am 7.2. tagt der Merseburger Runde Tisch erstmals im Ratssitzungssaal (hier weiter am 21.2., 1.3., 13.3., 29.3., 11.4. 25.4. und letztmals nach der Kommunalwahl am 7.5.); am 28.2. Großkundgebung der neu gegründeten SPD Merseburg auf dem Markt in Vorbereitung auf die Volkskammerwahlen; am 17.3. spricht hier Hans-Dietrich Genscher; am 2.3. löst sich der FDGB-Kreisvorstand auf, am 16.3. der NVA-Truppenteil Merseburg; am 17.3. erscheint die Freiheit erstmals unter dem neuen Namen Mitteldeutsche Zeitung; Schändung des sowjetischen Soldatenfriedhofs; am 3.4. eröffnet die Partnerstadt Bottrop in Merseburg ein Informationsbüro, am 6.4. trifft sich der Oberbürgermeister Bottrops, Herr Schmitz, mit Vertretern des Runden Tisches; am 7.4. liest Rainer Kunze in der Stadtkirche; am 18.4. wird ein Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt Merseburg, am 25.4. der Behindertenverband Merseburg und am 26.5. die Vereinigung Lebenshilfe e.V. Merseburg sowie eine IG-Chemie-Geschäftsstelle Merseburg gegründet (IG Chemie Merseburg wird binnen eines Jahres mit 52000 Mitgliedern größte IG-Chemie-Gruppe Deutschlands sein); im Mai öffnet die (aus der Genossenschaftskasse für Handwerk und Gewerbe hervorgegangene) Volksbank eine Filiale am Markt. Am 4.5. wird in Merseburg anlässlich eines internationalen Schilddrüsen-Symposiums ein Festvortrag „Carl Adolph von Basedow in seiner Zeit“ gehalten, der unter dem Titel „150 Jahre Merseburger Trias“ auch im Druck erscheint, herausgegeben von der Henning Berlin GmbH, Autoren: Prof. Dr. Dr. K. Seige und Dr. H.-Th. Koch.

 Die Kommunalwahl am 6.5. erbringt folgendes Ergebnis: CDU 32,7 %, SPD 29,1 %, PDS 14,5 %, Neues Forum 12,7 %, FDP 7,2 %, DSU 1,8 %, DFD 1,8 %, daraus resultiert für das Stadtparlament folgende Sitzverteilung CDU/DSU 19 Sitze, SPD 16, PDS 8, Neues Forum 7, FDP/DFD 5. Am 30.5. tritt das neu gewählte Stadtparlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen, Bürgermeister wird Herwig Hübner, sein Stellvertreter Dr. Jürgen Glietsch und Vorsitzender des Stadtparlaments Dr. Peter Ramm. Am 7.6. konstituiert sich auch der neu gewählte Kreistag, Landrat wird Herbert John. Am 21.5. und 7.6. demonstrieren Studenten und Mitarbeiter der TH durch Merseburg; am 26.6. weilt Prof. Dr. Kurt Biedenkopf zu einem Vortrag an der TH; am 27.6. wird die Stadt Rechtsnachfolger des VEB Gebäudewirtschaft Merseburg, von der 9800 Wohnungen und 1740 sonstige Einrichtungen verwaltet werden (am 28.6. Umwandlung in eine GmbH); am 1.7. mit der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion eröffnen die Deutsche Bank und die Raiffeisenbank in Merseburg Filialen; das neu gegründete Arbeitsamt Merseburg zahlt erstmals Arbeitslosengeld; zahlreiche Firmen- und Geschäftsgründungen und -ansiedlungen, aus der Merseburger HO entsteht die Mehag und Hartmut Müller übernimmt die Buchhandlung Stollberg vom bisherigen Inhaber Dietrich Herfurth; am 19.7. wird der Arbeitersamariterbund Merseburg gegründet; gegründet wird im Juli auch die Kunstgemeinschaft Merseburg e.V.; im August Ausgliederung der Merseburger Omnibus Betriebsgemeinschaft (MOB) aus der Merseburger Verkehrsgesellschaft (MVG), dem ehemaligen VEB Kraftverkehr; am 5.9. sind die neu gegründeten Dezernate der Stadtverwaltung arbeitsfähig; am 11.9. Eröffnung der Norma-Kaufhalle auf der Rischmühleninsel; vom 23.-29.9. finden die 20. Merseburger Orgeltage statt; am 3.10. Feiern anlässlich der Einheit Deutschlands; am 10.10. erstes Rathauskonzert; am 14.10. Landtagswahlen (in deren Folge sich am 28.10. der Landtag konstituiert und das Bundesland Sachsen-Anhalt gebildet wird, in dem Merseburg nun Kreisstadt ist); Arbeitslosenzahl im Kreis Merseburg Ende Oktober (ohne Kurzarbeiter): 2078; am 21.10. Eröffnung einer Personalausstellung Ben Wargin im Merseburger Museum; am 10.12. eröffnet die Dresdner Bank eine Filiale; am 22.10. Inbetriebnahme des neuen Busbahnhofes; am 11.12. Gründung des Heimatkundevereins für Merseburg und Umgebung (der Verein wird jedoch nie ins Vereinsregister eingetragen und wird auch nie öffentlich wirksam); am 24.11. Feier und Umzug anlässlich 125-Jahre freiwillige Feuerwehr Merseburg; am 29.11. Eröffnung des Frische Treffs (die vormalige Markthalle).

 Am 5.12. beschließt das Stadtparlament die Rück- bzw. Umbenennung folgender Straßen: Kurt-Kühn-Weg in Hermann-Löns-Weg, Karl-Marx-Straße in Gerichtsrain, Ernst-Grube-Straße in Reinefarthstraße, Arthur-Becker-Straße in Paul-Gerhardt-Straße, Straße der Jungen Pioniere in Lauchstädter Straße, Neue Lauchstädter Straße in Querfurter Straße, Carl-Schorlemmer-Straße in Klobikauer Straße, Dr.Wilhelm-Külz-Straße in Teichstraße, Straße der Kosmonauten in Oeltzschnerstraße, Venusweg in Lippeweg, Kosmosweg in Ruhrweg, Lunaweg in Wupperweg, Salutweg in Siegweg, Sojusweg in Lahnweg, Wostokweg in Mainweg, Laikaweg in Kinzigweg und Illweg, Straße der Freundschaft in Rheinstraße, Otto-Nuschke-Straße in Geusaer Straße, Fritz-Heckert-Straße in Goldammerweg, Julius-Langner-Straße in Haackestraße, Friedrich-Engels-Straße in Siegfried-Berger-Straße, Bernard-Koenen-Straße in Seffnerstraße, Seffnerstraße in An der Klia, Straße der DSF in Weiße Mauer, An der Hoffischerei und Dammstraße, Dr.Salvador-Allende-Platz in Hölle, Karl-Liebknecht-Straße in Kleine Ritterstraße, Ernst-Thälmann-Straße in König-Heinrich-Straße, Leninstraße in Weißenfelser Straße, Wilhelm-Pieck-Straße in Leunaer Straße, Marx-Engels-Platz in Nulandtplatz, Georg-Schumann-Straße in Nulandtstraße, Insel der Freundschaft in Rischmühleninsel, Weißenfelser Chaussee in Thüringer Weg, Friedenshöhe in Elisabethhöhe, Friedenstal in Annemariental, Straße der Chemiearbeiter in von-Bayer-Straße, Gagarinplatz in Bahnhofsplatz. Neu benannt wird die Straße Am Saalehang. Am 5.12. wird in Merseburg-Süd ein Discount-Markt eröffnet; im Dezember übergibt Gabriele Messerschmidt die von ihr geschaffene Figur Kleiner Muck an die Kinderbibliothek Merseburg. Arbeitslosenzahl Ende Dezember: 2552. In diesem Jahr wurden 569 Gewerbevorgänge bestätigt. Auf den Straßen des Landkreises ereignen sich 598 Verkehrsunfälle. Das Denkmal der Befreiung wird demontiert.

 Pfarrer St. Norbert: Reinhold Seppelt (-1996).

 Bei kip RECORDS, Hamminkeln, erscheint die CD Hans-Günther Wauer/ Theo Jörgensmann „Introitus“.

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Bastian und der Familienausflugsdampfer“, Berlin (Kinderbuch); Franz Huf (Herausgeber „Thietmar von Merseburg, Chronik“, Kettwig; Hermann J. Busch „The Organ Of Merseburg Cathedral And The Organ Works Of Franz Liszt“ in: The Organ Yearbook.

 

1991

 am 6.1. ziehen erstmals Kinder als Sternsinger durch Merseburg; am 8.1. wird der Merseburger Altstadtverein gegründet; am 12.1. ein Gutachterverfahren zur Neugestaltung der Merseburger Innenstadt in öffentlicher Sitzung im Alten Rathaus abgeschlossen; am 16.1. stirbt Paul Kundt, Heimatforscher und Verfasser Merscheborcher Babeleien; am 17.1. Schülerdemonstration gegen den Golfkrieg; am 21.1. Götzen-Baumarkt auf der Rischmühleninsel eröffnet; ab 25.1. erscheint (nach drei Versuchsausgaben) regelmäßig der Merseburger Anzeiger; Gründung der Merseburger Mittelstandsvereinigung; ab Januar Ausgabe von neuen Autokennzeichen (Anfangsbuchstaben MER für Merseburg); die sowjetische Garnison räumt eine erste Stellung auf den Klobikauer Bergen (Truppenabzug beginnt Anfang Juni, Einstellung des Flugbetriebes am 1. Juli); am 2.2. Gründung des Kreisverbandes der Vertriebenen in Merseburg, am 23.2. des Kreisverbandes des Naturschutzbundes, am 24.2. der Landesverband Sachsen-Anhalt der Paneuropa-Union; am 4.2. übergibt die Schweizer Firma ATS eine Umweltmessstation für Merseburg (wird anfangs auf dem Bahnhofsplatz stationiert); im Februar wird die Hermann-Matern-Oberschule in Johann-Gottfried-Herder-Schule umbenannt (ab 1.9. Gymnasium, Rektor: Jürgen Ruscher); am 3.3. findet erstmals (und letztmalig) ein Tag der offenen Tür in der sowjetischen Fliegergarnison statt (letzter Kommandant: Generalmajor Agarkow); am 19.3. strahlt der Fernsehsender Sachsen-Anhalt ein Stadtporträt Merseburgs aus; am 29.3. brennt die Teichperle aus (Ende Mai verschrottet); im März wird eine Verwaltungsgemeinschaft mit Meuschau vereinbart; Arbeitslosenzahl Kreis Merseburg Ende März: 3616. Im März bekommt die Berufsfeuerwehr der Stadt einen Rettungswagen von der Partnerstadt Bottrop geschenkt. Im April Fortführung der Grabungen eingangs der Gotthardstraße, Molkerei Merseburg geschlossen; am 13.4. findet in der Lauchstädter Straße ein Straßenfest anlässlich der 130-Jahr-Feier der Firma Leder-Becker statt; am 17.4. wird eine neue Stadtordnung beschlossen; Durchsetzung der (schon am 26.10.1990 beschlossenen) neuen Marktordnung (anstelle des ständigen Verkaufs aus Buden und Ständen insbesondere auf dem Markt und dem Bahnhofsplatz nun ein geregelter Wochenmarkt); am 25.4. Festveranstaltung im (wieder so benannten) Ständehaus 175-Jahre Verlagsbuchhandlung Stollberg; per 25.4. beträgt der Wohnungsbestand in Merseburg 19611 Wohnungen, davon sind 18712 bewohnbar. Kleingärtner protestieren wiederholt gegen den neuen Bebauungsplan der Stadt, wonach etwa 900 Kleingärten liquidiert werden würden. Im Mai eröffnet die Commerzbank eine Filiale an der Hölle; am 1.5. spricht Walter Momper anlässlich einer Maikundgebung in Merseburg; am 8.5. Eröffnung der DEA-Tankstelle an der B91; am 14.5. Gründung des Tierschutzvereins Merseburg; am 17.5. Auflösung der Spezialklasse an der TH zum Schuljahresende; am 25.5. Bibliotheksspektakel (u.a. liest R. Andert aus seinem Buch „Honecker - der Sturz“); im Mai Beginn der Straßensanierung; im Juni wird Merseburg in ein Förderprogramm des Bundesministeriums für städtebaulichen Denkmalschutz aufgenommen und an der TH die 1000. Promotion an einen Chemiker vergeben (insgesamt promovierten von 1957-1990 2127 Wissenschaftler an der TH Merseburg), der VfB Merseburg erreicht für ein Jahr den Aufstieg zur Landesliga; am 8.6. Fahrraddemonstration gegen den geplanten Bau einer Autobahn durch die Aue; am 22.6. Wiedereröffnung des Schlossgartensalons; am 26.6. liest Walter Janka in Merseburg; am 28.6. muss der letzte Abiturball der EOS Ernst Haeckel wegen einer Bombendrohung abgesagt werden; Produktionseinstellung Tagebau Merseburg-Ost, zum 30.6. Auflösung der Mehag; Arbeitslose im Kreis Merseburg per 30.6.: 4177 (im Arbeitsamtsbezirk Merseburg 18080 Arbeitslose bei 69226 Kurzarbeitern); Einwohner (Stand 23.7.): 42508. Am 5.7. Eröffnung des Merseburger Innovations- und Technologiezentrums in Gebäuden der ehemaligen NVA-Garnison; vom 5.-7.7. finden die Merseburger Schlossfestspiele erstmals mit Beteiligung der Partnerstädte Bottrop, Châtillon und Genzano die Roma statt; am 20.7. Chorkonzert der California Choral Company im Dom; von August bis Oktober Restaurierung des Neptun-Brunnens; am 29.8. Grundsteinlegung für das Klotz-Götzen-Einkaufszentrum; Auflösung der Altenburger Schule zum 31.8., Umbau des Zech’schen Palais zum Hotel geplant, jedoch nicht begonnen; mit Schuljahresbeginn heißt die Otto-Grotewohl-Oberschule Grundschule Mitte, die Viktor-Koenen-Oberschule Grundschule Merseburg-Süd, die Erich-Weinert-Oberschule Sekundarschule Merseburg-Süd, die Juri-Gagarin-Schule Sekundarschule Merseburg-West und die Valentina-Tereschkowa-Oberschule Grundschule Merseburg-West, Wiedereröffnung des Domgymnasiums, Rektor: Dr. Werner-Eckhard Böhm (Festakt zur Wiedereinweihung am 27.9. im Dom); am 8.9. Altstadtfest anlässlich der 900-Jahr-Feier des Petri-Klosters; vom 13.- 15. 9. nehmen Vertreter der Stadt Merseburg am 11. Hansetag der Neuzeit in Wesel teil, am 26.9. wird in Merseburg-Süd eine ARAL-Tankstelle eröffnet; im September gehen in Merseburg mehrfach Bombendrohungen, u.a. gegen den Bahnhof ein. Vom 28.9. - 6.10. findet eine erste Regionalmesse Merseburger Schaufenster auf der Rischmühleninsel statt; am 1.10. Eröffnung des ersten heilpädagogischen Kindergartens in der Lessingstraße; am 5.10. erscheint erstmals der „Fußball-Sport-Kurier Halle/Merseburg“, alsbald fortgeführt als „Merseburger Sport Bote“; am 12.10. wird das Lenin-Denkmal vom Sockel gehoben und auf dem vormals sowjetischen Flugplatz gelagert, in der Nacht darauf wird das Kleist-von-Nollendorf-Denkmal im Schlossgarten zerstört und die Büste geraubt. Die Büste taucht Anfang November bei einem Dortmunder Kunsthändler wieder auf, findet fortan ihren Platz im Museum Merseburg, im Schlossgarten eine Kopie der Büste. Im Oktober/November wird der Schlossgraben instand gesetzt und werden die Obelisken im Schlossgarten restauriert. Am 11.11. feiern in Merseburg Katholiken und Protestanten erstmals gemeinsam den Martinstag, Fackelumzug für Kinder von der Stadtkirche zum Josephsheim. Vom 14.-17.11. gastiert der Zirkus Francello auf der Rischmühleninsel. Am 18.11. findet im Alten Rathaus eine Podiumsdiskussion zur Asylproblematik unter dem Motto „Heute Hoyerswerda - Morgen Merseburg?“ statt, am 20.11. im Dom ein Benefizkonzert für Tschernobyl-Opfer, am 28.11. ist Peter Merseburger Gast einer Veranstaltung des Altstadtvereins in der Aula des Domgymnasiums, am 29.11. findet das Richtfest für den neuen Dachstuhl der Neumarktkirche St. Thomae statt und am 30.11. müssen nach Bombenfunden auf dem neuen Gewerbegebiet Nord mehr als 1000 Anwohner kurzzeitig evakuiert werden. Das All-Colour-Theatre Prag gastiert am 10.12. im Ständehaus, am 11.12. wird in Merseburg ein Frauenhaus eröffnet und treten die Merseburger Schlossbläser im Rahmen des 5. Rathauskonzertes erstmals öffentlich auf, und am 20.12. findet anlässlich des 100. Geburtstages Siegfried Bergers in der Stadt- und Kreisbibliothek eine literarisch-musikalische Veranstaltung statt. Mitte Dezember bricht im ehemaligen Hotel „Drei Schwäne“, das von rechtsradikalen Jugendlichen besetzt gehalten wird, ein Brand aus. Am 28.12 findet in der Sporthalle am Eulenturm ein internationales Volleyballturnier statt. Der diesjährige Umweltbericht des Landes Sachsen-Anhalt weist den Kreis Merseburg nach wie vor als eine der belastetsten Regionen des Landes aus. Auf den Straßen des Landkreises Merseburg ereigneten sich in diesem Jahr insgesamt 2667 Unfälle, wobei es 31 Unfalltote gab. In Merseburg wurden 470 Gewerbe an- und 91 abgemeldet.

 Einwohner (Stand 31.12.): 42245, davon 22034 weiblich und 20211 männlich; im Kreis Merseburg sind rund 117000 Menschen zu Hause.

 Literatur: Peter Ramm „Alt-Merseburger Photo-Album“; Ernst Schubert „Der Dom zu Merseburg“, München und Zürich (Schnell, Kunstführer Nr. 1878); „Merseburger Babeleien“; Dieter Moritz „Die Überlandbahnen im Raum Merseburg“; Ehmke/ Jankofsky „Merseburger Ansichten“; Jürgen Jankofsky „Merseburger Chronik“.

 

1992

 am 16.1. erscheint erstmals der „Wochenspiegel - Merseburg und Umgebung“; am 17.1. wird im Museum eine Ausstellung des ungarischen Fotografen Janos Stekovics, der vor Jahren an der TH studierte, eröffnet, am 18.1. treten die Dresdner Vocalisten anlässlich eines Rathauskonzertes in Merseburg auf; am 20.1. ist der Psychologe Dr. Maaz Gast einer Diskussionsrunde über Probleme des deutsch-deutschen Einigungsprozesses. Im Januar richtet die Kriminalpolizei eine Beratungsstelle ein und nach Jahrzehnten erscheint erstmals wieder ein Merseburger Stadtplan sowie ein Merseburger Branchenverzeichnis; der Münchner Verein „Teilen mit Ostdeutschland“ stellt der Stadt- und Kreisbibliothek 10 000 DM zur Verfügung. Ende Januar waren im Kreis Merseburg 6827 Arbeitslose registriert, im Arbeitsamtsbezirk Merseburg 30366. Inneninstandsetzung der Dorfkirche Kötzschen abgeschlossen. Am 1.2. schließt die traditionsreiche Bäckerei Krause. 3.2. tritt im Domgymnasium das Essener Schülerkabarett „Die Kettwichte“ auf. Am 5.2. wird ein nach Entwürfen der Hallenser Architektin Gudrun Schultze gefertigtes Modell der neu zu gestaltenden Merseburger Altstadt der Presse vorgestellt und für 3 Wochen im Foyer der Stadtverwaltung ausgestellt. Am 7.2. veranstaltet die Musikschule Merseburg anlässlich des 295. Geburtstages J. J. Quantz’ im Alten Rathaus ein Konzert; am 21.2. kommt es im Alten Rathaus zur Neugründung der Merseburger Schützengilde; am 24.2. findet auf Initiative der SPD-Ortsgruppe ein 1. Workshop Merseburg statt; am Herder-Gymnasium erscheint Mitte Februar erstmals die Schülerzeitschrift „Yours“. Ferner werden ab Mitte Februar an wichtigen historischen Gebäuden neue Hinweisschilder angebracht. Ende Februar registriert man in Merseburg 117 Hotelbetten. Am 27.2. wird der seit Sommer 1991 nicht mehr betriebene Schwefelturm der Merseburger Zellstoff- und Papierfabrik gesprengt. Die Domstufen werden erneuert. Am 4.3. eröffnet die Bezirksverwaltung Merseburg der Barmer-Ersatzkasse. Ab 10.3. stellen sich der Landkreis und die Stadt Merseburg in einer Ausstellung unter dem Motto „Der Merseburger Zauberkreis“ in der Landesvertretung Sachsen-Anhalts in Bonn vor. Im Band 74 der „Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte“ berichtet der Archäologe M. Stock über Ergebnisse der Ausgrabungen eingangs der Gotthardstraße. Die Kreisbildstelle fertigt gemeinsam mit dem Stadtschreiber das Video „Merseburg, Dom- und Schlossstadt, ein Zeitbild“ und das Amt für Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung gibt einen „Standortatlas für Investoren“ heraus. Vom 4. - 20.4. findet auf der Rischmühleninsel ein Frühlingsfest und dabei am 11.4. seit Jahren wieder ein Feuerwerk statt. Am 8.4. gibt es im Schlossgartensalon ein Irish Folk Festival. Am 13.4. sind in Merseburger Hochhäusern frühmorgens Ausläufer eines Erdbebens im Rheingraben zu verspüren. Am 15.4. wird die Fachhochschule Merseburg gegründet, als Gründungsrektor fungiert: Prof. Dr. Lothar Teschke. Am 23.4. öffnet die Shell-Tankstelle an der B91, am 26.4. das China-Restaurant Hong Kong, der ehemaligen Eispavillon am Gotthardteich, und am 27.4. die in den Räumen des Studienkreises am Roßmarkt eingerichtete Galerie im dritten Stock mit der ersten Personalausstellung des seit 1989 in Merseburg lebenden Malers Peter-Michael Glöckner in Merseburg. Ebenfalls am 27.4. wird im Schlossgartensalon der regionale Fremdenverkehrsverband Halle-Saale-Unstrut gegründet. Am 28.4. liest Jan Koplowitz im Haus der Parteien. Vom 30.4.-3.5. findet auf der Radrennbahn eine Ausstellung Auto & Freizeit und am 1.5. an mehreren Merseburger Schulen die 1. Schülertheaterwerkstatt Sachsen-Anhalts statt. Anfang Mai werden im Südpark 3 Bären geboren. Am 9.5. fährt anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Merseburger Straßenbahnlinie ein Traditionswagen vom Merseburger Straßenbahndepot. Mitte Mai eröffnet eine neue Filiale der Kreissparkasse in Merseburg-West. Am 21.5. findet nach fast 20 Jahren Pause wieder eine Veranstaltung im wieder hergerichteten Schlossgraben statt, es gastiert der französische Sänger Yannick Monot. Vom 22. - 24.5. besuchen etwa 25000 Menschen die Marktschreiertage auf der Rischmühleninsel. Am 4.6. protestieren Studenten der TH Merseburg gegen geplanten Stellen- und Personalabbau. Am 11.6. tagt die Regierungskommission „Bitterfeld“ in Merseburg. Vom 12.-14.6. findet in der König-Heinrich-Straße ein erstes Merseburger Straßenfest, am 13.6. in der Sporthalle am Saalehang ein 1. Behindertensportfest, am 14.6. im Dom ein Kreiskirchentag und am 20.6. im Schlossgarten und Schlossgraben ein großes Kinderfest statt. Am 15.6. wird im Schlossgartensalon ein Wirtschaftsbeirat gegründet und überreicht der Merseburger Altstadtverein Bürgermeister Hübner 4500,- DM zum Erhalt des Hauses Unteraltenburg 42. Am 20.6. besucht die 398th Bomb Group Memorial Association/ Seattle, USA, auf einer Goodwill-Tour Merseburg, pflanzt am Krummen Tor symbolisch einen Baum. Am 21.6. veranstaltet der Merseburger Schützen-Verein ein Sonnenwendfeuer. Die Papierfabrik Merseburg stellt Ende Juni die Produktion ein, entlässt die letzten 140 Beschäftigten. Im Zuge der Verwaltungsreform im Land Sachsen-Anhalt bildet Merseburg mit Beuna, Geusa und Meuschau eine Verwaltungsgemeinschaft. Ende Juni waren in Merseburg 112 Vereine registriert. In der Nacht zum 1. Juli brennt der Pavillon im Thomas-Müntzer-Park vollständig nieder. Im Rahmen der 24. Schlossfestspiele gastiert am 4.7. das Wiener Straußorchester im Schlossgartensalon und werden die zum Schülerwettbewerb „Das große Mersebuch“ eingereichten Arbeiten im Domgymnasium ausgestellt. Ebenfalls am 4.7. wird im Museum Merseburg eine Ausstellung des Italieners Lorenzo M. Bernardini eröffnet. Am 6.7. treffen die ersten 80 Asylanten in Merseburg ein. Im Mitteldeutschen Verlag Halle erscheint ein „Wegweiser Merseburg/ Stadt und Land ‘92“, vom Herdergymnasium wird erstmals ein „Jahresheft“ herausgegeben. Der Hauptausschuss der Stadtverwaltung verfasst eine Protestnote gegen die geplante Erweiterung des sich negativ auf die Entwicklung des innerstädtischen Handels auswirkenden Saaleparks bei Günthersdorf. Im Juli hatte der Kreis Merseburg den höchsten Zugang an Arbeitslosen im südlichen Sachsen-Anhalt, die Arbeitslosenquote ist jedoch mit 8,9% noch immer die niedrigste im Arbeitsamtsbezirk. Dem Dombrunnen wird Anfang August eine neue schmiedeeiserne Krone aufgesetzt. Die gebürtige Merseburgerin Christina Mundt wird in Barcelona Olympiasiegerin im Rudern. Am 16.8. eröffnet der neu erbaute Götzen-Markt, der größte seiner Art Deutschlands, an der Querfurter Straße. Am 26.8. wird die Kegelhalle nach umfassender Rekonstruktion wiedereröffnet. Das Museum erhält von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Nachricht, dass das im Keller des Schlosses Köpenick lagernde Porzellankabinett nicht wieder nach Merseburg überführt werden kann. Vom 5.-13.9. werden bei der als Landesmesse veranstalteten 2. Regionalmesse Merseburg etwa 125 000 Besucher gezählt; die Kreissparkasse stellt eine silberne Gedenkmünze Merseburg vor. Das Jugend- und das Sozialamt des Landratsamtes bezieht bis 11.9. das wiederhergestellte alte Landratsgebäude in der Domstraße. Am 16.9. wird seit gut 60 Jahren erstmals wieder Richtfest für ein in der Zollbauweise errichtetes Haus gefeiert (Lindenausstraße 22). Zum Abschlusskonzert der 22. Merseburger Orgeltage gastiert der Organist der Cathédrale Notre-Dame, Paris, Olivier Latry, im Dom. Vom 28.-30.9. finden an der Technischen Hochschule zum neunten Male Merseburger Technologische Tage unter internationaler Beteiligung statt. Baubeginn für die Kanalisation in Freiimfelde. Die Michaeliskapelle am Kreuzgang des Domes wird von Teilnehmern der Meisterschule und der Lehrgänge Denkmalpflege der Handwerkskammer Halle kostenlos instand gesetzt. Der Merseburger Schützenverein feiert seit Jahrzehnten wieder in Schützenfest und kürt einen Schützenkönig. Am 1.10. eröffnet die neue EDEKA-Kaufhalle, der einstige Frische Treff. Am 3.10 wird das am Domgymnasium neueingerichtete Haeckel-Stipendium erstmals verliehen, am 6.10. die Nachhut der russischen Streitkräfte aus Merseburg offiziell verabschiedet. Am 14.10. liest der chilenische Autor Guillermo Deissler anlässlich einer von der Dritten-Welt-Gruppe organisierten Veranstaltungsreihe in der Stadt- und Kreisbibliothek. Rückführungsbeginn für die Akten des Geheimen Preußischen Staatsarchivs nach Berlin-Dahlem. Am 31.10. Gründung des Merseburger Lions-Clubs. Der Rabenkäfig wird instand gesetzt, in der Nacht vom 1. zum 2.11. wird der Kolkrabe jedoch wie sein Vorgänger Opfer eines Steinmarders. Am 2.11. eröffnet die Stadtinformation im neuen Domizil Burgstraße 5, der früheren Phonothek, am 3.11. erfolgt der symbolische Spatenstich für das Gewerbegebiet Nord. Am 11.11. zieht eine Martins-Prozession von der Stadtkirche zum Josephsheim; am 22.11. findet in der Stadtkirche ein Benefizkonzert mit Ludwig Güttler statt. Die Außenhautsanierung des Kapitelshauses wird abgeschlossen, bald darauf auch die Rekonstruktion des Vorschlossdaches. Beginn einer umfassenden Erneuerung der Orgel von St. Maximi durch den halleschen Orgelbauer Thomas Hildebrandt. Am 26.11. liest der chinesische Autor Xing-Hu Kuo u.a. im Domgymnasium. Neu gewählter Rektor der TH: Prof. Dr. Alfred Göpfert. Gründung des Merseburger Luftsportvereins e.V. Am 4.12. eröffnet in Merseburg-Süd ein neues Opel-Autohaus. Am 9.12. findet im Alten Rathaus ein Konzert gegen Ausländerfeindlichkeit und am 15.12. anlässlich 100-Jahre Telefon in Merseburg eine Feierstunde der Telekom statt. Am 23.11. wird die Mitropa-Bahnhofsgaststätte nach umfassender Erneuerung wiedereröffnet. Aus dem TH-Echo geht eine Campus-Zeitung hervor. Am 30.12. gibt die irische Kelly-Family zwei Konzerte auf dem Markt und das McDonalds Restaurant in Merseburg-Nord wird nach nur viermonatiger Bauzeit eröffnet.

 Ins Goldene Buch der Stadt tragen sich ein: Gino Cesaroni (Bürgermeister der Partnerstadt Genzzano die Roma), Jean-Pierre Schosteck (Bürgermeister der Partnerstadt Chatillon), Kurt Schmitz (Bürgermeister der Partnerstadt Bottrop) und der Justizminister Sachsen-Anhalts Walter Remmers.

 Wohnungsbestand der Stadt: 18712 Wohnungen, davon 9124 kommunal und 3552 genossenschaftlich, Rest privat, 345 stehen leer. Im Arbeitsamtsbezirk Merseburg waren zum Jahresende 30117 Arbeitslose registriert, was einer Arbeitslosenquote von 14,7% entspricht; hinzukommen noch 10534 Kurzarbeiter (in 223 Betrieben). Dabei betrug die Zahl der beim Hauptamt Merseburg gemeldeten arbeitslosen Personen zum Jahresende 7549 (8,9%). Im Kreis Merseburg ereigneten sich in diesem Jahr 3600 Unfälle, wobei 36 Personen starben.

 Literatur: J. Jankofsky „Ständehaus Merseburg“; J. Jankofsky „Merseburg - 50 Persönlichkeiten aus 1000 Jahren Geschichte“, Böblingen; J. Jankofsky/ Merseburger Fotoclub „Sehen, wo grüne Erde ist“; Dieter Kleinbauer/ Peter Franke „Merseburg“, Berlin; J. Jankofsky/ Klaus-Dieter Urban „Merseburger Ansichten 2“; J. Jankofsky „Kleiner Wegweiser durch Merseburg“; G.-H. Runkel/ J. Birkholz „Grüße aus Merseburg“, Hamburg; W. Saal „Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt“, Regensburg

 

1993

 Baubeginn des Wohnviertels Hohndorfer Marke. Am 11.1. erscheint erstmals ein Amtsblatt der Stadtverwaltung. Eine von dem Merseburger Studenten Josef Bugovits entwickelte Anti-Computer-Viren Hardware, für die sich auch IBM interessiert, geht in Querfurt in Serienproduktion. Am 22.1. demonstrieren etwa 1000 Merseburger Gymnasiasten gegen Gewalt durch die Innenstadt. Am 29.1. wird die neue Friedhofshalle der Neumarktkirche, ein umgebautes barockes Wirtschaftsgebäude der einstigen Neumarktschule, eingeweiht. Im Januar registriert das Hauptamt Merseburg den höchsten Zuwachs an Arbeitslosen im Arbeitsamtsbezirk, die Quote erhöht sich von 8,9 auf 10,0%. Anfang Februar bezieht das Stadtarchiv sein neues Domizil im ehemaligen Sozialgebäude der Stadtwirtschaft in der Wilhelm-Liebknecht-Straße. In der am 2.2. begonnenen Fernsehserie „Motzki“ spielt Merseburg als Heimatstadt einer Hauptfigur eine Rolle, und in dem am 14.2. ausgestrahlten Krimifolge von "Schwarz-Rot-Gold" ist Merseburg ein Handlungsort. Am 4.2. gastiert Bettina Wegener im Schlossgartensalon. Vom 15.-19.3. findet unter dem Motto „Mimen mögen Merseburg“ eine Puppentheaterwerkstatt mit internationaler Beteiligung statt (fortgesetzt in den Folgejahren). Am 24.3. erfolgt in der Oeltzschnerstraße die Grundsteinlegung für den ersten Altenheimneubau in den östlichen Bundesländern. Am 25.3. kommt es in einem Labor der TH zu einem schweren Brand und anlässlich der Einweihung des Kolossa-Marktes an der Querfurter Straße weilt der Chorleiter Gotthilf Fischer in der Stadt. Am 31.3. wird anlässlich der Auflösung der TH, an der seit 1954 ca. 19 000 Studenten ein Studium abschlossen, ein von Mitarbeitern und Studenten gestifteter Gedenkstein eingeweiht. Ende März wird auch das Mitte der siebziger Jahre eingerichtete Merseburger Zollamt aufgelöst und die seit fast zwei Jahren gesperrte Hallesche Straße nach Instandsetzungsarbeiten wieder dem Verkehr übergeben. Am 13.4. trifft der erste Waggon mit Akten des Geheimen Preußischen Staatsarchiv von Merseburg nach Berlin-Dahlem zurückgeführt werden in Berlin ein. Im April werden die restaurierten Säulen der Neumarktkirche wieder eingesetzt. Am 14.4. sendet der MDR anlässlich der Eröffnung des Ladegast-Gedenkjahres einen im Merseburger Dom aufgezeichneten Fernsehbeitrag. Am 15.4. wird an der Fachhochschule ein Verein zur Einrichtung eines Chemiemuseums in Merseburg gegründet. Am 20.4. protestieren etwa 100 Arbeiter der Alu-Folie mit einem Warnstreik gegen die einseitige Tarifkündigung der Metall-Arbeitgeber. Am 24.4. wird im Südpark ein neuer Spielplatz eingeweiht, und am 28.4. im Herder-Gymnasium der „Bücherfrühling“ des Landes Sachsen-Anhalt mit zahlreichen Veranstaltungen eröffnet. Am 8./9.5. findet die 2. Schülertheaterwerkstatt Sachsen-Anhalts in Merseburg statt. Am 10.5. wird in der Bibliothek eine Ausstellung über Walter Bauer und am 14.5. in der Kirche Kötzschen der diesjährige Merseburger Orgelsommer eröffnet. Am 16.5. gastieren The Johnny Thompson Singers aus Philadelphia im Dom. Am 26.5. wird in Frankfurt/M. eine Boeing 737-300 (D-ABER) der Lufthansa auf den Namen „Merseburg“ getauft, am 27.6. im Museum die Ausstellung „Mit-Menschen“ der Fotografen Heike Bauer und Jochen Ehmke eröffnet. Das Einkaufszentrum „Schlosspassage“ an der Querfurter Straße steht ab Mitte Mai der Öffentlichkeit zur Verfügung. Am 5./6.6. findet die Landesmeisterschaft Ost im Schiffsmodellsport auf dem Gotthardteich statt. Am 6.6. wird der neue Merseburger Rabe „Kolk“ per Hubschrauber aus Suhl eingeflogen. Am 12.6. beteiligen sich 21 Chöre mit etwa 660 Sängern am 1. Merseburger Chorfest. Am 16.6. spielt ein Team um Uwe Seeler gegen den SV 1899 Merseburg. Am 26.6. spielt die Bläsergruppe des Gewandhausorchesters Leipzig ein erstes Konzert auf der Baustelle Neumarktkirche. Am 26./27.6. findet eine erste Schreibwerkstatt für Schüler aus Sachsen-Anhalt im Alten Rathaus statt. Im Juni werden folgende Straßen im Gewerbegebiet Große Hohndorfer Marke benannt: Brandisstraße, Henckelstraße, Herrfurthstraße, Ladegaststraße, Schokholtzstraße, Simon-Hoffman-Straße. Im Juni findet zudem ein Malerplenair statt, an dem neben Christa Krug aus Leuna, Jörg Riemke aus Merseburg und Hans Rohte aus Burgliebenau auch Willy Allegaert aus Châtillon und Reinhard Wieczorek aus Bottrop teilnehmen. Am 29.6. wird Axel von Campenhausen zum Domherrn der Vereinigten Domstifter zu Merseburg, Naumburg sowie des Kollegiatsstifts Zeitz ernannt. Am 30.6. werden die Merseburger Stadtwerke gegründet. Am 1.7. erfolgt der symbolische erste Spatenstich für das neue Merseburger Krankenhaus, und ab 1.7. gilt für Merseburg die Postleitzahl 06217. Anlässlich der 25. Schlossfestspiele wird am 2.7. im Museum eine Personalausstellung des Künstlers Otmar Alt eröffnet, und als Stargast tritt am 3.7. Johnny „Guitar“ Watson im Schlosshof auf. Herausgabe einer von silbernen und goldenen Gedenkmünzen 1025 Bistumsgründung Merseburg. Am 15.7. öffnet die neu erbaute Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle an den Amtshäusern. Am 21.7. referiert Dr. Günter Hess von der University of Western Ontario über das Leben Walter Bauers in Kanada. Am 24.7. wird die Glocke der Friedhofskapelle gestohlen. Am 4.8. wird Richtfest für das erste seit der Wende in der Altstadt errichtete Haus, den Neubau der Fa. Bauer in der Großen Ritterstraße, gefeiert. Am 5.8. eröffnet der NORMA-Neubau in der Klobikauer Straße. Mitte August wird das vor zwei Jahren eingangs der Gotthardstraße aufgrund archäologischer Befunde gegrabene Loch provisorisch verfüllt, da mit dem Bau der geplanten Tiefgarage noch immer nicht begonnen werden kann; Baubeginn Mitte September. Am 29.8. wird die aus der Raschwitzer Kirche in die Michaeliskapelle des Domes umgesetzte aus dem Jahre 1850 stammende kleine Ladegastorgel eingeweiht. Am letzten Augustwochenende verenden hunderte Fische im Gotthardteich wegen Sauerstoffmangels. Anlässlich der vom 4.-12.9. durchgeführten 3. Regionalmesse Schaufenster Merseburg erscheint der Band "Merseburg hat es in sich". Am 10.9. wird das Landesarchiv Merseburg gegründet. Am 13.9. beschließt der Ausschuss für Stadtentwicklung das Bodenreformdenkmal wegen Baufälligkeit abzureißen. Das Abschlusskonzert der 23. Merseburger Orgeltage am 25.9. gestaltet der Londoner Organist Thomas Trotter. Am 26.9. gastiert das Zürcher Kammerorchester im Rahmen der Reihe „Grundton D“ im Dom, der Erlös dieser Veranstaltung kommt dem Erhalt des Kapitelhauses zu; das vom Deutschlandfunk aufgezeichnete Konzert wird am 31.10. gesendet. Am 1.10. wird die neben der alten, baufälligen Kanalbrücke errichtete Behelfsbrücke für den Verkehr freigegeben. Am 2.10. richtet der Altstadtverein in der Gotthardstraße das 2. Merseburger Altstadtfest aus und findet in der Albrecht-Dürer-Schule der 1. Sekundarschullehrertag Sachsen-Anhalts statt. Am 8.10. wird der erste komplex sanierte, ehemalige "Russenblock" in der Rheinstraße übergeben. Im Oktober stieg die Arbeitslosenquote im Bereich des Hauptamtes Merseburg auf 16,1%. Am 3.11. findet im UFA-Kino in der König-Heinrich-Straße, dem ehemaligen Kino „Völkerfreundschaft“ die letzte Vorstellung statt, damit hat Merseburg kein Kino mehr. Am 5.11. sendet RIAS live aus dem Merseburger Museum, als Ko-Moderator fungiert dabei der Plakat-Künstler Klaus Staeck. Am 11.11. übernimmt das Stadtprinzenpaar des Merseburger Carnevals-Clubs und des Merseburger Faschings-Clubs erstmals vom Bürgermeister die „närrische Gewalt“ über die Stadt. Am 13.11. öffnet in Merseburg-Süd die „Hütte“, der erste Jugendclub in freier Trägerschaft. Am 21.11. singt der Schwarzmeerkosaken-Chor in St. Maximi. Am 24.11. wird eine neue Brücke für die Gotthardteich-Promenade gesetzt. Am 28.11. trägt die Weltelite der Keglerinnen in Merseburg den erstmals ausgetragenen Raschig-Cup aus. Ende November erscheint zum vierten Mal seit der politischen Wende der Merseburger Kreiskalender. Am 10.12. findet auf dem Campus der Fachhochschule eine 1. Merseburger Rocknacht statt. Das City-Spiel „Region Merseburg“ erscheint. In diesem Jahr wurden auf dem Merseburger Standesamt 340 Ehen geschlossen (im Vergleich: 1986: 586; 1989: 456; 1991: 131). Die Anzahl der Geburten im Merseburger Krankenhaus betrug in diesem Jahr 479 (1992: 574, 1991: 630). Bis Jahresende wurden rund 77 000 MER-Kraftfahrzeugkennzeichen ausgegeben. Im Kreisgebiet ereigneten sich 1993 4177 Verkehrsunfälle, wobei 775 Personen verletzt und 24 getötet wurden, der Sachschaden betrug rund 19 Millionen Mark. Die Arbeitslosenquote im Landkreis Merseburg betrug zum Jahresende 15,5%. 43771 Einwohner. Für das neue Wohngebiet Hohndorfer Marke werden folgende Straßen benannt: Dr.-Eberhardt-Hübner-Straße, Bottroper Straße, Chatilloner Straße, Genzanoer Straße,Luppestraße, Saalestraße, Am Stecknersberg, Am Eichhornpark.

 Pfarrer St. Viti: Georg Warnecke.

 Literatur: Jürgen Jankofsky/Klaus Krug „Sachzeugen der chemischen Industrie Leuna-Buna-Merseburg“; Peter Ramm „Die Neumarktkirche zu Merseburg“, München/Berlin; „Merseburger Ansichten 3 - Texte und Zeichnungen Merseburger Schüler“; Peter Ramm „Der Dom zu Merseburg“ (3. erweiterte Auflage mit Farbfotos von Janos Stekovics); Hans-Günther Wauer „Die Ladegastorgel im Merseburger Dom“; Peter Ramm „Der Dom zu Merseburg“, München/Berlin; Walter Saal „Das Brauchtum zwischen Merseburg und Querfurt“. Dieter Kleinbauer „Merseburg um 1900 - Die Photographie des Maximilian Herrfurth (1863-1933)“, Pinneberg; Hans-Rüdiger Merten „Merseburger Stadtgeschichte(n) für kleine Leute“ (Manuskript); Gerd Puritz „Elisabeth Schumann: A Biography“, London.

 

1994

 Am 1.1. übernimmt der Verein „Frauen helfen Frauen“ die Trägerschaft über das Merseburger Frauenschutzhaus. Mit Jahresbeginn tritt die Verwaltungsgemeinschaft mit Beuna und Geusa in Kraft, die geplante Eingemeindung Meuschaus wird jedoch aufgrund der enormen Schuldenbelastung dieser Gemeinde (pro Kopf ca. 23.000 DM!) vorerst zurückgestellt, dann per 30.5. doch vollzogen. In den ersten Tagen des neuen Jahres führt die Saale Hochwasser, am 11.1. kann die für den Landkreis vorübergehend ausgerufene Hochwasserwarnstufe II aufgehoben werden. Gleichentags führen Folienwerker auf dem Bahnhofsplatz eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der Alufolie durch. Vom 14.-16.1. ist die mobile Show des Elvis-Presley-Museums Memphis im Merseburger Museum zu sehen. Am 14.1. weist das Oberverwaltungsgericht Magdeburg eine von den Städten Merseburg und Leipzig gemeinsam vorgebrachte Klage gegen den Bau des IKEA-Möbelhauses Kötschlitz, eine Erweiterung des für die Verödung der Innenstädte verantwortlich gemachten Saaleparks Günthersdorf, zurück. Am 27.1. wählt das Konzil der Fachhochschule Prof. Dr. Johanna Wanka zum ersten Rektor. Die Arbeitslosenquote im Kreis Merseburg steigt im Januar auf den Rekordwert von 16,8 %. Am 7.2. wird mit dem Abriss des Bodenreformdenkmals begonnen, am 8.2. der Grundstein für das Multicenter Merseburg-Süd gelegt. Am 20.2. unterliegt der VfB Merseburg in einem Freundschaftsspiel auf heimischem Platz dem 1. FC Bayern München mit 0:4. Am 25.2. gründet sich in Merseburg eine Ortsgruppe der Freien und Unabhängigen Wählergemeinschaft. Anfang März finden Mitarbeiter des Landesamtes für archäologische Denkmalpflege hinter dem Zech'schen Palais Reste einer linienbandkeramischen Siedlung. Am 11.4. öffnet nach mehrjähriger Schließung der neu gestaltete Goldene Hahn. Am 15.4. erreicht das „Jahrhundert-Hochwasser“ der Saale Merseburg, die B181 muss gesperrt werden, das Gut Werder wird von der Außenwelt abgeschnitten, die Bewohner müssen mit Hubschraubern evakuiert werden, der Pegelstand der Saale erreicht 6,67m. Am 27.4. wird die neue Lokalredaktion der „Mitteldeutschen Zeitung“ im Haus Markt 27 eingeweiht und das Gebäude des Geheimen Preußischen Staatsarchivs an das Landesarchiv Merseburg übergeben, womit gleichzeitig der Umzug der Merseburger Abteilung des Geheimen Preußischen Staatsarchivs ins Stammhaus nach Berlin-Dahlem seinen Abschluss findet. Am 29.4. erhält das Merseburger Krankenhaus offiziell den Status eines Akademischen Lehrkrankenhauses der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Am 3.5. werden an den Amtshäusern 37 junge Linden gepflanzt, die eine Bürgerinitiative nach Abholzung der meisten alten Linden hier erstritten hatte. Am 5.5. wird auf der Hohndorfer Marke ein neues Einkaufszentrum eröffnet. Am 7.5. findet anlässlich des 45. Gründungstages der Merseburger Musikschule eine Feierstunde im Schlossgartensalon statt. Am 13.5. wird auf den Südwestturm des Domes eine neue Spitze aufgesetzt. Am 14.5. gründet die Paneuropa-Jugend im Gästehaus Thüringer Weg den Landesverband Sachsen-Anhalt. Am 24.5. eröffnet in der restaurierten Ressource das Restaurant Kartoffelhaus No1 (am 4.8. der Pflaumenbaum). Am 25.5. erfolgt im Beisein von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl der erste Spatenstich für die neue und für den Aufschwung der Region höchstwichtige Leuna-Raffinerie. Am 29.5. ist Merseburg Gastgeber des 4. Tages der Ehrenamtlichen Sachsen-Anhalts. Das südliche Seitenschiff und die südliche Nebenapsis der Neumarktkirche werden wieder angebaut. Die Stadtrats- und Bürgermeisterwahl am 12.6. erbringt folgendes Ergebnis: CDU 31,4 % (13 Sitze), SPD 28,7 % (12 Sitze), PDS 17,2 % (7 Sitze), FDP 7,4 % (3 Sitze), Neues Forum 5,9 % (2 Sitze), Statt Partei 3,7 % (2 Sitze), Bündnis 90/Grüne 3,6 % (1 Sitz); der bisherige Bürgermeister Herwig Hübner (CDU) und dessen bisheriger Stellvertreter Dr. Jürgen Glietsch (SPD) erhalten von allen Bürgermeisterkandidaten die meisten Stimmen, wobei aber keiner von beiden die absolute Mehrheit erreicht. Im 2. Wahlgang am 26.6. wird Dr. Jürgen Glietsch zum Merseburger Oberbürgermeister gewählt. Neuer Landrat wird Tilo Heuer (SPD). Zu einer Landeswahlkampf-Veranstaltung mit dem Ministerpräsidenten Dr. Christoph Bergner (CDU) auf dem Markt erscheinen am 13.6. nur etwa 100 Leute. Am 21.6. weilt anlässlich der Inter-Lese Sachsen-Anhalt Anatoli Pristawkin in Merseburg. Am 23.6. zeichnet ein amerikanisches TV-Team für die Serie „Joy Of Music“ das Spiel der Organistin Diane Bish an der Ladegastorgel auf. Zum Abiturball am 24.6. erscheint nach Jahrzehnten erstmals wieder ein Jahrbuch des Domgymnasiums. Ende Juni übergibt das Kulturamt der Stadt dem Museum einen angekauften Zunftbecher der Merseburger Baderinnung von 1729. Ab 1.7. ist Merseburg die größte Stadt des neu gebildeten Landkreises Merseburg-Querfurt. Am 2.7. eröffnet im Kulturhistorischen Museum eine große Ausstellung „Kunst aus Afrika“. Ab 18.7. werden die neuen Autoschilder für den neuen Landkreis ausgegeben, beginnend mit den Buchstaben MQ. Ende Juli kann die Schlossquelle am Saalehang nach langer Zeit wieder in Betreib genommen werden. Am 6. und 7.8. finden auf dem Gotthardteich die Deutschen Meisterschaften im Schiffsmodellsport statt. Laut einer Anfang August veröffentlichten Statistik des Instituts für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung Halle liegt das Netto-Einkommen aus Arbeitseinkommen im Kreis Merseburg-Querfurt bei 1993 DM (zum Vergleich: Spitzenreiter Bördekreis 2115 DM, Halle 2070 DM). Anfang August erscheint erstmals der „MQ-Kurier“. Ende August muss H.-J. Triebsch sein 1985 gelegtes Bodenmosaik vom Grundstück Ecke Bahnhofstraße/Hölle entfernen, da das Grundstück vom Alteigentümer überbaut werden soll; entfernt wird auch die zugehörige Plastik von H. Brühmann. Anfang September wird begonnen die Alte Saale zu renaturieren. Am 12.9. spricht Oskar Lafontaine auf dem Markt. Am 13.9. verendet der Rabe Kolk. Am 15.9. kann Richtfest für das neue Krankenhaus gefeiert werden. Am 18.9. wird Christina Mundt bei der Ruder-WM in Indianapolis Weltmeisterin im Doppelvierer. Zum Eröffnungskonzert der diesjährigen Orgeltage mit dem Leipziger Thomanerchor weilt am 27.9. auch der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Reinhard Höppner, im Dom. Im renovierten Zech’schen Palais eröffnet am 1.10. ein Holiday-Inn Hotel (offizielle Eröffnung zugleich mit dem Richtfest des Hotelanbaus am 11.10.). Seit dem 9.10. gehört Merseburgs katholische Kirchengemeinde zum neu gegründeten Bistum Magdeburg. Bei Ausgrabungsarbeiten in der Georgstraße werden unter Scherben und Speiseresten aus dem 16.-18. Jahrhundert (wahrscheinlich vom einstigen Gasthof „Ritter St. Georg“ Reste eines befestigten Walls aus der Bronzezeit und darunter linienbandkeramische Scherben gefunden. Am 27.10. gastieren die Wiener Sängerknaben im Dom. Bei Arbeiten an der Heizungsanlage der Stadtkirche werden Ende Oktober Fundamentreste entdecket, die wahrscheinlich vom ersten Kirchenbau des 10. Jahrhunderts stammen. Am 3.11. eröffnet das Multi-Center Merseburg-Süd. Am 4.11. wird erstmals der Walter-Bauer-Preis der Städte Merseburg und Leuna verliehen, erste Preisträger sind Prof. Dr. Henry Beissel aus Montreal und Dr. Hans-Martin Pleßke aus Leipzig. Am 5.11. erhält die Bibliothek den Namen Stadtbibliothek „Walter Bauer“ Merseburg, ein Walter-Bauer-Kabinett wird eingeweiht. Am 11.11. eröffnet das neu errichtete Kaufhaus Müller in der Gotthardstraße. Am 30.11. erhält der Merseburger Journalist Jens Büttner in Berlin den Friedwart-Bruckwart-Förderpreis der Hanns-Martin-Schleyer-Stiftung. Am 8.12. öffnet nach umfassender Rekonstruktion wieder der Ratskeller. Am 16.12. wird die erneuerte Gotthardstraße als Fußgängerzone übergeben. Am 24.12. findet nach 25 Jahren erstmals wieder ein Gottesdienst in St. Thomae statt. Im Dezember betrug die Arbeitslosenquote im Amtsbezirk Merseburg 15,6%. Einwohner: 43771. Im Laufe des Jahres wurden in Merseburg 503 Gewerbe an- und 283 abgemeldet. 5694 Verkehrsunfälle im Landkreis sind trauriger Rekord. Michael Schönheit übernimmt die Organisation der Merseburger Orgeltage.

 Bei musicart Magdeburg erscheint die CD von Warnfried Altmann und Hans-Günther Wauer „Keine Gewalt“ (Rec. Oct. 1993 Merseburger Dom), bei METRIX die CD „Konzert in der Neumarktkirche zu Merseburg gespielt vom Blechbläserensemble des Gewandhausorchesters zu Leipzig“.

 Literatur: Liselotte Schinke „Alte Merseburger Gaststätten“; Martin Pabst „Ernst von Harnack als Regierungspräsident in Merseburg“; Jürgen Jankofsky „Querni und die Neunlinge“, Halle; Jürgen Jankofsky „Rabenzauber“, Halle; Jürgen Jankofsky/ Fotoclub Merseburg „Merseburg im Jahreslauf“; Günter Knittel (Hrsg) „Walter Bauer Brevier“

 

 1995

 Am 2.1. eröffnet in Meuschau das Hotel Check-Inn. Am 6.1. beginnt der Bezug des neuen Altenheimes in der Oeltzschnerstraße. Mitte Januar wird bei Sanierungsarbeiten an der Turnhalle des Domgymnasiums ein Brunnen entdeckt, der wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert stammt. Am 9.2. wird der Schornstein der Königsmühle gesprengt, die Bebauung zum Wohnpark beginnt. Am 1.3. sendet der MDR ein Film-Porträt über Josef Bugovits. Am 2.3. eröffnet das Brühl-Center. Am 3.3. besucht der SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping Merseburg, besichtigt u.a. den Dom. Am 5.4. wird das erste Exponat der Sachzeugen der chemischen Industrie, ein Polymerisationskessel aus BUNA, auf dem Campus der FH Merseburg, freigegeben, am 8.4. die neue Eule-Orgel von St. Norbert durch Bischof Leo Nowak übergeben, und am 14.4. (Karfreitag) das Triptychon „Große Kreuzigungsgruppe vor roter Wand“ von Klaus Friedrich Messerschmidt in St. Thomae eingeweiht. Nach umfänglicher Rekonstruktion öffnet am 15.4. wieder die Merseburger Schwimmhalle. Am 8.5. wird die Tiefgarage eingangs der Gotthardstraße freigegeben. Am 20.5. besetzen Jugendliche kurzzeitig das leerstehende Kaufhaus Dobkowitz, um auf fehlende Jugendfreizeiteinrichtungen aufmerksam zu machen. Am 26.5. erleben 5000 Zuhörer ein Rockkonzert mit englischen Oldie-Gruppen wie den „Troggs“ und „Sweet“ auf der Rischmühleninsel. Am 3.6. wird die Kanalbrücke abgerissen. Am 17.6. tagt im Alten Rathaus der Jahreskongress des Europäischen Billardverbandes. Am 28.6. eröffnet die Busch-Passage in der Gotthardstraße. Am 1.7. erscheint anlässlich der 27. Schlossfestspiele ein Stadttaler mit dem Konterfei Heinrich VI. Mit den diesjährigen Schlossfestspielen beginnt auch eine dauerhafte Illumination des Schlosses. Am 28.7. dirigiert Peter Schreier die „Matthäus-Passion“ von J. S. Bach im Dom. Am 30.7. wird die restaurierte Neumarktkirche mit einem Festgottesdienst  wiedereingeweiht. Am 13.8. wird der gebürtige Merseburger Sven Thiele in Atlanta Vizeweltmeister im Freistilringen. Mitte August erscheint erstmals ein Merseburger Hotel-Führer, die Stadtverwaltung gibt die Info-Broschüre „Merseburg an der Saale. Die Magie einer sagenhaften Stadt“ heraus. Ende August wird mit der Restaurierung des ältesten, noch stehenden Merseburger Gebäudes, des Hauses Markt 21, begonnen und die Renovierung des Alten Rathauses abgeschlossen. Am 1.9. bezieht ein neuer Rabe im erneuerten Rabenkäfig Quartier. Am 13.9. werden die 25. Merseburger Orgeltage mit einem Konzert des Tölzer Knabenchores eröffnet. Am 23.9. feiert die Merseburger Feuerwehr ihr 130-jähriges Bestehen. Der Merseburger Fotograf Wolfgang Kubak erhält bei einem internationalen Wettbewerb im US-Staat Washington den „Special Award“. Am 2.10. diskutieren im frisch restaurierten Schlossgartensalon Politiker wie die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichtes Jutta Limbach, der stellvertretende CDU-Vorsitzende Wolfgang Schäuble, der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse sowie der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Reinhard Höppner, in einem „Landesforum zu Gesellschaft und Geschichte Sachsen-Anhalts“. Am 3. Oktober begeht der Landtag den Festakt zum 5. Jahrestag der deutschen Einheit im Dom, ein Volksfest schließt sich an. Am 8.10. wird zugleich mit dem zweiten Merseburger Teilabschnitts des Radwanderweges entlang der Saale die wiederhergestellte Arnimsquelle eingeweiht. Am 23.10. zieht die Filiale der Dresdner Bank aus ihrem Notdomizil am Markt in die neu errichtete Klima-Passage eingangs der Gotthardstraße. Ende Oktober steht der Lauf der Alten Saale nach dreijähriger Renaturierung zur Neuflutung bereit. Ab 1. November ist Merseburg Sitz eines Polizeipräsidiums. Mitte November stellt das Anzeigenblatt MQ-Kurier sein Erscheinen ein, Ende November erscheint „Die Lokale“. Am 18.11. wird die Klia-Fußgängerbrücke wieder aufgesetzt. Am 19.11. läuft im ZDF ein Bericht über die Restaurierung des Stadtfriedhofes. Am 23.11. wird auf dem Merseburger Campus die Ehrendoktorwürde der Martin-Luther-Universität an den Stuttgarter Professor Karl Stephan verliehen. Am 28. 11. passiert der größte Schwerlasttransport der deutschen Geschichte (ein 522 Tonnen schwerer Reaktor für die neue Leuna-Raffinerie) Merseburg. Am 24.12. übernimmt die Neuapostolische Kirche ihr neues Gotteshaus im Gerichtsrain. Am 31.12. findet im Südpark erstmals ein Silvesterlauf statt. 42690 Einwohner. Registriert sind in Merseburg 17469 Autos. Es ereignen sich 5694 Verkehrsunfälle im Landkreis. Im Jahre 1995 wurden 431 Kinder geboren. Es erscheint das erste Heft einer „Chronik des Landkreises Merseburg“ (4 weitere folgen). Ins Goldene Buch trägt sich Ministerpräsident Dr. Reinhard Höppner ein.

 Pfarrerin St. Maximi und Superintendentin (amt.): Annette-Christine Dobbrisch. Ortsbürgermeister Meuschau: Gerd Seifert.

 Literatur: „Merseburger Frauenkalender“, Halle; Martin Pabst „Die Luftangriffe auf Leuna und Merseburg am Ende des II. Weltkrieges“, Cuxhaven; Eberhard Eßrich „Der Dom und sein Gymnasium - Merseburger Erinnerungen“; Günter Warnecke „Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Merseburgs“; Peter Ramm/Janos Stekovics „Merseburg“; Halle, Siegfried Berger „Wie ich meine Jugend sehe - Erinnerungen“ Hrsg.: Hans-Martin Pleßke; Jürgen Jankofsky „Leuna und Ludwigshafen - Parallelen und Unterschiede in der Entwicklung bedeutender deutscher Industriestandorte“, Halle; Monika Lätzsxch "Fährt ein weisses Schiff..."

 

1996

 Am 20.1. eröffnet Dieter Kleinbauer seine Kunst- und Antiquitätengalerie im Palmbaum. Am 22.1. wird das neue Gebäude der Kreissparkasse ausgangs der Gotthardstraße der Öffentlichkeit übergeben. Ab 1.2. verkehrt die Straßenbahn Linie 15 nicht mehr nur zwischen Hölle und Kötzschen, sondern bis zur Schkopauer Wendeschleife. Am 3.2. geht das Merseburger Campus-Fernsehen zum ersten Mal über den Offenen Kanal Berlin auf Sendung. Am 5.3. wird der Grundstein für das neue Tivoli gelegt. Am 24.3. wirkt der Leipziger Gewandhausorganist Michael Schönheit erstmals als neuer Domorganist. Am 25.3. liest Friedrich Schorlemmer in der Stadtkirche. Am 27.3. findet eine Feierstunde anlässlich des 50. Todestages Siegfried Bergers statt, aus diesem Anlass wird in der Bibliothek der Film des Campus TV Merseburg „Merseburg und seine Dichter“ uraufgeführt. Selben Tags spielt die deutsche Fußballnationalmannschaft (U18) im Merseburger Stadtstadion gegen Island 1:1. Am 2.4. wird eine neue Fußgängerbrücke über den Kanal nach Meuschau gesetzt. Am 20.4. richtet der Landesheimatbund im Schlossgartensalon ein literarisches Kolloquium über Siegfried Berger, Johannes Schlaf und Walter Bauer aus. Am 9.5. werden offiziell die Klima-Passage und der neu geschaffene Klia-Platz eingeweiht. Am Himmelsfahrtstag, dem 16.5., belagern etwa 80 Jugendliche nach einer Schlägerei in der Querfurter Straße das Merseburger Polizeirevier. Am 21.5. treten gewerkschaftlich organisierte Bus- und Straßenbahnfahrer in einen 3-stündigen Warnstreik. Vom 31.5.-1.6. finden die 4. Landesmusikschultage Sachsen-Anhalts in Merseburg statt. Am 2.6. gastiert die Ottawa Choral Society im Dom. Vom 6. bis 7.6. tagen im Schlosshotel die Finanzminister der Bundesländer. Anlässlich der diesjährigen Schlossfestspiele findet unter dem Motto "König Heinrich kommt" am 15.6. erstmals ein historischer Festzug statt. Am 17.6. ist in Merseburg erstmals ein Drogentoter zu beklagen. Am 21.6. wird die neu erbaute Kanalbrücke voll nutzbar. Am 28.6. erfolgt die Grundsteinlegung für die neue Merseburger Polizeidirektion an der Halleschen Straße. Am 14.7. findet in St. Norbert eine Orgelmatinee „Mitteldeutsche Orgelmeister“ statt. Im Juli gibt der Verein Sachzeugen der chemischen Industrie das erste Heft der Reihe „Merseburger Beiträge zur Geschichte der chemischen Industrie Mitteldeutschlands“ heraus. Am 11.8. wird der Merseburger Jens Petrahn in Portugal Weltmeister im Angeln (Mannschaft). Am 17.8. demonstrieren etwa 150 Neonazis ungehindert durch die Innenstadt. Ende August werden die barocken Grabdenkmäler Bäckerstein und Stürzender Engel nach Restauration wieder auf dem Stadtfriedhof aufgestellt; der Kulturausschuss der Stadt empfiehlt, das seit der Wende in einem Hangar des Flugplatzes lagernde Lenin-Denkmal zu verkaufen. Im Rahmen der diesjährigen Merseburger Orgeltage gastierten u.a. am 25.9. das Londoner Hilliard-Ensemble in der Neumarktkirche und am 26.9. der New Yorker Organist Kent Tritle im Dom. Anlässlich des 60. Geburtstages des Fotografen Jochen Ehmke eröffnet am 2.11. eine Personalausstellung im Schloss. Vom 4. bis 6.11. nimmt der Domorganist Michael Schönheit mit dem Chor des Merseburger Domgymnasiums eine CD im Dom auf. Am 7.11. wird Richtfest für die neue Polizeidirektion in der Halleschen Straße gefeiert und werden die neu errichteten Blöcke im Ruhrweg erstmals zur Besichtigung freigegeben. Am 8.11. wird der Walter-Bauer-Preis der Städte Merseburg und Leuna an Jürgen Jankofsky verliehen. Am 20. 11. findet im Rathaus eine Feierstunde anlässlich des 5-jährigen Bestehens des Frauenhauses statt. Vom 20.-22.11. lädt der Verein Sachzeugen der chemischen Industrie zu einer Fachtagung „Zeitzeugenberichte“ an die Fachhochschule ein. Am 30.11. verstirbt der Heimatforscher Walter Saal. Am 1.12. wird die neue Freilichtbühne im Südpark eingeweiht. Der Weihnachtsgottesdienst in der Stadtkirche vom 25.12. wird landesweit im Rundfunk übertragen. Ende Dezember beträgt die Arbeitslosenquote im Bereich Merseburg 16,4 %. Es ereigneten sich 5633 Verkehrsunfälle im Landkreis. Merseburg hat 41820 Einwohner und ist damit siebentgrößte Stadt in Sachsen-Anhalt. Benannt werden die Hoppenhauptstraße und der Paracelsusweg. Der Bibliothekskatalig der Fachhochschule it voll digitalisiert.

 Pfarrer St. Norbert: Reinhold Pfafferodt (2002). Stefan Müksch wird Kantor und Organist  der Evangelischen Kirchengemeinde.

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Münchhausens Mansfelder Reise", Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Die große Klappe“, Halle; Jürgen Jankofsky „Graureiherzeit“, Berlin; Jürgen Jankofsky „Landkreis Merseburg-Querfurt. Ein kleiner Kulturhistorischer Führer“, Günter Hess, Jürgen Jankofsky (Hrsg.): „Sonnentanz - ein Walter-Bauer-Lesebuch“, Halle; Gudrun Schleiff „Die Gagfah-Siedlung - Geschichte eines Wohnkomplexes“ (Diplomarbeit); Gisela Wagner (Pseud.) „Das Leben der Gitta Lindberg“, Edition Freidhof; Merseburger Beiträge 1/96 „Von der Kohle zum Kautschuk“

 

1997

 Am 1.1. fusionieren die Kirchenkreise Merseburg und Weißenfels zum Kirchenkreis Merseburg-Weißenfels, Sitz der Superintendentur ist Merseburg. Den 1. Merseburger Neujahrslauf gewinnen der Halle-Neustädter Wolfgang Graap und die Naumburgerin Dorthe Beckert. Am 26.1. demonstrieren die letzten etwa 100 Beschäftigten des Aluminium-Werkes für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Am 30.1. findet anlässlich des 300. Geburtstages J. J. Quantz’ ein Festakt im Schlossgartensalon statt. Am 1.2. besucht der Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts, Klaus Schucht, die Alu-Folie und versichert, die Fortführung der Produktion ab 3.2. Am 5.3. wird im ehemaligen Kindergarten Roßmarkt ein Regionales Bildungszentrum eröffnet. Am 10.2. zieht der größte Rosenmontagszug seit Jahrzehnten durch die Innenstadt. Das Sozialamt meldet im Februar 875 Sozialhilfeempfänger (was eine Verdreifachung in den letzten fünf Jahren entspricht). Mitte Februar wird mit dem Abriss der Kasernen in der Geusaer Straße begonnen. Am 19.2. wird die 15,8 t schwere Lenin-Figur vom Flugplatzgelände nach Tjuchem bei Groningen überführt, ein holländischer Investor eines angrenzenden Wohn- und Gewerbeparkes hatte sie zum Materialwert erworben. Im Februar steigt die Arbeitslosenquote im Bereich Merseburg auf 20,1%. Am 4.3. eröffnet in der Galerie im Studienkreis eine Ausstellung der Malerin Irene Buchanan, die seit 1995 in Merseburg lebt. Am 15.3. wird der Förderkreis Museum Schloss Merseburg gegründet. Am 4.4. geht die neue Merseburger Polizeidirektion praktisch in Betrieb, am 21.4. erfolgt die offizielle Einweihung. Am 22.4. wird die restaurierte Plastik „Der Tod“ von Christian Trothe dem Merseburger Museum übergeben. Vom 23.-25.5. findet ein Stadtfest statt. Am 28.5. wird in der Galerie am Roßmarkt eine Ausstellung des halleschen Malers Uwe Pfeiffer eröffnet. Am 2.6. findet an der Fachhochschule ein 1. Solartag statt. Anfang Juni wird Wolfgang Kubak zum Ordentlichen Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photografie berufen. Klaus-Dieter Urban übergibt dem Domgymnasium für die Aula zwei Stelen zur Gefallenen-Ehrung. Die Pflasterung des Domplatzes wird abgeschlossen. Am 28.6. wird das Tivoli-Center offiziell eröffnet. Arbeitslosenquote im Bereich Merseburg für Juli: 21,5 %. Am 6.8. wird Richtfest für die Heinrich-Spitze, Ecke Bahnhofstraße/Dammstraße gefeiert. Am 8.9. kommt es zu einem Brand in der Alu-Folie. Am 13.9. findet in Meuschau ein erstes Heimatfest, am 20.9. der zweite Merseburger Drehorgeltag und vom 26.-27.9. der 3. Denkmaltag Sachsen-Anhalts statt. Am 30.9. eröffnet Ministerpräsident Reinhard Höppner die 27. Merseburger Orgeltage. Der Neuaufbau des Versunkenen Schlösschens wird abgeschlossen. Am 22.10. nimmt das Institut für Multimediale Informationsverarbeitung, Kommunikationstechnologie und Entwicklungstendenzen (Mike) an der Fachhochschule seine Arbeit auf. Am 25.10. gibt es im Südpark ein erstes Merseburger Drachenfest. Der Rudolf-Breitscheid-Platz wird zum Kreisverkehr umgebaut, die (Neu)Pflasterung von Domplatz und Domstraße ab Krummen Tor sowie der Oberen Burgstraße abgeschlossen. Im November beginnt Dr. Willi Tonn im Auftrag der Kreisverwaltung und des Altstadtvereins an einer Chronik des Landkreises Merseburg zu arbeiten. Am 10.12. demonstrieren im Zuge bundesweiter Studentenproteste auch Studenten der FH Merseburg. Am 19.12. wird die rekonstruierte Neumarktbrücke samt neu gepflasterter Oberer Burgstraße wieder dem Verkehr übergeben. Am 21.12. bilden Merseburger nach Überbringung des „Lichtes von Bethlehem“ durch Vertreter der St. Georg-Pfadfinderschaft eine Lichterkette vom Bahnhof bis St. Norbert. Die Curiestraße wird benannt.

 40984 Einwohner. In diesem Jahr wurden in Merseburg 569 Kinder geboren (297 Mädchen und 272 Jungen). Die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtsbereich Merseburg beträgt bei Jahresende 24,2 %. Bei 5212 Verkehrsunfällen fanden im Landkreis 26 Menschen den Tod. 40984 Einwohner.

 Studentenpfarrerin: Margrit Flaschmann; Pfarrer St. Viti: Friedrich Gebhardt.

 Die Merseburger Rock-Gruppe „Days of Grace“ gibt beim Level metrix ihre erste CD „fit for society“ heraus.

 Literatur: Margot Baumgarten/ Eleonore Kupke „Kennst du das Einmaleins vom täglich Brot? - Das Leben der Frauen in Merseburg von 1945 bis 1950“, Halle; Merseburger Beiträge 2/96 und 3/96; S. Berger „Die tapferen Füße“ (Neuauflage); Joachim Krause „Bahnknoten Merseburg - 150 Jahre Eisenbahngeschichte“; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Einmal Kolumbus sein“, Halle; Martin Pabst „Auch vor außergewöhnlichen Maßnahmen ist nicht zurückzuschrecken - Die Fremdarbeiter im Kreis Merseburg während des II. Weltkrieges“, Halle; Peter Ramm „Pfalz und Schloss zu Merseburg“ (3. neu bearbeitete Auflage mit neuen Bildern), Halle; „Altes Handwerk in Merseburg“

 

1998

 Anfang Januar ziehen erste Mieter in den neu erbauten Gebäudekomplex König-Heinrich-Spitze ein. Es erscheint die Zeitung „Super Sonntag für den Landkreis Merseburg-Querfurt“. Die Stadt erwirbt das Ständehaus, Neubeginn der Sanierung. Am 11.1. stirbt in Heikendorf bei Kiel der in Merseburg geborene Dirigent Klaus Tennstedt. Am 17.1. gastiert „The Sands Family“ im Schlossgartensalon. Am 29.1. findet im Alten Rathaus erstmals ein Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters statt. Mit 23,9 % erreicht die Arbeitslosenquote im Bereich Merseburg im Januar einen neuen Spitzenwert (im Amtsbezirk Merseburg sogar 26,5 % - im Februar Steigerung auf 27,0%!). Am 5.3. kommt es um das Arbeitsamt zu Protestveranstaltungen gegen Arbeitslosigkeit. Am 6.3. wird im Museum die Ausstellung „Das unheimliche Idyll - Fotografien aus Mitteldeutschland 1928 bis 1943“ eröffnet. Am 11.3 ist Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers Gast einer Podiumsdiskussion im Alten Rathaus. Vom 14.-18.3. findet zum sechsten Mal die Puppenspielfestwoche „Mimen mögen Merseburg“, mitorganisiert von Frieder Simon, statt. Am 17.3. diskutieren der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf und der thüringische Ministerpräsident Bernhard Vogel mit dem sachsen-anhaltischen CDU-Chef Christoph Bergner im Domgymnasium. Gleichen Tags werden die für den Schlossgartensalon neu geschaffenen Gobelins der halleschen Künstlerin Josefine Laser übergeben. Am 18.3. kommt Bundesfinanzminister Theo Waigel in die Saalestadt, um den Vertrag über den Verkauf großer Teile des Merseburger Flughafens aus Bundesbesitz an die holländische Koop-Holding zu unterzeichnen. Der PDS-Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi nimmt an einer Wahlkampfveranstaltung in der Gaststätte Zur Gartenlaube teil. Am 22.3. besucht Ministerpräsident Reinhard Höppner Merseburg und übergibt das Ständehaus offiziell an die Stadt. Am 26.3. spricht der SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine im Zuge der bevorstehenden Landtagswahlen im Schlossgartensalon. Anfang Mai übergibt der in Herne lebende, gebürtige Merseburger Rudi Hölzer dem Merseburger Museum ein von ihm gebautes Dom- und Schlossmodell. Am 23.5. wird das Reiterstandbild Friedrich Wilhelm III. Aus der Sixtiruine in den Schlossgarten umgesetzt. Am 24.5. wird der Zugverkehr zwischen Merseburg und Leipzig-Leutzsch eingestellt. Am 6.6. eröffnet der Luftfahrt- und Technik-Museumspark Merseburg auf dem alten Flughafengelände eine erste Teilausstellung. Am 30.6. eröffnet an der Fachhochschule ein Theater am Campus. Am 20.7. übergibt die Kreissparkasse dem Museum eine kürzlich erworbene 1506/08 im Petri-Kloster entstandene Handschrift als Dauerleihgabe. Mitte August beschließt der Merseburger Stadtrat Namen für neue Straßen: Isselweg, Moselweg, Naheweg, Saarweg, Zeppelinstraße, Alte Lauchstädter Straße, Kastanienpromenade, Stieglitzweg. Am 28.8. beenden zahlreiche Kegelsportler im neu eröffneten Kegel-Paradies einen 24-Stunden-Dauerwettbewerb für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde erfolgreich. Am 8.9. findet der Chemiezug seinen Platz am Wasserturm des Merseburger Bahnhofs (offizielle Übergabe am 5.11.). Vom 11.-12.9. finden die 8. Gemeinsamen Bibliothekstage der Landesverbände Niedersachsen und Sachsen-Anhalt in Merseburg statt und zugleich tritt der Landkreistag Sachsen-Anhalts zusammen. Am 11.9. spricht der Bundesarbeitsminister Norbert Blüm auf einem Forum im Domgymnasium. Am 12.9. wird anlässlich des Tages des Offenen Denkmals die Hofstube im Schloss eingeweiht. Am 19.9. geht der Offene Kanal Merseburg-Querfurt auf Sendung. Vom 25.-26.9. findet anlässlich des 140. Jubiläums der Bürgerschule ein Treffen ehemaliger Schüler statt (die Teilnehmerzahl über 500 wird sogar Rekordergebnis ins Guinessbuch eingeschrieben). Der Turm der Stadtkirche wird saniert. Am 7.10. führt die AOK in dem von ihr umgebauten ehemaligen Magnet-Kaufhaus am Teich erstmals einen „Tag der offenen Tür“ durch. Am 6.11. wird der Walter-Bauer-Preis an Eva Strittmatter (in Abwesenheit) übergeben. Am 14.12. wird im Haus Roßmarkt des Vereins Vorruhestand in der Chemieregion eine Ausstellung zur 1848er Revolution eröffnet. In der Kriminalstatistik des Landes Sachsen-Anhalt erscheint Merseburg als sicherste Stadt. Ins Goldene Buch trägt sich Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel ein. Benannt werden die Walter-Bauer-, die Hugo-Vogel- und die Graf-von-Arnim-Straße, weiter die Kastanienpromenade und die Zeppelinstraße.

 Superintendentin: Annette-Christine Dobbrisch. 39941 Einwohner.

 Die Band „Conventus Tandaraday“ veröffentlicht auf dem Album „Liebe und Tod“ einen Song zu den Merseburger Zaubersprüchen. Michael Schönheit gründet die "Neue Merseburger Hofmusik", Stefan Müksch das Gesangsensmeble "Cantiamo".  

Literatur: Jörg Allner „Melanie?“, Halle; Siegfried Berger „Uta und der Blinde“ (Neuauflage), Finsterwalde/ Merseburg; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Kinder, Kaiser & Klamotten“ Magdeburg; Jürgen Jankofsky „Zwölfnachtträume“, Halle; Jürgen Jankofsky „Spergau“, Halle; Jochen Ehmke „und alles der Kohle wegen - Großgrimma - ein Dorf zieht um“ (Bildband); Klaus Krug/ H.-W. Marquart (Hrsg.) „Zeitzeugenberichte -Chemische Industrie-“ Frankfurt a. M.; Doris Mandel „Brutus der Höllenhund“, Halle

 

1999

Am Jahresanfang hat Merseburg 39941 Einwohner, davon 1021 Ausländer. Am Merseburger Neujahrslauf nehmen 360 Sportler teil. Am 11.1. spricht Friedrich Schorlemmer in der Stadtkirche. Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung rangiert der Landkreis Merseburg-Querfurt unter 440 untersuchten Regionen auf Platz 380 hinsichtlich der Kaufkraft (23 526 Mark Netto pro Einwohner) und hinsichtlich der Einzelhandelsumsätze auf Platz 65. Im Januar steigt die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtsbezirk Merseburg nach vorübergehender Besserung auf 24,7 %. In der Nacht zum 10.2. verwüstet ein Brandanschlag die Bowlingbahn in der Ressource. Am 18.2. protestieren Bauern der Umgebung mit einer Traktoren-Sternfahrt in die Geusaer Straße gegen die europäische Agrarreform Agenda 2000. Am 17.3. liest die aus Merseburg stammende Autorin Felicitas Kretschmann in der Stadtbibliothek aus ihrem Buch „Lebenslaute“. Anfang April wird die Dietrich-Herfurth-Stiftung zur Erhaltung der Merseburger Domorgel aufgerichtet. Am 13.4. demonstrieren Jugendliche auf dem Breitscheid-Platz gegen den Kosovo-Krieg. Am 15.4. wird der erste Spatenstich für das neue Bettenhaus des Klinikums und am 22.4. für die Mehrzweckhalle auf der Rischmühleninsel vollzogen. Am 30.4. wird im Museum eine Ausstellung des Fotografen Harald Hirsch eröffnet. Am 12.5. benennt der Stadtrat folgende neue Straßennamen: Fritz-Winkler-Straße, Carl-Bosch-Straße, Fritz-Haber-Straße, weiter werden benannt, aber noch nicht erschlossen: Lingeweg, Waalweg, Maasweg, Erftweg, Ahrweg und Wiedweg. Weiter wreden in diesem Jahr benannt: Junkersstraße und Veilchenweg. Am 29.5. erlebt die 1. Merseburger Kunstmeile ihre Premiere. Ende Mai finden Konzerte und Veranstaltungen anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Musikschule statt. Am 25.6. wird im Rahmen der Schlossfestspiele eine Zollinger-Ausstellung im Museum eröffnet. In der Nacht vom 26. zum 27.6. wird auf die Gaststätte Desperado ein Bombenattentat verübt, bei dem 20 junge Leute zum Teil schwer verletzt werden. Am 11.7. findet im rahmen des MDR-Musiksommer ein Konzert des Harp Consort in der Neumarktkirche statt. Am 26.7. sendet das MDR-Fernsehen eine Talkshow infolge des Merseburger Bombenattentats live von der Kliaplatte. Ende August beschließt der Bauausschuss den neuen Straßennamen: Agnerstraße. Am 12.9. wird der Tag des offenen Denkmals in der restaurierten Hofstube des Merseburger Schlosses durch den Ministerpräsidenten Sachsen-Anhalts, Dr. Reinhard Höppner, eröffnet. Am 16.10. wird der Bahnhof nach Sanierung wiedereingeweiht. Am 9.11. findet im Schlossgartensalon eine Feierstunde „10 Jahre Mauerfall“ statt. Vom 10.-12.11. finden die Jugendbuchtage Sachsen-Anhalts in Merseburg statt. Am 6.12. wird das Landesarchiv Merseburg nach umfassender Rekonstruktion eingeweiht. Am 20.12. wird auf dem Gelände des einstigen Flughafens der erste Spatenstich für das Gewerbegebiet Airpark Merseburg vollzogen. Einwohner per 31.12.: 38987 (2277 Menschen verzogen, 3004 kamen hinzu, 479 verstarben, 246 wurden neu geboren)

 Pfarrer St. Maximi und Dom: Michael Lehmann (-2009).

 Die Band „Tanzwut“ veröffentlicht auf dem gleichnamigen Album und die Band „In extremo“ auf dem Album „Verehrt und angespien“ einen Song zu den Merseburger Zaubersprüchen.

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Träume Taufrisch“ (Hrsg.) Oschersleben; Jürgen Jankofsky „Münchhausens Mansfelder Abenteuer“ (Film), Potsdam; Jürgen Jankofsky „Ortungen“, Oschersleben; Marion Ranneberg „Historisches Ortslexikon für den Landkreis Merseburg ab 1815 bis zur Kreisgebietsreform 1994“, Halle; Gerd Meyer (Hrsg.) „Merseburger Notizen“

 

2000

 Am 17.1. wird die Stadtbibliothek nach Um- und Ausbau wiedereröffnet. Die Arbeitslosenquote im Arbeitsamtsbereich Merseburg betrug im Januar 24,2 %. Mitte Februar wird die Sanierung des Bahnhofs abgeschlossen. Am 1.3. eröffnet Ministerpräsident Reinhard Höppner an der Fachhochschule ein Schülerlabor und die Kreissparkasse begeht ihren 165. Gründungstag. Mitte April wird die Entschlammung des Gotthardteiches abgeschlossen. Am 27.4. wird auf dem Markt die Staupensäule auf dem noch vorhandenen Sockel wieder aufgerichtet. Am 5.5. wird die neue Sporthalle auf der Rischmühleninsel eingeweiht. Die Gaststätte Goldbroiler in der Hölle wird abgerissen, die Plattenbauten am Entenplan saniert. Am 27.5. findet in der Innenstadt die 2. Merseburger Kunstmeile, am 14.6. in der Fachhochschule der 4. Solar-Tag Sachsen-Anhalts statt. Am 15.6. hält Joachim Gauck einen Vortrag im Domgymnasium. Am 30.6. geht Chefarzt Hans-Joachim Knipping nach 40-jähriger Tätigkeit im Merseburger Krankenhaus in den Ruhestand. Am 2.7. findet im Dom der Kreiskirchentag statt. Anlässlich des Schlossfestes wird für einen Eintrag ins Guinness-Buch das weltweit größte Blockflötenorchester -131 Teilnehmer- zusammengestellt (der Eintrag wird 2001 aber abgelehnt). Im Juli werden die Renovierungsarbeiten im Club Öelgrube abgeschlossen, feiert der Merseburger Behindertenverband im KIZ Rosental sein 10-jähriges Bestehen und wird der Umzug des Arbeitsamtes von der Halleschen in die Geusaer Straße abgeschlossen. Vom 5.-9.9. findet ein Malerplenair des Vereins Vorruhestand in der Chemieregion, am 22.9. die 1. Merseburger Kneipenmeile und am 23./24.9. im Schlossgartensalon eine Internationale Konferenz zu Problemen des ländlichen Raums statt. Am 23.9 eröffnet zudem Ministerpräsident Reinhard Höppner die 30. Merseburger Orgeltage. Am 30.9. findet im Südpark ein Drehorgelfest statt. Mit Beginn des Wintersemesters studieren 3.000 Studenten an der Fachhochschule. Am Hinteren Gotthardteich entsteht eine Skaterbahn. Am 21.10. findet in der Rischmühlenhalle der CDU-Landesparteitag statt. Neugestaltung des Merseburger Bahnhofsvorplatzes begonnen. Im Oktober eröffnet im Airpark das Logistik-Center ISL, wird die Sanierung von St. Norbert abgeschlossen und Johanna Wanka zur Kultusministerin Brandenburgs berufen. Am 1.11. gastiert Peter Schreier anlässlich eines Benefizkonzertes des Merseburger Lions-Club im Dom. Am 13.11. wird das Areal Kaufhaus Dobkowitz zwangsversteigert und findet in der Kreissparkasse erstmals die Auftaktveranstaltung der InterLese Sachsen-Anhalt des Friedrich-Bödecker-Kreises statt. Richtfest für den Komplex Ritterhof am 24.11. Im November wird der Kreisseniorenrat gegründet, wird eine neue Verkehrsführung in der Merseburger Innenstadt wirksam und gastiert der Zirkus Bronn auf der Rischmühleninsel. Im Dezember werden Figuren des Spergauer Metallkünstlers Bernd Eichardt im Chemiemuseum aufgestellt, finden Veranstaltungen anlässlich des 425-jährigen Bestehens des Domgymnasiums statt und besuchen bulgarische Regionalgouverneure die Stadt. Der Schlossgarten wird in das Landes-Projekt „Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt“ aufgenommen.

 Der Walter-Bauer-Preis geht an Wilhelm Bartsch. Rektor Fachhochschule: Prof. Dr. Heinz Zwanziger (-2012). Erstmals erscheint in diesem Jahr „Der Merseburger – Bürger- und Informationsblatt der Stadt Merseburg“. Folgende Straßen werden im Gewerbegebiet Airpark benannt: Am Airpark, Kastanienpromenade (Verlängerung) und Hans-Grade-Straße. Benannt aber noch nicht erschlossen werden: Lindberghstraße, Gagarinstraße und Apollostraße.

 38244 Einwohner. Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 4247 Arbeitslose.

 Literatur: Hans-Martin Pleßke (Hrsg.) „Das Ja zum Leben – Ein Siegfried-Berger-Lesebuch“, Halle; Eberhard Eßrich "Mit alten Augen"; Jürgen Jankofsky „Ich sein!“ (Hrsg.), Oschersleben, Jürgen Jankofsky „Novembertau“, Staßfurt; Jürgen Jankofsky „Rotkäppchen und der Unstrutnix“, Halle; Jürgen Jankofsky „165 Jahre Kreissparkasse Merseburg“, Wolfgang Gäbler/Bernhard Sölzer „Klassentreffen“, Halle; Angelika Arend „Documents of protest and compassion – the poetry of Walter Bauer, Montreal.

 

2001

 Am 9.1. findet in der Rischmühlenhalle das 1. Fußballturnier um den Rischmühlencoup statt. Die Arbeitslosenquote im Bereich Merseburg lag im Januar bei 22,9 %, es stehen ca. 3.400 Wohnungen leer. Am 27.1. feiert der Merseburger Faschingsclub sein 25-jähriges Bestehen im Jugendclub Mampfe. Am 6.2. wird in Merseburg mit 15,7°C die höchste seit 100 Jahren gemessene Temperatur registriert. Am 10.2. eröffnet im Kulturhistorischen Museum die Ausstellung „Kunst für Buna“. Im Offenen Kanal Merseburg entsteht ein Kurzfilm über Walter Bauer und Siegfried Berger. Am 9.3. spielt anlässlich des Kreisbauerntages im Schlossgartensalon auch die (auch im Landkreis ausgebrochene) BSE-Seuche eine Rolle. Im März wird die Bithorn-Promenade vom Grünflächenamt neu gestaltet. Im April findet anlässlich des 110. Geburtstages Siegfried Bergers eine Konferenz statt. Am 30.4. begeht der von Karin Gittel gegründete Studienkreis Merseburg sein 10-jähriges Bestehen. Am 38./29.4. findet in der Rischmühlenhalle die Deutsche Meisterschaft im Tanzsport statt. Am 6.5. wird Tilo Heuer für weitere 7 Jahre zum Landrat gewählt (mit 51,5 %). Ab 7.5. zeigt die Turmuhr der Viti-Kirche nach zweijähriger Restaurierung wieder die korrekte Zeit an. Am 15.5. findet anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Merseburger Schwimmhalle eine „Große Badeparty“ statt. Im Südpark entsteht ein Aue-Garten. Im Rahmen des Ottonen-Jahres eröffnet im Kulturhistorischen Museum eine Ausstellung zu Thietmar. Am 27.5. gewinnt der parteilose Reinhard Rumprecht die Oberbürgermeister-Stichwahl (mit 57,3 %) und tritt am 7.7. seine Amtszeit an. Am 2.6. gastiert Ludwig Güttler im Dom. Ab Anfang Juni bewohn nach jahrelangen Verlegenheitslösungen wieder ein Kolk-Rabe den Rabenkäfig im Schloss, wird dem Nordflügel des Schlosses im Zuge der Sanierung vorübergehend eine Metallhaube aufgesetzt, präsentiert sich die Stadt im Internet und wird nach 2 Jahren die Sanierung von Plattenbauten in Merseburg-West abgeschlossen. Ab Juni halten keine InterRegio-Züge mehr im Bahnhof Merseburg. Der Schlossgarten wird in das touristische Landesprojekt „Gartenträume“ aufgenommen. Anlässlich des 25. Todestages Walter Bauers gibt die Stadtverwaltung eine Sammlung von Laudationes und Dankesreden, die anlässlich von Walter-Bauer-Preisvergaben gehalten worden, heraus: „Reden über Walter Bauer“. Im August wird der alte Bunker an der Goethe-Schule abgerissen und der Spielplatz in Merseburg-Nord nach Umgestaltung übergeben. Am 18./19.8 findet im Schlossgarten ein Kinderfest, vom 24.-26.8. das Landesposaunenfest statt. Im September wird das neue Bettenhaus des Merseburger Krankenhauses übergeben. Am 12.9. kommen in Merseburger Einwohner zu einer Menschenkette auf der Klia-Platte sowie zu Gedenkgottesdiensten für die Opfer der Anschläge auf das New Yorker World Trade Center zusammen. Am 27.9. findet anlässlich des 120. Geburtstages Erhard Hübeners eine Festveranstaltung im Schlossgartensalon und im Radisson Hotel statt. Vom 12.-14.10. findet auf der Rischmühleninsel die Informations- und Verkaufsausstellung „Merseburg aktuell 2011“ statt. Am 14.10. feiert die Kirchengemeinde St. Viti nach abgeschlossener Sanierung des Kirchengebäudes ein Kirchweihfest. Im Oktober wird die Sanierung der Hölle beendet. Vom 6.-11.11. findet in der Rischmühlenhalle die Unihockey-Weltmeisterschaft statt. Ende November wird das Merseburger Stadtstadion nach Sanierung übergeben. Am 1.12. liest Sarah Wagenknecht im Alten Rathaus. Nach umfassenden Reparaturen erklingt das Domgeläut am 2.12. erstmals wieder achtstimmig und Ulrich Wickert hält einen Vortrag in der Kreissparkasse. Am 7.12. verstirbt Prof. Dr. Michael Hagert, Chefarzt des Merseburger Klinikums. Am 12.12. erfolgt der erste Spatenstich für das Gewerbegebiet Merseburg-Süd. Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 4172 Arbeitslose. 38034 Einwohner. Im Fliegerstädtchen wird die Fieselerstraße und für den H&T-Altindustriestandort die Straße An den Rohrackern benannt.

 Die Band „In extremo“ veröffentlicht auf dem Album „Sünder ohne Zügel“ einen Song zu den Merseburger Zaubersprüchen.

 Literatur: Eberhard Eßrich "Merseburgische Sach- und Persönlichkeiten"; Jürgen Jankofsky „Grenz-Übergänge“ (mit Jan De Piere), Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.)„Das Eurocampkids-Tagebuch“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hg.) „Zehn Jahre danach“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Sternenzauber“, Halle; Rotary-Club (Hg.) „Merseburger Bilder und Geschichten“, Merseburg.

 

2002

 Mit Jahresbeginn gilt auch in Merseburg der Euro als neues Zahlungsmittel. Am 8.1. wird an der Fachhochschule im Rahmen des Projektes „Chemie zum Anfassen“ der 10000ste Schüler begrüßt. Am 17.1. eröffnet der Lidl-Markt in der König-Heinrich-Straße. Am 20.1. findet im Schlossgartensalon eine Hochzeitsmesse und am 26.1 im Alten Rathaus das 1. Merseburger Kulturgespräch statt. Vom 9.-11.2. weilt eine Merseburger Delegation in der Partnerstadt Bottrop. Ab 18.2. wird das alte Chirurgiegebäude abgerissen. Dr. Lutz Kuhne wird neuer Chefarzt des Merseburger Klinikums. Eine Vereinbarung zwischen Merseburg und der chinesischen Stadt Jiamusi wird geschlossen. Die Domglocke Clinsa springt erneut. Am 8.3. muss der Schlossgartensalon wegen einer Bombendrohung anlässlich einer CDU-Wahlkampfveranstaltung mit Friedrich Merz für 75 Minuten geräumt werden. Im März liest Hardy Krüger im Schlossgartensalon. Das Folienwerk Merseburg meldet Insolvenz an. Am 2.4. geht die Verhandlung gegen die Verantwortlichen des Bombenattentats von 1999 in eine neue Runde am Landgericht Halle. Am 15.4. erfolgt der erste Spatenstich für die Sanierung des Dobkowitz-Kaufhauses („Thietmar-Forum“). Die Grundschule Merseburg-Süd wird UNESCO-Projektschule. Am 11.5. findet anlässlich des 100. Geburtstages der Straßenbahnlinie Halle-Merseburg ein „City-Tag“, vom 11.-12.5. findet in der Rischmühlenhalle die Europameisterschaft für Show-, Garde- und künstlerischen Tanz und am 25. und 26.5. das 4. Chortreffen des Sängerkreises Giebichenstein statt. Am 15.6. richtet die katholische Gemeinde St. Norbert ein Straßenfest in der Bahnhofstraße aus. Das Motto des diesjährigen, vom 7.-9.6. stattfindenden Schlossfestes lautet „Heinrich II.“ kommt – im Kulturhistorischen Museum wird zu Heinrich II. auch eine Ausstellung eröffnet. Vom 28.-30.6. beteiligt sich Merseburg am Hansetag in Brügge. Im Juni geht die Domapotheke in Insolvenz. Am 27.7. findet der erste Merseburger „Rabentanz“ im Schlosshof statt. Die Hefte 3 und 4 der „Chronik des Landkreises“ erscheinen. Im Juli wird im Ständehaus ein Video-Film über die Geschichte des Landtages gedreht. Im August eröffnet in Merseburg-Nord eine NORMA-Filiale und finden Solidaritäts- und Spendenaktionen für die Opfer der Elbe-Flut-Katastrophe statt. Am 1.9. findet im Dom der Evangelische Kreiskirchentag statt. Die III. Trienale – Kunstaustellung Sachsen-Anhalt-Süd findet vom 29.9. – 17.11. im Museum statt. Im September findet der 10. Merseburger Blumenwettbewerb statt und werden barocke Bilder von St. Viti werden nach Restaurierung übergeben. Am 22.9. gibt’s das 6. Merseburger Drehorgel fest, einmal mehr dabei: Joachim „Mucki“ Bunk. Am 26.9. wird Richtfest für eine neue Ausstellungshalle de Luftfahrt-Museums gefeiert. Im Oktober präsentiert sich Merseburg erstmals als Dom- und Hochschulstadt, beginnt in Zscherben die Dorferneuerung und wird in der Schwimmhalle der 1.000.000ste Besucher begrüßt sowie die Stadtbrücke der B181 erneuert. Am 17.10. eröffnet im Alten Rathaus das City-Management-Büro, City-Manager wird Bernd Merk, am 23.10. das Behindertenwohnheim „Haus Lambarene“ in Merseburg-West. Am 28.11. gastiert die Pianisten Annerose Schmidt in der Aula des Domgymnasiums. Am 30.11. formiert sich ein Protestzug eines „Bündnisses gegen Rechts“ gegen eine NPD-Demonstration in der Innenstadt. Im Dezember eröffnet ein REWE-Markt im Christianen Center und wird die Sanierung des Gotthardteich-Südufers abgeschlossen.

 Der Walter-Bauer-Preis geht an Wolfgang Hilbig. Domdechant: Georg Graf Zech von Burkersroda (-2012). Klaus Messerschmidt schafft für die Neumarktkirche das Triptychon „Die rote Wand“. Im diesjährigen Kartenwerk „Wandern und Radwandern in Sachsen-Anhalt“ ist auch der durch Merseburg führende Saale-Radwanderweg enthalten. Ins Goldene Buch tragen sich ein: Doris Schröder-Köpf, Dr. Jürgen Heyer und Wolfgang Clement.

 Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 4147 Arbeitslose. 37450 Einwohner.

 Pfarrer St. Norbert: Dietrich Letzner

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Wer das liest ist doof“, Halle; „Loewe Carls Löbejüner Lieblingsnöck“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Ich atme tief die Sonne ein“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Pfefferminzmelancholie – Helden, Ideale, Idole“, Halle; Hilarion H. Hartmann „Kurts Geschichten – Überlebenskünstler in Mitteldeutschland 1945 bis 1956“, Leipzig; Werner Gutjahr „Die letzte Fahrt“, Halle.

 

2003

 Im Januar stellt die Stadtbibliothek die Leserausweise auf Chip-Karten um. Hochwasser. Abriss von Ruinenresten der Königsmühle. Der Stadtrat beschließt die Gebäude der ehemaligen Grundschule Freeiimfelde, der Johannesschule zu übertragen, der ersten Merseburger Schule in evangelischer Trägerschaft (Unterrichtsbeginn mit Schuljahresanfang). Im Februar entsteht in Merseburg eine Folge der MDR-Fernsehserie „Unterwegs in Sachsen-Anhalt“. Am 19.2. liest Daniela Dahn in der Stadtbibliothek. Im März wird die Fasanerie-Brücke nach Sanierung wieder freigegeben, mit der Sanierung des Kreuzungsbereichs B91/Geusaer Straße wird begonnen. Am 7.4. wird die Anschluss-Stelle Merseburg-Süd der A38 übergeben. Am 8.4. wird im Prozess um das Merseburger Bombenattentat der Hauptangeklagte Herbert Thieme zu 14 Jahren Haft verurteilt. Im April wird mit dem Abriss von 536 Wohnungen in Merseburg-West begonnen. Der Stadtrat beschließt den Umbau des Hauses Domstraße 15 zur Willi-Sitte-Galerie. Am 30.4. feiert die IMO den 50., am 4.5. der Kindergarten Josefsheim den 75. und am 11.5. der JAWA-Club den 40. Geburtstag. Am 7.5. liest der kanadische Verwalter des Walter-Bauer-Nachlasses, Dr. Günter Hess, in der Stadtbibliothek. Am 9.5. hat die neu gegründete Bigband der Musikschule ihren ersten Auftritt. Im Mai wird eine IL-62 auf dem Landweg ins Luftfahrtmuseum gebracht und findet das Folienwerk einen kanadischen Investor. Am 5.6. wird dem Thietmar-Forum die Richtkrone aufgesetzt. Anlässlich „50-Jahre 17. Juni“ halten Prof. Hermann-Josef Rupieper von der MLU und die Merseburger Stadtarchivarin Marion Ranneberg Vorträge in der Stadtbibliothek Vorträge. Am 5.7. findet ein Straßenfest auf dem Neumarkt statt und wird der auch durch Merseburg führende „Ökumenische Pilgerweg“ eröffnet. Am 29.7. stirbt in Merseburg der erste „Nachwende-Bürgermeister“ Herwig Hübner. Ab August werden 185 Plattenbau Wohnungen in der Innenstadt saniert. Am 22.8. findet im Ständehaus eine Festveranstaltung zum 10-jährigen Bestehen der Erhard-Hübener-Stiftung mit Ministerpräsident Prof. Wolfgang Böhmer statt. Am 13.9. wird im Südpark der 25. Park-Geburtstag gefeiert. Am 14.9. die Kirche Atzendorf nach Restaurierung wiedereingeweiht. Ein von der Stadtverwaltung eingesetzter privater Wachschutz (schwarze Sheriffs) patrouilliert gegen Vandalismus vor allem in den Parks. Am 3.10. wird das Ständehaus nach 5-jähriger, umfänglicher Sanierung wiedereröffnet. Der Austausch des Pflasters der Gotthardstraße wird abgeschlossen. Am 14.10. eröffnet als erstes Geschäft im neuen Thietmar-Forum eine AWG-Filiale – offizielle Eröffnung des Forums am 28.10. Ab 22.10. ist der Entenplan nach 4-monatigem Umbau wieder befahrbar. Am 25.10. beraten die Ministerpräsidenten Thüringens, Sachsen und Sachsen-Anhalts im Rahmen der „Initiative“ Mitteldeutschland im Ständehaus. Am 1.11. eröffnet in der alten Domapotheke die Domgalerie. Am 3.11. hält Norbert Blüm einen Vortrag in der Kreissparkasse. Am 4.11. findet im Gemeindesaal Geusa eine Lesung anlässlich des 99. Geburtstages Walter Bauers statt. Im November beginnt der Abriss der leerstehenden 3 Hochhäuser am Südufer des Gotthardteiches, weitere 4 Wohnblocks werden in der Oeltzschner Straße abgerissen. Am 21.11. liest Angelica Domröse im Schlossgartensalon. Am 5.12. findet im Ständehaus eine Fachtagung zu Rudolf Bahro statt. Am 9.12. wird die Willi-Sitte-Stiftung gegründet. Im Dezember belegt Merseburg den 2. Platz im Landeswettbewerb „Auf dem Weg zu einer barrierefreien Stadt“. Der Arbeitskreis Schulgeschichte des Bildungszentrums Roßmarkt legt einen dritten Band zur Merseburger Schulgeschichte vor. Im Rahmen der Landesinitiative URBAN 21 beginnt die Sanierung des Kapitelhauses. Beliebteste Gaststätte Merseburgs wurde nach einer Umfrage Zur Schiene in Kötzschen. Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 4305 Arbeitslose und gab es 92 Eheschließungen. Im Industrie- und Gewerbegebiet Merseburg Süd werden die Beunaer und die Mittelfeldstraße benannt. Zahl der Kita-Plätze: 1051. Schulabgänger: 505 (davon 92 ohne Abschluss).

 Gerd Meyer gibt letztmals die „Merseburger Notizen“ heraus. Die Band „Saltatio Mortis“ veröffentlicht auf dem Album „Helium Vola“ und die Band „Arcana obscura“ auf dem Album „Heptessenz“ einen Song zu den Merseburger Zaubersprüchen. Im Band „Do tagte ez. Deutsche Literatur des Mittelalters in Sachsen-Anhalt“, Dößel, herausgegeben von Andrea Seidel und Hans-Joachim Solms, erscheint der Essay von Aletta Leipold „Die Merseburger Zaubersprüche“.

 Superintendentin: Annette-Christine Lenk (-2009).

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Repertoire JJ“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Nichts Neues im Osten?“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) Fragen auf Antworten, Halle, Angelika Arend „Mein Gedicht ist mein Bericht – Zum lyrischen Werk von Walter Bauer“, Halle; Liselotte Witte „Plaudereien der Stadtführerin Lilo mit dem Kolkraben auf Schloss Merseburg“, Halle; Peter Ramm „Merseburg in romanischer Zeit…“, Merseburg; Wolfgang Kubak „Besser geht es immer. Fotografie heute…“, Wolfen; Pierre Kynast "Der verhinderte Tänzer", Merseburg; Wolfram Steudel "Bausteine zu einer Geschichte der Sachsen-Merseburgischen Hofmusik".

 

2004

 Anlässlich der 1000. Wiederkehr der Errichtung des Bistums Merseburg ruft die Stadt ein Jubiläumsjahr mit zahlreichen Veranstaltungen aus. Am 2.1. eröffnet im Thietmar-Forum eine Spielothek. Am 21.1. wird mit einem Festakt im Ständehaus die Gründung des Landesverwaltungsamtes im Beisein des Ministerpräsidenten Prof. Böhmer gefeiert und eröffnet in der Domstraße die Pension der besonderen ART, ausgestaltet vom Metalldesigner Klaus-Dieter Urban. Im Januar beginnt die Flex-Team GmbH die Folienproduktion von Merseburg nach Bad Kreuznach zu verlagern. Im Februar beginnt der Abriss von 102 Wohnungen in Merseburg-Süd. Am 19.2. besucht Bundesgesundsheitsministerin Ulla Schmidt das Merseburger Krankenhaus. Am 26.3. wird die „Oegrube“ nach achtmonatiger Rundum-Sanierung wieder eröffnet und erscheint die vierte und letzte Broschüre zum Schulwesen. Vom 18.-20.3. findet im Ständehaus eine wissenschaftliche Tagung „1000 Jahre Domkapitel Merseburg“ statt. Am 25.4. nehmen mehr als 300 Läufer am schon traditionellen „Lauf in den Frühling“ im Stadtpark teil. Am 28.4. findet ein Konzert anlässlich des 55-jährigen Bestehens der Musikschule statt. Bei Ausgrabungen auf dem Gelände des entstehenden Parkplatzes Brauhausstraße werden z.T. 8.000 Jahre alte Artefakte gefunden. Am 13.5. spricht im Rahmen des Seniorenkollegs an der Fachhochschule „Täve“ Schur. Am 14.5. wird der von Bernd Göbel geschaffene Brunnen am Entenplan eingeweiht. Am 21.5. eröffnet in der Schlosspassage eine neue Apotheke. Am 3.6. wird die Willi-Sitte-Stiftung vom Landesverwaltungsamt amtlich anerkannt. Die Domstufen werden saniert, an der Saale unterhalb des Schlosses entsteht eine Schiffsanlagestelle. Weiter gibt es im Juni eine Festwoche „50 Jahre Hochschulstandort Merseburg“ und wird Merseburg als eine der Musterstädte für die Internationale Bauaustellung 2010 (iba) gekürt. Die Kommunalwahlen erbrachten für den Merseburger Stadtrat dieses Ergebnis: CDU 33,3 %, PDS 27,1 %, SPD 19,0 %, STATT Partei 8,1 %, FDP 7,5 %, Grüne 2,2 %, DSU 1,4 %. Vom 17.-20.6. findet auf dem Markt ein Beachvolleyball-Turnier und vom 26.-27.6. in der Rischmühlenhalle die Weltmeisterschaft der Internationalen Interessengemeinschaft für Tanzsport statt, ausgerichtet von der Tanzgruppe Meuschau. Der neue Besuchereingang des Domes wird fertig. Vom 7.-18.7. findet auf der Rischmühleninsel das 9. Internationale Steinbildhauersymposium Sachsen-Anhalts statt. Am 17.7. eröffnet der Denkmalhof in der Halleschen Straße. Im Juli gründet sich in Kötzschen ein Heimatverein. Am 9.8. wird der neue Parkplatz unterhalb der Schwarzen Bastion übergeben und am 10.8. im Museum die Ausstellung „Zwischen Kathedrale und Welt – 1000 Jahre Bistum Merseburg“ eröffnet – die Zaubersprüche sind im Original zu sehen! Anlässlich des 6. Museumstages des Luftfahrtmuseums weilt der russische Kosmonaut Viktor Avanasiev am 15.8. in Merseburg. Im August beginnen Demos gegen die Hartz-IV-Gesetze auf dem Markt und wird Merseburg im Bundeswettbewerb „Unsere Stadt blüht auf“ mit einer Goldmedaille geehrt. Im September beginnen Umbauarbeiten am Verkehrsknoten B91 Süd. Am 12.9. Wiedereinweihung der Domorgel nach vierjähriger Rekonstruktion. Am 22.9. hält Werner Wolff in der Stadtbibliothek einen Vortrag anlässlich einer Ausstellung mit Gemälden von Franz Wagner über das kriegszerstörte Merseburg 1944. Bildern. Im Oktober findet im Studienkreis am Brühl eine Ausstellung zu Siegfried Berger statt. Am 11.10. eröffnet in Merseburg-Süd eine LIDL-Filiale. Am 14.10. tagen die Kulturdezernenten der Städte Sachsen-Anhalts im Ständehaus. Im Oktober fährt nach 65 Jahren erstmals wieder ein Fahrgastschiff von Merseburg nach Leuna und werden Hochhäuser an der Kreuzung B91/Leunaweg sowie in der Leunaer Straße abgerissen - ab November auch die Hochhäuser am Nulandtplatz - weiter soll der Merseburger Rabe nach Protesten von Umweltschützern sein angestammtes Schloss-Quartier verlassen, kann aber nach Gegenprotesten bleiben. Am 31.10. strahlt der MDR einen Fernsehfilm über den Merseburger Dom aus. Vom 1.-6.11. finden die Landesliteraturtage Sachsen-Anhalts unter dem Motto „inspinc haptbandun – Entfliehe den Fesseln“ in Merseburg und Leuna statt. Am 15.11. hält der Astronaut Ulf Merbold einen Vortrag in der Kreissparkasse. Am 8.12. wird die „InterLese“ des Friedrich-Bödecker-Kreises Sachsen-Anhalt erstmals in der Kreissparkasse eröffnet. Im Dezember wird an der A38 ein touristisches Hinweisschild auf Dom und Schloss Merseburg aufgestellt. Ins Goldene Buch trägt sich ein: Mark D. Scheland. Der Kyllweg wird benannt. Der Walter-Bauer-Preis geht an Prof. Dr. Angelika Arend. Benannt werden die Elisabeth-Schumann- und die Von-der-Recke-Straße.

 Pfarrer St. Viti und Studentenpfarrer: Curt Stauss (-2011). Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 4288 Arbeitslose. 36822 Einwohner. Zahl der Studenten: 3456 (davon 71 aus dem Ausland). Zahl der Übernachtungen: 56928. Zahl der Straftaten: 4363. Schuldenstand: 42,3 Mill. Euro.

 Literatur: Jürgen Jankofsky, Das Walter-Bauer-Spiel“, Halle; Jürgen Jankofsky „Ortungen 2 – Reisen und Ziele 1999- 2004“, Oschersleben; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Phase Phönix“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Schnee im August“, Halle; Karin Heise u.a. „Zwischen Kathedrale und Welt. 1000 Jahre Domkapitel Merseburg. Katalog“, Petersberg; Günter Hess „Walter Bauer – ein Lebensweg von Merseburg nach Toronto“, Halle; Werner Gutjahr „Was noch so mit der D-Mark kam“; Eckhard Pietzak „Die Elvis-Fanfare“, Halle; Sebastian Kranich „Erst auf Christus höre, dann auf die Genossen. Bausoldatenbriefe: Merseburg, Wolfen, Welzow 1988/89“, Halle.

 

2005

 Im Januar wird der Wohnungsabriss am Nulandtplatz, in der Halleschen und in der Sixtistraße fortgesetzt. Am 11.1. gastiert die amerikanische Sängerin Deborah Sasson im Ständehaus und findet hier am 27.1. ein gemeinsamer Neujahrsempfang von OB und Landrat statt. Am 29.1. wird vor allem von Studenten der Kunstverein MERKUNST gegründet. Im Februar stellt Klaus-Dieter Urban den Zaubersprüchen gewidmete Werke in der Brüsseler Kathedrale St. Michel et Gudule aus. Am 10.2. besichtigt Innenminister Klaus Jeziorksky das Landeshauptarchiv. Am 18.3. wird Richtfest für die Willi-Sitte-Galerie gefeiert. Von April bis Oktober archäologische Ausgrabungen im Bereich des geplanten Parkplatzes Georgstraße. Ab März beteiligt sich Merseburg an Veranstaltung im „Hans-Christian-Andersen-Jahr“ anlässlich des 200. Geburtstages des Märchenerzählers. Am 16.4. findet in der Ölegrube das „1. Strandkorb-Treffen“ statt. Ab 30.4. gibt es wieder einen Schiffslinienverkehr zwischen Merseburg und Leuna. Ab Mai werden die Schul- und die Seffnerstraße umgebaut. Am 3.5. wird das Kunsthaus „ben zi bena“ eröffnet. Ab Juni werden auch Wohnungen in der August-Bebel- und der Wilhelm-Liebknecht-Straße abgerissen. Vom 17.-18.6. findet auf dem Gotthardteich nein Drachenboot-Wettbewerb und am 3.7. auf der Südparkbühne eine „Benefizgala“ zugunsten des Merseburger Frauenhauses mit der TV-Schauspielerin Andrea Kathrin Loewig statt. Am 12.7. eröffnet eine PLUS-Filiale in der Oeltzschner Straße. Am 15.7. gastiert der „mdr-Musiksommer“ in der Neumarktkirche St. Thomae. Am 31.7. wird die Oper „Aida“ im Schlosshof aufgeführt. Am 6.8. spielt das Electric Light Orchestra im Schlossgraben. Am 19.8. findet im Schossgarten die 1. Merseburger Ballnacht und am 28.8. auf dem Markt ein Ballonfest statt. Ab September wird der Ostflügel des Merseburger Schlosses restauriert. Am 10.9. lädt der Apotheker und Maler Gerd-Gunther Madry zu einer Ausstellung seiner Bilder in die Teich-Apotheke ein. Die 35. Merseburger Orgeltage stehen im Zeichen des 150. Geburtstages der Ladegast-Orgel. Am 25.9. findet im Dom das Jahrestreffen des Johanniter-Ordens statt. Am 29.9. eröffnet nach vollständigem Umbau des Kinos Völkerfreundschaft das Domstadt-Kino und am 1.10. das Seniorenwohnheim an der Hoffischerei. Ab Oktober wird der Rabenkäfig vergrößert. Am 15.10. stirbt in Saaldorf der aus Merseburg stammende Maler Rainer Zille. Am 3.11. besucht der US-Generalkonsul Marc D. Scheland Merseburg. Zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes am 8.12. wird eine exakt 2005 Zentimeter lange Stolle angeschnitten. Am 27.12. gibt Edda Cameron ein Konzert im Ständehaus. Zum Jahresende beginnt die Domgalerie in den Tiefen Keller umzuziehen. Es erscheinen eine DVD „Zwischen Kathedrale und Welt“. und ein immerwährender Siegfried-Berger-Kalender mit dem Titel „Ansichten zu Siegfried Berger“. Die Firma Glaconchemie nimmt im Gewerbegebiet Süd ihre Produktion auf.

 34581 Einwohner. Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 4177 Arbeitslose. Im Schuljahr 2004/05 gab es in Merseburg 652 Grundschüler.

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Stille Nacht – Adventsdüfte und Weihnachtszwiebeln“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Bereit zum Flug“, Halle; Gerd Meyer „Die Kammer“, Halle; Werner Gutjahr „Als im Geiseltal noch Bagger lärmten“, Olaf Thomsen „Lebensader Überlandbahn“, Leipzig; Wolfgang Kubak „Fotos digital…“, Gilching; Liselotte Witte „Streifzug durch Merseburg“, Halle; Hermann J. Busch / Peter Ramm (Hg.) „Die Ladegastorgel im Dom zu Merseburg“, Petersberg.

 

2006

 Am 19.1. wird Hans-Günther Wauer mit der Bürgermedaille der Stadt Merseburg ausgezeichnet. Das 5. Kulturgesprächs findet am 28.1. im neuen Kino statt. Im Januar geht der Merseburger Wohnungsabriss in der von-Harnack-Straße weiter. Am 4.2. feiert der Merseburger Ruderverein im Bootshaus sein 100-jähriges Bestehen. Im Februar beginnt der Umbau des Schlossgartens im Rahmen des Landesprojektes „Gartenträume“ und zieht der Rabe wegen Neubau seines Käfigs vorübergehend in den Südpark (ab Juni dann mit einer Gefährtin wieder im Schlosskäfig). Die Brauhaus-Turnhalle wird saniert. Mit einem Kammerkonzert startet die Musikschule am 19.2. in Merseburg das „Mozart-Jahr“. Am 22.2. eröffnet die Galerie Tiefer Keller mit einer Ausstellung Uwe Pfeiffer, Laudator: Claus-Jürgen Kämmerer. Am 28.2. wird die Willi-Sitte-Galerie wird im Beisein von Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder und Ministerpräsident Prof. Dr. Böhmer eröffnet, Geschäftsführer wird Dietmar Rother. Am 4.3. wird im Ständehaus der Romanikpreis des Landes vergeben. Am 22.3. findet im Ständehaus eine Konferenz anlässlich des 60. Todestages Siegfried Bergers statt. Im März verkauft die Stadt das Gut Werder. Am 22.4. hält Friedrich Schorlemmer einen Vortrag in der Neumarktkirche. Ende April finden die DEFA-Filmtage im Merseburger Kino statt. Am 20.5. feiert die Stadt ein Hansefest an der Saale.. Die Kaufhalle am Brühl wird abgebrochen. Am 15.6. liest Erik Neutsch anlässlich seines 75. Geburtstages in der Willi-Sitte-Galerie. Der Freundeskreis Willi-Sitte-Galerie wird gegründet. Am 20.6. findet anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft ein public viewing auf dem Markt und am 7.7. in Merseburg die Kreiskirchennacht statt. Im Juli zieht die Johannesschule in einer Trakt der Curie-Schule um. Im Rahmen der Magdeburger Ausstellung „Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation 962 bis 1806“ fungiert Merseburg ab August als Korrespondenzstandort. Das Kapitelhaus wird am 17.8. nach umfassender Restaurierung (einschließlich der Domstiftsbibliothek) eingeweiht. Die Thietmar-Statue im Kreuzgang wird bis September zum Brunnen. Im Oktober wird die Sanierung des Stadtstadions abgeschlossen. Am 3.10. wird der Grundstein für die neue Feuerwache in Merseburg-West gelegt. Am 5.10. eröffnet das „Bankhaus“ in der König-Heinrich-Straße. Am 14./15.10. findet im Ständehaus und den umliegenden Galerien die 1. Merseburger Kunstmesse statt, am 31.10. tagen im Ständehaus die ostdeutschen Ministerpräsidenten und am 3.11. gleichenorts eine Festveranstaltung anlässlich des 125. Geburtstages Erhard Hübeners statt, Redner: Hans-Dietrich Genscher. Am 8.11. signiert Otto Waalkes im Domstadt-Kino. Es gründet sich unter Vorsitz des Schauspielers Peter Sodann der „Verein zur Förderung, Erhaltung und Erweiterung einer Sammlung von 1945–1990 im Osten Deutschlands erschienener Literatur e.V.“ und versucht eine entsprechende Bibliothek aufzubauen, die jedoch 2009 nach Staucha verlegt wird. Der Walter-Bauer-Preis geht an Wulf Kirsten und das erstmals vergebene Walter-Bauer-Stipendium für Nachwuchsautoren an Christian Kreis.

 Die Band „XIV Dark Centuries“ veröffentlicht auf dem Album „Skithingi“ zwei Songs und die Bands „InSpeculum“ auf „Charivari“ und „Die Tuivelsminne“ auf „Im Osten nichts Neues“ je einen Song zu den Merseburger Zaubersprüchen. Gerd-Gunther Madry bringt einen Zwei-Jahreskalender heraus. Ins Goldene Buch tragen sich ein: Willi Sitte, Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, Gerhard Schröder, Dr. Hans-Dietrich Genscher, Dr. Harald Ringstorff, Prof. Dr. Georg Milbradt, Dieter Althaus und Wolfgang Tiefensee.

 34411 Einwohner. Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 3446 Arbeitslose.

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Dalis Lama“ (mit Dieter Gilfert), Halle; „Blütengrundblätter“ (mit Klaus-Dieter Urban), Leuna; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Als ich mit den Vögeln zog“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Einigland?“; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Anschluss finden!“ Burg 2006; Gerd Meyer „Nur ein paar Worte noch“, Halle; Gerd Meyer „Rosenau“, Halle; Gerd Meyer „Von Zeiten“, Halle; Kristina Langner-Kliche „Erinnerungen einer Gagfah-Göre“, Halle; Werner Gutjahr „Mit Faustina durchs Holzland und an die Saale“; Werner Gutjahr „Mit der Straßenbahn durchs Geiseltal“; Adolf Wagner „Erlebnisse“, Norderstedt; Stefanie Müller „Kontrastreich“, Halle; Pierre Kynast "Friedrich Nietzsches Übermensch", Merseburg, Rolf Jakob "Späte Erinnerungen eines Kunst- und Antiquitätensammlers an die DDR-Zeit".

 

2007

 Im Januar wird die restaurierte Domkurie Simonis et Judae übergeben, mit dem Abriss der Hochhäuser in der Leunaer Straße begonnen und Markus Cottin zum Domstiftsbibliothekar ernannt. Am 27.2. tagt das Regierungs-Kabinett Sachsen-Anhalts im Ständehaus, und am 31.3 wird hier die „Misses Deutschland“ gewählt. Am 22.3. findet im Ständehaus eine Konferenz des Landesheimatbundes anlässlich des 60. Todestages Siegfried Bergers, am 21./22.4 findet auf der Rischmühleninsel der 1. Merseburger Handels- und Handwerkermarkt und am 23.4. ein Liederabend zu Ehren Elisabeth Schumanns im Ständehaus statt. Im April wird das Hotel „Drei Schwäne“ abgerissen. Ab Mai wird im Kapitelhaus die „Kunigunde-Krone“ ausgestellt.

 Per 1.7. fusioniert der Landkreis Merseburg-Querfurt mit dem Saalkreis zum neuen Saalkreis. Kreisstadt bleibt Merseburg, Landrat: Frank Bannert (-2019), neues Autokennzeichen: SK. Im Sommer wird das Dach der Orangerie im Schlossgarten saniert. Am 25.9. tritt OB Reinhard Rumprecht nach einem Kinderporno-Skandal zurück. Sein Stellvertreter Jens Bühligen führt die Amtsgeschäfte kommissarisch weiter. Im August gründet sich in Basel ein Verein „Basler Verein pro Merseburg“. Ab September ist Merseburg auf Wikipedia zu finden. Am 2.10. beginnt der Umbau der Domklausur zum Europäischen Romanikzentrum. Am 9.10. tagen die Verkehrsminister Deutschlands im Ständehaus. Am 3.11. findet auf dem Domplatz der 1. „Rabenmarkt“ statt. Ab 30.11. gilt in der Innenstadt eine neue Verkehrsführung. Die Kreissparkasse Merseburg-Querfurt und die des Saalkreises und der Stadt Halle fusionieren im Dezember zur Saalesparkasse, Vorstandschef: Friedrich Stumpf (bis 2013).

 Die Band „Eirisproject Germanic“ veröffentlicht auf dem Album „Mantra“ zwei Songs zu den Merseburger Zaubersprüchen. Eine Neuausgabe der „Chronik des Thietmar von Merseburg“ erscheint mit Illustrationen von Klaus Messerschmidt im Mitteldeutschen Verlag. Im Dezember ist die Orgel der Dorfkirche Meuschau nach Restaurierung wieder spielbar. Der Altstadtverein gibt die „Geschichte vom Merseburger Raben“ heraus. Die nach dem Autor Jürgen Bernt-Bärtl benannte Umweltbibliothek zieht von Halle nach Merseburg um.

 34009 Einwohner. Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 3005 Arbeitslose. Das Standesamt verzeichnete 677 Geburten.

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Jesus rot – Himmel weit“, Burg; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Zeig mir die Welt“, Burg; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Anschluss halten!, Burg; Nils Wiesner „Matthes Spökenkieker“, Rostock; Nils Wiesner „Das Raunen der Runen“, Halle; Gerd Meyer „Rückblicke“, Halle; Jürgen Jankofsky/Jörn Weinert „Dr. Siegfried Berger – Schriftsteller, Politiker, Heimatschützer“, Halle; Johanna Adler „Isa mund der kleine Drache“, Halle; Petra Werner „Das Geheimnis von St. Patrick“, Merseburg.

 

2008

 Der Plattenbauabriss geht weiter, nun in der Breiten Straße, am Rossmarkt und in der Geusaer Straße (Kasernen), abgerissen wird auch die Pestalozzi-Schule. Am 14.2. wird die neue Feuerwache eingeweiht. Am 9.3. gewinnt Jens Bühligen (CDU) die Stichwahl zum Merseburger OB und tritt das Amt zum 4.7. an. Am 14.3. feiert die Lebenshilfe Richtfest für den KITA-Neubau in den Lauchstädter Straße. Am 27.3. finden Ehrungen für Siegfried Berger statt. Am 9.4. besichtigt der isländische Botschafter Olafur Daviosson den Dom. Im April ist der 2005 begonnene Abriss der Gagfah-Siedlung abgeschlossen und findet erstmals ein Kurzfilmwettbewerb statt. Am 29.4. begeht die Dürer-Schule ihren 80. Geburtstag. Im Mai wird neben der Dürer-Schule ein Denkmal für Friedrich Zollinger eingeweiht und in der Südklausur des Merseburger Domes das Europäische Romanik Zentrum als An-Institut der halleschen Universität eröffnet (der Grundbestand der Bibliothek besteht aus den Nachlässen von Prof. Dr. Wilhelm Vöge, Freiburg, Prof. Dr. Arno Borst, Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Georg Kimmerle, München). Weiterhin werden sogenannte Stolpersteine zum Gedenken an Holocaust-Opfer verlegt: Josef Goldstein, Albert Seemann, Adolf Reiser. Am 31.5. strahlt der MDR einen TV-Beitrag über Merseburg aus. Der Sachsen-Anhalt-Tag findet vom 13.-15.6. in Merseburg statt, aus diesem Anlass wird das neue Zauberspruch-Gewölbe eröffnet. Ab Juli arbeitet das Merseburger Amtsgericht in der Geusaer Straße. Im Juni geht die Beunaer Pfarrerin Stefanie Pampel (hier sein 1980) in den Ruhestand. Anlässlich der Rückkehr der Clinsa findet im Dom am 5.7. eine Glocken- und Orgelnacht statt. Ab 11.7. wird mit der Schutt- und Trümmer-Beräumung des Königsmühlengeländes begonnen, im August werden Plattenbauten in der Ikarusstraße abgerissen, Pläne angebliche Werke von Salvatore Dali in Merseburg auszustellen ad acta gelegt und die Saale-Schifffahrt eingestellt. Am 15.9. gastiert der Thomanerchor anlässlich der Orgeltage im Dom. Ab 15.9. wird der Neumarkt grundhaft ausgebaut und am 18.9. das Europäische Romanikzentrum eingeweiht. Im September findet eine Internationale Tagung zum Domschatz statt und wird diskutiert, das Petri-Kloster im Rahmen der iba zur Buchfabrik umzubauen. Am 9.10. wird ein Fest „150 Jahre Merseburger Mittelschule“ gefeiert. Am 9.11. strahl die ARD einen Beitrag „Bilderbuch Merseburg – Schlösser, Schlote, Zaubersprüche“ aus. Am 27.11. findet im Ständehaus ein erster Merseburger Geschichtstag statt. Ab 6.12. ist das Planetarium nach Sanierung wieder zugänglich. Studenten der Hochschule Merseburg gestalten ein Feature „Walter Bauer – Gedichte, Briefe, Tageblätter“ (CD). Die Band „Tibetréa“ veröffentlicht auf dem Album „Skalli“ einen Song zu den Merseburger Zaubersprüchen, und anlässlich des Schlossfestes präsentiert das Pop-Trio „Decanto“ einen Zauberspruchsong. Der Walter-Bauer-Preis geht an Peter Gosse und das Walter-Bauer-Stipendium an Thomas Rackwitz.

 Neuer Rektor Domgymnasium (ab 1.1.): Steffen Rahaus. Bürgermeisterin: Dr. Barbara Kaaden. Als City-Managerin fungiert Nicole Martin –verh. Glowinski- bis 2013. Figurengruppe der Ottonen von Dieter M. Weidenbach in St. Thomae.  Die Vereinigten Domstifter zu Merseburg, Naumburg und des Kollegiatsstifts Zeitz geben in Petersberg heraus: „Der Merseburger Dom und seine Schätze. Zeugnisse einer tausendjährigen Geschichte“.

 34623 Einwohner. Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 2808 Arbeitslose. Kita-Plätze. 1161. Schulabgänger: 429 (davon 52 ohne Abschluss). Zahl der Studenten: 3261 (davon 289 aus dem Ausland). Zahl der Übernachtungen: 71758. Zahl der Straftaten: 4465. Schuldenstand: 32,4, Mill. Euro.

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Sekret“, Halle; Jürgen Jankofsky, Slaheddine Lahmadi „Anna & Achmed – ein deutsch-tunesisches Kinderbuch“ , Burg und Tunis; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Spuren im Sand“, Burg; Nils Wiesner „Ferien auf Burg Kahleberg“, Halle; Nils Wiesner „Von nächtlichen Geistern“, Halle, Gerd Meyer „Melancholie“, Halle, Gerd Meyer „Verliebt in meine Stadt“, Halle; Matthias Becker u.a. „Merseburg – Seit 7000 Jahren ein guter Standort“ (Sonderband 8 – Archäologie in Sachsen-Anhalt), Halle; Gudrun Schulz u.a. „Die Merseburger Zaubersprüche“, Merseburg; Maria Nühlen „Sensenmann und Engelsflügel – Die Grabmalkunst des Merseburger Stadtfriedhofs St. Maximi“, Halle; Werner-Eckhard Böhm „Das Domgymnasium Merseburg“, Merseburg; Peter Ramm „Merseburg und Umgebung“, Halle; Werner Gutjahr „Froschlöffeljahre und Geiseltalstaub“; Werner Gutjahr „Der Mutz“; Werner Gutjahr „Von Ritterburgen, Flößern und Wasserjungfrauen“; Sabine Keil/ Joy Puritz „Elisabeth Schumann“, Querfurt.

 

2009

 Am 1.1. wird Beuna eingemeindet. Am 10.1. sendet Deutschlandradio Kultur live aus dem Ständehaus. Am 25.1. gibt es kurz vor der Übergabe des vollständig neu- und umgebauten Klinikums einen Tag der offenen Tür. Anfang Februar öffnet die neue Mensa der Hochschule und beschließt der Stadtrat den Verkauf des Petri-Klosters an den Projekte Verlag zur Einrichtung einer Buchfabrik (der Verkauf wird jedoch alsbald rückgängig gemacht, da Bankbürgschaften fehlen). Abriss von Plattenbauten in der Unteraltenburg. Am 11.2. eröffnet Erich Loest die diesjährigen DEFA-Filmtage. Beginn der Restaurierung der Fürstengruft-Särge. Am 25.4. ist Merseburg Gastgeber des 5. Chor-Wettbewerbs Sachsen-Anhalts. Am 30.4. feiert der Kulturverein Öelgrube sein 40-jähriges Bestehen. Die Schlosspassage wird in Merse-Center umbenannt. Die Wort-Gottes-Kapelle im Kreuzgang des Domes eröffnet. Am 16.5. findet das 1. Mitteldeutsche Guggeusik-Festival im Rahmen der Kneipenmeile statt. In der Kurie Simonis et Judae eröffnet das Domherren-Café. Am 28.5. wird auf dem Altenburger Friedhof ein Gedenkstein für den Heimatforscher Otto Küstermann eingeweiht. Am 6.6. findet in St. Norbert ein Patronatsfest statt.

 Die Kommunalwahl vom 7.6. erbrachte folgendes Ergebnis: CDU 33,2 %, SPD 24,2 %, Linke 20,4 %, Statt-Partei 8,9 %, FDP 8,4 %, Grüne 3 %, DSU 1,2 %, Neues Forum 0,8 %. Abriss des Hochhauses an der B91 in Merseburg-West. Am 18.6. wird an der Stadtbibliothek eine Gedenktafel für Walter Bauer angebracht. Ab Juli können touristsiche Informationen über die Stadt auch per Handy abgerufen werden. Im August besuchen der SPD-Generalsekretär Hubertus Heil und der Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) die Stadt und wird die aus Meuschau stammende Julia Lier Junioren-Weltmeisterin im Rudern. Am 22.8. feiert die Schützengilde ihr 475-jähriges Bestehen. Am 5.9. findet ein 1. Zauberfest statt (löst das Drehorgel- und Cityfest ab). Am 19.9. gibt’s auf dem Airparkgelände ein Love-Music-Festival mit 3000 Gästen. Am 9.10. wird auf der Klia-Platte eine Gedenktafel für die Tanzlehrerin Ursula Podolsky eingeweiht. Im Oktober wird der Neumarkt nach Straßen-Sanierung wieder freigegeben. Am 11.10. findet die Abschlussveranstaltung des Tages der Regionen Sachsen-Anhalts in Merseburg statt. Im Herbst belebt der Domgalerist Holger Leidel die Merseburger Biertradition (ab Dezember wird in Landsberg Merseburger „Kellerbräu“ gebraut). Am 7.10 eröffnet das Mehrgenerationenhaus am Roßmarkt nach Sanierung. Am 19./20.10. finden Dreharbeiten für einen Goethe-Film im Dom statt, am 24.10.die Bibliothek mit einem Qualitätssiegel ausgezeichnet. Am 2.11. spricht Lothar de Maiziére anlässlich einer Festveranstaltung „20 Jahre friedliche Revolution“ im Ständehaus. Ab Dezember wird der Busbahnhof umgebaut. Am 23.12. findet in der Kulturfabrik wieder das Klassentreffen ehemaliger Gymnasiasten „X-Missed“ statt. An der Neumarktkirche wird durch die Geschichtswerkstatt unter Leitung von Peter Wetzel ein Gedenkstein zum Gedenken an die von Nazis ermordeten Sinti und Roma gesetzt (das in den folgenden Jahren mehrmals Schändungen erfährt). Der aus Merseburg stammende (in Halle lebende) junge Autor Bernhard Spring debütiert beim Mitteldeutschen Verlag mit dem Krimi „Folgen einer Landpartie“. Der Altstadtverein gibt die Publikation „Die abgeschlagene Hand“ heraus (Text: Gudrun Schulz). Die Band „Eisenfunk“ veröffentlicht auf dem Album „Schmerzfrequenz“, die Band „Adivarius“ auf „Spiegelwelt“, „Ignis Fatuu“ auf „Es werde Licht“ und „Duivelspack“ auf „Mythos Hildebrandslied“ je einen Song zu den Merseburger Zaubersprüchen. Tischkalender „An den Ufern der Saale“ von Barbara Fränkel mit Texten von Jürgen Jankofsky..Im Dezember wird die Honymus-Stiftung gegründet. 

 Der Salmweg wird benannt. 34313 Einwohner. Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 2834 Arbeitslose. 240 Paare heirateten in Merseburg. Pfarrer für Merseburg-Süd (und Leuna): Philipp Katzmann. Superintendent (amt.): Thomas Groß, dann: Christiane Kellner.

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Ortungen 3 – Reisen und Ziele 2005 – 2009“, Oschersleben; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Anschluss sichern!“, Burg; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Zieh die bunten Schuhe an“, Burg; „Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Eulenblumen & Pustespiegel“, Halle; Ingeborg Schmelz „Aus der Heimat in die Ferne“, Halle; Nils Wiesner „Weihnachtsgeschichten“, Merseburg; Gerd Meyer „Abgesang“, Halle; Günter Mühlpfordt „Rätsel Riade – Die Ungarnschlacht von 933 und Deutschlands Einigung“, Halle, Rüdiger Paul, „Jesuslatschen – Größe 42, Halle; Stefan Wolter „Im Geiste edler, hilfreicher Menschlichkeit“, Halle.

 

2010

 Am 1.1. wird Geusa eingemeindet, am 21.1. Peter Ramm mit der Merseburger Bürgermedaille ausgezeichnet. Am 16. und 23.1. führt Holger Leidel erstmals durch die im Rahmen des iba-Projektes freigelegten Kellergewölbe des Tiefen Keller. Der Plattenbauabriss geht weiter, nun vor allem in der Abbestraße. Schnee-Chaos im Januar, Hochwasser im März. Das Kulturamt zieht vom Alten Rathaus ins Ständehaus. Am 17.1. wird die „Neujahrskantate“ von Christian Quinque in St. Maximi uraufgeführt. Am 31.1. gastiert Angelika Milster im Dom. Am 17.3. wird der „Bücherfrühling“ des Friedrich-Bödecker-Kreises Sachsen-Anhalt in der Willi-Sitte-Galerie und am 26.3. die neue Kinderbibliothek eröffnet. Junge Arbeitslose übergeben im Rahmen deiner Hartz-IV-Maßnahme gebautes Dommodell. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 (iba) finden unter dem Motto „Neue Mileus – neue Chancen“ auch Veranstaltungen in Merseburg statt, so wird am 15.4. der „Merseburger iba-Sommer“ gestartet.. Am 7.4. eröffnet das neue Stadtteilzentrum in Merseburg-West. Fischsterben im Gotthardteich. Im April wird ein Merseburg-Pass für Bedürftige eingeführt. Der Lions-Club spendet Geld für eine Sitzheizung im Dom. Ab 3. Mai wird der Busbahnhof wegen Umgestaltung in die König-Heinrich-Straße verlegt. Am 8. Mai findet in der Sixti-Ruine eine Musik-Lounge-Veranstaltung statt. Die Rischmühlenschleuse wird auf Automatikbetrieb umgerüstet. Am 11.5. wird auf der Mühleninsel eine 10 Zentner-Bombe gefunden, Evakuierung tausender Anwohner. Im Juli wird das sanierte und umgebaute Finanzamt übergeben. Am 19.6. öffnet die neue Reithalle und findet eine Gegen-Demo gegen einen NPD-Aufmarsch statt. Am 13.7. öffnet im Romanik-Zentrum die Ausstellung „Karl Gutbier – ein Leben für die Merseburger Häusergeschichte“. Am 24.7. gastiert die Organistin Gilian Weir im Dom. Am 13.8. findet der 1. Merseburger Benefizlauf u.a. mit Waldemar Cierpinski und am 20.8. ein Workshop zur Gestaltung des Bereichs Tiefer Keller/Burgstraße statt. Die Stadtwerke gründen mit den Stadtwerken Weißenfels und den Technischen Werken Naumburg eine gemeinsame Servicegesellschaft. Die Kreuzung Hallesche Straße/ Querfurter Straße wird zum Kreisel umgebaut. Der Brunnen auf dem Bahnhofsplatz und das Hochhaus an der B91 in Merseburg-West abgerissen. Am 2.9. findet im Denkmalhof eine 1. After Work Party statt. Am 4.9. gibt’s im Südpark gleichzeitig den 10. Bauernmarkt, das 17. Spielfest und das 14. Drehorgelfest. Ab 25.10. gibt es im Landeshauptarchiv eine Sonderausstellung „Schätze aus der Plankammer des Archivbestandes Regierung Merseburg“, ab 12.11. im Schlossgartensalon eine Ausstellung über den Völkermord an Sinti und Roma. Die Landesliteraturtage, die in diesem Jahr im Saalekreis stattfinden, werden in Merseburg im Beisein von Ministerpräsident Prof. Dr. Böhmer eröffnet. Es lesen u.a. Volker Braun, Alain Lance und Thomas Rosenlöcher. Die Orgel von St. Viti wird nach Restaurierung im Dezember wieder eingeweiht. Aufgrund heftiger Schneefälle wird das Streusalz knapp.

 Der Walter-Bauer-Preis geht an Dieter Mucke und Landolf Scherzer und das Walter-Bauer-Stipendium an Michael Spyra. Die Ausgabe 4/2010 der Literaturzeitschrift Sachsen-Anhalts „oda – Ort der Augen“ erscheint mit Zauberspruch-Illustrationen von Klaus-Dieter Urban.

 Der Königliche Narrenverein Merseburg (KNV) wird gegründet. Die Band „Des Teufels Lockvogel“ veröffentlicht auf dem Album „Vanitas“ einen Song zu den Merseburger Zaubersprüchen. Prof. Thomas Martin folgt Prof. Klaus Krug als Vorsitzender des Vereins Sachzeugen der Chemischen Industrie e.V. nach. Dompfarrer: Martin Eberle (-2018).

 35419 Einwohner. Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 2759 Arbeitslose.

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Nascendo“, Tunis; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Ein Kaninchen spielt Gitarre, Burg; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Zaubersprüche & Sachsenspiegel“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Zum Gespräch geboren – Texte schreibender Schüler zu Philipp Melanchthon“, Oschersleben; Nils Wiesner „Das Haus der Lügen und Träume“, Halle; Katharina Mälzer „Achteinhalb Jahrzehnte“, Norderstedt, Gerd Meyer „Lebensabend“, Halle; Wolfgang Beck / Markus Cottin „Die Merseburger Zaubersprüche“, Petersberg; Peter Ramm „Kloster Jerichow“, Dößel; Klaus Messerschmidt „Das sprechende Auge –Lebenslauf Deutsch“, Halle; Werner Gutjahr „Abenteuer am Gartenteich“.

 

2011

 Am 20.1. wird Dompfarrer a. D. Ulrich Schlase mit der Merseburger Bürgermedaille ausgezeichnet. Hochwasser im Januar, schwere Schäden vor allem in der Werderstraße. Am 28.1. ist Rolf Hoppe Gast der 6. Merseburger DEFA-Filmtage. Am 29.1. findet in der Rischmühlenhalle der 1. Saalekreis-Faschingsball statt und sendet der MDR aus dem Luftfahrtmuseum. Am 17.2. nimmt die Bundesvorsitzende der Grünen im Ständehaus an einer Veranstaltung „Neonazis entgegentreten – Freiräume für Demokratie erstreiten“. Ende Februar eröffnet in Merseburg-Süd ein Stadt-Teil-Zentrum. Umbau des Bahnhofs begonnen. Abriss der Poliklinik Sixtistraße. Am 12.3. gedenken auf dem Entenplan Bürger der Fukushima-Katastrophe. Am 19.3. findet im Domstadtkino die 5. Merseburger Lachnacht statt. Plattenbauten am Markt werden saniert. Am 23.3. demonstrieren Chemiearbeiter mit einem Autocorso von Leuna nach Merseburg für bessere Löhne. Christianenstraße nach Sanierung wieder frei befahrbar. Am 13.4. findet in der Stadt- und in der Hochschulbibliothek der Landes-Bibliothekstag statt. Am 4.5. gibt’s es im Ständehaus eine 1. Merseburger-Tourismus-Börse. Vom 14.5. bis 15.8. findet im Museum und der Galerie ben zi bena eine Ausstellung anlässlich des 110. Geburtstages des Merseburger Malers Georg Paul statt. Am 15.5. wird die Fürstengruft des Domes nach Restaurierung der Prunksärge wieder eröffnet. Am 28.5. feiert die Grundschule Geusa 60. Geburtstag. Vom 3.-5.6. tagt im Ständehaus der Verein Deutsche Sprache (VDS). Am 18.6. demonstrieren einmal mehr Merseburger gegen einen Aufmarsch der rechten. Schwere Schäden nach Unwetter am 22.6. Evakuierungen nach Bombenfund im Gerichtsrain am 29.06. Im Juli Abschluss der Sanierung des Parkplatzes Tiefer Keller im Zuge des iba-Projektes. Im August wird die ehemalige Filiale der Dresdner Bank (nun Commerzbank) auf der Kliaplatte geschlossen. Am 13.8. schließt der MDR eine „Stadtwette“ in Merseburg. Im Südpark-Pavillon findet vom 17.8. bis 7.9. eine Ausstellung „100 Jahre Kleingartenwesen in Merseburg“ statt. Am 25.8. wird im Dom eine Kinderorgel übergeben. Am 4.9. gibt es im und um den Dom einen 1. Merseburger Motorradherbst. Vom 2.9.-6.11. wird im Museum die Kunstausstellung „Trienale“ präsentiert. Die diesjährigen Merseburger Orgeltage stehen im Zeichen des 200. Geburtstages von Franz Liszt. Am 15.9. wird die Amerikanerin Shirin Fozi im Romanikzentrum mit dem Nachwuchspreis des deutschen Wissenschaftspreises ausgezeichnet. Am 17.9. findet auf dem Hochschulcampus das Nachwuchsrockband-Festival „Der Rabe rockt“ statt. Am 6.10. schließt die Merseburger Geschäftsstelle der Deutschen Rentenversicherung. Das Polizeirevier in der Halleschen Straße wird bürgerfreundlich umgebaut. Am 7.10 gastiert Annekathrin Bürger im Ständehaus. Vom 19.10. bis 9.11. finden die 1. Saalekreisliteraturtage statt. Am 1.11. liest Erich von Däniken im Schlossgartensalon. Am 29.10. findet der 1. Bürgercampus statt. Am 4.11. enthüllt der Altstadtverein eine Gedenktafel für Opfer des Bauernkriegs am Markt. Ab Ende November ist die Kreuzung Querfurter Straße nach Umbau wieder voll befahrbar. Das Planetarium erhält neue Technik. Das Merseburger Stellwerk stellt seinen Betrieb ein. Am 10.12. öffnet die 1. „Merseburger Schlossweihnacht“. Am 16.12. wird der neue Busbahnhof eingeweiht. Am 20.12. findet auf dem Altenburger Friedhof anlässlich des 120. Geburtstages Siegfried Bergers eine Kranzniederlegung statt. Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 2680 Arbeitslose. 36610 Einwohner. Danilo Pockrandt gibt mit seinem Bruder Danny einen Merseburg-Kunstkalender heraus. Der Merseburger Kunstverein gibt den Band „Merseburg im Wandel der Zeit 1900-1945“ heraus. Gegründet werden die literarische Interessengemeinschaft „Leseturm“ (Hauptsitz in der Hoppenhauptkirche Beuna) und der Hochschulverlag Merseburg..

 Pfarrer St. Viti (komm.): Bernd Rudolph.

 Musik: Michael Schönheit „150 Gewandhauschor Leipzig“, CD; Altenburg.

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Zauberspruchblätter“ (mit Klaus-Dieter Urban), Leuna; Jürgen Jankofsky „Reise um die Erde in 226 Texten – Atlas JJ mit Karten und Skizzen weltgewandter Künstler“, Halle; Jürgen Jankofsky, Levon Ananyan „Anna & Armen – Ein deutsch-armenisches Kinderbuch“, Burg und Yerevan; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Anschluss vertiefen!“, Burg; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Das tanzende Alphabet“, Burg; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Freiheit ergründen“, Oschersleben; Ingeborg Schmelz „Denken mit meines Vaters Augen“, Halle; Hans-Dieter Weber „Zwecke will es schaffen!“, Halle; Nils Wiesner „So langsam wie möglich“, Oschersleben; Gerd Meyer „Begegnungen“, Halle; Jens Rudolph „Merseburg im Nationalsozialismus“ (Bachelor-Arbeit), Merseburg; Karl Gutbier „Aus Merseburgs schwerer Zeit 1944/45 – mit Aquarellen von Franz Wagner“, Markleeberg; Peter Ramm „Stadtführer Merseburg und Umgebung“, Halle; Karin Heise u.a. „Herbst 1989 in Merseburg“, Halle; Werner Gutjahr „Rund um den Geiseltalsee“; Werner Gutjahr „Meckel von Löwenstern – Der Hochstapler aus Thüringen“; Jochen Ehmke „Knochenjob und Datschenblick“, Halle; Heidrun Kligge „Die Sparigs – Eine Familie aus Merseburg, Halle; Mechthild Meinike „Historische und neuzeitliche Sonnenuhren im südlichen Sachsen-Anhalt“, Wolfgang Beck „Die Merseburger Zaubersprüche“ (in“ Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalerforschung“ Bd. 16), Wiesbaden; Pierre Kynast "Trialektik", Merseburg.

 

2012

 Strenger Winter. Sanierungsarbeiten im Bereich Weiße Mauer (ab Februar Bus-, statt Straßenbahnverkehr zwischen Stadtstadion und Christianenstraße). Bei Bauarbeiten im Bereich des Domgymnasiums werden archäologische Funde zu Tage gefördert. Abriss des ehemaligen Studentenwohnheims „Blaues Wunder“ in der Geusaer Straße. Am 10.3. werden die 20. Merseburger Puppentheaterfesttage „Mimen mögen Merseburg“, letztmals unter Leitung von Frieder Simon, eröffnet. Im März gibt der Förderverein des Museums eine Broschüre „Herbst 1989 in Merseburg“ heraus. Am 23.3. wird Richtfest beim Umbau der Goetheschule gefeiert. Am 30.3. Jungfernfahrt einer Straßenbahn auf der „Technik-Linie 5“ (von Halle nach Bad Dürrenberg). Ein erneuter Fliegerbombenfund in der Innenstadt am 13.4. erweist sich als altes Gasrohr. Ab Mai präsentiert sich die Stadt neu im Internet unter www.merseburg.de. Am 15.4. findet der 5. Tag der Industriekultur im Chemiemuseum statt. Am 10.5. gründet sich ein „Bündnis gegen Rechts“. Am 12.5. findet auf dem Flugplatzgelände eine Großübung statt. Nils Wiesner ruft zu einem Merseburger Schreibwettbewerb „Gabelgeschichten“ auf. Der Merseburger Altstadtverein entwickelt ein Würfelspiel. Am 18.5. werden die „Pestnonne“ und weitere historische Grabsteine auf dem Stadtfriedhof gestohlen. Am 5.6. Beteiligung am Landesprojekt „Marktplatz Kultur und Schule“. Eröffnung einer Ausstellung mit Werken von Ronald Paris in der Sitte-Galerie im Juni. Fischsterben im Hinteren Gotthardteich. Vom 23.-30. Juni gibt’s in Kötzschen eine 1000-Jahr-Feier. Am 29.6. liest der erste Walter-Bauer-Preisträger, Henry Beissel, in der Stadtbibliothek. Im Juli ist die B91 im Süden der Stadt nach Umbauten wieder voll befahrbar. Am Kapitelshaus und am Tiefen Keller werden neue Weinberge angelegt. Merseburg ist Korrespondenzstandort der Landesschau „ Kaiser Otto der Große“. Am 12.8. startet die „Radtour des Ostens“ auf dem Entenplan. Im September übernehmen Studenten das Gebäude der Domapotheke als Wohn- und Kulturhaus. Am 23.8. wird der Verein „Freunde und Förderer der Vereinigten Domstifter“ gegründet. Am 11.9. tagt das Kabinett Sachsen-Anhalts im Ständehaus. Der 10. Stadtkalender erscheint. Am 15.9. feiert die Tanzgruppe Merseburg-Meuschau ihren 25. Geburtstag. Anlässlich des 65. Geburtstages Klaus-Dieter Urbans findet vom 22.9.-11.11. eine Ausstellung im Museum statt. Am 1.10. wird die Klia-Tiefgarage nach vorübergehender Schließung infolge Trägerwechsel an die Stadt wieder eröffnet. Im Oktober schließt die Kulturfabrik. Am 24.10. wird eine Gedenktafel für den Heimatdichter Paul Kundt an seinem einstigen Wohnhaus Große Ritterstraße 27 enthüllt. Der Altstadtverein gibt eine Publikation „Bildhauer Georg Busch (1862-1943) Förderer christlicher Kunst“ heraus. Im November tauft die Lufthansa ein neues Flugzeug CRJ 900 auf den Namen „Merseburg“ (der bisherige „Merseburg“-Jet, eine Boeing 737-300 brachte es seit 1993 auf 43768 Flugstunden). Der Verein „St. Petri Kloster Merseburg“ (dann noch der Verein „Klosterbauhütte“, alsbald Fusion) wird gegründet. Sanierung der Hohen Brücke. Beim Tiefen Keller werden Zauberspruch-Metallplastiken von Klaus-Dieter Urban eingeweiht. Der Offene Kalnal merseburg wird mit dem Dieter-Baake-Preis ausgezeichnet. Eine WHO/Unicef-Initiative zertifiziert das Merseburger Klinikum als „babyfreundliche Geburtsklinik“. Am 9.12. findet eine Sportgala in der Rischmühlenhalle statt.

 Der Walter-Bauer-Preis geht an André Schinkel und das Walter-Bauer-Stipendium an Bernhard Spring. Domdechant: Walter Christian Steinbach (-2013); Rektor Hochschule: Prof. Dr.-Ing. Jörg Kirbs.

 Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 2464 Arbeitslose. 36540 Einwohner (dacon 18806 weiblich und 17734 männlich).

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Egel – eine infantile Geschichte“, Leuna; Jürgen Jankofsky „Anna & Amo – ein deutsch-ghanaisches Kinderbuch“, Erfurt; Jürgen Jankofsky „Walter-Bauer-Blätter“ (mit Klaus-Dieter Urban), Leuna; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Alles fließt“, Oschersleben; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Lohn des Mutes“, Erfurt; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Als die eisigen Tage endlich vorüber waren“, Yerevan 2012; Hans-Dieter Weber „Heißer Urlaub“, Aachen; Nils Wiesner (Hrsg.) „Merseburger Gabelgeschichten“; Katharina Mälzer „Frau Mandelkern lud zum Tee“, Norderstedt; Gerd Meyer „Unter euch“, Halle; Horst Wingrich „Die historische Wasserversorgung von Merseburg“, Markleeberg, Peter Ramm „Der Dom zu Merseburg“, Dößel; Klaus Messerscvhmidt „Die Angst der Spaßmacher – Fortlaufende Erinnerungen“, Halle; Werner Gutjahr „Doctor Johann G. Faust“, Bucha; Doris Mandel „Unter den Maulbeerbäumen“, Stuttgart; Kristina Langner-Kliche „Hatheburg und Heinrich – eine Merseburger Liebesgeschichte im Mittelalter“, Merseburg; Helena Elisabeth Weik „Heinrich und Hatheburg: Liebe und Krieg und die Hochzeit zu Merseburg“.

 

2013

 Am 13.1. findet ein Neujahrskonzert in der Stadtkirche statt. Am 11.2. liefert die Meuschauer Mühle erstmals Strom. Vom 2.3.-16.6. gibt’s im Museum die Ausstellung „Zum 150. Geburtstag von Maximilian Herrfurth (1863-1933)“. Am 14.3. werden die 21. Merseburger Puppentheaterfesttage in Regie von Uta Krieg-Parthier eröffnet. Am 23.3. gibt es wieder den schon traditionellen „Frühjahrsputz“. Am 24.3. stirbt der Merseburgere Buchhändler Dietrich Herfurth. Am 20.4. besucht der russische Kosmonaut Viktor Afanasiev das Luftfahrtmuseum (war von 1971-73 Pilot auf dem Merseburger Flughafen). Im April/Mai weilt George Clooney für Aufnahmen des Hollywoodfilms „The monuments men“ in Merseburg. Ab 1.5. patrouilliert wieder ein „City-Streife“. Am 2.5. wird der Freundschaftsvertrag mit Châtillon erneuert. Veranstaltungen anlässlich „825 Jahre Neumarkt“ im Mai. Übergabe des modernisierten Bahnhofs (einschließlich Zugang vom Westen). Der Altstadtverein wird mit dem Romanikpreis ausgezeichnet. Die Schlossfestspiele werden aufgrund der Hochwassersituation abgesagt. Am 5.7. wird eine Ausstellung zur Neumarktkirche und ihrem Patron Thomas Beckett anlässlich „20 Jahre Straße der Romanik“ im Museum eröffnet. Am 15.7. besucht Johanna Wanka, nunmehr Bundesforschungsministerin, die Hochschule. Original der wiedergefundenen und restaurierten „Pestnonne“ nun im Museum, Duplikat auf dem Stadtfriedhof. Übergabe der umgebauten und sanierten Goetheschule mit Schuljahresbeginn. Anlässlich der diesjährigen Orgeltage gastiert der ukrainische Nationalchor „Dumka“ im Dom. Eine Dresdner KiTa wird auf den Namen „Merseburg“ getauft. Am 8.10. werden die 3. Saalekreisliteraturtage im Merseburger Schloss eröffnet. Am 26.10. findet das 5. Merseburger Zauberfest und vom 31.10.-3.11 eine Tagung „Himmelswege – Vergangenheit trifft Moderne“ statt. Am 6.11. wird anlässlich des 6. „Tages der Geschichte“ im Ständehaus u.a. über Merseburger Bausoldaten diskutiert. Am 17.11. feiert der Chor „Cantiamo“ sein 15-jähriges Bestehen mit einem Konzert in der Stadtkirche. Am 19.11. wird Curt Becker in Naumburg zum neuen Dechanten der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatsstifts Zeitz gewählt, Hans-Hubert Werner als ein neuer Domherr (als erster Merseburger seit Siegfried Berger). Am 21.11. wird der Kunstrasenplatz des Stadtstadions eingeweiht. Der neu gestaltete Vorplatz des Busbahnhofs wird übergeben (hier nun auch die restaurierte Postsäule aus der König-Heinrich-Straße). Übergabe des sanierten Straßenzugs Weiße mauer am 2.12. Am 19.12. unterzeichnet die Stadt einen Vertrag zur Sanierung des Petri-Klosters mit dem Verein Klosterbauhütte.

 Als Autokennzeichen für Merseburg sind nunmehr gültig: MER, MQ und SK. Neuer Vorstandschef der Saalesparkasse wird Roger Schenkel. Per 31.12. wird die Christkapelle Merseburg-Süd mangels Besucher aufgegeben. Folgende Straßen auf dem Hochschulcampus werden benannt: Eberhard-Leibnitz-Straße, Platz der Bausoldaten, Rudolf-Bahro-Straße und Günther-Adolphi-Straße.

 Pfarrerin St. Viti: Theresa Dürrbeck.

 Im Jahresdurchschnitt gab es in der Stadt Merseburg 2549 Arbeitslose. 36346 Einwohner (davon 11634 älter als 60 Jahre). Kita-Plätze: 1355. Schulabgänger: 219 (davon 35 ohne Abschluss). Studenten: 2895 (davon 434 aus dem Ausland). Übernachtungen: 99632. Straftaten: 4486. Schuldenstand der Stadt: 31,5 Mill. Euro.

 Literatur: Gertraude Kopka u.a. „Meuschau einst und jetzt“, Merseburg; Jürgen Jankofsky „Merseburg – 1200 Jahre in 62 Porträts und Geschichten“, Halle; Jürgen Jankofsky „ Eine Reise durch den Saalekreis – 134 Orte von Angersdorf bis Zweimen (mit Wolfgang Kubak), Halle; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Gemeinsame Wurzeln – Spurensuche vom Augsburger Lechfeld zu den Merseburger Zaubersprüchen“, Oschersleben; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Sonne hatte uns verwöhnt“, Erfurt; Hans-Dieter Weber „Lauras bunte Wörterkiste, Herzogenrath; Hans-Dieter Weber „Mehr Demokratie wagen“, Herzogenrath, Nils Wiesner „Kilimandscharo – Aufs weiße Dach Afrikas“, Freiburg; Gerd Meyer „Stenogramme“, Halle; Wolfgang Kubak „Merseburg, Leipzig; Joachim Riebel u.a. „Die Merseburger Fotografenfamilie Herrfurth“ (2 Bde.), Dößel, Nils Wiesner (Hrsg.) „Merseburger Neumarktgeschichten“, Merseburg; Doris Mandel „zeichnen nach der natur“, Berlin; Danilo Pockrandt (Hg.) „Das Land von Klingen fern“, Halle; Steffen Mainka „Merseburg, Leuna, Schkopau und Bad Dürrenberg im Luftbild“, Jessen; Christian Siegel (Hg.) „Die Kunstsammlung der ehemaligen Technischen Hochschule Leuna-Merseburg ’Carl Schorlemmer’“, Band 1.

 

2014

 Am 1.1. nehmen rund 600 Läufer am 18. Merseburger Neujahrslauf teil. Am 25.1. findet im Ständehaus das 13. Merseburger Kulturgespräch statt, am 26.1. gastiert der Liedermacher Gerhard Schöne in der Stadtkirche. Die Arbeitslosenquote für den Bereich Merseburg betrug im Januar 12,4 % (Saalekreis: 10,4 %). Im Februar wird der im vergangenen Jahr begonnen Abriss des „Haus des Handwerks“ abgeschlossen. Am 1.3. demonstrieren 600 Merseburger (beginnend auf dem Bahnhofsplatz) gegen (in Merseburg zunehmende) rechte Gewalt. Am 17.3. eröffnet nach mehrjähriger Sanierung des Alten Rathauses dort der neue Bürgerservice. Am 22.3. wird Prof. Dr. Klaus Krug, einer der Initiatoren des Merseburger Chemiemuseums in Halle mit dem Ehrenamtspreis „Der Esel der auf Rosen geht“ geehrt. Am 5.4. findet in der „Oelgrube“ das 10. „Strandkorb-Treffen“ statt und am 7.4. gastiert hier Tanita Tikaram. Am 30.4. wird die Sparkassen-Filiale Merseburg-Süd geschlossen. Ab dem 30.4. führen Fernbuslinien (nach Berlin und Gera) über Merseburg. Anlässlich des 500. Todestages von Thilo von Trotha schreibt die Familie von Trotha einen Wettbewerb „Thilo und ich“ aus. Am 9.5. eröffnet Kulturminister Stephan Dorgerloh im Romanik Zentrum die Ausstellung „Entgrenzung - Stahlplastik trifft Romanik“ und besucht das Chemiemuseum. Am 22.5. erhält die Dürer-Schule den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Am 11.5. findet in der Rischmühlenhalle ein Tischtennisturnier im Rahmen der Champions Tour, vom 17./18.5 die 1. Merseburger Museumsnacht und vom 13.-15.6. das 45. Merseburger Schlossfest statt. Die Vereinigten Domstifter geben eine Sondermünze zum Thilo-von-Trotha-Jubiläum heraus. Die Kommunalwahl vom 25.5. erbringt folgendes Ergebnis: CDU 35,81 %, SPD 21,56 %, Die Linke 21,15 %, STATT Partei 9,74 %, Grüne 4,43 %, FDP 3,83 %, NPD 2,47 %, Einzelbewerber 1,00 %. Am 15.6. wird Landrat Frank Bannert in einer Stichwahl mit 59,1 % im Amt bestätigt. Am 21.6. findet der Bürgercampus im und ums Petri-Kloster statt. Am 3.7. wird Hans-Hubert Werner (CDU) zum neuen Vorsitzenden des Stadtrats gewählt. Am 5.7. gibts im Schlossgartensalon einen Kunstmarkt. Am 26.7. gewinnt die Stadt eine Wette im Rahmen der MDR-Musiksommertour, in dem mehr als 111 Leute als Raben kostümiert auf der Rischmühlensinsel erscheinen. Vom 10.8.-2.11. ist im Kulturhistorischen Museum die Ausstellung „Thilo von Trotha – Merseburgs legendärer Kirchfürst“ zu sehen (Eröffnungsfestakt am 9.8. im Dom). Am 26.9. findet eine Festveranstaltung „100 Jahre Säulenkrankenhaus“ statt. Am 1.10. beschließt der Kreistag der Metropolregion Mitteldeutschland beizutreten. Am 7.10. werden im „Säulenkrankenhaus“ die 4. Saalekreisliteraturtage und am 13.10. in der Saalesparkasse die InterLese 2014 eröffnet. Vom 16.-18.10. findet im Ständehaus eine Fachtagung zur Rabensage statt. Am 5.11. hält Rainer Eppelmann gleichenorts einen Festvortrag anlässlich „25 Jahre friedliche Revolution“. Am 8.11. gastiert Justus Frantz im Schlossgartensalon. Am 10.11. wird dem Domgymnasium der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen. Am 27.11. erfolgt der symbolische Baubeginn für den neuen Stadtteil „Fliegerpark“. Zur Erinnerung an den schwersten Bombenangriff auf Merseburger vor 70 Jahren findet am 6.12. auf dem Markt eine Gedenkveranstaltung statt. Am 10.12. erklingt nach mehrjähriger Restaurierung wieder die kleine Ladegastorgel des Doms. Am 13.12. wird der Eisenbahnverkehr nach Schafstedt eingestellt, am 19.12. die Kreuzung Bahnhofstraße/Hölle nach langwierigem Umbau wieder für den Verkehr freigegeben. Am 31.12. klingt das Jahr traditionell mit einem Orgelkonzert im Dom aus. Nach einer Schenkung anlässlich seines 85. Geburtstages wird im Museum ein Raum mit Werken des Burgliebenauer Malers Hans Rothe eingerichtet. Anzahl der registrierten Ausländer: 1736.

Walter-Bauer-Preis (am 4.11.) an Kerstin Hensel, Walter-Bauer-Stipendium an Danilo Pockrandt. Die Siegfried-Berger-Stiftung wird (am 06.08.) aufgerichtet, Aufsichtsratsvorsitzender: Michael George.

 Literatur: Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Entrée Elysée“, Erfurt; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Wenn die Erde Worte hätte“, Erfurt; Paul D. Bartsch (Hrsg.) „Kultur – Medien – Generationen – Das 12. Merseburger Kulturgespräch“, Merseburg; Jürgen Jankofsky, Dimitar Atanasow, André Schinkel (Hrsg.) „So wie ich hier stehe – 28 Schriftsteller aus Plovdiv“, Oschersleben; Danilo Pockrandt „Der Kopf ist für das Denken rund“, Halle; Jürgen Jankofsky „Die Mühle zu Spergau“, Oschersleben; Jürgen Jankofsky, André Schinkel, Boschana Apostolova (Hrsg.) „Wenn du mich suchst – 35 Schriftsteller aus Sachsen-Anhalt“, Plovdiv; Katharina Mälzer (Hrsg.) „Geschichten aus dem Leseturm“; Jürgen Jankofsky (Hg.) „Autorenpatenschaften Nr. 1 - Nr. 11“, Halle; Jürgen Jankofsky, Sonny Thet „Anna & Sovanni – ein deutsch-kambodschanisches Kinderbuch“, Erfurt; Jürgen Jankofsky „Ortungen 4 – Reisen und Ziele 2009-2014“, Oschersleben; Holger Kunde (Hg.) „Thilo von Trotha – Merseburgs legendärer Kirchenfürst“, Petersberg; Peter Ramm „Schloss Merseburg“, Dößel, Nils Wiesner (Hg.) „MERseburger MERchen“; Christian Siegel (Hg.) „Die Kunstsammlung der ehemaligen Technischen Hochschule Leuna-Merseburg ’Carl Schorlemmer’“, Band 2.

 

2015

 Am 5.1. gibt die Staatskappelle Halle traditionell ein Neujahrskonzert im Schloßgartensalon. Am 14.1. gastiert Ludwig Güttler im Dom. Am 15.1. werden anlässlich des Neujahrsempfangs im Ständehaus die Sporttrainer Christa Kitzmann, Inge Zeller, Wolfgang Randolph und Walter Knebel mit der Bürgermedaille der Stadt ausgezeichnet. Am 2.2. wird das Festjahr „1000 Grundsteinlegung Merseburger Dom“ mit einem Festgottesdienst im Dom eröffnet, dies im Zusammenwirken mit der Stadt Leipzig, die 2015 ihre Ersterwähnung dank eines Eintrags der Thietmar-Chronik des Jahres 1015 begeht. Am 12.2. erfolgt der erste Spatenstich für das Hochwasserschuztprojekt „Bürger-Deich“. Am 20.2. gastiert Ulla Meinecke in der „Oelgrube“. Am 15.3. wird Jens Bühligen bei einer Wahlbeteiligung von 24,6% mit 68,8% der Stimmen zum Oberbürgermeister wiedergewählt. Am 27.3. starten die diesjährigen (10.) Merseburger DEFA-Filmtage. Am 10.4. öffnet der neue drive-in-Baumarkt in der Weißenfelser Straße. Am 14.4. wird im Ständehaus erstmals die Siegfried-Berger-Stiftung der Öffentlichkeit vorgestellt. Im April wird das Hochhaus in der Geusaer Straße abgerissen. Anlässlich des Domjubliäums geben die Vereinigten Domstifter eine Sondermünze heraus. Am 16.4. bebt in der Region um 8.38 Uhr die Erde in der Stärke 3,6. Am 12.5. erfolgt die Grundsteinlegung für eine Lückenbebauung am Alten Rathaus. Am 20.5. liest Wladimir Kaminer im Ständehaus. Am 2.6. wird im Bürgerhaus am Markt eine Dauer-Ausstellung zu Ehren Friedrich Zollingers eröffnet. Mitte Juni kauft der „Verein Islamisches Kulturzentrum den leerstehenden „Dessauer Hof“, um hier u.a. einen islamischen Gebetsraum einzurichten (der sich bislang in der Weißenfelser Straße befand, doch zu klein wurde). Am 26.6. startet mit einem Konzert des MDR-Kinderchors im Merseburger Dom das 5. Musikfest „Unerhörtes Sachsen-Anhalt“. Am 5.7. musiziert die Staatskapelle Halle anlässlich des diesjährigen Konzerts der Landesregierung im Beisein von Ministerpräsident Dr. Haseloff im Dom. Am 9.7. eröffnet Kultusminister Stephan Dorgerloh im Ständehaus den 10. Jugend-Geschichtstag Sachsen-Anhalts. Ab 18.7. fahren die Straßenbahnen der Linie 5 wieder durchgängig, sind die Straßenarbeiten im Bereich Weiße Mauer abgeschlossen. Am 9.8. wird im Rahmen eines ökomenischen Gottesdienstes im Dom die Ausstellung „1000 Jahre Kaiserdom Merseburg“ eröffnet. Am 12.8. wird der FIFA-WM-Pokal anlässlich einer PR-Tour durch Deutschland für einen Tag auf der Rischmühleninsel gezeigt. Der Saalepegel erreicht aufgrund des heißen Sommers den tiefsten Pegel seit Wasserstandsaufzeichnungen. Am 29.8. stellt die Hallenser Gruppe Horch im Rahmen der Veranstaltung „Thietmars Flussreise – von Merseburg nach Magdeburg“ im Schlossgraben erstmals einen von ihnen komponierten Thietmar-Song vor. Am 20.9. gastieren im Rahmen der diesjährigen Merseburger Orgeltage u.a. Hans-Günther Wauer, Warnfried Altmann und Herrmann Naehring. Am 26.9. gastiert das Cairo Symphony Chamber Orchester auf Einladung des Lions Clubs im Ständehaus. Aufgrund von Haushaltsproblemen wir die Beigeordneten-Stelle der Stadtverwaltung gestrichen und die langjährige Bürgermeisterin Dr. Barbara Kaaden nicht weiter beschäftigt. Am 27.9. hält im Kulturzentrum Dammstraße der als Salafist bekannte Iman Abdul Adhim Kassoum einen Vortrag. Am 30.9. gibt es im Ständehaus einen Festakt „25 Jahre Wiedervereinignung“, Gast: Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka. An der Hochschule werden 549 neue Studenten immatrikuliert. Die alte Molkerei in der Halleschen Straße wird zum Flüchtlingsheim umgebaut. Die Sekundarschule Merseburg-West dient schon ab 20. Oktober als Flüchtlings-Unterkunft. Im September kamen 335 Asylsuchende in den Saalekreis, im Oktober 446. Vom 5.-7.11. findet im Ständehaus die Tagung „1815 – Europäische Friedensordnung – Mitteldeutsche Neuordnung“ anlässlich der 200. Wiederkehr der Gründung der Preußischen Provinz Sachsen statt, u.a. mit Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (der Tagungsband erscheint 2017 unter: Ulrike Höroldt/Sven Pabtsmann (Hg.) „ 1815: Europäische Friedensordnung – Mitteldeutsche Neuordnung“). Der 7.11. geht mit einer (am Flughafen Schkeuditz) gemessenen Temperatur von 19,5° C als wärmster 7.11. seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Am 24.11. tagen die Kabinette Sachsens und Sachsen-Anhalts gemeinsam im Ständehaus. Am 15.12. wird die Merseburger Firma Mol Katalysatortechnik mit dem Hugo-Junckers-Preis des Landes Sachsen-Anhalt (3. Platz) geehrt. Am 16.12. liest Wolfram Adolphi anlässlich des 8. Geschichtstages im Ständehaus. Der Apotheker und Maler Gerd-Günther Madry gibt einen 4-Jahres-Kalender heraus, die Brüder Pockrandt einen Siegfried-Berger-Kalender.

 Der Förderkreis Museum Schloss Merseburg e.V. gibt die Broschüre „Die romanische Neumarktkirche zu Merseburg und ihr Patron Thomas Beckett von Canterbury“ heraus.

 Im Schuljahr 2014/15 gab es in Merseburg 939 Grundschüler, 696 Kinder wurden geboren. Es stehen 25.478 Bäume im Stadtgebiet. Anzahl der registrierten Ausländer: 2805.

 Literatur: Jürgen Jankofsky, Ulrich Kneise „Spergauer Lichtmeß – Eine Zeitreise“, Halle; Jürgen Jankofsky „Merseburg – 1200 Jahre in einer Chronik aus Daten, Namen, Fakten“, Halle; Jürgen Jankofsky, Klaus-Dieter Urban „BergerBlätter“, Leuna; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Verleugnet – Vergessen? – Texte schreibender Schüler aus Armenien und Deutschland“, Erfurt; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Eine handvoll Asche – Texte armenischer Dichter, Opfer des Genozids 1915“; Oschersleben; Jürgen Jankofsky (Hrsg.)„Rezept zum Glücklichsein – Texte schreibender Schüler“, Erfurt; Jürgen Jankofsky (Hrsg.) „Die Erde spricht“, Jerewan; Manfred Mehl „Die Münzen und Medaillen von Merseburg. Von den Anfängen bis zum Jahre 1738“, Hamburg; Klaus F. Messerschmidt „Das Mysterium des Mehlschwänzchens, Bedenkliche Erinnerungen“, Halle; Markus Cottin/Václav Vok Filip „1000 Jahre Kaiserdom Merseburg“, Petersberg; Marco Organo „Dorfschönheit“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hg.) „Autorenpatenschaften 12-18“, Halle; Nils Wiesner (Hg.) „Merseburger Gespensterwahrheiten“, Merseburg; „25 Jahre Merseburger Altstadtverien e.V.“, Merseburg; „Schonema-Jeschichden“, Merseburger Altstadtverein (Hg.), Merseburg; Pierre Kynast "OrgonEnergie Systeme I", Merseburg..

 

2016

 Am traditionellen Merseburger Neujahrslauf nehmen 560 Sportler teil. Am 28.1. stirbt kurz Vollendung seines 85. Lebensjahres Bruno Lehmann, der langjährige (1960-1991) Leiter der Merseburger Stadt- und Kreisbibliothek. Der Staupenbrunnen wird restauriert. Die Johannesschule zieht Anfang Februar aus der von-Harnack-Straße in die Lessingstraße um. Der Fotoclub Merseburg soweie die Curie-Schule feiern ihr 50jähriges Bestehen. Auf der Homepage www.nsarchive.gwu.ede wird Merseburg als eines von zahlreichen Zielen eines Atombombenabwurfs der USA im Zuge des Kalten Krieges benannt. Dr. Norbert Merten wird für sein Projekt „Mühleninsel Merseburg – Wohnen-Arbeiten-Wasserkraft“ mit dem Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet. Per 29.2. sind in Merseburg in Wohnungen 939 Flüchtlinge registriert, dazu 174 in der Notunterkunft Merseburg-West und 120 in der Notunterkunft Hallesche Straße. Am 11.3. legen die seit den 1970ern stadtbekannten DJs Bernd Merk und Jörg Uhlemann (Disco 83’72) zum letzten Mal in der Oelgrube auf. Am 5.4. findet der Wochenmarkt erstmals auf dem Entenplan statt. Am 30.4. wird im Museum die Ausstellung „Menschen in Leuna – Fotokunst für das Werk“ und am 4.6. gleichenorts die Ausstellung „100 Jahre Leuna. Alltag, Krisen, Welterfolge“ eröffnet. Am 2.5. wird die Straßenbahn-Stadtlinie 15 eingestellt. Am 14.5. werden bei einem Hausbrand in der Preußerstraße 13 Menschen verletzt. Am 15.5. wird in Meuschau zum 59. Mal das „Pfingstbier“ gefeiert. Am 10.6. wird im Rahmen der Schlossfestspiele die XII. Werkschau des Merseburger Kunstvereins im Schlossgartensalon eröffnet. Der iranische Filmemacher Rasoul Pourmoradi nimmt in Merseburg Quartier. Die ehemaligen Merseburger Tilman und Karl-Heinz König bringen den Film „Der schwarze Nazi“ heraus. Im Dom findet am 30.7. eine Kunst-Auktion statt. Am Dom wird im Zuge der Luther-Dekade des Landes die Plakette angebracht „Luther war hier“. Am 6.8. wird in der mehr als 1000jährigen Domgeschichte erstmals eine Frau ordiniert, die neue Pfarrerin für Mücheln Tatjana Eggert. Am 1.9. hält der neuseeländische Germanist Axel Vieregg einen Vortrag in der Walter-Bauer-Bibliothek. In der Nacht vom 12. zum 13.9. wird die Rabenplastik auf dem Rabenkäfig von Vandalen zerstört. Am 27.9. findet in der Rischmühlenhalle ein internationales Qualifikationsturnier zur Tischtennis-Europameisterschaft statt, am 21.10. im Ständehaus das 15. Merseburger Kulturgespräch. Am 22.10. gastiert Wolf Maahn in der Oelgrube. Am 6.11. eröffnet anlässlich des 80. Geburtstages Jochen Ehmkes eine Fotoausstellung in der Willi-Sitte-Galerie. Am 9.11.nimmt Gregor Gysi an einer Diskussionsrunde im Ständehaus teil. Am 12.11. wird der Merseburger Oberbürgermeister Jens Bühligen zum CDU-Kreisvorsitzenden gewählt. Am 24.11. wird Prof. Jörg Kirbs wird als Rektor der Hochschule Merseburg wiedergewählt. Am 1.12. werden nach einem Fliegerbombenfund im Akazienweg zahlreiche Häuser der Umgebung bis zur Entschärfung der Bombe evakuiert.

 Der Walter-Bauer-Preis geht in diesem Jahr an Matthias Biskupek, das Walter-Bauer-Stipendium an Florian Liesegang (Verleihung im Kulturhaus Leuna am 4.11.). Am 26.11. veranstaltet die Siegfried-Berger-Stiftung im Ständehaus ein Siegfried-Berger-Symposium (mit Ausstellung zu Siegfried Berger gewidmeter Bildender Kunst in der Sitte-Galerie).

 Im Jahr 2016 wurden in Merseburg 179 Ehen und 4 Lebenspartnerschaften standesamtlich geschlossen. Zum 31.12. lebten im Saalekreis 727 Asylbewerber, 77 Asylberechtigte, 1071 Flüchtlinge mit subsidiärem Schutz und 133 Personen mit festgestellten Abschiebehemmnissen. Anzahl der registrierten Ausländer in Merseburg: 3198.

 Neuer Rektor Herder-Gymnasium: Frank Werner-Bentke. Neue Pfarrerin St. Viti: Susanne Mahlke. Domkantor: Stefan Müksch. Die Brüder Pockrandt geben für 2017 wieder einen „Raben-Kalender“ heraus.

 Literatur: Johanna Adler "Die kleine Brockenhexe Walpurga", Merseburg, "Jürgen Jankofsky „Graureiherzeiten – Hommage à Walter Bauer“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hg.) „Walter Bauer – Stimme aus dem Leunawerk“, Halle 2016; Jürgen Jankofsky „Der Architekt Karl Barth und Leuna“, Halle; Jürgen Jankofsky (Hg.) „Andere Frequenz – Texte schreibender Schüler“, Erfurt; Marion Ranneberg „200 Jahre Verlagsbuchhandlung Friedrich Stollberg“, Merseburg; Ingeborg Schmelz „Der Spatzenjunge Flori“, Leuna; Katharina Mälzer/Hans-Dieter Weber (Hg.) „Geschichten aus dem Leseturm II“, Leuna; Jürgen Jankofsky „Ammenfrage“, Leuna; Jürgen Jankofsky „Anna und Akira – eine deutsch-japanische Geschichte“, Erfurt; Nils Wiesner (Hg.) „Merseburger Grüne Geschichten“; Merseburg; Jürgen Jankofsky (Hg.) „Autorenpatenschaften Nr. 19 – 25“, Halle.

 

2017

 Die 29jährige Merseburger Doktorandin Stefanie Müller erhält an Januar eine Professur am MIT (Massachusetts Institute of Technology). Am 19. Januar wird im Romanikzentrum am Dom der Internationale Romanik-Preis an Stephanie Luther von der Yale-University verliehen. Am 21.1. endet das von der Siegfried-Berger-Stiftung ausgerufene Siegfried-Berger-Jahr mit einer Finissage in der Willi-Sitte-Galerie. Am 14.2. öffnet in der Fritz-Haber-Straße das neue Asylzentrum des Saalekreises. Am 17.2. gastiert der Schauspieler Herbert Köfer am Tage seines 96. Geburtstages im Schlossgartensalon. Vom 5. – 9.3. findet im Ständehaus das 25. Puppentheater-Festival statt, vom 17.-19.3 im Kino die 12. DEFA-Filmtage. Ende März scheitert Landrat Frank Bannert im Berliner Bode-Museum beim Versuch, über die Rückgabe des Spiegelkabinetts des Merseburger Schlosses (wo es mittlerweile Teil der Dauerausstellung ist) zu verhandeln. Am 3.4. nimmt Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff an der Festveranstaltung „25 Jahre Hochschule Merseburg“ teil, während der die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka zur Ehrensenatorin ernannt wird. Am 6.4. wählt der Stadtrat Bellay Gatzlaff zum beigeordneten Bürgermeister. Am 5.5. begründet Frank Hoffmann sein privates Foto-Kinotechinik-Museum. Am 6.5. findet anstatt der tradierten Kneipenmeile erstmals ein „kulinarischer Abend“ auf dem Markt statt.  Am 19.5. wird im Kulturhistorischen Museum die Ausstellung „Das Merseburger Experiment. Fürst Georg III. von Anhalt als Reformator und evangelischer Bischof (1544-1548)“ eröffnet. Am 22. Mai diskutieren Landtagsabgeordnete in einem Bürgerforum „Sind wir in guter Verfassung“ im Ständehaus. Am 2.7. tritt der Newland House Choir aus London in St. Maximi auf. Ab Juli hat die El-Furkan-Moschee in der Dammstraße einen eigenen Imam, der für die ca. 300-köpfige Gemeinde auf Arabisch predigt. Am 5.8. spielt die Band „G-Nurse“ aus Blösien, die als beste deutsche Punk-Band ausgezeichnet wurden, im Schlossgraben. Am 26.8. findet an der restaurierten Hohen Brücke ein Familienfest statt. Am 2.9. wird im Kulturhistorischen Museum die Sonderausstellung „Klaus Dieter Urban – Bewegung in Metall und Papier“ eröffnet. Am 5.9. wird der restaurierte Rabe, der vor einem Jahr zerstört wurde, wieder auf den Rabenkäfig aufgesetzt und tagt das Regierungskabinett Sachsen-Anhalts im Ständehaus. Am 25. 9. wird in der Saalesparkasse letztmals die InterLese Sachsen-Anhalts eröffnet. Am 24.11. wird in der Hofstube des Schlosses eine Ausstellung mit Gemälden des Münchner Malers Charles Vetter (1858-1941) eröffnet, der seine Kindheit und Jugend in Merseburg verbrachte. Am 5.12. wird dem Förderverein des Kinos in der Akademie der Künste in Berlin der Programm-Preis der DEFA-Stiftung verliehen. Vom 8.-12.12. gibt es auf dem Markt eine Eisbahn. Am 13.12. macht die MDR-Aktion „Bachs Winterreise“ Station im Dom. Der aus Merseburg stammende Ole Pankow (Krüger) debütiert in Berlin als Autor mit „Genquotient 8713“. Bis Jahresende besuchten 11.700 Menschen das Museum im Schloss, etwa 2.500 weniger als noch im Jahr zuvor. Das Blockheizkraftwerk am Leunaweg geht in Betrieb. Der Merseburger Kunstverein gibt den Band 3 der Reihe „Merseburg im Wandel der Zeit“ heraus.

 Wahlergebnis Merseburg bei der Bundestagswahl am 24.9.: CDU 26,2 %, AfD 26,2 %, Linke 16,3 %, SPD 14,0 %, FDP 8,1 %, Grüne 3,3 %. Wahlbeteiligung: 53,2%.

 Die sogenannte Eröffnungsbilanz weist aus, dass der Stadt u.a. 359 Straßen, 140 Gebäude, 33 Brücken 30 Wartehallen, 29 Tiergehege, 16 Teiche und 5 Friedhöfe im Gesamtwert von 204 Millionen Euro gehören. Anzahl der registrierten Ausländer: 3811. In Merseburger Hotels und Pensionen übernachten 54.211 Gäste.

 Literatur: Jürgen Jankofsky (Hg.) „Wie wär’s in einer andere Welt?“, Erfurt; Jürgen Jankofsky „Anna Hood – Ein Szenario für Kinder in 19 Sprachen unserer Welt“, Halle; Kunstverein Merseburg (Hg.) „Merseburg im Wandel der Zeit, Bd.3“, Merseburg; Jürgen Jankofsky „Autorenpatenschaften Nr. 26 – 30“ und Schuber „Autorenpatenschaften 1-30“, Halle; Katharina Mälzer (Hg.) „Die Weihnachtsgeschichten aus dem Leseturm“, Merseburg; Jürgen Mannke "Im Land der verschwiegenen Wahrheiten", Radeberg.

 

2018

 Ein auf Katalysatortechnik basierendes Spülmaschinen-Zubehör kommt als „Merseburger Zauberwürfel“ auf den Markt. Anfang Januar meldet die Alu-Folie Insolvenz an. Am 28.1. gastiert das Dresdener Kabarett „Herkuleskeule“ im Schloßgartensalon. Ende Januar vergibt das Europäische Romanikzentrum Merseburg an den Romanikforschungspreis 2017 an Anelise Nicolier (Lyon). Thorsten Margis, Student an der Hochschule Merseburg, gewinnt im Februar als Bob-Anschieber bei den Olympischen Spielen in Pyeonchang zwei Goldmedaillen. Am 3.3. findet im Domgymnasium eine Tagung des Landesheimatbundes zum Thema „Die Kriegsgefangenenlager des Ersten Weltkriegs auf dem Territorium Sachsen-Anhalts“ statt. Am 3.3. schließt die letzte Merseburger Videothek. Am 25.4. hält Herbert Schirmer, letzter Kulturminister der DDR, in der Hofstube des Schlosses einen Vortrag zu dem aus Merseburg stammenden Maler Rainer Zille. Seit 2008 haben 246 Merseburger eine Baumpatenschaft übernommen. Ende April übernimmt die italienische Firma Slim die Alu-Folie. Während des Merseburger Schlossfestes werden die Merseburger Zaubersprüche von einer Kindergruppe getanzt. Im Juli wird auf dem Gelände des Luftfahrt- und Technikmuseums für die Neuverfilmung von „Alfons Zitterbacke“ gedreht. Am 14.7. wird im Museum und der Sitte-Galerie eine große Ausstellung anlässlich des 1000. Todestages Thietmars eröffnet – im September edieren die Vereinigten Domstifter eine Silber- und eine Goldmünze zu Ehren Thietmars. Am 8.9. findet in der Kulturfabrik die letzte Veranstaltung statt. Die 48. Merseburger Orgeltage stehen im Zeichen des 200. Geburtstages Friedrich Ladegasts. Am 29.9. führen die Merseburger Petri-Mimen im Petrikloster erstmals das Stück „Merseburger Hopfen-Hiob“ von Nils Wiesner auf. Am 6.10. wird der Staupenbrunnen nach zweijähriger Restaurierung wieder übergeben. Am 13.10. gastiert die Ausnamegitarristin Yasi Hofer in der Ölgrube. Am 21.10. werden im Ständehaus die 26. Landesliteraturtage eröffnet. Am 27.10. findet das 10. Zauberfest, am 12.11. im Ständehaus eine Festveranstaltung „100 Jahre Frauenwahlrecht“ statt. Der Naumburger Historiker Joachim Säckl legt eine Auswertung von Inventaren des Merseburger Schlosses aus der Herzogszeit (1731, 1738) vor.

 Im Stadtgebiet sind 12 km aller Straßen nicht ausgebaut. In Merseburg leben 18% der Einwohner des Saalekreises und dabei 73% der Flüchtlinge. Im Oktober erscheint ein „Zollinger-Kalender“ und die Stadt ruft für 2019 ein „Zollinger-Jahr“ aus. Zum Jahresende löst sich der Verein Vorruhestand in der Chemieregion e.V. auf. Per 31.12. hat Merseburg 34197 Einwohner. Anzahl der registrierten Ausländer: 3961. Von Juli bis Dezember werden im Dom  rund 22100 Besucher gezählt. Der durchschnittliche Mietpreis steigt in Merseburg von 4,90 Euro (2013) auf 5,40 Euro (2018). In Merseburger Hotels und Pensionen übernachten 55.649 Gäste.

 Musik: Michael Schönheit/Merseburger Hofmusik „Hohe Messe in h-moll, BWV 323“, CD, Altenburg. Michael Schönheit „Zum 200. Geburtstag von Friedrich Ladegast“, CD, Altenburg.

Dietmar Eiszner legt die Homepage www.merseburhistory.com an.

Der Walter-Bauer-Preis geht an Thomas Kunst und das Walter-Bauer-Stipendium an Adina Heidenreich.

Literatur: Arbeitskreis für Merseburger Geschichte und Umgebung (Hg.) „Bischof Thietmar – 1000. Todestag“; Katharina Mälzer (Hg.) „Geschichten aus dem Leseturm III“; Jürgen Jankofsky (Hg) „Sonnentanz – ein Walter-Bauer-Lesebuch“ (Neuausgabe), Halle; Jürgen Jankofsky „Ortungen 5 – Reisen und Ziele 2015 – 2018“, Oschersleben; Wilfried Günther „Die Saale – von der Quelle bis zur Mündung; Burgen, Schlösser und Kulturlandschaften“; Gerd Meyer „Ich bin von hier“., Merseburg.

 

2019

 Ab Januar erhebt die Stadt eine Zweitwohnsitzsteuer. Das Jahresthema des Museums lautet in Anlehnung an das 100-Jährige Bauhaus-Jubiläum „Merseburg und die Moderne“. Am 10.1. für das Germanistische Institut der Martin-Luther-Universität erstmals ein Seminar zu den Merseburger Zaubersprüchen vor Ort (Romanikzentrum und Dom) aus. Anfang Februar wird der diesjährige Romanikpreis an den Kunsthistoriker Juan Antonio Olaneta Molina von der Universität von Barcelona/Universität Lleida verliehen. Vom 17.2.-2.6. findet in der Willi-Sitte-Galerie die Ausstellung „Kein Zufall“ u.a. mit Werken von Lutz Bolldorf statt. Am 23.3. richtet der Landesheimatbund einen Kongreß zu Friedrich Zollinger aus. Anfang April tritt der Fußballverein SV Merseburg 99 in den Fußballverein VfB IMO Merseburg ein, und ab 1.7. firmieren sie als 1. FC Merseburg. Am 11.4. wird Landesarchiv die Veranstaltungsreihe „30 Jahre Friedliche Revolution“ eröffnet, am 12.4. im Schlossgartensalon die Konzertreihe „Women in Jazz“ mit einem Auftritt von Rachel Gold. Am 13.4. findet im Schloßgartensalon das 15. und letzte „Strandkorb-Treffen“ statt. Am 4. Mai startet in der Wilhelm-Liebknecht-Straße 38 eine private Foto-Kino-Technik-Ausstellung. Mitte Mai wird das ehemalige Gesundheitsamt Christianenstraße in „Zollinger-Haus Merseburg“ umbenannt und die touristische Route „Standorte der Moderne“ eingereiht. Anlässlich des 30. Jahrestages der Städtepartnerschaft Merseburg-Bottrop eröffnen im Ende Mai Ausstellungen Bottroper Künstler im Schloßgartensalon und der Willi-Sitte-Galerie. Der Merseburger Altstadtverein wird in Halle mit dem Jury-Preis des Bürgerpreises „Der Esel, der auf Rosen geht“ geehrt. Am 1.6. findet in der Rischmühlenhalle die Europameisterschaft im Garde- und Showtanz statt. Vom 14.-16.6. wird das 50. Merseburger Schlossfest gefeiert.

 Ergebnis der Stadtratswahl vom 26.5.: CDU 23,36 %, AfD 22,04 %, Linke 16,58 %, SPD 14,34 %, STATT Partei 7,57 %, FDP 7,32 %, GRÜNE 7,25 %, NPD 0,82 %. Neuer Vorsitzender des Stadtrates wird Roland Striegel (Die Grünen).

 Am 28.6. startet der 10. Merseburger Benefizlauf und gastiert Richie Blackmore’s Night im Schlosshof. Anfang Juli stellt Jürgen Jankofsky seine Merseburger Chronik online. Im Juli Am 10.7. stirbt Landrat Frank Bannert im Alter von 62 Jahren, zu seinem Gedenken findet am 26.7. eine Andacht im Dom statt. Am 25.7. wird das erste Teilstück der Südumfahrung Merseburgs für den Verkehr freigegeben. Am 25. August gastiert der urugayanische Gitarrist Carlé Costa in der Neumarktkirche. Am 31.8. wird im Museum eine Ausstellung „Das Dach der Moderne. Zollbau Merseburg. Konstruktion und weltweite Verbreitung“ zu Ehren Friedrich Zollingers eröffnet, am 13.9. im Schlossgartensalon die XV. Werkschau des Merseburger Kunstvereins. Am 18.9. tagt in Merseburg der Deutsche Landkreistag. Am 20.9. findet auf der Kliaplatte die erste, kleine Fridays-for-future-Demo in Merseburg statt. Am 21.9. liest Corinna Harfouch im Rahmen der Orgeltage im Ständehaus. Am 29.9. wird der bisherige Stellvertretende Landrat Helmut Handschak im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit zum neuen Landrat gewählt. Am 9.10. kommt der zwanzigjährige Merseburger Kevin Schwarze bei einem rechtsterroristischen Anschlag in Halle ums Leben, am 18.10. findet für ihn in der Stadtkirche eine Trauerfeier statt. Ab November gastiert das Theater Eisleben regelmäßig im Ständehaus. Am 9.11. findet zum Gedenken an diesen geschichtsträchtigen Tag eine Veranstaltung der ökumenischen Gemeinde und des Kulturamtes am Vier-Jahreszeiten-Brunnen statt. Am 15.11. spielt die „Merseburger Hofmusik“ anlässlich des 500. Jahrestages der Stadtgründung in Havanna/Kuba. Am 6.12. wird das Zollinger-Jahr mit der Enthüllung einer Stele vor dem Zollinger-Haus beendet. 8.12. findet die erste „Kulturschatz-Weihnacht“ statt. 12.12. kommt es zu einer Live-Schaltung von der Josè-Carreras-Gala des MDR zur Merseburger Schlossweihnacht. Am 15.12. wird ein Orgelkonzert im Dom mit Michael Schönheit im Rahmen des „Christmas Day“ europaweit im Radio ausgestrahlt und in St. Georg, Meuschau, findet ein Adventssingen statt.

 Die Schulstraße wird zum 1.11. in Thilo-von-Trotha-Straße unbenannt, die Günther-Adolphi-Straße in Friedrich-Zollinger-Straße, die Eisenbahnstraße in Rainer-Zille-Straße, der Ahornweg in Alter Ahornweg und der Wiesenweg in Zum Wiesengrund. Diverse Straßen-Umbenennungen erfolgen auch in den Ortsteilen. Am 4.12. wird die L178n, die sogenannte Südumfahrung Merseburg, für den Verkehr freigegeben, Mitte Dezember der jahrelange Umbau des Bahnhofs offiziell abgeschlossen. 

Einwohner: 35.771 (Stand 30.6.), vor allem dieser Nationalitäten: 31.441 deutsch, 1.455 syrisch, 266 afghanisch, 181 polnisch, 160 rumänisch. 9.703 Einwohner sind älter als 64 Jahre, 5.633 jünger als 18 Jahre. Die älteste Merseburgerin ist 106 Jahre alt, 822 Einwohner starben, 933 Kinder kamen auf die Welt (274 davon leben auch in Merseburg), 174 Ehen wurden geschlossen. 29613 Touristen besuchten den Dom. Das Straßennetz ist insgesamt 187 km lang, es gibt 223 km Rad- und Gehwege, 5.625 Straßenlaternen, 25.000 Bäume und 43 Spielplätze, im Südpark leben 252 Tiere von 44 Arten. In Merseburger Hotels und Pensionen übernachten 57.081 Gäste. Der Merseburger Feuerwehr gehören 169 ehrenamtliche Kräfte an, die 532 Einsätze hatten. Es gibt 16 Einsatzfahrzeuge.

 Im Hochschulverlag Merseburg erscheint im Herbst: Alfred Frei u.a. (Hg.): „Geschenk Geiseltalsee. Bildungsfest – Analysen – Essays“. Der Verein Sachzeugen der Chemischen Industrie gibt in seiner Reihe „Merseburger Beiträge“ die Bände 39 und 40 heraus, Gerd-Gunther Madry einen neuen Vierjahreskalender.

Neuer Dompfarrer: Bernhard Halver. Neue Leiterin der Kreismusikschule: Annegret Voß (ab 1.3.).

 Literatur: Jürgen Jankofsky „Dezember-Crash“, Halle; Dirk Becker „Der Südflügel des Mittellandkanals von Magdeburg nach Leipzig über Halle (Saale), auch Elster-Saale-Kanal“, Halle; Hans-Dieter Weber „Angst“; Jürgen Jankofsky „Zäsur – Ein 730-Tage-Buch“, Leuna; Nils Wiesner "Himalaya. Auf den Gokyo Ri"; Nils Wiesner "Das Gralprogramm"; Sandra Kaiser "Realität vs. Träume", Amazon;  Jürgen Jankofsky / Lothar König „Eine Wende – Merseburg 1989/90“, Oschersleben.

 

 2020

 Am 1.1. findet in der Innenstadt der 24. Merseburger Neujahreslauf statt. Am 31.1. eröffnet in  der Willi-Sitte-Galerie die Ausstellung "Auschwitz. 75 Jahre danach - Gedenken und Lernen". In der Nacht zum 2.2. brennt durch Brandstiftung in der Kleinen Ritterstraße eine Shisha-Bar aus. Am 2.2. gastiert der MDR-Chor in der Stadtkirche. Mitte Februar wird die aus Merseburg stammende Assistenzprofessorerin am Bostoner MIT Stefanie Müller mit der Ernennung zum Alfred P. Sloan Fellow geehrt. Am 19.2. liest Niklas Frank im Domgymnasium aus seinem Buch "Der Vater", einer schonungslosen Auseinandersetzung mit dem Kriegsverbrecher Hans Frank. Am 26.2. beschließt der Vorstand der Willi-Sitte-Stiftung, diese Stiftung aufzulösen.  Vom 6. bis 8.3. finden die 15. Merseburger DEFA-Filmtage statt, liest Christoph Hein aus diesem Anlass am 6.3. im Domstadtkino . Ab 13.3. sollte es im Museum eine Sonderausstellung u.a. mit Zeichnungen von Ernst Haeckel geben, deren Eröffnung findet jedoch aufgrund der Corona-Virus-Pandemie nicht statt. Das Klinikum spricht ein Versuchsverbot aus. Ab 16.3. bleiben landesweit, so also auch in Merseburg, zur Eindämmung der Corona-Virus-Pandemie Schulen und Kindertagesstätten, sowie diverse öffentliche und Kultureinrichtungen bis auf Weiteres geschlossen. Ab 18.3. schließen (vorerst bis 20.4.) auch alle Geschäfte (außer Apotheken, Drogerien, Banken, Lebensmittelläden). Ab 23.3. gilt landesweit ein Kontaktverbot, auch Gaststätten, Frisiersalons etc. werden geschlossen. Am 27.3. verhängt die Kreisverwaltung einen Veranstaltungsstopp bis 31.7. Am 4.4. wird gewinnt der gebürtige Merseburger Ramon Roselly den Fensehwettbewerb "Deutschland sucht den Superstar". Am 12.4., Ostersonntag, läuten nach Gottesdienstabsagen aufgrund des Corona-Kontaktverbots um 8 Uhr alle Merseburger Kirchenglocken. Ab 23.4. gilt in Sachsen-Anhalt, so auch in Merseburg,  in Geschäften, Nahverkehrsmitteln etc. Maskenpflicht. Am 27.4. eröffnet anstelle des insolventen "Bauhaus"- ein "OBI"-Baumarkt. Mitte April nimmt Helmut Soller auf dem Gelände der Königsmühle sein zweites Wasserkraftwerk in Betrieb (das erste 2013 auf der Meuschmühleninsel). Ab 4.5. werden "Corona-Beschränkungen" landesweit gelockert: Geschäfte, Frisöre, Museen, Bibliotheken, Gotteshäuser etc. dürfen wieder öffnen. Am 5.5. wird auf dem Gelände der Königsmühle symbolisch für alle im letzten Jahr im Saalekrisiklinikum auf die Welt gekommenen Kinder ein Baum gepflanzt. Am 11.5. kommt es auf dem Entenplan zu einer Kundgebung gegen "Corona-Beschänkungen". Ab 18.5. dürfen unter Sicherheitsauflagen auch Gaststätten wieder öffnen und ab 28.5. werden weitere Beschränkungen aufgehoben, so öffnen auch Bäder, Fitnessstudios, Kinos wieder, Besuche im Krankenhaus sind wieder möglich (bis Ende Mai gab es 2 Corona-Todesfälle im Carl-von-Basedow-Klinikum), die Schlossfestspiele fallen allerdings aus. Am 12.7. gastiert der Thomanerchor im Dom. Eine neue Haupttrinkwasserzufuhr wird vom Werder bis zur Leunaer Straße gebaut. Am 28.7. gibt es im Kunsthaus Tiefer Keller ein Galeriegespräch mit Iris Bodenburg. Die Leipziger Künstlerin ANTOINETTE verarbeitet für ein im Schlossgartensalon entstehendes Wandgemälde Zauberspruch-Motive. Am 5.9. wird der Verein Klosterbauhütte mit dem Romanik-Preis ausgezeichnet. Ende September wird das Domstadtkino während der Leipziger Filmkunstmesse mit einem Preis der Mitteldeutschen Medienförderung geehrt. Vom 12.-20.9. finden die 50. Merseburger Orgeltage statt. Am 17.9. liest Vincent Kliesch am Domgymnasium. Am 18.9. wird am Haupteingang des Stadtfriedhofs eine Tafel angebracht, die ausweist, dass dieser Gottesacker wie 99 andere in Deutschland zum "Immateriellen Erbe Friedhofskultur" gehört.  Am Ort des einstigen Kriegsgefangenenlagers des Ersten Weltkrieges in Merseburg-Süd wird eine Gedenktafel erstellt. Am 3.10. findet im Dom ein Festkonzert anlässlich des 30. Jahrestages der deutschen Einheit statt. Ende Oktober öffnet die Traditionsgaststätte "Goldene Sonne" nach jahrelangem Leerstand und umfänglicher Restaurierung neu. Durch einen neuerlichen bundesweiten Lockdown kommt das öffentliche Leben ab 2.11. für vorerst 4 Wochen weitestgehend zum Erliegen. Mitte November wird der Domplatz zum Drehort für die Verfilmung von Marc Elsbergs Bestseller "Blackout". Ihren neuen Merseburger Kalender widmen die Brüder Pockrandt der im Mai verstobenen stellv. Kuratoriumsvorsitzenden der Siegfried-Berger-Stiftung Karin Gittel. Ab 16.12. gilt deutschlandweit, so also auch in Merseburg, ein harter Lockdown, d.h. bis auf lebensnotwendige Versorgungseinrichtungen, Supermärkte, Apotheken etc., wird alles geschlossen. Unter Leitung von Michael Schönheit wird vor Weihnachten in der Stadtkirche das Bach''sche Weihnachtsoratorium fürs Internet aufgezeichnet. Die katholische Kirche sagt alle Weihnachtsgottesdienste in Merseburg ab. Ende Dezember wird die Rischmühlenhalle zum Impfzentrum umfunktioniert. Ab 27.12. wird im Saalekreis gegen das Corona-Virus geimpft. Endes des Jahres kann das Saalekreis-Klinikum keine reguläre Notfall-Versorgung mehr leisten, nimmt nur noch Corona-Patienten auf. Die Sanierung der Orgel der Stadtkirche wird nach drei Jahren abgeschlossen. Im Dom wurden im ganzen Jahr nur 15.889 Besucher gezählt.

Der Walter-Bauer-Preis geht an Jens-Fietje Dwars und das Walter-Bauer-Stipendium an Christoph Liedtke. (Die für den 4.11. in Leuna geplante Festveranstaltung wurde aufgrund des neuen Corona.Lockdowns abgesagt.)

Literatur: Jürgen Jankofsky "Ein Montag im Oktober/Novembertau - Zwei Erzählungen", Halle; Jürgen Jankofsky "Modul"und "Modul 2", Leuna; Jürgen Jankofsky "Memoire JJ - Band I" und "Memoire JJ - Band II", Leuna; Jürgen Jankofsky "Klatsch! Curiöses & Criminales aus Merseburger Annalen... ", Taucha; Jürgen Jankofsky "Babeleien" erw. Auflage, Taucha; Jürgen Jankofsky/Klaus-Dieter Urban "Lust auf Liebe" (Kunstbuch), Dresden; Jürgen Jankofsky "Unerreicht. Abgehakt! - 77 Orte weltweit";  Jürgen Jankofsky "Herbergen und Wege - Walter Bauer, ein Oevre in Rezensionen", Halle; Jürgen Jankofsky "Die Martysburg-Surrogate", Halle; Rüdiger Paul "Der Püppchenstein"; Jürgen Jankofsky (Hg.) "Anna Hood entdeckt Leuna;  John Palatini, Jan Stenzel u.a. (Hg.) "Kunst im Lager - Das Kriegsgefangenlager Merseburg im Ersten Weltkrieg", Halle; Katharina Mälzer (Hg.) "Licht & Tinte", Merseburg.

 

2021

 Am  6.1. wird das Festjahr "1000 Jahre Domweihe" mit einem Gottesdienst im Dom eröffnet. Am 11.1. nimmt das Impfzentrum in der Rischmühlenhalle seine Arbeit auf. Am 26./27.1. werden in der Dürer-Grundschule erstmals Corona-Massentests durchgeführt. Bis Ende Januar, ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, sind in Merseburg 67 Corona-Tote zu beklagen. Am 19.2. wird der seit 14 Tagen aufgrund Schneefalls eingestellte Straßenbahnverkehr zwischen Halle und Merseburg wieder aufgenommen, ab 1.3. verkehren die Bahnen wieder fahrplanmäßig. Zudem dürfen ab diesem Tag wieder Kitas, Schulen, Frisörgeschäfte, Baumärkte und Blumenläden öffnen. Die Stadtverwaltung führt gemeinsam mit der Martin-Luther-Universltät Halle-Wittenberg eine Meinungsumfrage zur Lebenssituation in Merseburg durch. Am 22.3.werden aufgrund wieder steigender Fallzahlen die Corona-Regeln bundesweit verschärft. Das Luftfahrtmuseum schließt seine Pforten. Am 19.4. öffnet im Ständehaus ein stationäres Corona-Testzentrum. Am 24.4. tritt bundesweit ein neues Infektionsschutzgesetz in Kraft, in dessen Folge auch in Merseburg von 22 bis 5 Uhr Ausgangssperre gilt. Im Mai bescheinigt das aktuelle CHE-Hochschulranking der Hochschule Merseburg gute Studienbedingungen; Studierende gründen eine Ortsgruppe der Friday-for-future-Bewegung..Mitte Mai stellen die Vereinigten Domstifter einen Antrag auf Aufnahme der Merseburger Zaubersprüche in das UNESCO-Weltdokumentenerbe. Im Zuge etlicher Corona-Lockerungen wird ab 8.6. auch die Außengastronomie wieder ohne vorherige Testung möglich. Im Juni werden folgende Straßen im Planungsgebiet Rheinstraße benannt: Erftstraße, Neffelbachweg, Rothbachweg, Swistbachweg, im Juli in Beuna der Hoppenhauptring. Am 24.6. wird das Dom-Festjahr mit der Einweihung des restaurierten Dombrunnens fortgesetzt. Die Tourist-Information gibt den ersten "Kulturschatz Newsletter" heraus. Am 25.6. wird in Freiberg eine neue, das Domgeläut komplettierende Glocke gegossen. Ab 29.7. gastiert in der Stadtkirche die Tafelausstellung "Ottonenland Sachsen-Anhalt". Am 31.7. endet die einwöchige Veranstaultungsreihe "Thietmars Flussfahrt". Vom 10.8. nis 21.11. wird in der Krypta des Doms die Lichtskulptur "Elisabethschrein" ausgestellt. Die diesjährigen DEFA-Filmtage finden ab 20.8. auch in der Sixti-Ruine statt. Am 29.8. gastiert das Theaterprojekt "Kohlezug" auf dem alten Güterbahnhofsgelände Nulandstra0e. Am 24.9. eröffnet in der Willi-Sitte-Galerie die Ausstellung "Merseburger Antlitz" zu Ehren Siegfried Bergers, am 16.10 findet im Petri-Kloster eine Siegfried-Berger-Matinee statt.. Am 28.9. sendet der MDR eine Reportage über die Merseburger Domschätze. Vom 1.-3.10. wird das 1000-jährige Domweihejubliäum begangen, integriert das Merseburger Zauberfest; und am 1.10. in diesem Rahmen eine  neugegossene, das Domgeläut komplettierende Glocke - die "Friede-Glocke" - geweiht, am 2.10. im Dom die Auftragskomposition "Merseburger Anrufung" von Steffen Schleiermacher uraufgeführt. Am 31.10. wird am Entenplan ein von Felix Brörken im Auftrag des Merseburger Rotary-Clubs geschaffenes bronzenes Stadtmodell enthüllt. Am 31.10. liest anlässlich der Landesliteraturtage Feridun Zaimoglu im Dum und am 9.11. Wilhelm Bartsch gemeinsam mit Pweer-Uwe Teska in der Walter-Bauer-Bibliothek. Am 11.11. gibt es eine Diskussionsveranstaltung mit dem Virologen Alexander Kekulé im Domgymnasium. Ab 24.11. gilt auch in Merseburg die 2-G-Regel: nur noch Geimpfte und Genesene dürfen in Gaststätten, Sport- und Kultureinrichtungen etc. Am 4.12., dem ersten Todestag Werner Wolffs, wird am Kunsthaus Tiefer Keller eine Gedenkplastik für den Heimatforscher von Klaus-Dieter Urban eingeweiht.Am 17.12. kommt  vor dem Bahnhof zu einer Protest-Demo von Impfgegnern. Nachdem das Impfzetrum in der Rischmühlenhalle Ende September geschlossen wurde, wird aufgrund der wieder steigenden Corona-Infektionszahlen ein neues im Brühl-Center eröffnet.

Das Kulturhistorische Museum gibt zur 9. Trienale "Kunst in Sachsen-Anhalt Süd den repräsentativen Katalog "Ein Garten ist die Welt" heraus. Das Domstiftsarchiv stellt Tagebücher von Paul Kundt als Hörbuch online. Anlässlich des Domjubiläums werden eine Gold- und eine Silbermünze aufgelegt. Das Heft 44 der "Merseburger Beiträge" des Vereins Sachzeugen der chemischen Industrie beschäftigt sich mit "Strukturwandel und Wasserstoff". Der Altstadtverein gibt das Malheft "Merseburg erleben" heraus. Zur Aufarbeitung jüdischen Lebens in Merseburg erstellen Studierende der Hochschule einen "Stolperstein-Audiowalk". Die Historikerin Julia Seeberger wird mit dem Förderpreis des Romanik Zentums Merseburg geehrt, Merseburg Mitte Dezember als "Aktive Vorlesestadt 2021".

Im Dezember hat Merseburg 34.966 Einwohner, 17.701 Frauen und 17.265  Männer, Durchschnittsalter: 47,1 Jahre, Ausländer: 4.108.

 Literatur: Hubertus Schmid "Merseburger Trilogie", Würzburg; Jörg Rehmann "Herr Wunderwelt", Zürich; Jürgen Jankofsky "Siegfried Berger zum 75. Todes- und 130. Geburtstag - ein Vorlesestück", Walter Bauer/Jürgen Jankofsky "Hutzelmann und Himmel weit", Halle; Jürgen Jankofsky "Session - 111 Gigs weltweit", Halle; Heinz Zwanziger "Zöschen. Facetten eines Auendorfes", Merseburg; Leseturm (Hg.) "Merseburger Zaubergeschichten"; Klaus Messerschmidt "Dr. Laurin und Das Schweisswerk auf der Einlegesohle", Halle.

 

2022

Der 25. Merseburger Neujahrslauf fällt aufgrund der Corona-Beschränkungen aus.Der 1. FC Merseburg zieht sich mangels Erfolgs aus der Fußball-Oberliga zurück. An Montagen protestieren Impfgegner im Januar vor dem Bahnhof.Am 27.1. findet in der Neumarktkirche eine Holocaust-Gedenkveranstaltung statt. Anfang Februar wird Im Saalekresi das 500. Corona-Opfer seit Beginn der Pandemie registriert. Im Laufe des Monatsr werden in Merseburg mehrere neue Blitzer in Betrieb genommen. Am 20.2. wird Thorsten Margis, Masterstudent an der Hochschule Merseburg, zum vierten Mal Olympiasieger im Bobfahren und trägt zu trägt zur Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele in Peking die Fahne Deutschlands. Am 2.3. gibt es ein Friedensgebet für die Ukraine in St. Maximi. Am 4.3. wird die Rischmühlenhalle als vorübergehende Notunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine eingerichtet. Bei der Wahl zum Oberbürgermeiszer gibt es am 13.3. folgendes Ergebnis: Sebastian Müller-Bahr (Einzelbewerber) 37,37 %, Michael Hayn (CDU) 34,43 %, Uwe Reckmann (SPD) 17,25 %, Manuela Krause (AfD) 10,95 %. Die Wahlbeteligung lag bei 33,2 %. Am 27.3. kommt es zur Stichwahl: auf Sebastian Müller-Bahr entfallen 56,49 % der Stimmen bei einer Wahlbeteilgung von 28,8 %. Am 1.4. beginnt die Amtszeit des neue Rektors derHochschule Markus Krabbes. Am 4.4. werden die 30. Merseburger Puppentheatertage eröffnet. Am 7.4. wird OB Bühligen vom Stadtrat bis zum Ende seiner Rest-Dienstzeit Emde Juni suspendiert (Beschluss Mitte Mai per Gerichtsbeschluss aufgehpoben). Am 29.4. findet ein Eröffnungskonzert der 17. Festivals "Women in Jazz" mit dem Junior.Jazzchor Freiburg im Schlossgartensalon statt. Am 14.5. wird die neue Fußgängerbrücke am Gotthardsteich eingeweiht. Bis Anfang Juni wurden in Merseburg 12.055 Infizierte seit Corona-Pandemiebeginn gezählt.

Hubertus Schmid fertigt Bastelbögen zum Merseburger Dom, zur Neumarkt- und Stadtkirche. 10.6.: Eröffnung der diesjährigen DEFA-Filmtage mit Wolfgang Kohlhaase. Vom 17.-19.6. gibt es nach zweijähriger Corona-Pause wider Schlossfestspiele. Am 22.6. verleiht die Stiftung Lesen der Stadt Mersbeurg den Titel "Aktive Vorlesestadt".. Vom 1.-10.7. gibt es in der Sixtit-Ruine erstmals die Veranstaltungsreihe  "Merseburger Sommerschätze". Am 30.7. findet das 25. Drehorgelfest statt, in der zweiten Augustwoche ein Jugendcamp des THW auf der Rischmühleninsel. Ab 25.8. Gibt es zwei neue innerstäftische Buslinien. Ende August wird eine bei einer Auktion ersteigerte Merseburger Kippermünze wieder Teil des Domschatzes. Am 31.8. werden an der Hochschule die "merseburger Digitaltage" eröffnet. Am 10.9. beginnen die 52. Merseburger Orgeltage. Am 26.9. tritt Merseburg mit anderen Städten der Region einer Lokalen Aktionsgruppe "Saale-Elster-Geiseltalsee" bei. Am 28.9. findet eine erste "Kinder-Stadtratssitzung" statt. Am 8.10. liest Joe Bausch im Ständehaus. Mitte Oktober wird das Domstadtkino in Berlin für sein "besonders gutes Jahresprogramm" ausgezeichnet. Am 18.10. gibt es im Ständehaus ein Forumzur Energierversorgung. Vom 28.-31.10. findet auf der Rischmühleninsel ein Streetfood-Festival statt. Im Oktober nimmt der bislang jüngste Studierende an der Hochschule Merseburg, der sechzehnjährige Anton Liaposhchenko, ein Studium auf. Am 16.11. wird erstmals öffentlich über ein Bürgerbudget zur Förderung von Projekten abgestimmt. Am 9.12. wird der neue Kreisel in der Querfurter Straße für den Verkehr freigegeben. Mitte Dezember schließt das Corona-Impfzentrum. Ende des Jahres schlägt das Richard-Wagner-Zentrum Mitteldeutschland sein Domizil in Merseburg auf.

Hubertus Schmid fertigt Bastelbögen zum Merseburger Dom, zur Neumarkt- und Stadtkirche. Dem Domschatz werden neues Faksimile der Zaubersprüche zugefügt. Der Walter-Bauer-Preis geht in diese Jahr an Daniela Danz, das Walter-Bauer-Stipendium an Anna Mochar, die Verleihung findet am 4.11. im Ständehaus statt. Im Laufe des Jahres werden im Stadtgebiet 37.500 Fahrzeuge geblitzt.

Literatur: Jürgen Jankofsky "Rabenzauber - ein Merseburg-Führer für Kinder" (Neuauflage), Borsdorf; Jürgen Jankofsky/Klaus-Dieter Urban "(R )abenteuer - Merseburg sagenhaft!", Borsdorf, Jürgen Jankofsky/Klaus-Dieter Urban "Yasmin. Ein Bilderbuch für Falter-Fans", Borsdorf; Jürgen Jankofsky/ Klaus Dieter Urban "Zauberrabe Mercorax. Ein Bilderbuch", Borsdorf; Lutz Brückner "Die Geschichte des Grabungsfeldes am Mereburger Kloster",John Palatini u.a. (Hg) "Friedrich Zollinger, Baumeister der Moderne", Halle:; Peter Ramm  "Merseburgs mittelalterliche Pfarrkirchen", Dößel; ; Rüdiger Paul "Absitzen";  Sandra Kaiseri "Oh du verfressene Weihnachtszeit..."; Jürgen Jankofsky "Babeleien von A-Z. Merscheborgsche Degsde von 1990-2022", Tauchau; Jürgen Jankofsky "Merseburg. Erinnerungen an 145 Persönlichkeiten", Halle ; Walter Bauer "Phönixlied. Unveröffentlichte und verstreute Gedichte 1928-1976. Herausgegeben von Jürgen Jankofsky, Halle.

 

2023

Am 25. Neujahrslauf nehmen fast 500 Läufer teil. Am 19.1. werden im Ständehaus anlässlich des Neujahrsempfangs Bürgermedaillen  an Hort Fischer, Maik Prall und Heinz W. Zwanziger verliehen. Am 29.1. gastiert Gerhard Schöne in der Stadtkirche. Im Januar hat Merseburg 35.815 Einwohner, 18.108 Frauen und 17.707 Männer, Durchschnittsalter: 45,5 Jahre, Ausländer: 5.569.

Mitte Februar ist der Umzug des Strassenverkehrsamtes von den Amtshäusern in die Weißenfesler Strasse abgeschlossen. Am 1.3. wird das Merseburger Spiegelkabinett im Museum virtuell wiedereröffnet, und am 16.3.  im Ständehaus das digitale Museum "Altar der Europa 3.0" präsentiert. Am 19.3. präsentiert das "Thetarum Diaboli" im Rahmen der diesjährigen Puppentheatertage einen "Zauberspruch-Song. "Am 26.3. liest Sabine Zurmühl im Richard-Wagner-Zentrum. Am 29./30.3. tagen die Energieminister der 16 Bundesländer in Merseburg. Am 22.4. gibt es anlässlich 30 Jahre Verein Sachzeugen der Chemischen Industrie ein Festprogramm im Deutschen Chemiemuseum. Am 25.4. besucht Ministerpräsident Haseloff anlässlich des Jubiläums "30 Jahre Straße der Romanik" den Merseburger Dom. Vom 11.-14.5. gastiert der Zirkus "Probst" auf der Rischmühleninsel. Am 17. bzw. 18.5 werden im Museum und im Dom Ausstellung zu "1050 Jahre Kaiser Ottos letzte Reise" eröffnet. Vom 3.-4.6. findet in der Rischmühlenhalle die Deutsche Meisterschaft im Garde- und Showtanz und am 24.6. das 30. Behindertensportfest statt. Am 7.6. gastiert Sonny Thet in der Sitte-Galerie, am 29.7. Angelika Weiz im Schlossgraben. Anfang August nimmt eine Außenstelle des Bundesumweltamtes in der Kliapassage die Arbeit auf. Am 10.8. hält Christian Schuffels einen Vortrag über Thietmar im Schloss. Am 9.9. findet anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Merseburger Schleuse ein Schleusenfest statt, und Kulturminister Robra eröffnet die 53. Merseburger Orgeltage. Am 29.9. beginnt in der Sitte-Galerie die mitteldeutsche Kunstmesse "Bilder Zauber". Am 30. 9.  wird die Radrennbahn im Beisein von Täve Schur wieder in Betrieb genommen. Am 18.10. findet im Ständehaus die Premiere der Siegfried-Berger-Biografie und am 28.10. vom Kloster bis zum Markt einmal mehr das Zauberfest statt. Anfang November wird im Sky-Hotel eine temporäre Flüchtlingsunterkunft eingerichtet. Am 16.11. liest Sabine Ebert in der Bibliothek, am 17.11. lesen Merseburger Persönlichkeiten im Rahmen des deutschlandweiten Vorlesetages vor allem an Schulen die Merseburger Zaubersprüche. Am 30.11. stürzt einen Tag vor Eröffnung die temporäre Eisbahn auf dem Markt ein. Am 7.12. findet im Landesarchiv der 1. Merseburger Forschungstag statt. Am 12.12. führen Wilhelm Bartsch und Peer-Uwe Teska in der Sitte-Galerie die Szenische Lesung "Nie wieder! Jedenfalls nicht gleich - Judenhass und Totalitarismus heute" durch. Im Dezember sind 69% der Schüler der Grundschule Merseburg-Süd Ausländer. 9,57 % der Einwohner Merseburgs gelten als überschuldet.

Im 3. Quartal kommt eine Kaffeeröstung "Rabenschwarz" auf den Markt.

Literatur: Jürgen Jankofsky "Memoire Modul III", Taucha; Jürgen Jankofsky "www.Anna-Hood.de - Ein Szenario für Kinder in 53 Sprachen", "Taucha;  Danilo Pockrandt "Daliegen wie ein Falltür", Danilo Pockrandt "Lepomu und andere Wunderwesen - Ein Bestimmungsbuch", Berlin;  Dirk Becker "Der Südflügel"; Jürgen Jankofsky "Yasmin", deutsch-armenisch, Taucha 2023; Jürgen Jankofsky "Der 19. Juni", Taucha; Matthias Tullner "Heimgekehrt bin ich aus fernen Weiten. Siegfried Berger", Halle; Jürgen Jankofsky "Der 2. Februar", Taucha; Jürgen Jankofsky "Der 10. Mai", Taucha; Jürgen Dunkel/Dieter Schnurpfeil "Ein ungewöhnlicher Streifzug durch ausgewählte Lebensbereiche und Wissensgebiete", Merseburg; Jürgen Mannke "Bremsen für Faultiere, Radeberg; Jürgen Jankofsky "Der 1. April", Taucha; Lesetrum "Lachgeschichten aus dem Leseturm";  Olivia Savanha "Gemeinsam sehen wir die Welt"; Jürgen Jankofsky "Jankopedia" Bände I-VIII, Borsdorf & Internet; Jürgen Jankofsky "Kalendaricon JJ", Bände I-IV, Borsdorf & Internet,",  Jürgen Jankofsky "Der 8. März", Borsdorf. 

 

2024

Am Neujahrslauf nehmen erstmals auch historisch kostümierte Läufer teil. Am 18.1. findet der Neujahrsempfang der Stadt im Ständehaus statt und wird live auf YouTube übertragen, mit der Bürgermedaille geehrt werden: Marion Galander, Jörg und Heike Hermann, Holger Leidel und Hans-Hubert Werner. Am 28.1. gastiert der Organist Joachim Thoms in der Stadtkirche. Ende Januar schließt mit der Traditionsfleischerei Faust ein weiteres Geschäft in der Gotthardstraße. Anfang Februar wird im Dom- Schlossbereich ein Fernsehfilm über Johann Sebastian Bach gedreht. Mitte Februar wird verkündet, dass auch dem Hochschul-Campus eine Zweigestelle des Großforschungszentrums "Center for the Transformation of Chemistry (CTC) entsteht. Am 17.2. gastiert Barbara Thalheim in der Ölgrube. Am 24.2. demonstrieren zwischen Bahnhof und Entenplan 400 Menschen unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt!" für Demokratie und politische Vielfalt. Am 15.3. öffnet im Museum eine Ausstellung zur Merseburger Rabensage. Mitte März wird ein Förderverein "Radrennbahn" gegründet. Am 23. März findet wtrotz Regen ein "Sauber.Machathon", am 9.4. an der Hochschule das 1. Merseburger Wirtschaftsgespräch zur "Transformation der chemischen Industrie in der Region Merseburg/Leuna"  u.a. mit Astrid Hamker und am 24.4. im Ständehaus ein Paralmentsgespräch mit Prinz Asfa-Wossen Asserate statt. Gast der diesjährigen DEFA-Filmtage ist einmal mehr Gojko Mitic. Am 30.4. erklingt im Rahmes des 19. Festivals  "Women in Jazz" im Ständehaus das Jazzkonzert für Kinder "Here comes Susann".

Literatur: Jürgen Jankofsky "Der 1. Januar", Borsdorf; Jürgen Jankofsky "Figuricon", Capriccios, Halle; Jürgen Jankofsky "Der 14. Juli", Borsdorf; Jürgen Jankofsky "Der 6. August",  Borsdorf;, Jürgen Jankofsky "Der 11. September", Borsdorf; Niels Wiesner "Von der Teichperle zum Burgschenk in 10 halben Litern";  Walter Bauer "Verse von einer Universität / Logbuch - Zwei nachgelassene Gedichtbände herausgegeben von Jürgen Jankofsky", Halle